Kreisverband Kiel - Stadtregierung: Unterschied zwischen den Versionen

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Die Oberbürgermeisterinnen und Oberbürgermeister von Kiel werden seit [[1997]], wie die BürgermeisterInnen in ganz Schleswig-Holstein, direkt von den Wahlberechtigten gewählt. Seitdem hat Kiel vier SPD-OberbürgermeisterInnen gehabt:
Die Oberbürgermeisterinnen und Oberbürgermeister von Kiel werden seit [[1997]], wie die BürgermeisterInnen in ganz Schleswig-Holstein, direkt von den Wahlberechtigten gewählt. Seitdem hat Kiel vier SPD-OberbürgermeisterInnen gehabt:
* [[Ulf Kämpfer]] (seit [[24. April]] [[2014]])
* [[Ulf Kämpfer]] (seit [[24. April]] [[2014]])
* [[Susanne Gaschke]] ([[1. Dezember]] [[2012]] - [[28. Oktober]] [[2013]], vorzeitig zurückgetreten)<ref>[https://www.kiel.de/de/kiel_zukunft/stadtgeschichte/ob/oberbuergermeisterin_gaschke.php Oberbürgermeisterin Susanne Gaschke], abgerufen 21.3.2020</ref>
* [[Susanne Gaschke]] ([[1. Dezember]] [[2012]]-[[28. Oktober]] [[2013]], vorzeitig zurückgetreten)<ref>[https://www.kiel.de/de/kiel_zukunft/stadtgeschichte/ob/oberbuergermeisterin_gaschke.php Oberbürgermeisterin Susanne Gaschke], abgerufen 21.3.2020</ref>
* [[Torsten Albig]] ([[17. Juni]] [[2009]] - [[28. Mai]] [[2012]], vorzeitig zurückgetreten)<ref>[https://www.kiel.de/de/kiel_zukunft/stadtgeschichte/ob/oberbuergermeister_albig.php Oberbürgermeister Torsten Albig], abgerufen 21.3.2020</ref>
* [[Torsten Albig]] ([[17. Juni]] [[2009]]-[[28. Mai]] [[2012]], vorzeitig zurückgetreten)<ref>[https://www.kiel.de/de/kiel_zukunft/stadtgeschichte/ob/oberbuergermeister_albig.php Oberbürgermeister Torsten Albig], abgerufen 21.3.2020</ref>
* [[Norbert Gansel]] ([[17. Juni]] [[1997]] - [[16. Juni]] [[2003]])<ref>[https://www.kiel.de/de/kiel_zukunft/stadtgeschichte/ob/oberbuergermeister_gansel.php Oberbürgermeister Norbert Gansel], abgerufen 21.3.2020</ref>
* [[Norbert Gansel]] ([[17. Juni]] [[1997]]-[[16. Juni]] [[2003]])<ref>[https://www.kiel.de/de/kiel_zukunft/stadtgeschichte/ob/oberbuergermeister_gansel.php Oberbürgermeister Norbert Gansel], abgerufen 21.3.2020</ref>
Unter der Magistratsverfassung, die von [[1950]] bis [[1996]] galt, gab es bereits 5 SPD-Oberbürgermeister:
Unter der Magistratsverfassung, die von [[1950]] bis [[1996]] galt, gab es bereits 5 SPD-Oberbürgermeister:
