Björn Engholm: Unterschied zwischen den Versionen
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'''Björn Engholm''', * [[9. November]] [[1939]] in Lübeck-Moisling; Schriftsetzer, Diplom-Politologe | '''Björn Engholm''', * [[9. November]] [[1939]] in Lübeck-Moisling; Schriftsetzer, Diplom-Politologe. Mitglied der SPD im [[Kreisverband Lübeck]] seit [[1962]]. | ||
==Leben und Beruf== | ==Leben und Beruf== | ||
Nach der Mittleren Reife lernte Björn Engholm bei der ''[[Lübecker Freie Presse|Lübecker Freien Presse]]'' Schriftsetzer, erlangte auf dem 2. Bildungsweg die Hochschulreife und schloss den Besuch der Akademie für Wirtschaft und Politik in Hamburg als graduierter Sozialwirt ab. Anschließend studierte er Politik, Volkswirtschaft und Soziologie an der Universität Hamburg mit dem Abschluss Diplom-Politologe. | Nach der Mittleren Reife lernte Björn Engholm bei der ''[[Lübecker Freie Presse|Lübecker Freien Presse]]'' Schriftsetzer, erlangte auf dem 2. Bildungsweg die Hochschulreife und schloss den Besuch der Akademie für Wirtschaft und Politik in Hamburg als graduierter Sozialwirt ab. Anschließend studierte er Politik, Volkswirtschaft und Soziologie an der Universität Hamburg mit dem Abschluss Diplom-Politologe. | ||
Seine Interessen gehen über die Politik im engeren Sinne hinaus. So rief er als Ministerpräsident - zusammen mit [[Günter Grass]] - die [[Wewelsflether Gespräche]] ins Leben, die bis heute stattfinden. Das erste Gespräch | Seine Interessen gehen über die Politik im engeren Sinne hinaus. So rief er als Ministerpräsident - zusammen mit [[Günter Grass]] - die [[Wewelsflether Gespräche]] ins Leben, die bis heute stattfinden. Das erste Gespräch nutzte er [[1983]] für Kritik auch an der eigenen Partei: Er sah "das unwiderrufliche Ende einer Epoche gekommen [...], in der auch die SPD Fortschritt ständig mit Wachstum verwechselt habe".<ref>Noack, Hans-Joachim: ''[http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-14017932.html Susi oder die sanfte Tour. Über den schleswig-holsteinischen Ministerpräsidenten Uwe Barschel]'', DER SPIEGEL, 7.3.1983</ref> | ||
Seit seinem Abschied aus der Landespolitik ist er als freier Publizist tätig, insbesondere im Bereich der Kunst, und nimmt Ehrenämter vor allem im Kulturbereich wahr, etwa als Gründer des [[Kulturforum Schleswig-Holstein e.V.|Kulturforums Schleswig-Holstein e.V.]] ([[2001]]). Er unterstützt auch die Aktivitäten der Malerin Barbara Engholm, mit der er seit [[1964]] verheiratet ist. Das Ehepaar hat zwei Töchter. | |||
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Zuvor hatten die Lübecker Jusos ihren Vorsitzenden gebeten gegen den "konservativen Flügelmann" anzutreten. Zu dieser Wahl | Zuvor hatten die Lübecker Jusos ihren Vorsitzenden gebeten, gegen den "konservativen Flügelmann" anzutreten. Zu dieser Wahl traten vielerorts Jusos gegen alteingesessene Kandidaten an.<ref>Micus, Matthias: ''Die "Enkel" Willy Brandts: Aufstieg und Politikstil einer SPD-Generation'' (Campus, 2005), S. ?</ref> | ||
Von [[1969]] bis zu seinem Wechsel in den Schleswig-Holsteinischen Landtag [[1983]] blieb Björn Engholm Bundestagsabgeordneter | Von [[1969]] bis zu seinem Wechsel in den Schleswig-Holsteinischen Landtag [[1983]] blieb Björn Engholm Bundestagsabgeordneter, stets direkt gewählt für Lübeck. | ||
