Wilhelm Käber: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Wilhelm Käber''', * [[27. Dezember]] [[1896]] in Duderstadt als Sohn eines preußischen Polizeibeamten, † [[19. November]] [[1987]].  
'''Wilhelm Käber''', * [[27. Dezember]] [[1896]] in Duderstadt als Sohn eines preußischen Polizeibeamten, † [[19. November]] [[1987]] in Kiel.  


== Kindheit und Jugend ==
== Kindheit und Jugend ==
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== Eintritt in die SPD und erste Jahre ==
== Eintritt in die SPD und erste Jahre ==
In Fellhammer trat Wilhelm Käber der SPD bei und war von 1921 bis 1925 Gemeinderat und Kreistagsabgeordneter. Es war für ihn eine politisch sehr ergiebige Zeit. Er setzte sich für eine bessere Bildung der Arbeiterkinder ein und bemühte sich, die Situation der sozial Benachteiligten zu verbessern. 1925 bot man ihm die Stelle eines Kreisbeamten in Calau in der Niederlausitz an.  
In Fellhammer trat Wilhelm Käber der SPD bei und war von 1921 bis 1925 Gemeinderat und Kreistagsabgeordneter. Es war für ihn eine politisch sehr ergiebige Zeit. Er setzte sich für eine bessere Bildung der Arbeiterkinder ein und bemühte sich, die Situation der sozial Benachteiligten zu verbessern. 1925 übernahm er die ihm angebotene Stelle eines Kreisbeamten in Calau in der Niederlausitz.  


== Nationalsozialismus ==
== Nationalsozialismus ==
Nach der Machtergreifung entließen die Nationalsozialisten Wilhelm Käber aufgrund des "Gesetzes zur Wiederherstellung des deutschen Berufsbeamtentums" - einer Maßnahme, um ihre Gegner aus dem öffentlichen Dienst zu entfernen. Nach weiteren Diskriminierungen floh er nach Berlin, um dort vorübergehend unterzutauchen. Hier ergaben sich neue Kontakte zur SPD.
Nach der Machtergreifung entließen die Nationalsozialisten Wilhelm Käber aufgrund des "Gesetzes zur Wiederherstellung des deutschen Berufsbeamtentums" - einer Maßnahme, um ihre Gegner aus dem öffentlichen Dienst zu entfernen. Nach weiteren Diskriminierungen floh er nach Berlin, um dort vorübergehend unterzutauchen. Hier ergaben sich neue Kontakte zur SPD.


1936 zog Wilhelm Käber mit seiner Familie nach Hamburg, wo er sich als Vertreter durchschlug. 1939 entdeckte man ihn und zog ihn aufgrund seiner Erfahrungen und Kenntnisse in der Behandlung von Waffen und Munition ein. Beim Polenfeldzug erlitt Käber schwere Verwundungen, so dass ein weiterer Fronteinsatz ausgeschlossen war. Er wurde zunächst in der Heeresmunitionsanstalt Munsterlager und schließlich in Lockstedter Lager eingesetzt. Die in Hamburg ausgebombte Familie folgte 1943.
1936 zog Wilhelm Käber mit seiner Familie nach Hamburg, wo er sich als Vertreter durchschlug. 1939 entdeckte man ihn und zog ihn aufgrund seiner Erfahrungen und Kenntnisse in der Behandlung von Waffen und Munition ein. Beim Polenfeldzug erlitt Käber schwere Verwundungen, so dass ein weiterer Fronteinsatz ausgeschlossen war. Er wurde zunächst in der Heeresmunitionsanstalt Munsterlager und schließlich im Lockstedter Lager (später Hohenlockstedt) eingesetzt. Die in Hamburg ausgebombte Familie folgte 1943.


== Kommunalpolitik ==
== Kommunalpolitik ==
Nach dem Ende des 2. Weltkrieges setzten die englischen Behörden in Lockstedter Lager im Dezember 1945 eine Gemeindevertretung ein, der auch Wilhelm Käber angehörte. Die Vertretung wählte ihn zum ehrenamtlichen Bürgermeister. Die SPD-Mehrheit im Steinburger Kreistag wählte ihn schließlich am [[24. Oktober]] [[1946]] zum ehrenamtlichen Landrat.  
Nach dem Ende des 2. Weltkrieges setzten die englischen Behörden im Lockstedter Lager (später Hohenlockstedt) im Dezember 1945 eine Gemeindevertretung ein, der auch Wilhelm Käber angehörte. Die Vertretung wählte ihn zum ehrenamtlichen Bürgermeister. Die SPD-Mehrheit im Steinburger Kreistag wählte ihn schließlich am [[24. Oktober]] [[1946]] zum ehrenamtlichen Landrat.  


