Käte Frankenthal

Aus SPD Geschichtswerkstatt
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Käte Frankenthal
Käte Frankenthal
Käte Frankenthal
Geboren: 30. Januar 1889
Gestorben: 21. April 1976

Käte Frankenthal, * 30. Januar 1889 in Kiel, 21. April 1976 in New York. Ärztin. Beitritt zur SPD 1914[1].

Werdegang

Käte Frankenthal wuchs in Kiel in einer liberalen jüdischen Familie auf. Ihr Vater Julius Frankenthal war Metallgroßhändler und zeitweise Vorsteher der Jüdischen Gemeinde in Kiel. Er und ihre Mutter Cäcilie Frankenthal beugten sich dem Willen des jungen Mädchens, das sich weigerte, den "höheren Töchtern" vorgezeichneten Weg der Ehe und Mutterschaft und des häuslichen Wirkens zu gehen. Käte Frankenthal setzte durch, dass sie einen Schulabschluss machen durfte. Hierfür lebte sie seit 1907 oder 1908 in einem Berliner Pensionat.

In ihren Lebenserinnerungen erwähnt sie:

"Ich war etwa ein halbes Jahr in Berlin, als ich zurückgerufen wurde. Diesmal war es kein Arrangement, um mich abzulenken, das hatten meine Eltern wohl aufgegeben. Es hatten sich [wohl 1908] Dinge in der Familie ereignet, die meine Anwesenheit zu Hause notwendig machten. Die wirtschaftliche Lage hatte sich grundlegend geändert. Verwandte und Freunde, die bisher am meisten über meine Pläne gespottet und sie als Launen einer jungen Dame angesehen hatten, deren Vater kostspielige Launen bezahlen kann, rieten mir nun dringend, weiter zu arbeiten und das Abitur zu machen; es würde mir helfen, eine bessere Stellung zu finden."[2]

Bei diesem Ereignis, das nicht weiter ausgeführt wird, dürfte es sich um die Anklage gegen den Vater wegen Unterschlagung gehandelt haben; mit Hilfe seines Verteidigers Wilhelm Spiegel erreichte er 1909 einen Freispruch.[3]

Käte Frankenthal studierte Medizin in Kiel, Heidelberg und Berlin. Sie war eine der ersten Studentinnen in diesem Fach, die ihr Studium mit einer Promotion abschlossen, und arbeitete zunächst als Assistenzärztin an der Charité. Parallel betrieb sie von 1921 bis 1924 eine Praxis zur Ehe- und Sexualberatung, in der sie auch kostenlose Verhütungsmittel abgab.[4] Zudem engagierte sie sich in der Kommunalpolitik. 1924 wurde sie Stadtärztin in Neukölln. 1933 emigrierte sie angesichts der Bedrohung durch die Nazis zunächst nach Prag, wo sie im Jüdischen Flüchtlingskomitee mitarbeitete[5], 1936 dann in die USA. Dort absolvierte sie ihr Studium, das von den amerikanischen Behörden nicht anerkannt wurde, erfolgreich ein zweites Mal und war ab ca. Ende der 1940er Jahre in New York als Psychotherapeutin tätig. Sie blieb unverheiratet.

Ihre Erinnerungen schrieb sie in den 1940er Jahren ohne publizistisches Ziel auf; sie wurden erst nach ihrem Tod 1981 von amerikanischen Freunden veröffentlicht.

Partei & Politik

1914 trat Käte Frankenthal in Berlin der SPD bei. 1918 engagierte sie sich in der Bewegung für das Frauenstimmrecht. Ab 1919 war sie Stadtverordnete in Berlin, bis sie 1930 in den Preußischen Landtag gewählt wurde.

Sie forderte die Abschaffung des Abtreibungsverbots in den ersten drei Monaten einer Schwangerschaft und engagierte sich in der Gesundheitsfürsorge.[6]

1931 trat sie von der SPD zur neu gegründeten Sozialistischen Arbeiterpartei (SAP) über.

In den USA arbeitete sie 1941 an einer Denkschrift zum Aufbau eines demokratischen deutschen Gesundheitswesens nach der NS-Herrschaft mit.[7]

Veröffentlichungen

  • Jüdin, Intellektuelle, Sozialistin. Lebenserinnerungen einer Ärztin in Deutschland und im Exil, hg. von Kathleen M. Pearle und Stephan Leibfried (Frankfurt/M. und New York 1985)

Literatur & Links

  • Ferner, Elke (Hg.): 90 Jahre Frauenwahlrecht! Eine Dokumentation (Berlin 2008) (Kurzbiografie, S. 110)
  • Wickert, Christl: Sozialistin, Parlamentarierin, Jüdin. Die Beispiele Käte Frankenthal [u.a.]. In: Heid, Ludger / Pauker, Arnold (Hg.): Soziale Utopien und religiös-kulturelle Traditionen. Juden und deutsche Arbeiterbewegung bis 1933 (Tübingen 1992), S. 155-164
  • Wikipedia

Einzelnachweise

  1. Ferner, Elke (Hg.): 90 Jahre Frauenwahlrecht! Eine Dokumentation (Berlin 2008), S. 110
  2. Frankenthal: Jüdin, S. 19
  3. Stadtverordnetenvorsteher - Wilhelm Spiegel (1876-1933), abgerufen 22.10.2015
  4. Ferner, Elke (Hg.): 90 Jahre Frauenwahlrecht! Eine Dokumentation (Berlin 2008), S. 110
  5. Ferner, Elke (Hg.): 90 Jahre Frauenwahlrecht! Eine Dokumentation (Berlin 2008), S. 110
  6. Ferner, Elke (Hg.): 90 Jahre Frauenwahlrecht! Eine Dokumentation (Berlin 2008), S. 110
  7. Ferner, Elke (Hg.): 90 Jahre Frauenwahlrecht! Eine Dokumentation (Berlin 2008), S. 110