Eugen Lechner

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Eugen Lechner
Eugen Lechner
Eugen Lechner
Geboren: 5. Juni 1903
Gestorben: 23. September 1971

Eugen Lechner, * 5. Juni 1903 in Bad Oldesloe, † 23. September 1971 in Neumünster. Kaufmann, hauptamtlicher Stadtrat. SPD-Mitglied seit 1924.

Leben und Beruf

Eugen Lechner besuchte die Volksschule und war dann bei der Post tätig, später als kaufmännischer Angestellter. Er absolvierte 1930/31 zwei Semester an der Arbeitervolkshochschule Harrisleefeld. Seine Abschlussarbeit verfasste er über Möglichkeiten einer deutsch-französischen Verständigung.

Von 1925 bis 1933 war er im Gaubüro des Reichsbanners beschäftigt, etwa ab 1930 als stellvertretender Gausekretär (Landesgeschäftsführer),[1] und war Mitglied der Gaujugendleitung und des Kreisjugendausschusses.

Zu seinen Aufgaben gehörte auch die Planung und Durchführung von Wahlkämpfen.

"In dem Wahlkampf dieses Jahres (1928) wurde zum erstenmal der Film als Werbemittel eingesetzt, mit dem Ergebnis, daß von nun an Filmveranstaltungen ständig in die Parteiveranstaltungen aufgenommen wurden und ein knallrot angestrichener Wagen - der 'Rote Teufel' genannt - mit Eugen Lechner durch die Städte und Dörfer fuhr, um Filme zu zeigen und Lautsprecherpropaganda zu treiben."[2]

Über sein Leben unter der NS-Herrschaft ist bisher nichts ermittelt, nur dass er "politisch verfolgt" wurde.[3] In der Studie von Danker/Lehmann-Himmel wird er der Kategorie "oppositionell 'gemeinschaftsfremd'" zugeordnet.[4]

Nach Ende der NS-Herrschaft wurde er sofort wieder politisch aktiv, zunächst in Eckernförde, ab 1955 in Neumünster.

Später gründete er den Mädchenmusikzug Neumünster und war ein Förderer des Heimattiergartens der Stadt.

1967 ging er in den Ruhestand.

Eugen Lechner war verheiratet, das Ehepaar hatte ein Kind. In Neumünster wohnte er, möglicherweise bis zum Ende seines Lebens, in der Sudetenlandstraße 12 a.

Politik

1945 übernahm Eugen Lechner zunächst den Vorsitz des Kreisverbandes Eckernförde.

Für den Ortsverein Eckernförde gehörte er der Stadtvertretung und dem Kreistag an, war auch Vorsitzender der Kreistagsfraktion, war zeitweilig Mitglied des Kreisausschusses, des Kreisfinanz- und des Kreiswohlfahrtsausschusses.

1947 und 1948 wurde er in den erweiterten Bezirksvorstand Schleswig-Holstein gewählt. Für die nächsten Bezirks- und Landesparteitage liegen bisher keine vollständigen Übersichten vor, aber von 1963 bis 1967 war er Beisitzer im Landesvorstand.

1954 wurde er von der Stadtvertretung Neumünster zum hauptamtlichen Stadtrat für Soziales und Krankenhauswesen berufen und trat sein Amt im Januar 1955 an. In dieser Funktion war er wohl auch Mitglied des Aufsichtsrates der Wirtschaftsaufbaukasse AG Kiel.

Landtag

Eugen Lechner gehörte dem Landtag insgesamt 16 Jahre lang an, ab 1946 zunächst als Mitglied des 2. ernannten Landtages, wurde 1947 direkt gewählt für den Wahlkreis 9 (Eckernförde), 1950 und 1954 über die Landesliste, 1958 wieder direkt gewählt für den Wahlkreis 23 (Neumünster).

Er war aktiv in den Ausschüssen für Aufbau, Entnazifizierung (ab 20. Dezember 1946 stellvertretender Vorsitzender, vom 8. Mai 1947 bis 31. Mai 1950 Vorsitzender), Volkswohlfahrt, Wahlrecht, Arbeit und Flüchtlingswesen, im Landeswahlausschuss, im Untersuchungsausschuss 'Kieler Nachrichten', im Ausschuss für die Wahrung der Rechte der Volksvertretung, Finanz-, Wirtschafts- und Verkehrsausschuss.

Zeitweise war er finanzpolitischer Sprecher, ab 3. Oktober 1953 zudem stellvertretender Vorsitzender seiner Fraktion.

Landesregierung

Vom 19. Juni bis 29. August 1947 amtierte er als Parlamentarischer Vertreter des Ministers für Wohlfahrt, Arbeit und Gesundheitswesen im Kabinett Lüdemann. Diese Funktion gab es nur in dieser Legislaturperiode.

Veröffentlichungen

  • Möglichkeiten einer deutsch-französischen Verständigung, Abschlußarbeit nach 2 Semestern Volkshochschule (unveröffentlicht, Harrisleefeld 1931)
  • Tatkraft, Vertrauen, Arbeit (Der Lebenswille einer Stadt), Broschüre über die Geschichte der Stadt Eckernförde (Eckernförde 1949)

Archive

Literatur & Links

Einzelnachweise

  1. Martens, S. 555
  2. Osterroth, Franz: 100 Jahre Sozialdemokratie in Schleswig-Holstein. Ein geschichtlicher Überblick (Kiel o. J. [1963]), S. 93
  3. Martens, S. 555
  4. Vgl. Danker/Lehmann-Himmel, S. 25. Die fünf Grundkategorien lauten "exponiert nationalsozialistisch", "systemtragend-karrieristisch", "ns-sozialisiert", "angepasst ambivalent" und "oppositionell 'gemeinschaftsfremd'".