== Landespolitik ==
== Landespolitik ==
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Nachdem die SPD die Landtagswahl am [[9. Juli]] [[1950]] verloren hatte, übernahm Käber, der bis zur Landtagswahl 1962 immer wieder über die Landesliste in den Landtag kam, vom 3. Oktober 1953 bis 18. Oktober 1966 die Aufgabe des SPD-Fraktionsvorsitzenden und Oppositionsführers. 1962 wurde er im Wahlkreis 28 (Kiel-Ost) direkt gewählt. In den [[Landtagswahl 1954|Landtagswahlen 1954]],[[Landtagswahl 1958|1958]] und [[Landtagswahl 1962|1962]] war Käber erfolglos Spitzenkandidat.
Nachdem die SPD die Landtagswahl am [[9. Juli]] [[1950]] verloren hatte, übernahm Käber, der bis zur Landtagswahl 1962 immer wieder über die Landesliste in den Landtag kam, vom 3. Oktober 1953 bis 18. Oktober 1966 die Aufgabe des SPD-Fraktionsvorsitzenden und Oppositionsführers. 1962 wurde er im Wahlkreis 28 (Kiel-Ost) direkt gewählt. In den [[Landtagswahl 1954|Landtagswahlen 1954]],[[Landtagswahl 1958|1958]] und [[Landtagswahl 1962|1962]] war Käber erfolglos Spitzenkandidat.


Im zweiten ernannten Landtag von 1946 bis 1947 hatte Wilhelm Käber den Vorsitz im Ausschuss für Verfassung und Geschäftsordnung und war einer der Schöpfer der [[Landessatzung]]. Damit hatte er großen Einfluss auf die Ausgestaltung des Landtags. Er stärkte die Position des Oppositionsführers dadurch, dass dieser vom Land bezahlt wurde, und setzte durch, dass auch die Opposition Ausschussvorsitzende stellte.<ref>''Mit zwei Parteien geht's nicht'', DER SPIEGEL 49/1954 http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-28957933.html</ref> Käber war dadurch zu seiner Zeit der einzige hauptamtliche Oppositionsführer in einem deutschen Landesparlament, mit Gehalt und einem Dienstwagen. Der SPIEGEL schrieb dazu:
Im zweiten ernannten Landtag von 1946 bis 1947 hatte Wilhelm Käber den Vorsitz im Ausschuss für Verfassung und Geschäftsordnung und war einer der wesentlichen Schöpfer der [[Landessatzung]] sowie der Kommunalgesetzgebung.<ref>''Weißes Haar und buschige Augenbrauen'', Kieler Nachrichten, 27.12.86, zu Käbers 90. Geburtstag.</ref> Damit hatte er großen Einfluss auf die Ausgestaltung des Landtags. Er stärkte die Position des Oppositionsführers dadurch, dass dieser vom Land bezahlt wurde, und setzte durch, dass auch die Opposition Ausschussvorsitzende stellte.<ref>''Mit zwei Parteien geht's nicht'', DER SPIEGEL 49/1954 http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-28957933.html</ref> Käber war dadurch zu seiner Zeit der einzige hauptamtliche Oppositionsführer in einem deutschen Landesparlament, mit Gehalt und einem Dienstwagen. Der SPIEGEL schrieb dazu:


: "Wilhelm Käber, 57, SPD-Fraktionschef im Schleswig-Holsteinischen Landtag, einziger deutscher Oppositionsführer mit Gehalt, soll jetzt einen eigenen Parkplatz erhalten. Seit Wochen stellt er seinen Mercedes 170 D beharrlich auf jenem Teil des Parkplatzes vor dem Kieler Parlamentsgebäude ab, der durch ein Schild seit Jahren für den Ministerpräsidenten reserviert ist. Diese Manie Käbers setzte ein, als er nach dem Rücktritt des schwerkranken, inzwischen verstorbenen Ministerpräsidenten Lübke versuchte, mit Hilfe des BHE und der FDP die Ministerpräsidentschaft anzutreten."<ref>''Wilhelm Käber'', DER SPIEGEL 48/1954
: "Wilhelm Käber, 57, SPD-Fraktionschef im Schleswig-Holsteinischen Landtag, einziger deutscher Oppositionsführer mit Gehalt, soll jetzt einen eigenen Parkplatz erhalten. Seit Wochen stellt er seinen Mercedes 170 D beharrlich auf jenem Teil des Parkplatzes vor dem Kieler Parlamentsgebäude ab, der durch ein Schild seit Jahren für den Ministerpräsidenten reserviert ist. Diese Manie Käbers setzte ein, als er nach dem Rücktritt des schwerkranken, inzwischen verstorbenen Ministerpräsidenten Lübke versuchte, mit Hilfe des BHE und der FDP die Ministerpräsidentschaft anzutreten."<ref>''Wilhelm Käber'', DER SPIEGEL 48/1954
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== Ehrungen ==
== Ehrungen ==
*Käber erhielt am [[18. Oktober]] [[1963]] das Große Verdienstkreuz mit Stern und Schulterband der Bundesrepublik Deutschland.  
*Wilhelm Käber erhielt am [[18. Oktober]] [[1963]] das Große Verdienstkreuz mit Stern und Schulterband der Bundesrepublik Deutschland.  
*Die Realschule mit Hauptschulteil in Hohenlockstedt wurde nach Wilhelm Käber benannt.  
*Die Realschule mit Hauptschulteil in Hohenlockstedt wurde nach Wilhelm Käber benannt.  



