Andreas-Gayk-Medaille: Unterschied zwischen den Versionen

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Seit [[1962]] gab es Überlegungen in der Ratsversammlung, eine Verdienstmedaille für herausragende Leistungen zu verleihen. Die Einigung über die Modalitäten erwies sich jedoch als langwieriger Prozess.<ref>Vgl. ''[http://www.kiel.de/kultur/stadtarchiv/erinnerungstage/index.php?id=111 Kieler Erinnerungstag: 19. Februar 1970]'', abgerufen 12.10.2015</ref> [[1967]] unternahm man auf Anregung von [[Hermann Köster]] und mit Blick auf die 725-Jahr-Feier der Stadt einen weiteren Anlauf.<ref>''Kieler Nachrichten'', 17.12.1971</ref> Erst am [[19. Februar]] [[1970]] verabschiedete die Ratsversammlung die erste Fassung der Satzung, die seitdem mehrfach angepasst worden ist (siehe unten), und stellte 50.000 DM bereit.<ref>''Jungsozialisten gegen die Stiftung der Gayk-Medaille'', ''Kieler Nachrichten'', 25.2.1970</ref> Entworfen wurde die Medaille von der Muthesius-Werkschule, hergestellt - zunächst noch in 14-karätigem Gold, für 926 DM das Stück - in einer Gravieranstalt in Wuppertal.  
Seit [[1962]] gab es Überlegungen in der Ratsversammlung, eine Verdienstmedaille für herausragende Leistungen zu verleihen. Die Einigung über die Modalitäten erwies sich jedoch als langwieriger Prozess.<ref>Vgl. ''[http://www.kiel.de/kultur/stadtarchiv/erinnerungstage/index.php?id=111 Kieler Erinnerungstag: 19. Februar 1970]'', abgerufen 12.10.2015</ref> [[1967]] unternahm man auf Anregung von [[Hermann Köster]] und mit Blick auf die 725-Jahr-Feier der Stadt einen weiteren Anlauf.<ref>''Kieler Nachrichten'', 17.12.1971</ref> Erst am [[19. Februar]] [[1970]] verabschiedete die Ratsversammlung die erste Fassung der Satzung, die seitdem mehrfach angepasst worden ist (siehe unten), und stellte 50.000 DM bereit.<ref>''Jungsozialisten gegen die Stiftung der Gayk-Medaille'', ''Kieler Nachrichten'', 25.2.1970</ref> Entworfen wurde die Medaille von der Muthesius-Werkschule, hergestellt - zunächst noch in 14-karätigem Gold, für 926 DM das Stück - in einer Gravieranstalt in Wuppertal.  


Die Medaille wird bis heute verliehen, aus Kostengründen jedoch als Silbermünze. TrägerInnen sind unter anderem [[Günther Bantzer]], [[Frieda Bendfeldt]], [[Susanne Materleitner]] und [[Dieter Schunck|Dietrich Schunck]].
Die Medaille wird bis heute verliehen, aus Kostengründen jedoch als Silbermünze. TrägerInnen sind neben den in der [[:Kategorie:Andreas-Gayk-Medaille]] Genannten unter anderen [[Susanne Materleitner]] und [[Dieter Schunck|Dietrich Schunck]].  


Vorschläge für der Auszeichnung Würdige können alle Menschen und alle Organisationen der Stadt einreichen. Die Entscheidung wird von der Ratsversammlung getroffen. Neben der Verleihung der Ehrenbürgerwürde ist die Andreas-Gayk-Medaille die zweithöchste Auszeichnung, die die Stadt vergeben kann.
Vorschläge für der Auszeichnung Würdige können alle Menschen und alle Organisationen der Stadt einreichen. Die Entscheidung wird von der Ratsversammlung getroffen. Neben der Verleihung der Ehrenbürgerwürde ist die Andreas-Gayk-Medaille die zweithöchste Auszeichnung, die die Stadt vergeben kann.
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[[Kategorie:Kreisverband Kiel]]
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Version vom 19. August 2019, 03:22 Uhr

Die Andreas-Gayk-Medaille wird seit 1971 von der Landeshauptstadt Kiel für herausragende Leistungen im Bereich der Kommunalpolitik verliehen. Sie erinnert damit an ihren Oberbürgermeister Andreas Gayk (1946-1954), der nach dem 2. Weltkrieg maßgeblich den Wiederaufbau der zerstörten Stadt in die Wege leitete.