* [[Otto Kelling]] ([[1. November]] [[1992]] - [[5. Dezember]] [[1996]], abgewählt)<ref>[https://www.kiel.de/de/kiel_zukunft/stadtgeschichte/ob/oberbuergermeister_kelling.php Oberbürgermeister Otto Kelling], abgerufen 21.3.2020</ref>
* [[Otto Kelling]] ([[1. November]] [[1992]]-[[5. Dezember]] [[1996]], abgewählt)<ref>[https://www.kiel.de/de/kiel_zukunft/stadtgeschichte/ob/oberbuergermeister_kelling.php Oberbürgermeister Otto Kelling], abgerufen 21.3.2020</ref>
* [[Karl Heinz Luckhardt]] ([[1. November]] [[1980]] - [[31. Oktober]] [[1992]])<ref>[https://www.kiel.de/de/kiel_zukunft/stadtgeschichte/ob/oberbuergermeister_luckhardt.php Biografie Oberbürgermeister Karl-Heinz Luckhardt], abgerufen 21.3.2020</ref>
* [[Karl Heinz Luckhardt]] ([[1. November]] [[1980]]-[[31. Oktober]] [[1992]])<ref>[https://www.kiel.de/de/kiel_zukunft/stadtgeschichte/ob/oberbuergermeister_luckhardt.php Biografie Oberbürgermeister Karl-Heinz Luckhardt], abgerufen 21.3.2020</ref>
* [[Günther Bantzer]] ([[1. November]] [[1965]] - [[31. Oktober]] [[1980]])<ref>[https://www.kiel.de/de/kiel_zukunft/stadtgeschichte/ob/oberbuergermeister_bantzer.php Biografie Oberbürgermeister Günther Bantzer], abgerufen 21.3.2020</ref>
* [[Günther Bantzer]] ([[1. November]] [[1965]]-[[31. Oktober]] [[1980]])<ref>[https://www.kiel.de/de/kiel_zukunft/stadtgeschichte/ob/oberbuergermeister_bantzer.php Biografie Oberbürgermeister Günther Bantzer], abgerufen 21.3.2020</ref>
* [[Hans Müthling]] ([[20. Januar]] [[1955]] - [[31. Oktober]] [[1965]])<ref>[https://www.kiel.de/de/kiel_zukunft/stadtgeschichte/ob/oberbuergermeister_muethling.php Biografie Oberbürgermeister Hans Müthling], abgerufen 21.3.2020</ref>
* [[Hans Müthling]] ([[20. Januar]] [[1955]]-[[31. Oktober]] [[1965]])<ref>Geckeler, Christa: [https://www.kiel.de/de/kiel_zukunft/stadtgeschichte/ob/oberbuergermeister_muethling.php Biografie Oberbürgermeister Hans Müthling], abgerufen 21.3.2020</ref>
* [[Andreas Gayk]] ([[20. April]] [[1950]] - [[1. Oktober]] [[1954]])<ref>[https://www.kiel.de/de/kiel_zukunft/stadtgeschichte/ob/_testseite_oberbuergermeister_gayk.php Biografie Oberbürgermeister Andreas Gayk], abgerufen 21.3.2020</ref>
* [[Andreas Gayk]] ([[20. April]] [[1950]]-[[1. Oktober]] [[1954]] hauptamtlich, ab [[18. Oktober]] [[1946]] ehrenamtlich)<ref>Geckeler, Christa: [https://www.kiel.de/de/kiel_zukunft/stadtgeschichte/ob/_testseite_oberbuergermeister_gayk.php Biografie Oberbürgermeister Andreas Gayk], abgerufen 21.3.2020</ref>


