Juso 22

Aus SPD Geschichtswerkstatt

Juso 22 nannte sich eine informelle Gruppe, den Arbeitskreisen vergleichbar, innerhalb der Kieler SPD. Sie traf sich ab 1972 zu monatlichen Gesprächen, oft mit führenden LandespolitikerInnen, sowie zu jährlichen Tagungen um Himmelfahrt in der Gustav-Heinemann-Bildungsstätte.

Vorgeschichte

Die Juso 22 waren SPD-Mitglieder, die ursprünglich alle bereits vor 1933 in der Kieler Arbeiterjugend bzw. bei den Falken aktiv gewesen sind. 1972 nahmen am ersten Treffen in der Heinemann-Bildungsstätte in Malente 59 ehemalige Jusos teil. 1975 umfasste die Mitgliederliste ca. 150 Namen. Zu den Gründungsmitgliedern der Juso 22 zählten u.a.Albert Witte, Dr. Hans Adam, Rosa Wallbaum, Emil Bandholz, Julius Bredenbeck, August Rathmann, Dolly Franke, Karl Rickers, Bernhard Jansen. Mit Frida Bendfeld, Otto Engel, Kurt Engert, Ida Hinz, Alfred und Magda Jung, Luise Puls, Kurt Salau, Walter Schütze, Bruno Vanini, undSiegfried Wuirbs u.v.a. gehörten viele namhafte Kieler SPD Mitglieder zu den Juso 22. Waren es ursprünglich vor allem Mitglieder, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts geboren wurden, nahm man im Laufe der Jahre auch Seniorinnen und Senioren auf, die aus Altersgründen erst nach 1945 politisch aktiv geworden waren. Bis in die 90er Jahre trafen sich die Juso 22, deren Zahl altersbedingt immer kleiner wurde, regelmäßig zu Diskussions- und Vortrtagsnachmittagen - meist im Sportheim der FT Adler . Die Juso 22 knüpften an eine Ausrichtung der Kieler Jusos vor 1933, die sich dadurch ausgezeichnet hatte, dass sie sehr viel stärker die politische Bildung in den Mittelpunkt stellte, als das gemeinhin in der Arbeiterjugend der Fall war. [1] Als ein Faktor dafür wird zum einen das ehrenamtliche Engagement fähiger Lehrer genannt, insbesondere von Wilhelm Kuklinski, dem späteren schleswig-holsteinischen Kultusminister. [2]. Zum anderen waren es die Bildungsabende und Vorträge fortschrittlicher Kieler Wissenschaftler wie Radbruch, Heimann, Löwe u.a., die diese Jusos stark geprägt hatten.

Offenbar fanden auch vorher schon einzelne Treffen statt. So berichtet die Presse nach der verlorenen Landtagswahl 1971:

"Mehr als 60 ehemalige Mitglieder der Sozialistischen Arbeiterjugend- und Arbeitersport-Organisationen der zwanziger Jahre, darunter 14 amtierende und ehemalige Ratsherren [und Ratsherrinnen, skw] und Stadträte trafen sich [...], um über die Situation der SPD nach den Landtagswahlen zu diskutieren."

Es sprachen unter anderen Karl Rickers und Oberbürgermeister Günther Bantzer. Man kam überein, "die Aktivität der älteren Parteimitglieder zu verstärken" sowie "den Parteidelegierten zu empfehlen, den Oberbürgermeister der Stadt Kiel, Günther Bantzer, in den Vorstand des Landesverbandes zu wählen."[3]

Quellen

  1. Susanne Kalweit (Hrsg.): Ich hab' mich niemals arm gefühlt. Die Kielerin Rosa Wallbaum berichtet aus ihrem Leben (Berlin/Hamburg 2010), S. 165
  2. Susanne Kalweit (Hrsg.): Ich hab' mich niemals arm gefühlt. Die Kielerin Rosa Wallbaum berichtet aus ihrem Leben (Berlin/Hamburg 2010), S. 166
  3. Alle Zitate Kieler Nachrichten, 12.6.1971