Frauen- und Gleichstellungspolitik: Unterschied zwischen den Versionen

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* [[1879]] - [[August Bebel]] veröffentlicht "[http://gutenberg.spiegel.de/buch/die-frau-und-der-sozialismus-4236/1 Die Frau und der Sozialismus]"
* [[1879]] - [[August Bebel]] veröffentlicht "[http://gutenberg.spiegel.de/buch/die-frau-und-der-sozialismus-4236/1 Die Frau und der Sozialismus]"
* [[1882]] - Aus den "Vertrauensmännern" in der SPD werden die [[Vertrauensperson]]en - sie ermöglichen es Frauen, sich trotz des Verbots zu organisieren.
* [[1882]] - Aus den "Vertrauensmännern" in der SPD werden die [[Vertrauensperson]]en - sie ermöglichen es Frauen, sich trotz des Verbots zu organisieren.
* [[1892]] - Im Januar verfügt der Regierungspräsident in Schleswig-Holstein: "…daß nach einer Entschiedung des Oberverwaltungsgerichts vom [[1. Oktober]] [[1890]] den Zusammenkünften der dem §8 des Vereinsgesetzes vom [[11. Mai]] [[1850]] unterliegenden Vereine Frauen auch dann nicht beiwohnen dürfen, wenn die Zusammenkünfte anderen Zwecken als den politischen Erörterungen dienen soll. Die Abhaltung von Bällen und anderen Vergnügungen mit Frauen komme daher für diese Vereine überhaupt nicht in Frage." Feiern von politischen Vereinen, an denen auch Frauen teilnahmen seien polizeilich aufzulösen. Als der Arbeiterbildungsverein [[Ortsverein Ellerbek|Ellerbek]] Anfang [[1892]] sein Stiftungsfest feiern wollte, drohte das Verbot. Der Vorstand meldete daraufhin ein "Männerkränzchen" an. Die Frauen saßen während der Feier im Saal nebenan. Zunächst wollte die Polizei sie auch dort vertreiben, unterließ dies aber.<ref>[[Wilhelm Brecour|Brecour, Wilhelm]]: ''Die [[Kreisverband Kiel|Sozialdemokratische Partei in Kiel]]. Ihre geschichtliche Entwicklung'' (Kiel o. J. [1932]) (Neudruck in ''Zur Geschichte der Kieler Arbeiterbewegung'', Kiel 1983)</ref>
* [[1908]] - Frauen dürfen Mitglieder in Vereinen werden und sich politisch engagieren - [[Luise Zietz]] wird die erste Frau im SPD-Parteivorstand.
* [[1908]] - Frauen dürfen Mitglieder in Vereinen werden und sich politisch engagieren - [[Luise Zietz]] wird die erste Frau im SPD-Parteivorstand.
* [[Bezirksparteitag 1909, Wandsbek|1909]] - Der [[Bezirksparteitag 1909, Wandsbek]] beschließt, dass mindestens eine Frau muss Beisitzerin im [[Landesvorstand]] sein muss: "Die Agitationskommission besteht aus einem besoldeten Beamten, der auch die Kassengeschäfte zu führen hat, einem Vertreter der [[Schleswig-Holsteinische Volkszeitung|Parteizeitung]] und 5 Beisitzern, unter welchen mindestens eine Genossin sein muss."<ref>SPD-Ortsverein Elmshorn: ''120 Jahre SPD Elmshorn. Eine Chronik'' (Elmshorn 1983)</ref>
* [[Bezirksparteitag 1909, Wandsbek|1909]] - Der [[Bezirksparteitag 1909, Wandsbek]] beschließt, dass mindestens eine Frau muss Beisitzerin im [[Landesvorstand]] sein muss: "Die Agitationskommission besteht aus einem besoldeten Beamten, der auch die Kassengeschäfte zu führen hat, einem Vertreter der [[Schleswig-Holsteinische Volkszeitung|Parteizeitung]] und 5 Beisitzern, unter welchen mindestens eine Genossin sein muss."<ref>SPD-Ortsverein Elmshorn: ''120 Jahre SPD Elmshorn. Eine Chronik'' (Elmshorn 1983)</ref>

Version vom 4. August 2016, 11:08 Uhr

[[Datei:{{#setmainimage:Frauenwahlrecht 1914.jpg}}|thumb|right|280px|Plakat "Heraus mit dem Frauenwahlrecht - Frauen-Tag", 8. März 1914]]

