Wilhelm Käber: Unterschied zwischen den Versionen

Aus SPD Geschichtswerkstatt
Keine Bearbeitungszusammenfassung
Keine Bearbeitungszusammenfassung
Zeile 8: Zeile 8:
|Sterbeort = Kiel
|Sterbeort = Kiel
|Geschlecht = Mann|Käber, Wilhelm
|Geschlecht = Mann|Käber, Wilhelm
|Foto = Person.jpg
|Foto = Fotos 3811.jpg
|Landesvorsitz = 0
|Landesvorsitz = 0
|stellvLandesvorsitz = 0
|stellvLandesvorsitz = 0

Version vom 20. November 2015, 19:02 Uhr

Wilhelm Käber
Wilhelm Käber
Wilhelm Käber
Geboren: 27. Dezember 1896
Gestorben: 19. November 1987

Wilhelm Käber (* 27. Dezember 1896 in Duderstadt, † 19. November 1987 in Kiel) war SPD-Fraktionsvorsitzender und Oppositionsführer im Landtag von 1953 bis 1966.

Kindheit und Jugend

Nachdem sein Vater als preußischer Polizeibeamter in die Provinz Posen versetzt worden war, wuchs Wilhelm Käber in Bartschin auf. Hier besuchte er die Volksschule, anschließend die Realschule in Hohensalza. Er entschied sich für die Lehrerausbildung und studierte an der Präparanden-Anstalt von Pleschen a. d. Prozna, ab 1914 am Lehrerseminar in Krotoschin. 1914 bis 1918 war er Soldat im 1. Weltkrieg. Nach dem Krieg verlegte er, aus Posen vertrieben, seinen Wohnsitz nach Schlesien. Er übernahm eine Lehrerstelle im Bergarbeiterdorf Fellhammer im Kreis Waldenburg.[1]

Eintritt in die SPD und erste Jahre

In Fellhammer trat Wilhelm Käber der SPD bei und war von 1921 bis 1925 Gemeinderat und Kreistagsabgeordneter. Es war für ihn eine politisch sehr ergiebige Zeit. Er setzte sich für eine bessere Bildung der Arbeiterkinder ein und bemühte sich, die Situation der sozial Benachteiligten zu verbessern. 1925 übernahm er die ihm angebotene Stelle eines Kreisbeamten in Calau in der Niederlausitz.

Nationalsozialismus

Nach der Machtergreifung entließen die Nationalsozialisten Wilhelm Käber aufgrund des "Gesetzes zur Wiederherstellung des deutschen Berufsbeamtentums" - einer Maßnahme, um ihre Gegner aus dem öffentlichen Dienst zu entfernen. Nach weiteren Diskriminierungen floh er nach Berlin, um dort vorübergehend unterzutauchen. Hier ergaben sich neue Kontakte zur SPD.

1936 zog Wilhelm Käber mit seiner Familie nach Hamburg, wo er sich als Vertreter durchschlug. 1939 entdeckte man ihn und zog ihn aufgrund seiner Erfahrungen und Kenntnisse in der Behandlung von Waffen und Munition ein. Beim Polenfeldzug erlitt Käber schwere Verwundungen, so dass ein weiterer Fronteinsatz ausgeschlossen war. Er wurde zunächst in der Heeresmunitionsanstalt Munsterlager und schließlich im Lockstedter Lager (später Hohenlockstedt) eingesetzt. Die in Hamburg ausgebombte Familie folgte 1943.