=== Entwicklung des Amtes ===
=== Entwicklung des Amtes ===
Den Titel "Oberbürgermeister" trägt der Kieler Verwaltungschef seit [[1875]]. Die Bezeichnung "Bürgermeister" ging auf seinen Stellvertreter über. In der Kaiserzeit war es völlig undenkbar, dass ein Sozialdemokrat Stadtrat, geschweige denn Oberbürgermeister hätte werden können.<ref>Brecour: ''Partei'', S. I-89</ref>  
Den Titel "Oberbürgermeister" trägt der Kieler Verwaltungschef seit [[1875]]. Die Bezeichnung "Bürgermeister" ging auf seinen Stellvertreter über. In der Kaiserzeit war es völlig undenkbar, dass ein Sozialdemokrat Stadtrat, geschweige denn Oberbürgermeister hätte werden können.<ref name=":0">Brecour: ''Partei'', S. I-89</ref>  


Auch in der Weimarer Republik bekam Kiel jedoch noch keinen sozialdemokratischen Oberbürgermeister. Die mehrheitlich der SPD und USPD angehörende Stadtverordnetenversammlung wählte [[1920]] den bürgerlich-liberalen Dr. Emil Lueken auf zwölf Jahre. Er wurde [[1932]] wiedergewählt, bevor ihn die Nazis [[1933]] vertrieben.  
Auch in der Weimarer Republik bekam Kiel jedoch noch keinen sozialdemokratischen Oberbürgermeister. Die mehrheitlich der SPD und USPD angehörende Stadtverordnetenversammlung wählte [[1920]] den bürgerlich-liberalen Dr. Emil Lueken auf zwölf Jahre. Er wurde [[1932]] wiedergewählt, bevor ihn die Nazis [[1933]] vertrieben.  
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Danach galt bis [[1950]] die von der britischen Besatzungsmacht eingeführte Kommunalverfassung, in der das Oberbürgermeisteramt ehrenamtlich besetzt war und rein repräsentative Aufgaben hatte, ähnlich wie ein britischer ''Lord Mayor''. Die Leitung der Verwaltung lag beim Oberstadtdirektor, damals [[Walther Lehmkuhl]]. 1945/46 setzten die Briten mehrere Oberbürgermeister ein, einige davon aus der CDU; alle vor [[Andreas Gayk]] blieben aus verschiedenen Gründen nur kurz.  
Danach galt bis [[1950]] die von der britischen Besatzungsmacht eingeführte Kommunalverfassung, in der das Oberbürgermeisteramt ehrenamtlich besetzt war und rein repräsentative Aufgaben hatte, ähnlich wie ein britischer ''Lord Mayor''. Die Leitung der Verwaltung lag beim Oberstadtdirektor, damals [[Walther Lehmkuhl]]. 1945/46 setzten die Briten mehrere Oberbürgermeister ein, einige davon aus der CDU; alle vor [[Andreas Gayk]] blieben aus verschiedenen Gründen nur kurz.  


Der erste war [[Max Emcke]] ([[15. Mai]] [[1945]] - [[15. Februar]] [[1946]]), damals Mitglied der CDU, die er aber [[1950]] verließ, weil sie ihm zu rechts gerichtet war<ref>[https://www.kiel.de/de/kiel_zukunft/stadtgeschichte/ob/oberbuergermeister_emcke.php Biografie Oberbürgermeister Emcke], abgerufen 21.3.2020</ref>. [[1966]] trat er der SPD bei. Trotz großer Verdienste wurde Max Emcke auf Anweisung des Alliierten Kontrollrats im Februar 1946 abgesetzt. Die Gründe sind bis heute nicht ermittelt.
Der erste war [[Max Emcke]] ([[15. Mai]] [[1945]]-[[15. Februar]] [[1946]]), damals Mitglied der CDU, die er aber [[1950]] verließ, weil sie ihm zu rechts gerichtet war<ref>Geckeler, Christa: [https://www.kiel.de/de/kiel_zukunft/stadtgeschichte/ob/oberbuergermeister_emcke.php Biografie Oberbürgermeister Emcke], abgerufen 21.3.2020</ref>. [[1966]] trat er der SPD bei. Trotz großer Verdienste wurde Max Emcke auf Anweisung des Alliierten Kontrollrats im Februar 1946 abgesetzt. Die Gründe sind bis heute nicht ermittelt.


Ihm folgte - bereits nach Wahl durch die Stadtvertretung - kurzzeitig der vorherige Bürgermeister [[Otto Tschadek]] ([[16. Februar]] - [[11. März]] [[1946]])<ref>[https://www.kiel.de/de/kiel_zukunft/stadtgeschichte/ob/oberbuergermeister_tschadek.php Biografie Oberbürgermeister Otto Tschadek], abgerufen 21.3.2020</ref>, der schon vier Wochen später in seine Heimatstadt Wien zurückkehrte, wo er in Abwesenheit ins Parlament gewählt worden war und später zum Justizminister ernannt wurde. Sein Stellvertreter und der seines Nachfolgers war Bürgermeister [[Andreas Gayk]].
Ihm folgte - bereits nach Wahl durch die Stadtvertretung - kurzzeitig der vorherige Bürgermeister [[Otto Tschadek]] ([[16. Februar]]-[[11. März]] [[1946]])<ref>Geckeler, Christa: [https://www.kiel.de/de/kiel_zukunft/stadtgeschichte/ob/oberbuergermeister_tschadek.php Biografie Oberbürgermeister Otto Tschadek], abgerufen 21.3.2020</ref>, der schon vier Wochen später in seine Heimatstadt Wien zurückkehrte, wo er in Abwesenheit ins Parlament gewählt worden war und später zum Justizminister ernannt wurde. Sein Stellvertreter und der seines Nachfolgers war Bürgermeister [[Andreas Gayk]].


