Bruno Verdieck

Aus SPD Geschichtswerkstatt
Die druckbare Version wird nicht mehr unterstützt und kann Darstellungsfehler aufweisen. Bitte aktualisiere deine Browser-Lesezeichen und verwende stattdessen die Standard-Druckfunktion des Browsers.
Bruno Verdieck
Bruno Verdieck
Bruno Verdieck
Geboren: 31. August 1902
Gestorben: 20. Juli 1969

Bruno Julius Ferdinand Verdieck, * 31. August 1902 in Kiel, † 20. Juli 1969 in Kiel; Schneider, Gewerkschaftssekretär. Mitglied der SPD ab 1920.

Leben & Beruf

Bruno Verdieck war der Sohn eines Kieler Werftarbeiters; die Familie lernte wirtschaftliche Not und soziale Ungerechtigkeiten kennen[1]. Er schloss 1918 die Volksschule ab und machte eine Schneiderlehre, übte den Beruf vermutlich zunächst auch aus. Nach einer Weiterbildung 1929/30 an der staatlichen Wirtschafts- und Verwaltungsschule Düsseldorf[2] wurde er Gewerkschaftssekretär. Er hatte sich schon früh den Freien Gewerkschaften angeschlossen. 1932 war er als Ortsgruppen-Sekretär Hamburg des Deutschen Bekleidungsarbeiterverbandes tätig.

Nach Ende der NS-Herrschaft wurde er mit der Wiedergründung der Gewerkschaften 1946 Sekretär der Freien Gewerkschaften, dann von 1948 bis zu seinem Ruhestand Ende 1967 DGB-Vorsitzender in Kiel. Als solcher war er auch Mitglied in städtischen Ausschüssen und Gremien der Wirtschaft.

"[Die] Freimütigkeit, mit der er seine Überzeugung in guter demokratischer Art jederzeit vertrat, brachten ihm eine Wertschätzung in weiten Kreisen."[1]

Über seine persönlichen Verhältnisse liegen uns bisher keine Informationen vor, abgesehen davon, dass er zur Zeit seines Landtagsmandats in der Kleiststraße 70 wohnte.

Partei & Politik

1920 trat Bruno Verdieck in die SPD ein. Er kam aus einer sozialdemokratischen Familie - Willy Verdieck war, soweit ermittelt, ein Vetter von ihm. Er war wohl schon als Jugendlicher aktiv in der Sozialistischen Arbeiter-Jugend. Während des Kapp-Lüttwitz-Putsches stand er vor dem Gewerkschaftshaus Posten.[1]

Nationalsozialismus

Ab 1933 setzte er trotz der Bedrohung die Gewerkschaftsarbeit im Untergrund fort, wurde 1936 durch die Gestapo verhaftet und erhielt zweieinhalb Jahre Zuchthaus wegen "Vorbereitung zum Hochverrat". 1939 kam er nicht frei, sondern wurde noch anderthalb Jahre - bis 1941 - im KZ Fuhlsbüttel eingesperrt. Wie er die restliche Zeit des NS-Regimes überstand, ist bisher nicht ermittelt.

Die Studie von Danker/Lehmann-Himmel ordnet seine Grundorientierung unter den fünf möglichen Kategorien als "oppositionell/'gemeinschaftsfremd'"[3] und ihn darin als "Widerstandleistenden" ein[4]

1945 beteiligte er sich an der Neugründung der Kieler SPD und übernahm 1946 den Vorsitz des Distrikts Nord. In der ersten Kommunalwahl nach der NS-Herrschaft trat er im Wahlbezirk II (Kiel-Nord) an[5], ohne ein Mandat zu bekommen.

Landtag

In der Landtagswahl 1950 bewarb sich Bruno Verdieck um ein Mandat; es ist jedoch nicht ermittelt, ob er ein Direktmandat anstrebte oder reiner Listenkandidat war. Er rückte am 6. November 1950 für Ludwig Preller über die Landesliste nach, als dieser sein Mandat niederlegte. Er war aktiv in den Ausschüssen für Arbeit und für Jugendfragen.

Auch gehörte er zu den wenigen Betroffenen, die sich in der Debatte um das Ende der Entnazifizierung zu Wort meldeten. In der zweiten Lesung des entsprechenden Gesetzes wies ein Abgeordneter der Gegenseite auf die massiven Probleme hin, die von der Besatzungsmacht internierte Menschen hätten. Bruno Verdieck warnte "in einem Zwischenruf: 'Haben Sie auch an die Konzentrationäre gedacht?' vor einem verfehlten Opferdiskurs".[6] - "Konzentrationäre" waren diejenigen, die unter den später Internierten im KZ gesessen hatten. Er wusste, wovon er sprach.

Zur Landtagswahl 1954 trat er, soweit ermittelt, nicht wieder an.

Ehrungen

Am 11. Mai 1964 wurde Bruno Verdieck mit dem Großen Verdienstkreuz des Bundesverdienstkreuzes ausgezeichnet.

Zu seinem 65.Geburtstag bat er zu einem Empfang im Lichtsaal des Gewerkschaftshauses. Persönlichkeiten aus Wirtschaft und Politik der Stadt und des Landes entrichteten ihre Gratulationen. Vielleicht entsprach ihm dies nicht so ganz. Die Kieler Nachrichten schrieben:

"So ganz wohl schien sich das 'Geburtstagskind', das mehr die Arbeit im stillen schätzte, als Mittelpunkt nicht zu fühlen - aber gestern kam einmal zum Ausdruck, welch allgemeiner Wertschätzung in weiten Kreisen sich Kiels Gewerkschafts-Vorsitzender erfreut."[7]

Links

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 Bruno Verdieck verstorben, Kieler Nachrichten, 22.7.1969
  2. Wikipedia: Bruno Verdieck, abgerufen 26.2.2024
  3. Vgl. Danker/Lehmann-Himmel, S. 173. Die fünf Kategorien lauten "exponiert nationalsozialistisch", "systemtragend/karrieristisch", "ns-sozialisiert", "angepasst/ambivalent" und "oppositionell/'gemeinschaftsfremd'".
  4. Danker/Lehmann-Himmel, S. 279. Grundlage dieser Einordnung ist eine Akte im Landesarchiv Schleswig-Holstein (LASH) Abt. 460.19, Nr. 792
  5. Vorstellung der Kandidierenden, VZ, 9.10.1946
  6. Danker/Lehmann-Himmel, S. 347 f.
  7. Bruno Verdieck geehrt, Kieler Nachrichten, 1.9.1967