Am [[18. Mai]] [[1977]] wurde er zum Parlamentarischen Staatssekretär im Bildungsministerium berufen, vom [[28. Januar]] [[1981]] bis [[1. Oktober]] [[1982]] war er Bundesminister für Bildung und Wissenschaft. Seine Nachfolge als Parlamentarischer Staatssekretär übernahm [[Eckart Kuhlwein]]. | Am [[18. Mai]] [[1977]] wurde er zum Parlamentarischen Staatssekretär im Bildungsministerium berufen, vom [[28. Januar]] [[1981]] bis [[1. Oktober]] [[1982]] war er Bundesminister für Bildung und Wissenschaft. Seine Nachfolge als Parlamentarischer Staatssekretär übernahm [[Eckart Kuhlwein]]. | ||
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Nach dem Rücktritt der liberalen Minister und Parlamentarischen Staatssekretäre übernahm Björn Engholm in der sozialdemokratischen Minderheitsregierung vom [[17. September]] bis [[1. Oktober]] [[1982]] zusätzlich das Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten. | Nach dem Rücktritt der liberalen Minister und Parlamentarischen Staatssekretäre übernahm Björn Engholm in der sozialdemokratischen Minderheitsregierung vom [[17. September]] bis [[1. Oktober]] [[1982]] zusätzlich das Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten. | ||
Bei einem Frühjahrstreffen in [[Ortsverein Norderstedt|Norderstedt]] am [[21. März|21.]]/[[22. März]] [[1987]], unmittelbar vor seinem Rücktritt vom Parteivorsitz, ließ [[Willy Brandt]] durchblicken, dass er sich aus der "Enkel-Generation" nicht Björn Engholm oder sonst jemanden, sondern [[Oskar Lafontaine]] als Nachfolger wünschte. "[...] auf einem SPD-Frühlingstreffen in Norderstedt bei Hamburg, hatte der Alte im Kreise der Nachwuchsstars Björn Engholm, [[Gerhard Schröder]], [[Rudolf Scharping]], [[Heidemarie Wieczorek-Zeul|Heidi Wieczorek-Zeul]] und [[Oskar Lafontaine]] keinen Hehl daraus gemacht, daß er den Saarländer [[1988]] gern als seinen Nachfolger sähe."<ref>''[http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-13523771.html SPD: Ein spürbares Aufatmen]'', DER SPIEGEL, 30.3.1987</ref> | Bei einem Frühjahrstreffen in [[Ortsverein Norderstedt|Norderstedt]] am [[21. März|21.]]/[[22. März]] [[1987]], unmittelbar vor seinem Rücktritt vom Parteivorsitz, ließ [[Willy Brandt]] durchblicken, dass er sich aus der "Enkel-Generation" nicht Björn Engholm oder sonst jemanden, sondern [[Oskar Lafontaine]] als Nachfolger wünschte. <blockquote>"[...] auf einem SPD-Frühlingstreffen in Norderstedt bei Hamburg, hatte der Alte im Kreise der Nachwuchsstars Björn Engholm, [[Gerhard Schröder]], [[Rudolf Scharping]], [[Heidemarie Wieczorek-Zeul|Heidi Wieczorek-Zeul]] und [[Oskar Lafontaine]] keinen Hehl daraus gemacht, daß er den Saarländer [[1988]] gern als seinen Nachfolger sähe."<ref>''[http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-13523771.html SPD: Ein spürbares Aufatmen]'', DER SPIEGEL, 30.3.1987</ref></blockquote> | ||
Am [[29. Mai]] [[1991]] wählte die SPD jedoch Björn Engholm als Nachfolger von [[Hans-Jochen Vogel]] zum Vorsitzenden der Gesamtpartei. Damit war er gleichzeitig als Kanzlerkandidat für die [[Bundestagswahl 1994]] gesetzt. | Am [[29. Mai]] [[1991]] wählte die SPD jedoch Björn Engholm als Nachfolger von [[Hans-Jochen Vogel]] zum Vorsitzenden der Gesamtpartei. Damit war er gleichzeitig als Kanzlerkandidat für die [[Bundestagswahl 1994]] gesetzt. | ||