Nach einem unbefriedigenden konservativen Zwischenspiel akzeptierten die Besatzungsbehörden schließlich die Wahl von [[Andreas Gayk]] zum Oberbürgermeister ([[18. Oktober]] [[1946]] - [[20. April]] [[1950]]).
Nach einem unbefriedigenden konservativen Zwischenspiel akzeptierten die Besatzungsbehörden schließlich die Wahl von [[Andreas Gayk]] zum Oberbürgermeister ([[18. Oktober]] [[1946]]-[[20. April]] [[1950]]).


Nach dem Weggang von Oberstadtdirektor [[Walther Lehmkuhl]], der [[1950]] zum Oberbürgermeister von [[Kreisverband Neumünster|Neumünster]] gewählt wurde, kehrte Kiel zur Magistratsverfassung und damit zur Hauptamtlichkeit des Oberbürgermeisters zurück. Er übernahm wieder die Leitung der Verwaltung, das Amt des Oberstadtdirektors fiel weg.  
Nach dem Weggang von Oberstadtdirektor [[Walther Lehmkuhl]], der [[1950]] zum Oberbürgermeister von [[Kreisverband Neumünster|Neumünster]] gewählt wurde, kehrte Kiel zur Magistratsverfassung und damit zur Hauptamtlichkeit des Oberbürgermeisters zurück. Er übernahm wieder die Leitung der Verwaltung, das Amt des Oberstadtdirektors fiel weg.  


=== OB-KandidatInnen ===
=== OB-KandidatInnen ===
Einige andere bekannte Kieler Sozialdemokraten sind nicht Oberbürgermeister geworden. So wurden als mögliche Nachfolger für [[Hans Müthling]] zunächst [[Hermann Köster]] und [[Rolf Renger]] gehandelt<ref>Ph(Gottfried H. Philipp): ''Als neuer Oberbürgermeister Günther Bantzer im Gespräch'', ''Kieler Nachrichten'', 7.8.1965</ref>, als Nachfolger für [[Günther Bantzer]] dann [[Hartmut Lippe]] und [[Claus Möller]], der aber eine Bewerbung ablehnte.<ref>Gottfried H. Philipp: ''Günther Bantzer wird nicht wieder als Oberbürgermeister kandidieren'', ''Kieler Nachrichten'', ??.7.1979</ref> Vor der OB-Wahl von [[2007]]<ref>Drexler, Martina: ''Wer macht jetzt das Rennen?'', ''Kieler Nachrichten'', 18.8.2007</ref> und nach dem Rücktritt von [[Susanne Gaschke]] ([[2013]]) wurde jeweils [[Rolf Fischer]] als Oberbürgermeister ins Gespräch gebracht; er lehnte es beide Male ab, sich zu bewerben.<ref>Drexler, Martina: ''Wer macht jetzt das Rennen?'', ''Kieler Nachrichten'', 18.8.2007</ref><ref>Martina Drexler: ''SPD-Frauen bleiben nicht allein'', ''Kieler Nachrichten'', 13.7.2012</ref> Auch [[Andreas Breitner]] zog es vor, in die Landesregierung zu wechseln.<ref>Martina Drexler: ''SPD-Frauen bleiben nicht allein'', ''Kieler Nachrichten'', 13.7.2012</ref>
Einige andere bekannte Kieler Sozialdemokraten sind nicht Oberbürgermeister geworden. So wurden als mögliche Nachfolger für [[Hans Müthling]] zunächst [[Hermann Köster]] und [[Rolf Renger]] gehandelt<ref>Ph(Gottfried H. Philipp): ''Als neuer Oberbürgermeister Günther Bantzer im Gespräch'', ''Kieler Nachrichten'', 7.8.1965</ref>, als Nachfolger für [[Günther Bantzer]] dann [[Hartmut Lippe]] und [[Claus Möller]], der aber eine Bewerbung ablehnte.<ref>Philipp, Gottfried H.: ''Günther Bantzer wird nicht wieder als Oberbürgermeister kandidieren'', ''Kieler Nachrichten'', ??.7.1979</ref> Vor der OB-Wahl von [[2007]]<ref name=":2">Drexler, Martina: ''Wer macht jetzt das Rennen?'', ''Kieler Nachrichten'', 18.8.2007</ref> und nach dem Rücktritt von [[Susanne Gaschke]] ([[2013]]) wurde jeweils [[Rolf Fischer]] als Oberbürgermeister ins Gespräch gebracht; er lehnte es beide Male ab, sich zu bewerben.<ref name=":2" /><ref name=":3">Drexler, Martina: ''SPD-Frauen bleiben nicht allein'', ''Kieler Nachrichten'', 13.7.2012</ref> Auch [[Andreas Breitner]] zog es vor, in die Landesregierung zu wechseln.<ref name=":3" />
 