Geschichte

Seit 1962 gab es Überlegungen in der Ratsversammlung, eine Verdienstmedaille für herausragende Leistungen zu verleihen. Die Einigung über die Modalitäten erwies sich jedoch als langwieriger Prozess.[1] 1967 unternahm man auf Anregung von Hermann Köster und mit Blick auf die 725-Jahr-Feier der Stadt einen weiteren Anlauf.[2] Erst am 19. Februar 1970 verabschiedete die Ratsversammlung die erste Fassung der Satzung, die seitdem mehrfach angepasst worden ist (siehe unten), und stellte 50.000 DM bereit.[3] Entworfen wurde die Medaille von der Muthesius-Werkschule, hergestellt - zunächst noch in 14-karätigem Gold, für 926 DM das Stück - in einer Gravieranstalt in Wuppertal.

Die Medaille wird bis heute verliehen, aus Kostengründen jedoch als Silbermünze. TrägerInnen sind neben den in der Kategorie:Andreas-Gayk-Medaille Genannten unter anderen Susanne Materleitner und Dietrich Schunck.

Vorschläge für der Auszeichnung Würdige können alle Menschen und alle Organisationen der Stadt einreichen. Die Entscheidung wird von der Ratsversammlung getroffen. Neben der Verleihung der Ehrenbürgerwürde ist die Andreas-Gayk-Medaille die zweithöchste Auszeichnung, die die Stadt vergeben kann.

Zweck des Preises

Mit der Andreas-Gayk-Medaille sollen Dank und Anerkennung der Stadt Kiel "für besondere Verdienste um den wirtschaftlichen, gesellschaftspolitischen und kulturellen Neuaufbau der Landeshauptstadt nach dem Kriege" ausgedrückt werden.

Widerstände

Die Kieler Jusos wandten sich gegen die Stiftung dieser Medaille.

"Nach Auffassung der [Kieler] Jungsozialisten ist die Verleihung nicht im Sinne Andreas Gayks, der in den Nachkriegsjahren mehr als jeder andere große Verdienste um die Stadt Kiel erworben hat, ohne dabei an Orden zu denken. [Sie sind] der Meinung, daß die Verleihung von Orden nicht in eine demokratische Gesellschaft paßt, sondern das Geld besser zur Einrichtung von Altersheimen für ältere, sozial schwache Kieler Bürger bereitgestellt werden sollte, die beim Wiederaufbau der Stadt in den Jahren nach 1945 mitgearbeitet haben, ohne persönlich hervorgetreten zu sein. Diese Verteilung des Geldes würde dem Geist Andreas Gayks eher entsprechen, der die Stadt Kiel mit allen Bürgern in vorbildlicher Gemeinschaftsarbeit wiederaufbauen wollte."[4]

Sie ernteten für ihren Protest sowohl sachlich vorgetragene Kritik, die die positiven Wirkungen einer solchen Ehrung herausstellte, als auch Zustimmung. Ein pessimistischer Bürger schrieb:

"Man wird die Medaillen in einem bestimmten Kreis verteilen, sie sich gegenseitig umhängen, einmal nach links, einmal nach rechts. Haben aber nicht alle Kieler am Wiederaufbau nach dem Kriege [mitgewirkt?] Von vornherein sollte aber feststehen, daß eine solche Medaille nicht an Beamte oder Angestellte der Stadt verliehen wird, denn für das Wohl der Stadt [zu wirken ist] ihr Beruf."[5]

Diese Auffassung konnte sich nicht durchsetzen; trotzdem ist die Andreas-Gayk-Medaille bis heute eine ungewöhnliche und herausragende Ehrung.