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[[1983]] holte Björn Engholm als Spitzenkandidat bei den schleswig-holsteinischen [[Landtagswahl 1983|Landtagswahlen]] mit der SPD ihr bis dahin bestes Ergebnis und wurde Oppositionsführer im Landtag. Nach der Wahl analysierte die ZEIT: | [[1983]] holte Björn Engholm als Spitzenkandidat bei den schleswig-holsteinischen [[Landtagswahl 1983|Landtagswahlen]] mit der SPD ihr bis dahin bestes Ergebnis und wurde Oppositionsführer im Landtag. Nach der Wahl analysierte die ZEIT: | ||
<blockquote>"Der ehemalige Bundesminister Björn Engholm kann sogar zum neuen Typ eines sozialdemokratischen Politikers aufsteigen, der eines fernen Tages auch höheren Ortes als Herausforderer gerufen wird. Das Zeug dazu hätte er, verschaffte er sich Sachkompetenz nun gleichfalls auf den Gefilden der Landespolitik."<ref>Strothmann, Dietrich: ''[http://www.zeit.de/1983/12/im-kielwasser Schleswig-Holstein: Im Kielwasser]'', DIE ZEIT, 18.3.1983</ref></blockquote> | |||
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<blockquote>"[Barschels] Lieblingsvokabel heißt "staatspolitisch", und aus eben diesen, nämlich staatspolitischen Gründen bittet er, "möge Gott verhüten", daß die Sozis das Land zwischen den Meeren verwalten dürfen. Das zu verhindern ist er rastlos zugange [...]."<ref>Noack, Hans-Joachim: ''[http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-14017932.html Susi oder die sanfte Tour. Über den schleswig-holsteinischen Ministerpräsidenten Uwe Barschel]'', DER SPIEGEL, 7.3.1983</ref></blockquote> | |||
[[Datei:Freie Erde.jpg|thumb|left|200px|Artikel aus FREIE ERDE, 7.4.1987]]Schon als Oppositionsführer verfolgte Björn Engholm eine Politik der Kontakte mit der DDR. Im April [[1987]] fuhr er mit [[Günther Jansen]] und einer Delegation von schleswig-holsteinischen Betriebsräten zu Gesprächen mit dem Zentralkomitee der SED nach Berlin. Die Delegation besuchte auch Neubrandenburg, worüber das örtliche SED-Organ FREIE ERDE ausgiebig berichtete. | [[Datei:Freie Erde.jpg|thumb|left|200px|Artikel aus FREIE ERDE, 7.4.1987]]Schon als Oppositionsführer verfolgte Björn Engholm eine Politik der Kontakte mit der DDR. Im April [[1987]] fuhr er mit [[Günther Jansen]] und einer Delegation von schleswig-holsteinischen Betriebsräten zu Gesprächen mit dem Zentralkomitee der SED nach Berlin. Die Delegation besuchte auch Neubrandenburg, worüber das örtliche SED-Organ FREIE ERDE ausgiebig berichtete. | ||
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==Literatur== | ==Literatur== | ||
*Alfred J. | *Gertler, Alfred J.: ''Björn Engholm im Gespräch. Perspektiven sozialdemokratischer Politik'' (Bonn 1991) ISBN 3-416-02352-8 | ||
*Ludger | *Fertmann, Ludger: ''Björn Engholm. Ein Portrait'' (München 1991) ISBN 3-453-05206-4 | ||
*Rainer | *Burchardt, Rainer/Knobbe, Werner: ''Björn Engholm, die Geschichte einer gescheiterten Hoffnung'' (Stuttgart 1993) ISBN 3-421-06643-4 | ||
==Links== | ==Links== | ||
Version vom 30. Januar 2022, 15:16 Uhr
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| Björn Engholm |
Björn Engholm, * 9. November 1939 in Lübeck-Moisling; Schriftsetzer, Diplom-Politologe. Mitglied der SPD im Kreisverband Lübeck seit 1962.
Leben und Beruf
Nach der Mittleren Reife lernte Björn Engholm bei der Lübecker Freien Presse Schriftsetzer, erlangte auf dem 2. Bildungsweg die Hochschulreife und schloss den Besuch der Akademie für Wirtschaft und Politik in Hamburg als graduierter Sozialwirt ab. Anschließend studierte er Politik, Volkswirtschaft und Soziologie an der Universität Hamburg mit dem Abschluss Diplom-Politologe.
