Allgemeiner Deutscher Arbeiterverein: Unterschied zwischen den Versionen

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Der '''Allgemeiner Deutscher Arbeiterverein (ADAV)''' ist die älteste Wurzel der SPD. Auf seinen Gründungstag, den [[23. Mai]] [[1863]], beruft sich die SPD als Gründungstag der deutschen Sozialdemokratie.
[[Datei:Gedenkstein zur Gründung des ADAV.JPG|thumb|right|350px|Gedenkstein zur Gründung des ADAV in Leipzig. Der Stein wurde 2013 von der SPD in der Dredner Straße Ecke Gerichtsstraße aufgestellt. An der Stelle befand sich das Pantheon, eine Gaststätte, in der die Gründungsversammlung des ADAV stattfand. Das Gebäude wurde 1933 abgerissen.]]
Der '''Allgemeine Deutsche Arbeiterverein (ADAV)''' ist die älteste Wurzel der SPD. Auf seinen Gründungstag, den [[23. Mai]] [[1863]], beruft sich die SPD als Gründungstag der deutschen Sozialdemokratie.


Durch die Liberalisierung des politischen Klimas nach dem Thronwechsel ist ein Neubeginn für die deutsche Arbeiterbewegung durch die Gründung des [[Allgemeiner Deutscher Arbeiterverein|Allgemeinen Deutschen Arbeitervereins]] (ADAV) möglich.   
Die Liberalisierung des politischen Klimas nach dem Thronwechsel machte einen Neubeginn für die deutsche Arbeiterbewegung durch die Gründung des ADAV möglich.   


"Am Gründungskongreß des Allgemeinen Deutschen Arbeitervereins am [[23. Mai|23. 5.]] [[1863]], dem Ausgangspunkt der organisierten Sozialdemokratie in Deutschland, nahmen drei Delegierte aus Hamburg teil - Dort hatte sich bereits [[1862]] ein Arbeiterkommittee gegründet. Die Hamburger Gemeinde des ADAV brachte [[Ferdinand Lassalle|lassalleanische]] Ideen nach Schleswig-Holstein. Der Hamburger Parteiorganisator [[Theodor York]] und der Redakteur des [[Nord-Stern]] [[Karl von Bruhn]] waren zum Beispiel die führenden Köpfe der Agitation im [[Kreisverband Pinneberg|Kreis Pinneberg]]<ref>SPD-Ortsverein Elmshorn: 100 Jahre SPD-Ortsverein Elmshorn (Elmshorn 1963)</ref>. Und bis [[1905]] stellten Hamburg und Schleswig-Holstein einen gemeinsamen Agitationsbezirk der Sozialdemokratie dar […]", schreibt [[Uwe Danker]] in [[Demokratische Geschichte]]<ref>Danker, Uwe "[http://www.beirat-fuer-geschichte.de/fileadmin/pdf/band_03/Demokratische_Geschichte_Band_03_Essay03.pdf Die Geburt der Doppelstrategie in der "Roten Hochburg" Arbeiterbewegung in Schleswig-Holstein 1863-1918]" In: Demokratische Geschichte, Band 3</ref>.
"Am Gründungskongreß des Allgemeinen Deutschen Arbeitervereins am [[23. Mai|23. 5.]] [[1863]], dem Ausgangspunkt der organisierten Sozialdemokratie in Deutschland, nahmen drei Delegierte aus Hamburg teil - dort hatte sich bereits [[1862]] ein Arbeiterkommitee gegründet. Die Hamburger Gemeinde des ADAV brachte [[Ferdinand Lassalle|lassalleanische]] Ideen nach Schleswig-Holstein. Der Hamburger Parteiorganisator [[Theodor York]] und der Redakteur des [[Nord-Stern]] [[Karl von Bruhn]] waren zum Beispiel die führenden Köpfe der Agitation im [[Kreisverband Pinneberg|Kreis Pinneberg]]<ref>SPD-Ortsverein Elmshorn: ''100 Jahre SPD-Ortsverein Elmshorn'' (Elmshorn 1963)</ref>. Und bis [[1905]] stellten Hamburg und Schleswig-Holstein einen gemeinsamen Agitationsbezirk der Sozialdemokratie dar.<ref>[[Uwe Danker]]: ''[http://www.beirat-fuer-geschichte.de/fileadmin/pdf/band_03/Demokratische_Geschichte_Band_03_Essay03.pdf Die Geburt der Doppelstrategie in der "Roten Hochburg" Arbeiterbewegung in Schleswig-Holstein 1863-1918]''. In: ''Demokratische Geschichte'' Band 3(1988)</ref>.