  • 1867 - Die Leiterin des Hamburger Frauenvereins, Frau Hetzel, versuchte auch in Schleswig-Holstein Frauen zusammenzuführen, doch kam es nur in Preetz, unter der Leitung von der Arbeitsfrau Adamina Quisdorf zu einer Frauengruppe.[1]
  • 1879 - August Bebel veröffentlicht "Die Frau und der Sozialismus"
  • 1882 - Aus den "Vertrauensmännern" in der SPD werden die Vertrauenspersonen - sie ermöglichen es Frauen, sich trotz des Verbots zu organisieren.
  • 1892 - Im Januar verfügt der Regierungspräsident in Schleswig-Holstein: "…daß nach einer Entschiedung des Oberverwaltungsgerichts vom 1. Oktober 1890 den Zusammenkünften der dem §8 des Vereinsgesetzes vom 11. Mai 1850 unterliegenden Vereine Frauen auch dann nicht beiwohnen dürfen, wenn die Zusammenkünfte anderen Zwecken als den politischen Erörterungen dienen soll. Die Abhaltung von Bällen und anderen Vergnügungen mit Frauen komme daher für diese Vereine überhaupt nicht in Frage." Feiern von politischen Vereinen, an denen auch Frauen teilnahmen seien polizeilich aufzulösen. Als der Arbeiterbildungsverein Ellerbek Anfang 1892 sein Stiftungsfest feiern wollte, drohte das Verbot. Der Vorstand meldete daraufhin ein "Männerkränzchen" an. Die Frauen saßen während der Feier im Saal nebenan. Zunächst wollte die Polizei sie auch dort vertreiben, unterließ dies aber.[2]
  • 1908 - Frauen dürfen Mitglieder in Vereinen werden und sich politisch engagieren - Luise Zietz wird die erste Frau im SPD-Parteivorstand.
  • 1909 - Der Bezirksparteitag 1909, Wandsbek beschließt, dass mindestens eine Frau muss Beisitzerin im Landesvorstand sein muss: "Die Agitationskommission besteht aus einem besoldeten Beamten, der auch die Kassengeschäfte zu führen hat, einem Vertreter der Parteizeitung und 5 Beisitzern, unter welchen mindestens eine Genossin sein muss."[3]
  • 1912 - Am 12. Mai beschloss die SPD Elmshorn eine Resolution: "Die Forderung des Frauenrechts findet ihre beste Begründung in der Revolutionierung der wirtschaftlichen und sozialen Verhältnisse durch den Kapitalismus. Die Leistungen der Frauen in Industrie und Landwirtschaft, im Handel und Verkehrswesen, die Pflichten, die sie erfüllen als Mütter und Hausfrauen, geben ihnen einen berechtigten Anspruch auf soziale und politische Gleichberechtigung. Die Frauen fordern das Wahlrecht, um ihre Interessen selbst schützen zu können. Die am 12.Mai in Elmshorn Versammelten erklären deshalb, daß sie sich zur Erringung des Frauenwahlrechts in die Reihen der Sozialdemokratie stellen wollen und mit Energie und Ausdauer für die Erringung des allgemeinen, gleichen, direkten und geheimen Wahlrechts zu allen öffentlichen, rechtlichen und politischen Vertretungskörpern für die über 20 Jahre alten Staatsbürger ohne Unterschied des Geschlechts zu kämpfen. Die Sozialdemokratische Partei ist die einzige politische Partei, die als konsequente Verkämpferin für das volle Bürgerrecht des Weibes anzusprechen ist."[4]
  • 1918 - Das Frauenwahlrecht wird in Deutschland gesetzlich verankert.
  • 1965 - Im Rechenschaftsbericht der SPD Schleswig-Holstein für die Jahre 1965/66 heißt es, dass der Frauenanteil zur dieser Zeit bei 25% lag und damit nach Berlin und Hamburg an dritter Stelle. Rosa Wallbaum, Referentin für Frauenarbeit im Landesverband analysierte:
    "Wenn aber der Überschuss von 134200 wahlberechtigten Frauen in Betracht gezogen wird, so erhebt sich die begründete Frage, waum die SPD, die seit ihrem bestehen für eine Gesellschaftsordnung eingetreten ist, in der Frauen gleichberechtigt sind, nicht eigentlich eine "Frauenpartei" ist. Liegt es nur daran, daß auch heute noch die meisten Frauen eine Scheu besitzen, sich politisch zu engagieren, oder wurde bisher nicht verstanden, allen Staatsbürgern, auch den Frauen, bewußt zu machen, daß politisches Interesse und parteipolitische Betätigung zu den wichtigsten Aufgaben der gesellschaft zählen?