"1933 mußte er gehen. "Er fristete dann sein Leben als Handelsvertreter und siedelte 1937 von Berlin nach Hamburg über" (SPD-Pressedienst). Dort verkaufte er Fahrräder und Autos. Im Weltkrieg II wurde er 1942 als Feuerwerker ins Lockstedter Lager, nahe Itzehoe, versetzt. Er hat seine Mit-Feuerwerker wacker gescheucht. Seine mehrfachen Gesuche, Reserve-Offizier zu werden, scheiterten trotz wohlwollender Beurteilung durch den Kommandeur an der SPD-Vergangenheit. Die Offiziers-Uniform hatte sich Wilhelm Käber schon besorgt."[2]

Kommunalpolitik

Nach dem Ende des 2. Weltkrieges setzten die englischen Behörden im Lockstedter Lager (später Hohenlockstedt) im Dezember 1945 eine Gemeindevertretung ein, der auch Wilhelm Käber angehörte. Die Vertretung wählte ihn zum ehrenamtlichen Bürgermeister. Die SPD-Mehrheit im Steinburger Kreistag wählte ihn schließlich am 24. Oktober 1946 zum ehrenamtlichen Landrat.

Bei der Kommunalwahl 1946 wurde er nicht wieder gewählt. Der SPIEGEL schrieb:

"Einen Tag nach der Kapitulation kreuzte er in Zivil mit Schlägermütze im Lockstedter Lager auf. Im Dezember 1945 ernannte Mil.-Gov. einen zwanzigköpfigen Gemeinderat, darunter Käber. Seine Ratskollegen hatten ihn so verstanden, als sei er vor 33 Landrat gewesen. Sie wählten ihn zum Bürgermeister.
Käber schaffte Ordnung im Lager, wurde aber bei den ersten Kommunalwahlen nicht wieder Bürgermeister. Die SPD hatte ein lebensgroßes Bild mit dem Spruch plakatiert:
Fragt Euer Gewissen:
Könnt Ihr ihn missen?
Sprecht frei von der Leber:
Wählt Wilhelm Käber!
Am Tage danach stand unter dem Plakat:
Wir konnten ihn missen,
Er hat uns genug be ..."[3]

Landespolitik

In der für die SPD erfolgreichen Landtagswahl vom 20. April 1947 wurde Käber im Wahlkreis 28 (Steinburg-Nord) direkt zum Landtagsabgeordneten gewählt. Ministerpräsident Hermann Lüdemann ernannte ihn darüber hinaus zum parlamentarischen Vertreter des Innenministers und am 10. November 1946 zum Innenminister. Ab 29. August 1949 war er gleichzeitig stellvertretender Ministerpräsident.

Im zweiten ernannten Landtag von 1946 bis 1947 hatte Wilhelm Käber den Vorsitz im Ausschuss für Verfassung und Geschäftsordnung und war einer der wesentlichen Schöpfer der Landessatzung sowie der Kommunalgesetzgebung.[4] Damit hatte er großen Einfluss auf die Ausgestaltung des Landtags.

In den Landtagswahlen 1954, 1958 und 1962 war Käber erfolglos Spitzenkandidat. 1962 wurde er im Wahlkreis 28 (Kiel-Ost) direkt gewählt.

Oppositionsführer

Nachdem die SPD die Landtagswahl am 9. Juli 1950 verloren hatte, übernahm Käber, der bis zur Landtagswahl 1962 immer wieder über die Landesliste in den Landtag kam, vom 3. Oktober 1953 bis 18. Oktober 1966 die Aufgabe des SPD-Fraktionsvorsitzenden und Oppositionsführers. Er stärkte die Position des Oppositionsführers dadurch, dass dieser vom Land bezahlt wurde, und setzte durch, dass auch die Opposition Ausschussvorsitzende stellte.[5] Käber war dadurch zu seiner Zeit der einzige hauptamtliche Oppositionsführer in einem deutschen Landesparlament, mit Gehalt und einem Dienstwagen. Der SPIEGEL schrieb dazu:

"Wilhelm Käber, 57, SPD-Fraktionschef im Schleswig-Holsteinischen Landtag, einziger deutscher Oppositionsführer mit Gehalt, soll jetzt einen eigenen Parkplatz erhalten. Seit Wochen stellt er seinen Mercedes 170 D beharrlich auf jenem Teil des Parkplatzes vor dem Kieler Parlamentsgebäude ab, der durch ein Schild seit Jahren für den Ministerpräsidenten reserviert ist. Diese Manie Käbers setzte ein, als er nach dem Rücktritt des schwerkranken, inzwischen verstorbenen Ministerpräsidenten Lübke versuchte, mit Hilfe des BHE und der FDP die Ministerpräsidentschaft anzutreten."[6]