Seine Interessen gehen über die Politik im engeren Sinne hinaus. So rief er als Ministerpräsident - zusammen mit Günter Grass - die Wewelsflether Gespräche ins Leben, die bis heute stattfinden. Das erste Gespräch nutzte er 1983 für Kritik auch an der eigenen Partei: Er sah "das unwiderrufliche Ende einer Epoche gekommen [...], in der auch die SPD Fortschritt ständig mit Wachstum verwechselt habe".[1]
Seit seinem Abschied aus der Landespolitik ist er als freier Publizist tätig, insbesondere im Bereich der Kunst, und nimmt Ehrenämter vor allem im Kulturbereich wahr, etwa als Gründer des Kulturforums Schleswig-Holstein e.V. (2001). Er unterstützt auch die Aktivitäten der Malerin Barbara Engholm, mit der er seit 1964 verheiratet ist. Das Ehepaar hat zwei Töchter.
Politischer Werdegang
Björn Engholm war Landtags- und Bundestagsabgeordneter, Parteivorsitzender, und wurde 1988, nach 38 Jahren CDU-Regierung, zum Ministerpräsidenten von Schleswig-Holstein gewählt.
Schon seit 1958 Mitglied der Industriegewerkschaft Druck und Papier, trat er 1962 in die SPD ein und war von 1965 bis 1968 Vorsitzender der Lübecker Jungsozialisten.
Bundestag/Bundesregierung
Am 2. Dezember 1968 meldeten die Kieler Nachrichten:
"Auf ihrem außerordentlichen Kreisparteitag nominierte am Sonntag die Lübecker SPD als Bundestagskandidaten für den Wahlkreis 11 (Lübeck) bei den Bundestagswahlen 1969" den 29jährigen Studenten Björn Engholm. Engholm erhielt 108 von 160 Stimmen, der bisherige Bundestagsabgeordnete Karl Regling nur 49 Stimmen."[2]
Zuvor hatten die Lübecker Jusos ihren Vorsitzenden gebeten, gegen den "konservativen Flügelmann" anzutreten. Zu dieser Wahl traten vielerorts Jusos gegen alteingesessene Kandidaten an.[3]
Von 1969 bis zu seinem Wechsel in den Schleswig-Holsteinischen Landtag 1983 blieb Björn Engholm Bundestagsabgeordneter, stets direkt gewählt für Lübeck.
Am 18. Mai 1977 wurde er zum Parlamentarischen Staatssekretär im Bildungsministerium berufen, vom 28. Januar 1981 bis 1. Oktober 1982 war er Bundesminister für Bildung und Wissenschaft. Seine Nachfolge als Parlamentarischer Staatssekretär übernahm Eckart Kuhlwein.
Nach dem Rücktritt der liberalen Minister und Parlamentarischen Staatssekretäre übernahm Björn Engholm in der sozialdemokratischen Minderheitsregierung vom 17. September bis 1. Oktober 1982 zusätzlich das Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten.
Bei einem Frühjahrstreffen in Norderstedt am 21./22. März 1987, unmittelbar vor seinem Rücktritt vom Parteivorsitz, ließ Willy Brandt durchblicken, dass er sich aus der "Enkel-Generation" nicht Björn Engholm oder sonst jemanden, sondern Oskar Lafontaine als Nachfolger wünschte.
"[...] auf einem SPD-Frühlingstreffen in Norderstedt bei Hamburg, hatte der Alte im Kreise der Nachwuchsstars Björn Engholm, Gerhard Schröder, Rudolf Scharping, Heidi Wieczorek-Zeul und Oskar Lafontaine keinen Hehl daraus gemacht, daß er den Saarländer 1988 gern als seinen Nachfolger sähe."[4]
Am 29. Mai 1991 wählte die SPD jedoch Björn Engholm als Nachfolger von Hans-Jochen Vogel zum Vorsitzenden der Gesamtpartei. Damit war er gleichzeitig als Kanzlerkandidat für die Bundestagswahl 1994 gesetzt.