Der damalige SPD-Bezirksvorsitzende von Schleswig-Holstein [[Willy Verdieck]] berichtet in seinem Grußwort zum SPD-Parteitag [[1927]] in Kiel, dass bereits in den 1860er Jahren in Schleswig-Holstein in vielen Orten Ableger des "Allgemeinen Deutschen Arbeitervereins" gegründet wurden. Er zählt dort Altona und Wandsbek auf, die damals noch nicht Teil von Hamburg waren, [[Ortsverein Krempe|Krempe]], [[Ortsverein Itzehoe|Itzehoe]], [[Ortsverein Pinneberg|Pinneberg]], [[Kreisverband Kiel|Kiel]], [[Ortsverein Elmshorn|Elmshorn]], [[Kreisverband Neumünster|Neumünster]], [[Kreisverband Flensburg|Flensburg]], [[Ortsverein Eutin|Eutin]], [[Ortsverein Rendsburg|Rendsburg]], [[Ortsverein Plön|Plön]] und [[Ortsverein Glückstadt|Glückstadt]] auf.<ref>"Sozialdemokratischer Parteitag Kiel 1927", o.O.u.J</ref>  
[[1927]] berichtete der [[Landesvorsitzende/r|Bezirksvorsitzende]] von Schleswig-Holstein, [[Willy Verdieck]], in seinem Grußwort an den in Kiel tagenden Reichsparteitag der SPD, dass bereits in den 1860er Jahren in Schleswig-Holstein in vielen Orten Ableger des Allgemeinen Deutschen Arbeitervereins gegründet wurden. Er zählte [[Ortsverein Altona|Altona]] und [[Ortsverein Wandsbek|Wandsbek]] auf, die damals noch Teil von Schleswig-Holstein waren, weiter [[Ortsverein Krempe|Krempe]], [[Ortsverein Itzehoe|Itzehoe]], [[Ortsverein Pinneberg|Pinneberg]], [[Kreisverband Kiel|Kiel]], [[Ortsverein Elmshorn|Elmshorn]], [[Kreisverband Neumünster|Neumünster]], [[Kreisverband Flensburg|Flensburg]], [[Ortsverein Eutin|Eutin]], [[Ortsverein Rendsburg|Rendsburg]], [[Ortsverein Plön|Plön]] und [[Ortsverein Glückstadt|Glückstadt]].<ref>''Sozialdemokratischer Parteitag Kiel 1927'' (o.O.u.J [Kiel 1927])</ref>  


Der ADAV sah sich als Erbe der [[1848]] gescheiterten Revolution. Initiator der Gründung war [[Ferdinand Lassalle]], der allerdings schon ein Jahr später starb. Im Streit um seine Nachfolge entstand [[1869]] die [[Sozialdemokratische Arbeiterpartei]]. Und auch die Anhänger dieser anderen Wurzel der SPD gründeten einige Vereine - allerdings viel weniger.<ref>"Sozialdemokratischer Parteitag Kiel 1927", o.O.u.J</ref>. Die Lassalleaner haben die sich bildenden sozialdemokratischen Vereine mehr geprägt als die Eisenacher.  
Der ADAV sah sich als Erbe der [[1848]] gescheiterten Märzrevolution. Initiator der Gründung war [[Ferdinand Lassalle]], der allerdings schon ein Jahr später starb. Im Streit um seine Nachfolge entstand [[1869]] in Eisenach die [[Sozialdemokratische Arbeiterpartei]]. Und auch die Anhänger dieser anderen Wurzel der SPD gründeten einige Vereine - allerdings viel weniger.<ref>''Sozialdemokratischer Parteitag Kiel 1927'' (o.O.u.J [Kiel 1927])</ref>. Die "''Lassalleaner''" prägten die sich bildenden sozialdemokratischen Vereine mehr als die "[[Eisenacher]]".  


[[1875]] vereinigte sich die [[Sozialdemokratische Arbeiterpartei]] mit dem Allgemeinen Deutschen Arbeiterverein zur [[Sozialistische Arbeiterpartei Deutschlands|Sozialistischen Arbeiterpartei Deutschlands]] (SAP), die sich im Jahre [[1890]], nach der Aufhebung der [[Sozialistengesetz|Sozialistengesetze]], schließlich in SPD umbenannte.
[[1875]] vereinigte sich die [[Sozialdemokratische Arbeiterpartei]] mit dem Allgemeinen Deutschen Arbeiterverein zur [[Sozialistische Arbeiterpartei Deutschlands|Sozialistischen Arbeiterpartei Deutschlands]] (SAPD), die sich im Jahre [[1890]], nach der Aufhebung der [[Sozialistengesetz|Sozialistengesetze]], schließlich in SPD umbenannte.


