Bundestagswahl 2021: Unterschied zwischen den Versionen

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Da es jetzt vor allem darum ging, dass FDP und Grüne die Basis miteinander finden, die ihnen bei den Sondierungsgesprächen nach der [[Bundestagswahl 2017]] fehlte, kündigten zunächst die beiden kleineren Parteien Gespräche an. Die SPD Parteivorsitzende Saskia Esken lehnte das ab und sagte, es verstehe sich von selbst, dass die SPD zu Sondierungsgesprächen einlade.<ref>ntv Frühstart: [https://www.n-tv.de/mediathek/videos/politik/SPD-Chefin-gegen-Vorsondierungen-von-Gruenen-und-FDP-article22830418.html ''"SPD-Chefin gegen Vorsondierungen von Grünen und FDP"''], 27.09.2021</ref>
Da es jetzt vor allem darum ging, dass FDP und Grüne die Basis miteinander finden, die ihnen bei den Sondierungsgesprächen nach der [[Bundestagswahl 2017]] fehlte, kündigten zunächst die beiden kleineren Parteien Gespräche an. Die SPD Parteivorsitzende Saskia Esken lehnte das ab und sagte, es verstehe sich von selbst, dass die SPD zu Sondierungsgesprächen einlade.<ref>ntv Frühstart: [https://www.n-tv.de/mediathek/videos/politik/SPD-Chefin-gegen-Vorsondierungen-von-Gruenen-und-FDP-article22830418.html ''"SPD-Chefin gegen Vorsondierungen von Grünen und FDP"''], 27.09.2021</ref>
Die Koalitionsgespräche liefen äußerst diskret ab - keinerlei Informationen drangen an die Öffentlichkeit. Am [[24. November]] stellen die Parteien den gemeinsamen Koalitionsvertrag mit dem Titel "Mehr Fortschritt wagen" vor. Am [[4. Dezember]] findet ein hybrider, außerordentlicher Parteitag bei der SPD statt, der mit 98,8 % dem Koalitionsvertrag zustimmt.


==Einzelnachweise==
==Einzelnachweise==

Version vom 4. Dezember 2021, 22:18 Uhr

Die Bundestagswahl 2021 fand am 26. September 2021 zusammen mit den Landtagswahlen in Mecklenburg-Vorpommern und in Berlin statt. Die SPD wurde mit 25,7 % die stärkste Partei.

Ausgangslage


Unter schwierigen Bedingungen war die SPD 2017 noch einmal in die Große Koalition mit CDU&CSU gegangen. Bundeskanzlerin Angela Merkel hatte vor der Wahl angekündigt, nicht wieder anzutreten. CDU und CSU einigten sich auf Armin Laschet, den Ministerpräsidenten von Nordrhein-Westfalen, als Spitzenkandidaten. Die Grünen - auf einem Umfragehöhenflug - verkündeten, dass die Co-Vorsitzende Annalena Baerbock und nicht Robert Habeck Spitzenkandidatin werden sollte.

Die Aussichten für die SPD waren schlecht. Zwischenzeitlich stand sie in einer Allensbachumfrage 2019 nur noch bei 12 Prozent[1]. Gleichzeitig standen die Grünen bei 25 %. Noch am 28. Juli 2021 maß Allensbach für CDU&CSU 30,0 %, für die SPD 16,0 % und für die Grünen 19,5 %[2].

Als Präsidium und Parteivorstand am 10. August 2020 - ein Jahr vor der Wahl - Olaf Scholz einstimmig als Kanzlerkandidaten nominierten, stand die SPD bei 15,5 %[3]. Aber sie war die erste Partei, die ihren Kandidaten präsentierte.

Das Regierungsprogramm wurde in einem intensiven Dialog mit allen Ebenen der Partei erarbeitet. Fast 4.000 Mitglieder haben ihre Ideen in über 3.000 Beiträgen und Kommentaren in der Programmwerkstatt eingebracht. Über 3.000 Mitglieder haben in Online-Konferenzen über das Programm diskutiert – bei einem Debattencamp haben sich über 6.000 Mitglieder und Unterstützer*innen an der Entwicklung sozialdemokratischer Ideen für die Zukunft beteiligt.

Am 21. März erhalten alle Gliederungen das Zukunftsprogramm als Leitantrag für den außerordentlichen Bundesparteitag am 9. Mai 2020. Auf Grundlage der dann verschickten Fassung konnten Änderungsanträge gestellt werden. 99,3 Prozent der Delegierten stimmten dem Zukunftsprogramm in der Endfassung auf dem Parteitag zu.