Version vom 20. November 2013, 16:55 Uhr

Wilhelm Käber
Wilhelm Käber
Wilhelm Käber
Geboren: 27. Dezember 1896
Gestorben: 19. November 1987

Wilhelm Käber, * 27. Dezember 1896 in Duderstadt als Sohn eines preußischen Polizeibeamten, † 19. November 1987 in Kiel.

Kindheit und Jugend

Nachdem sein Vater in die Provinz Posen versetzt worden war, wuchs Wilhelm Käber in Bartschin auf. Hier besuchte er die Volksschule, anschließend die Realschule in Hohensalza. Er entschied sich für die Lehrerausbildung und studierte an der Präparanden-Anstalt von Pleschen a. d. Prozna, ab 1914 am Lehrerseminar in Krotoschin. 1914 bis 1918 war er Soldat im 1. Weltkrieg. Nach dem Krieg verlegte er, aus Posen vertrieben, seinen Wohnsitz nach Schlesien. Er übernahm eine Lehrerstelle im Bergarbeiterdorf Fellhammer im Kreis Waldenburg.[1]

Eintritt in die SPD und erste Jahre

In Fellhammer trat Wilhelm Käber der SPD bei und war von 1921 bis 1925 Gemeinderat und Kreistagsabgeordneter. Es war für ihn eine politisch sehr ergiebige Zeit. Er setzte sich für eine bessere Bildung der Arbeiterkinder ein und bemühte sich, die Situation der sozial Benachteiligten zu verbessern. 1925 übernahm er die ihm angebotene Stelle eines Kreisbeamten in Calau in der Niederlausitz.

Nationalsozialismus

Nach der Machtergreifung entließen die Nationalsozialisten Wilhelm Käber aufgrund des "Gesetzes zur Wiederherstellung des deutschen Berufsbeamtentums" - einer Maßnahme, um ihre Gegner aus dem öffentlichen Dienst zu entfernen. Nach weiteren Diskriminierungen floh er nach Berlin, um dort vorübergehend unterzutauchen. Hier ergaben sich neue Kontakte zur SPD.

1936 zog Wilhelm Käber mit seiner Familie nach Hamburg, wo er sich als Vertreter durchschlug. 1939 entdeckte man ihn und zog ihn aufgrund seiner Erfahrungen und Kenntnisse in der Behandlung von Waffen und Munition ein. Beim Polenfeldzug erlitt Käber schwere Verwundungen, so dass ein weiterer Fronteinsatz ausgeschlossen war. Er wurde zunächst in der Heeresmunitionsanstalt Munsterlager und schließlich im Lockstedter Lager (später Hohenlockstedt) eingesetzt. Die in Hamburg ausgebombte Familie folgte 1943.

Kommunalpolitik

Nach dem Ende des 2. Weltkrieges setzten die englischen Behörden im Lockstedter Lager (später Hohenlockstedt) im Dezember 1945 eine Gemeindevertretung ein, der auch Wilhelm Käber angehörte. Die Vertretung wählte ihn zum ehrenamtlichen Bürgermeister. Die SPD-Mehrheit im Steinburger Kreistag wählte ihn schließlich am 24. Oktober 1946 zum ehrenamtlichen Landrat.

Landespolitik

In der für die SPD erfolgreichen Landtagswahl vom 20. April 1947 wurde Käber im Wahlkreis 28 (Steinburg-Nord) direkt zum Landtagsabgeordneten gewählt. Ministerpräsident Hermann Lüdemann ernannte ihn darüber hinaus zum parlamentarischen Vertreter des Innenministers und am 10. November 1950 zum Innenminister. Ab 29. August 1949 war er gleichzeitig stellvertretender Ministerpräsident.