Landtag
1983 holte Björn Engholm als Spitzenkandidat bei den schleswig-holsteinischen Landtagswahlen mit der SPD ihr bis dahin bestes Ergebnis und wurde Oppositionsführer im Landtag. Nach der Wahl analysierte die ZEIT:
"Der ehemalige Bundesminister Björn Engholm kann sogar zum neuen Typ eines sozialdemokratischen Politikers aufsteigen, der eines fernen Tages auch höheren Ortes als Herausforderer gerufen wird. Das Zeug dazu hätte er, verschaffte er sich Sachkompetenz nun gleichfalls auf den Gefilden der Landespolitik."[5]
DER SPIEGEL ergänzte den Blickwinkel des Gegners, der im Rückblick der Ironie nicht entbehrt:
"[Barschels] Lieblingsvokabel heißt "staatspolitisch", und aus eben diesen, nämlich staatspolitischen Gründen bittet er, "möge Gott verhüten", daß die Sozis das Land zwischen den Meeren verwalten dürfen. Das zu verhindern ist er rastlos zugange [...]."[6]
Schon als Oppositionsführer verfolgte Björn Engholm eine Politik der Kontakte mit der DDR. Im April 1987 fuhr er mit Günther Jansen und einer Delegation von schleswig-holsteinischen Betriebsräten zu Gesprächen mit dem Zentralkomitee der SED nach Berlin. Die Delegation besuchte auch Neubrandenburg, worüber das örtliche SED-Organ FREIE ERDE ausgiebig berichtete.
Ministerpräsident
In der Landtagswahl 1987 erreichte die Landes-SPD unter Björn Engholm trotz (oder wegen) der Machenschaften des CDU-Ministerpräsidenten Barschel[7] ein noch besseres Ergebnis als 1983, allerdings nicht die parlamentarische Mehrheit. Erst nach der Neuwahl des Landtags auf Grund des Rücktritts von Ministerpräsident Barschel wurde Björn Engholm am 8. Mai 1988 Ministerpräsident von Schleswig-Holstein.
Am 3. Mai 1993 trat er wegen Erschütterung seiner Glaubwürdigkeit in der "Barschel-Pfeiffer/Schubladen-Affäre" von seinen Ämtern als Ministerpräsident Schleswig-Holsteins und SPD-Bundesvorsitzender zurück und blieb bis zur Aufgabe seines Mandats am 7. November 1994 einfacher Landtagsabgeordneter.
Politische Schwerpunkte
Nach der Wahl Engholms zum Ministerpräsidenten rief der Landtag im Juni 1988 eine Enquete-Kommission und danach ein Sonderausschuss ins Leben. Durch deren Ergebnisse wurde eine substantielle Parlaments- und Verfassungsreform eingeleitet. Die Ergebnisse:
- Das Parlament verfügt über weitreichende Initiativ-, Kontroll-, Frage- und Auskunftsrechte.
- Die Ausschüsse verfügen über ein Selbstbefassungsrecht und tagen öffentlich.
- Untersuchungsausschüsse und der Eingabenausschuss erhalten starke neue Rechte.
- Die Unabhängigkeit der Justiz ist durch ein transparentes Richterwahlverfahren gesichert.
- Elemente direkter Demokratie eröffnen dem Volk neue Einflussmöglichkeiten.
- Neue Staatszielbestimmungen (natürliche Lebensgrundlagen, Gleichstellung, Minderheiten) werden aufgenommen.
In dieser Zeit wurde auch eine Landesverfassung erarbeitet, die die alte - provisorische - Landessatzung ablöste.
Weitere Initiativen:
- Frischer Wind in der Verwaltung[8]
- Öffnung der Hochschulen für Menschen ohne Abitur[9]
- Gleichberechtigung von Männern und Frauen - Schleswig-Holstein war das erste Bundesland, das ein eigenes Ministerium für Frauenpolitik und für die praktische Umsetzung von Art. 3 Abs. 2 des Grundgesetzes[10] schuf. Erste Frauenministerin in der Bundesrepublik Deutschland wurde Gisela Böhrk.