Kandidatinnen und Kandidaten

Serpil Midyatli und die elf Kandidatinnen und Kandidaten aus den Wahlkreisen.
Serpil Midyatli und die elf Kandidatinnen und Kandidaten aus den Wahlkreisen.

Am 26. März stellte die SPD Schleswig-Holstein ihre Landesliste bei einer Landeswahlkonferenz in Neumünster auf. Den Spitzenplatz hält Sönke Rix. Erstmals wurde der Reißverschluss konsequent angewendet. Bis dahin war es üblich gewesen, dass die in Wahlkreisen Kandidierenden immer auf den ersten Plätzen standen. Da mehr Männer als Frauen in den Wahlkreisen nominiert worden waren, ließ sich das so nicht durchführen. So wurden die Listenplätze 10 und 12 mit Frauen besetzt, die keine Direktkandidatinnen waren.

Wahlkampf

Fernseher mit Olaf Scholz drauf
Beim Landesparteitag im April 2021 ist Olaf Scholz digital zugeschaltet.

Auch das Jahr 2021 stand voll im Zeichen der Corona-Pandemie. Anfang des Jahres waren noch weite Teile des öffentlichen Lebens lahmgelegt. Dann lief die Impfkampagne an; ab Ostern wurden nach und nach Lockerungen möglich. Trotzdem fanden die meisten Termine der SPD in der ersten Jahreshälfte noch digital statt. Auch der Bundestagswahlkampf begann mit digitalen "Zukunftsgesprächen" mit Olaf Scholz per Videokonferenz.

Erst am 19. April 2021 beschloss der Bundesvorstand von Bündnis 90/Die Grünen, Annalena Baerbock - Robert Habeck - als Kanzlerkandidatin vorzuschlagen. Am selben Tag nominierte die CDU Armin Laschet als Kanzlerkandidaten. Zuvor hatte der sich mit dem CSU-Vorsitzenden Markus Söder auf diese Kandidatur geeinigt.

Nach ihrer Nominierung geriet die grüne Kandidatin in die Kritik wegen eines geschönten Lebenslaufes und möglicher Plagiate in einem von ihr verfassten Buch. Im Umgang mit den Folgen der Hochwasserkatastrophe in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen machte der CDU-Kandidat mehrfach negative Schlagzeilen[4][5] und musste sich ebenfalls mit Plagiatsvorwürfen auseinandersetzen. Die Umfragewerte der Grünen stagnierten, die der Union stürzten ab und die SPD stieg. Am 23. August 2021 lag sie erstmals bei INSA[6] gleichauf mit der CDU bei 23 %. Am 27. August lag sie bei YouGov[7] mit 24 % sogar vor der CDU mit 22 %. In den letzten Umfragen lagen SPD und CDU Kopf-an-Kopf bei um die 25%.

Kurz vor der Bundestagswahl erreicht die SPD ihr Ziel, beim Tür-zu-Tür-Wahlkampf an mehr als drei Millionen Haustüren geklopft und geklingelt zu haben.[8]

Wahlergebnis in Schleswig-Holstein

Die Linkspartei verpasste die 5-%-Hürde, erreichte aber drei Direktmandate, was ihr den Einzug in den Bundestag sicherte. Über Ausgleichsmandate zog sie 39 Abgeordneten in den Bundestag ein.

Der SSW trat erstmals seit 1961 wieder bei einer Bundestagswahl an. Befreit von der 5-%-Klausel bekam die Partei der dänischen Minderheit genügend Stimmen für einen Sitz im Bundestag.

Bündnis 90/Die Grünen konnten mit ihrem Parteivorsitzenden Robert Habeck den Wahlkreis 1 Flensburg - Schleswig gewinnen und wurden in Kiel erstmals stärkste Kraft.

Die CDU in Schleswig-Holstein verlor mit 12 % überdurchschnittlich viele Stimmen. Die Verluste im Bund betrugen nur 8,9 %. Die CDU verlor acht Wahlkreise. In Steinburg - Dithmarschen Süd lag sie nur hauchdünn vorn.