Nachdem die SPD die Landtagswahl am 9. Juli 1950 verloren hatte, übernahm Käber, der bis zur Landtagswahl 1962 immer wieder über die Landesliste in den Landtag kam, vom 3. Oktober 1953 bis 18. Oktober 1966 die Aufgabe des SPD-Fraktionsvorsitzenden und Oppositionsführers. 1962 wurde er im Wahlkreis 28 (Kiel-Ost) direkt gewählt. In den Landtagswahlen 1954,1958 und 1962 war Käber erfolglos Spitzenkandidat.

Im zweiten ernannten Landtag von 1946 bis 1947 hatte Wilhelm Käber den Vorsitz im Ausschuss für Verfassung und Geschäftsordnung und war einer der wesentlichen Schöpfer der Landessatzung sowie der Kommunalgesetzgebung.[2] Damit hatte er großen Einfluss auf die Ausgestaltung des Landtags. Er stärkte die Position des Oppositionsführers dadurch, dass dieser vom Land bezahlt wurde, und setzte durch, dass auch die Opposition Ausschussvorsitzende stellte.[3] Käber war dadurch zu seiner Zeit der einzige hauptamtliche Oppositionsführer in einem deutschen Landesparlament, mit Gehalt und einem Dienstwagen. Der SPIEGEL schrieb dazu:

"Wilhelm Käber, 57, SPD-Fraktionschef im Schleswig-Holsteinischen Landtag, einziger deutscher Oppositionsführer mit Gehalt, soll jetzt einen eigenen Parkplatz erhalten. Seit Wochen stellt er seinen Mercedes 170 D beharrlich auf jenem Teil des Parkplatzes vor dem Kieler Parlamentsgebäude ab, der durch ein Schild seit Jahren für den Ministerpräsidenten reserviert ist. Diese Manie Käbers setzte ein, als er nach dem Rücktritt des schwerkranken, inzwischen verstorbenen Ministerpräsidenten Lübke versuchte, mit Hilfe des BHE und der FDP die Ministerpräsidentschaft anzutreten."[4]

Der Landtag wählte Wilhelm Käber zum Mitglied der dritten (1. Juli 1959) und vierten (1. Juli 1964) Bundesversammlung.

Entnazifizierung

Im März 1951 kam es zur Verabschiedung des "Gesetzes zur Beendigung der Entnazifizierung".[5][6] Bereits mit der Bildung der Regierungskoalition aus BHE, CDU, FDP und DP 1950 hatte der Landtag die Säuberung ausgesetzt. In der konfliktreichen Debatte sagte Käber:

"Schleswig-Holstein stellt fest, dass es in Deutschland nie einen Nationalsozialismus gegeben hat. Die von 1933 bis 1945 begangenen Untaten gegen Leben und Freiheit von Millionen von Menschen sind eine böswillige Erfindung."[7]

Ehrungen

  • Wilhelm Käber erhielt am 18. Oktober 1963 das Große Verdienstkreuz mit Stern und Schulterband der Bundesrepublik Deutschland.
  • Die Realschule mit Hauptschulteil in Hohenlockstedt wurde nach Wilhelm Käber benannt.

Persönliches

Wilhelm Käber adoptierte nach dem Zweiten Weltkrieg 76 afrikanische Kinder, die nach Afrika abgeschoben werden sollten.

Links

Landtagsinformationssystem

Quellen

  1. Lubowitz, Frank: Wilhelm Käber - Regierung und Opposition. Neuer Malik Verlag, Kiel 1986, ISBN: 3-89029-906-7
  2. Weißes Haar und buschige Augenbrauen, Kieler Nachrichten, 27.12.86, zu Käbers 90. Geburtstag.
  3. Mit zwei Parteien geht's nicht, DER SPIEGEL 49/1954 http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-28957933.html
  4. Wilhelm Käber, DER SPIEGEL 48/1954 http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-28957893.html
  5. Christen, Ulf: Entnazifizierung im Landtag Schleswig-Holsteins, in: Demokratische Geschichte, Bd 6 (1991)
  6. Bohn, Robert: Schleswig-Holstein stellt fest, dass es in Deutschland nie einen Nationalsozialismus gegeben hat. Zum mustergültigen Scheitern der Entnazifizierung im ehemaligen Mustergau, in: Demokratische Geschichte, Bd 17 (2006)
  7. "Vergangenheitsbewältigung", vimu.de