Erste Preisträgerinnen und Preisträger

Erste Verleihung der Andreas-Gayk-Medaille 1971 im Ratssaal des Kieler Rathauses

Am 16. Dezember 1971 erhielten zum ersten Mal 15 Bürgerinnen und Bürger die Medaille. Darunter waren zwei ehemalige Bürgermeister, Max Emcke und Walter Breitenstein, außerdem Fritz Book, Hans Stade und Franz Stolze für ihre führende Beteiligung an der Wiederbegründung von Gewerkschaften sowie Cäsar Rosenbrock für seine Leistung beim Wiederaufbau der AWO. Die meisten waren, zum Teil über lange Zeit, kommunalpolitisch im Kreisverband Kiel aktiv. Nur zwei Frauen wurden geehrt: Emmi Herpich als Kielerin mit dem dauerhaftesten Einsatz als Trümmerfrau in der Nachkriegszeit und die in Kiel lebende Schottin Charlot Helen Rodewald, die in der Nachkriegszeit Mittlerdienste zwischen der britischen Besatzungsmacht und der Bevölkerung, Verwaltung und Selbstverwaltung leistete. Ihr wird unter anderem eine maßgebliche Mitwirkung bei der Rettung der Holtenauer Hochbrücke vor der Sprengung zugeschrieben.

Satzung

In der aktuellen Fassung heißt es in der Satzung:

"§ 1: (1)Um Anerkennung und Dank für Verdienste zum Wohl der Landeshauptstadt Kiel und ihrer Bürgerinnen und Bürger sichtbar zum Ausdruck zu bringen, stiftet die Ratsversammlung eine Verdienstmedaille der Landeshauptstadt Kiel. (2)Sie trägt den Namen "Andreas-Gayk-Medaille". (3)Die Medaille wird in der Regel einmal im Jahr verliehen. Der Kreis der lebenden ausgezeichneten Persönlichkeiten darf die Zahl 30 nicht überschreiten."
"§ 2: Die Medaille ist eine kreisrunde Silbermünze. Sie hat einen Durchmesser von 7 cm und eine Stärke von 5 mm. Auf ihrer Vorderseite zeigt sie das Bild von Oberbürgermeister Andreas Gayk mit faksimilierter Unterschrift, auf der Rückseite stehen die Worte "Für Verdienste um die Landeshauptstadt Kiel".
"§ 3: Die Medaille kann von der Ratsversammlung verliehen werden an Persönlichkeiten, die sich auf politischem, wirtschaftlichem, sozialem oder kulturellem Gebiet außergewöhnliche Verdienste um die Landeshauptstadt Kiel erworben haben, oder sich durch eine besonders aufopferungsvolle Tätigkeit [...] um das Wohl Kiels verdient gemacht haben, oder das Ansehen der Landeshauptstadt Kiel im In- und Ausland durch ihren persönlichen Einsatz in hervorragender Weise gefördert haben."
"§ 4: Vorschläge [...] können von den Bürgerinnen und Bürgern [...], von der Ratsversammlung oder von der Oberbürgermeisterin oder dem Oberbürgermeister gemacht werden."
"§ 6: (2) Durch Beschluss der Ratsversammlung in nichtöffentlicher Sitzung kann die Auszeichnung aberkannt werden, wenn sich die Inhaberin oder der Inhaber als unwürdig erwiesen hat."

Links

Quellen

  1. Vgl. Kieler Erinnerungstag: 19. Februar 1970, abgerufen 12.10.2015
  2. Kieler Nachrichten, 17.12.1971
  3. Jungsozialisten gegen die Stiftung der Gayk-Medaille, Kieler Nachrichten, 25.2.1970
  4. Jungsozialisten gegen die Stiftung der Gayk-Medaille, Kieler Nachrichten, 25.2.1970
  5. Leserbriefe, Kieler Nachrichten, 5.3.1970