    Sicher wirkt sich auch hier die vergangenheit negativ aus. Die Hoffnung muß auf die jüngere Generation gesetz werden. Hier liegen die Ansatzpunkte für die Arbeit in den Frauengruppen nicht einem Selbstzweck dienen. Es ist festzustellen, daß viele jüngere Frauen der Partei beitreten, um im Ortsverein mitzuarbeiten, es aber ablehnen, sich ebenfalls in der Frauengruppe zu betätigen. In mehreren aktiven Ortsvereinen bestehen keine Frauengruppen, weil die Frauen in die allgemeine Arbeit des Ortsvereins integriert sind.
    Das ist seit jeher das Ziel der Frauengruppenarbeit gewesen!
    Es haben verschiedene Gründe zur Bildung besonderer Frauengruppen geführt und sicher haben einige auch heute noch Gültigkeit. Es gibt sowohl im familiären wie im gesellschaftlichen Bereich kaum Probleme, die ausschließlich Frauen betreffen, sondern lediglich Differenzierungen. Im allgemeinen gehen die Frauen auch an 'die Politik' anders heran als die Männer es seit Generationen zu tun gewohnt sind. Frauen sind eher bereit, im internen Kreis von Frauen ihre Meinung zu äußern. Hier erwerben sie die Sicherheit, sich auch in einer Versammlung des Ortsvereins an der Diskussion zu beteiligen.
    Wenn wir heute, wie vor 60 Jahren für den Bestand der Frauengruppen eintreten, wenn wir sie pflegen und nach Bedarf neue gründen, dann geschieht es in der Überzeugung, daß auch heute noch viele weibliche Parteimitglieder die Unterstützung durch die Frauengruppen brauchen.
    Wi auch immer sich die Frauen künftig politisch entscheiden und engagieren, wird von der Umwelt - sprich: Männer, beeinflußt werden. Es ist leider nicht so, daß alle Frauen sich der Gleichberechtigung voll bewußt sind. In der SPD sind Männer und Frauen gleichermaßen verpflichtet, vorbildlich zu handeln und aufklärend zu wirken."[5]
  • 1969 - Anny Trapp wird Kreispräsidentin im Kreis Eutin - die einzige Frau und die einzige Sozialdemokratin in Schleswig-Holstein zu dieser Zeit.
  • 1970 - Die Ratsversammlung in Kiel wählt Ida Hinz zur bundesweit ersten weiblichen Stadtpräsidentin.
  • 1972 - Annemarie Renger wird die erste weibliche Bundestagspräsidentin - sie war bis 1969 über die schleswig-holsteinische Landesliste in den Bundestag eingezogen. 1979 wird sie sozialdemokratische Kandidatin für das Amt des Bundespräsidentin - die erste weibliche Kandidatin. Gewählt wird der CDU-Kandidat Karl Carstens.
  • 1981 - Der Landesparteitag 1981, Bad Segeberg beschließt Politische Leitsätze zur Gleichstellung von Männern und Frauen
  • 1983 - Lianne-Maren Paulina-Mürl wird die erste weibliche, stellvertretende Landesvorsitzende.
  • 1984 - Das SPD-Frauenbüro Schleswig-Holstein wird eingerichtet, weil sich die CDU-Regierung weigert, eine ordentliche Frauenbeauftragte einzusetzen.
  • 1985 - Die SPD Schleswig-Holstein beschließt die Geschlechterquote.
  • 1988 - Nach 38 Jahren Opposition übernimmt die SPD die Regierung. Ministerpräsident Björn Engholm quotiert sein Kabinett. Vier Ministerien werden von Frauen geführt - das ist damals bundesweit einmalig. Neu ist auch das Frauenministerium von Gisela Böhrk.[6]
  • 1993 - Heide Simonis setzt sich in einem internen Machtkampf gegen Norbert Gansel durch und wird als Nachfolgerin des zurückgetretenen Björn Engholm Deutschlands erste weibliche Ministerpräsidentin. Für lange Zeit bleibt sie die einzige.
  • 1994 - Gleichstellungsgesetz Schleswig-Holstein
  • 1996 - Nach der Landtagswahl 1996 werden die Koalitionsverhandlungen sowohl auf Seiten der SPD als auch von den Grünen von jeweils zwei Frauen geleitet.
  • 2000 - Der Regierung von Heide Simonis gehören erstmals in Deutschland mehr Frauen als Männer an.
  • 2011 - Die SPD Schleswig-Holstein beschließt das Reißverschlussverfahren für Listenaufstellungen.
  • 2015 - Der Landesparteitag 2015, Neumünster wählt mit Bettina Hagedorn und Christiane Küchenhof zum ersten Mal zwei weibliche stellvertretende Vorsitzende. Zum ersten Mal sind im gesamten Landesvorstand mehr Frauen als Männer.