Erststimmen

Hatte bei der Bundestagswahl 2017 nur Mathias Stein seinen Wahlkreis in Kiel knapp mit 337 Stimmen Vorsprung gewonnen, holte die SPD in dieser Wahl acht der elf Wahlkreise. Im Wahlkreis 3 Steinburg - Dithmarschen Süd war das Ergebnis äußert knapp: Karin Thissen unterlag mit 39.364 Stimmen gegen Mark Helfrich (CDU) mit 39.434. Der Wahlkreis 2 Nordfriesland - Dithmarschen Nord ging auch an die CDU. Im Wahlkreis 1 Flensburg - Schleswig gewann der Parteivorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen Robert Habeck.

Wahlkreis Name Stimmenanteil
4 - Rendsburg-Eckernförde Sönke Rix 30,8 %
5 - Kiel Mathias Stein 29,5 %
6 - Plön - Neumünster Kristian Klinck 31,4 %
7 - Pinneberg Ralf Stegner 31,3 %
8 - Segeberg - Stormarn-Mitte Bengt Bergt 32,0 %
9 - Ostholstein - Stormarn-Nord Bettina Hagedorn 33,7 %
10 - Herzogtum Lauenburg - Stormarn-Süd Nina Scheer 31,0 %
11 - Lübeck Tim Klüssendorf 34,4 %

Zweitstimmen

Die SPD war in allen Wahlkreisen stärkste Kraft - mit Ausnahme des Wahlkreis 5 Kiel. Dort lagen Bündnis 90/Die Grünen mit 28,4 % vor der SPD mit 26 %.

Bundesergebnis Änderung zu 2013 Landesergebnis[9] Differenz Land/Bund
SPD 25,7 % +5,2 28 % +2,3
CDU 24,1 % -8,9 22 % -2,1
FDP 11,5 % +0,7 12,5 % +1
Grüne 14,8 % +5,8 18,3 % +3,5
Linke 4,9 % -4,3 3,6 % -1,3
AfD 10,3 % -2,3 6,8 % -3,5
SSW 3,2 % +3,2 3,2 %
Sonstiges 3,8 % 5,6 %

Wahlbeteiligung in Schleswig-Holstein: 78,3 %

Koalitionsverhandlungen

Zunächst war nicht klar, welche Koalition gewonnen hatte. Trotz der historischen Niederlage von CDU&CSU, reklamierte Armin Laschet das Kanzleramt weiterhin für sich. Eine Jamaika-Koalition aus CDU, CSU, FDP und Bündnis 90/Die Grünen war ebenso möglich wie eine Ampel aus SPD, Bündnis 90/Die Grünen und FDP. Während aber die Grünen eher der SPD zuneigten, versprach sich die FDP mehr von einer Koalition mit der Union. Rechnerisch war auch eine Große Koalition aus SPD, CDU und CSU unter Führung der SPD möglich. Die schlossen aber alle Seiten aus. Ebenso wie die "Deutschlandkoalition", bei der zur Großen Koalition noch die FDP dazu käme. Durch das schlechte Abschneiden der Linkspartei war eine rot-grün-rote Koaliton außer Reichweite.

Da es jetzt vor allem darum ging, dass FDP und Grüne die Basis miteinander finden, die ihnen bei den Sondierungsgesprächen nach der Bundestagswahl 2017 fehlte, kündigten zunächst die beiden kleineren Parteien Gespräche an. Die SPD Parteivorsitzende Saskia Esken lehnte das ab und sagte, es verstehe sich von selbst, dass die SPD zu Sondierungsgesprächen einlade.[10]

Die Koalitionsgespräche liefen äußerst diskret ab - keinerlei Informationen drangen an die Öffentlichkeit. Am 24. November stellen die Parteien den gemeinsamen Koalitionsvertrag mit dem Titel "Mehr Fortschritt wagen" vor. Am 4. Dezember findet ein hybrider, außerordentlicher Parteitag bei der SPD statt, der mit 98,8 % dem Koalitionsvertrag zustimmt.

Einzelnachweise

  1. Allensbach, 21.06.2019
  2. Allensbach, 28.07.2021
  3. Allensbach, 22.07.2020
  4. Anwohner werfen Laschet Versagen vor, zdf.de, 2.8.2021
  5. Kalischek, Ingo: Nach Laschet-Besuch: Was die Flutopfer so wütend macht, Neue Westfälische, 14.8.2021
  6. INSA, 23.8.2021
  7. YouGov, 27.8.2021
  8. SPD.de: "SPD knackt Drei-Millionen-Türen-Marke", 25.09.2021
  9. Statistikamt Nordn Ergebnisse Schleswig-Holstein Stand: 27.9.2021
  10. ntv Frühstart: "SPD-Chefin gegen Vorsondierungen von Grünen und FDP", 27.09.2021