Fotos
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Björn Engholm bei einer Ausstellungseröffnung, 2019
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Björn Engholm, Ralf Stegner, Bernd Saxe auf dem Koberg in Lübeck aus Anlass des Festes "Willy feiern" im Jahr des 100. Geburtstags von Willy Brandt, 2013
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Schwerin: Wahlkampf- Der Sozialdemokratische Ministerpräsident von Schleswig-Holstein, Björn Engholm, war der prominenteste Redner auf einer Wahlkampfveranstaltung der SPD der DDR im Hagenower Rathaus, 1990
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Björn Engholm als Bundesratspräsident und Walter Momper als sein Vorgänger, 1989
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Björn Engholm, Annemarie Renger, Herbert Wehner auf einer gemeinsamen Tagung mehrerer Arbeitskreise der Bundes-SPD, undatiert
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Schmäh-Flyer der Jungen Union Lütjensee.
Videos
NDR Talk Show (1992)
Offener Kanal Kiel: Lass mal schnacken: Björn Engholm auf dem Gelben Sofa, Juni 2018
Literatur
- Gertler, Alfred J.: Björn Engholm im Gespräch. Perspektiven sozialdemokratischer Politik (Bonn 1991) ISBN 3-416-02352-8
- Fertmann, Ludger: Björn Engholm. Ein Portrait (München 1991) ISBN 3-453-05206-4
- Burchardt, Rainer/Knobbe, Werner: Björn Engholm, die Geschichte einer gescheiterten Hoffnung (Stuttgart 1993) ISBN 3-421-06643-4
Links
- Landtagsinformationssystem: Björn Engholm
- Literatur von und über Björn Engholm im Archiv der Friedrich-Ebert-Stiftung
- Wikipedia: Björn Engholm
Einzelnachweise
- ↑ Noack, Hans-Joachim: Susi oder die sanfte Tour. Über den schleswig-holsteinischen Ministerpräsidenten Uwe Barschel, DER SPIEGEL, 7.3.1983
- ↑ SPD: Student kandidiert, Kieler Nachrichten, 2.12.1968
- ↑ Micus, Matthias: Die "Enkel" Willy Brandts: Aufstieg und Politikstil einer SPD-Generation (Campus, 2005), S. ?
- ↑ SPD: Ein spürbares Aufatmen, DER SPIEGEL, 30.3.1987
- ↑ Strothmann, Dietrich: Schleswig-Holstein: Im Kielwasser, DIE ZEIT, 18.3.1983
- ↑ Noack, Hans-Joachim: Susi oder die sanfte Tour. Über den schleswig-holsteinischen Ministerpräsidenten Uwe Barschel, DER SPIEGEL, 7.3.1983
- ↑ Waterkantgate: Spitzel gegen den Spitzenmann, DER SPIEGEL, 7.9.1987; Waterkantgate: Beschaffen Sie mir eine Wanze, DER SPIEGEL, 14.9.1987; Waterkantgate: Kieler Klempnerkammer, DER SPIEGEL, 16.11.1987; Björn und die Detektive. Der Sozialdemokrat Engholm im Visier der Geheimdienste, DER SPIEGEL, 7.6.1993
- ↑ Die Erben des Dr. Barschel, DER SPIEGEL, 29.5.1989
- ↑ Nach vier Jahren: Was hat sich in Schleswig-Holstein geändert? Die Millimeter nach dem Erdrutsch, DIE ZEIT, 20.3.1992
- ↑ "Männer und Frauen sind gleichberechtigt. Der Staat fördert die tatsächliche Durchsetzung der Gleichberechtigung von Frauen und Männern und wirkt auf die Beseitigung bestehender Nachteile hin."
Fraktionsvorsitzende: Wilhelm Kuklinski (1946 - 1946) | Andreas Gayk (1946 - 1950) | Bruno Diekmann (1950 - 1953) | Wilhelm Käber (1953 - 1966) | Jochen Steffen (1966 - 1973) | Klaus Matthiesen (1973 - 1983) | Björn Engholm (1983 - 1988) | Gert Börnsen (1988 - 1996) | Ute Erdsiek-Rave (1996 - 1998) | Lothar Hay (1998 - 2008) | Ralf Stegner (2008-2021) | Serpil Midyatli (2021-2022) | Thomas Losse-Müller (2022-2023);| Serpil Midyatli (2023-heute)
MinisterpräsidentIn: Hermann Lüdemann (1947 - 1948) | Bruno Diekmann (1949 - 1950) | Björn Engholm (1988 - 1993) | Heide Simonis (1993 - 2005) | Torsten Albig (2012 - 2017)