Fotos

Literatur

  • Döll-Krämer, Inge / Krämer, Gerd / Vesper, Ingrid: Sozialdemokratische Frauens- und Vertrauenspersonen in Altona vor 1914. Ein Beitrag zur Geschichte der Frauenbewegung in Schleswig-Holstein, in: Demokratische Geschichte 7(1992), S. 121-150
  • Klatt, Inge: Der "Büdelsdorfer Kaffeebüdel". Zu den Aktivitäten sozialdemokratischer Frauen in der Weimarer Republik, in: Demokratische Geschichte 3(1988), S. 353-358
  • Herrmann, Thomas / Jebens-Ibs, Sabine / Schmatzler, Uta Cornelia / Zachow-Ortmann, Maria: "Alle Mann an Deck! "- "Und die Frauen in die Kombüse?" Frauen in der schleswig-holsteinischen Politik 1945 – 1958 (Kiel 1993)
  • Paulina-Mürl, Lianne: Frauenbüro Schleswig-Holstein. Ein Verein nutzt das Parlament. In: Haibach, Marita / Immenkötter, Mechthild / Rühmkorf, Eva u.a.: Frauen sind nicht zweite Klasse. Frauenpolitik für Gleichstellung (Hamburg 1986)
  • Schubert-Riese, Brigitte: Lotte Hegewisch, Lilli Martius, Gertrud Völcker: Drei Frauenbilder aus der Kieler Stadtgeschichte, in: Mitteilungen der Gesellschaft für Kieler Stadtgeschichte 73 (1987), S. 1-18
  • Schultheiß, Nicole: "Geht nicht gibt's nicht ..." 24 Portraits herausragender Frauen aus der Kieler Stadtgeschichte (Kiel 2007)
  • Völcker, Gertrud: Frauen als Mitkämpfer für eine bessere Welt (Emma Drewanz, Helene Grünig, Sophie Lützen, Emma Puls, Emma Sorgenfrei) (Unveröff. Typoskript, o.O. o.J. [1978]) [Stadtarchiv Kiel]
  • vrowen kvinder Frauen. Lebensläufe bemerkenswerter Flensburger Frauen, in: Kleine Reihe der Gesellschaft für Flensburger Stadtgeschichte 23 (1992)
  • Wickert, Christel: Unsere Erwählten. Sozialdemokratische Frauen im Deutschen Reichstag und im Preußischen Landtag 1919 bis 1933 (2 Bde, Göttingen 1986)
  • Wiehmann, Otto: Die Einführung des Wahlrechts für Frauen in Lübeck (mit Kurzbibliographien der weiblichen Bürgerschaftsmitglieder 1919-1933), in: Zeitschrift des Vereins für lübeckische Geschichte und Altertumskunde 72 (1992), S. 231-240

Quelle

  1. Osterroth, Franz: 100 Jahre Sozialdemokratie in Schleswig-Holstein. Ein geschichtlicher Überblick (Kiel o. J. [1963])
  2. Brecour, Wilhelm: Die Sozialdemokratische Partei in Kiel. Ihre geschichtliche Entwicklung (Kiel o. J. [1932]) (Neudruck in Zur Geschichte der Kieler Arbeiterbewegung, Kiel 1983)
  3. SPD-Ortsverein Elmshorn: 120 Jahre SPD Elmshorn. Eine Chronik (Elmshorn 1983)
  4. SPD-Ortsverein Elmshorn: 120 Jahre SPD Elmshorn. Eine Chronik (Elmshorn 1983)
  5. Rechenschaftsbericht 1965-1966
  6. Engholms Viererbande In: DIE ZEIT 20.5.1988