Oppositionsrechte in Ausschüssen

Nach der Landtagswahl 1954 gab die SPD den Gedanken an das ursprünglich vorgesehene Zwei-Parteiensystem auf. Die CDU regierte wieder mit dem Gesamtdeutscher Block / Block der Heimatvertriebenen und Entrechteten (GB/BHE) und der FDP. Er forderte deswegen für die SPD den Vorsitz in fünf der insgesamt fünfzehn Ausschüssen. In allen anderen Parlamenten war das schon gängige Praxis. Fraktionsvorsitzender Wilhelm Käber setzte diese Forderung mit einigem Nachdruck durch:

"Fraktionsführer Wilhelm Käber erklärte vor dem Plenum: "Vertreter der sozialdemokratischen Fraktion werden bis zur Änderung der durch die Regierungskoalition schuldhaft herbeigeführten Situation weder im Präsidium noch im Ältestenrat mitarbeiten." Damit drehte Käber sich auf dem Rednerpodium um und überreichte Landtagspräsident Dr. Walther Böttcher die Rücktrittserklärungen der aus den Reihen der SPD gestellten Schriftführer des Landtagspräsidiums und des Landtags-Vizepräsidenten Karl Ratz.
Was Käber vor allem störte, war: "Die Angelegenheiten des Parlaments, der Legislative, wurden zum Tauschobjekt bei der Regierungsbildung, der Exekutive.""[7]

Der Landtag wählte Wilhelm Käber zum Mitglied der dritten (1. Juli 1959) und vierten (1. Juli 1964) Bundesversammlung.

Entnazifizierung

Im März 1951 kam es zur Verabschiedung des "Gesetzes zur Beendigung der Entnazifizierung".[8][9] Bereits mit der Bildung der Regierungskoalition aus BHE, CDU, FDP und DP 1950 hatte der Landtag die Säuberung ausgesetzt. In der konfliktreichen Debatte sagte Käber:

"Schleswig-Holstein stellt fest, dass es in Deutschland nie einen Nationalsozialismus gegeben hat. Die von 1933 bis 1945 begangenen Untaten gegen Leben und Freiheit von Millionen von Menschen sind eine böswillige Erfindung."[10]

Ehrungen

Persönliches

Wilhelm Käber adoptierte nach dem Zweiten Weltkrieg 76 afrikanische Kinder, die nach Afrika abgeschoben werden sollten.

Links

Landtagsinformationssystem

Quellen

  1. Lubowitz, Frank: Wilhelm Käber - Regierung und Opposition. Neuer Malik Verlag, Kiel 1986, ISBN: 3-89029-906-7
  2. DER SPIEGEL 46/1949 "Wer eine Kaninchenzeitung gründet", 10.11.1949
  3. DER SPIEGEL 46/1949 "Wer eine Kaninchenzeitung gründet", 10.11.1949
  4. Weißes Haar und buschige Augenbrauen, Kieler Nachrichten, 27.12.86, zu Käbers 90. Geburtstag.
  5. Mit zwei Parteien geht's nicht, DER SPIEGEL 49/1954 http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-28957933.html
  6. Wilhelm Käber, DER SPIEGEL 48/1954 http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-28957893.html
  7. DER SPIEGEL 49/1954 "Mit zwei Parteien geht's nicht", 01.12.1954
  8. Christen, Ulf: Entnazifizierung im Landtag Schleswig-Holsteins, in: Demokratische Geschichte, Bd 6 (1991)
  9. Bohn, Robert: Schleswig-Holstein stellt fest, dass es in Deutschland nie einen Nationalsozialismus gegeben hat. Zum mustergültigen Scheitern der Entnazifizierung im ehemaligen Mustergau, in: Demokratische Geschichte, Bd 17 (2006)
  10. "Vergangenheitsbewältigung", vimu.de