== Links ==
==Siehe auch==
* Wikipedia: [https://de.wikipedia.org/wiki/Allgemeiner_Deutscher_Arbeiterverein Allgemeiner Deutscher Arbeiterverein]


== Quellen ==
*[[Übersicht der Parteien der Arbeiterbewegung]]
 
==Links==
 
*Wikipedia: [https://de.wikipedia.org/wiki/Allgemeiner_Deutscher_Arbeiterverein Allgemeiner Deutscher Arbeiterverein]
 
==Quellen==
<references />
<references />
[[Kategorie:Organisation]]

Version vom 8. Juli 2020, 22:47 Uhr

Gedenkstein zur Gründung des ADAV in Leipzig. Der Stein wurde 2013 von der SPD in der Dredner Straße Ecke Gerichtsstraße aufgestellt. An der Stelle befand sich das Pantheon, eine Gaststätte, in der die Gründungsversammlung des ADAV stattfand. Das Gebäude wurde 1933 abgerissen.

Der Allgemeine Deutsche Arbeiterverein (ADAV) ist die älteste Wurzel der SPD. Auf seinen Gründungstag, den 23. Mai 1863, beruft sich die SPD als Gründungstag der deutschen Sozialdemokratie.

Die Liberalisierung des politischen Klimas nach dem Thronwechsel machte einen Neubeginn für die deutsche Arbeiterbewegung durch die Gründung des ADAV möglich.

"Am Gründungskongreß des Allgemeinen Deutschen Arbeitervereins am 23. 5. 1863, dem Ausgangspunkt der organisierten Sozialdemokratie in Deutschland, nahmen drei Delegierte aus Hamburg teil - dort hatte sich bereits 1862 ein Arbeiterkommitee gegründet. Die Hamburger Gemeinde des ADAV brachte lassalleanische Ideen nach Schleswig-Holstein. Der Hamburger Parteiorganisator Theodor York und der Redakteur des Nord-Stern Karl von Bruhn waren zum Beispiel die führenden Köpfe der Agitation im Kreis Pinneberg[1]. Und bis 1905 stellten Hamburg und Schleswig-Holstein einen gemeinsamen Agitationsbezirk der Sozialdemokratie dar.[2].

1927 berichtete der Bezirksvorsitzende von Schleswig-Holstein, Willy Verdieck, in seinem Grußwort an den in Kiel tagenden Reichsparteitag der SPD, dass bereits in den 1860er Jahren in Schleswig-Holstein in vielen Orten Ableger des Allgemeinen Deutschen Arbeitervereins gegründet wurden. Er zählte Altona und Wandsbek auf, die damals noch Teil von Schleswig-Holstein waren, weiter Krempe, Itzehoe, Pinneberg, Kiel, Elmshorn, Neumünster, Flensburg, Eutin, Rendsburg, Plön und Glückstadt.[3]

Der ADAV sah sich als Erbe der 1848 gescheiterten Märzrevolution. Initiator der Gründung war Ferdinand Lassalle, der allerdings schon ein Jahr später starb. Im Streit um seine Nachfolge entstand 1869 in Eisenach die Sozialdemokratische Arbeiterpartei. Und auch die Anhänger dieser anderen Wurzel der SPD gründeten einige Vereine - allerdings viel weniger.[4]. Die "Lassalleaner" prägten die sich bildenden sozialdemokratischen Vereine mehr als die "Eisenacher".

1875 vereinigte sich die Sozialdemokratische Arbeiterpartei mit dem Allgemeinen Deutschen Arbeiterverein zur Sozialistischen Arbeiterpartei Deutschlands (SAPD), die sich im Jahre 1890, nach der Aufhebung der Sozialistengesetze, schließlich in SPD umbenannte.

Siehe auch

Links

Quellen

  1. SPD-Ortsverein Elmshorn: 100 Jahre SPD-Ortsverein Elmshorn (Elmshorn 1963)
  2. Uwe Danker: Die Geburt der Doppelstrategie in der "Roten Hochburg" Arbeiterbewegung in Schleswig-Holstein 1863-1918. In: Demokratische Geschichte Band 3(1988)
  3. Sozialdemokratischer Parteitag Kiel 1927 (o.O.u.J [Kiel 1927])
  4. Sozialdemokratischer Parteitag Kiel 1927 (o.O.u.J [Kiel 1927])