Die OB-Wahl [[2003]] verlor [[Jürgen Fenske]].


== BürgermeisterInnen ==
== BürgermeisterInnen ==
Bürgermeister, d.h. Stellvertreter des Oberbürgermeisters, ist traditionell der Stadtkämmerer; das Vorschlagsrecht für dieses Amt hat in der Regel die Opposition. Von [[1970]] bis [[1978]] bekleidete aber der Sozialdemokrat [[Achim Barow]] das Amt des Bürgermeisters und Kämmerers. Danach wechselte er an die Spitze der Versorgung und Verkehr Kiel GmbH, VVK. Die auf Vorschlag der GRÜNEN [[1996]] von der Ratsversammlung zur Sozialdezernentin gewählte Annegret Bommelmann war die erste Bürgermeisterin der Stadt; seit [[2019]] ist es die ebenfalls GRÜNE Renate Treutel.
Bürgermeister, d.h. Stellvertreter des Oberbürgermeisters, ist traditionell der Stadtkämmerer; das Vorschlagsrecht für dieses Amt hat in der Regel die Opposition. Von [[1970]] bis [[1978]] bekleidete aber der Sozialdemokrat [[Achim Barow]] das Amt des Bürgermeisters und Kämmerers. Danach wechselte er an die Spitze der Versorgung und Verkehr Kiel GmbH, VVK. [[Ronald Klein-Knott]] war bis [[2005]] der bisher letzte Bürgermeister von der SPD. Kiel hatte bisher zwei Bürgermeisterinnen; beide gehörten nicht der SPD an.


In der Weimarer Republik gelang es den Sozialdemokraten - nachdem man nach der [[Kieler Arbeiter- und Matrosenaufstand|Novemberrevolution]] den sehr geschätzten Liberalen Dr. Fritz Gradenwitz im Amt belassen hatte - [[1925]] den eigenen Kandidaten [[Hermann Heimerich]] durchzubringen. Als er Kiel [[1928]] wieder verließ, um Oberbürgermeister von Mannheim zu werden, wurde die Stelle zumindest bis August [[1932]] nicht wieder besetzt.<ref>Brecour: ''Partei'', S. I-94</ref>
In der Weimarer Republik gelang es den Sozialdemokraten - die nach der [[Kieler Arbeiter- und Matrosenaufstand|Novemberrevolution]] den sehr geschätzten Liberalen Dr. Fritz Gradenwitz im Amt belassen hatten - [[1925]] den eigenen Kandidaten [[Hermann Heimerich]] durchzubringen<ref>{{Osterroth-100-Jahre}}, Seite 90</ref>. Als er Kiel [[1928]] wieder verließ, um Oberbürgermeister von Mannheim zu werden, wurde die Stelle zumindest bis August [[1932]] nicht mehr besetzt.<ref name=":1" />


== StadtbaurätInnen ==
== StadtbaurätInnen ==
Kiels bauliche Entwicklung wurde in mehreren Phasen entscheidend von renommierten sozialdemokratischen oder der SPD nahe stehenden Stadtbauräten bestimmt. Während der Weimarer Republik war dies [[Willy Hahn]], nach dem Krieg sind vor allem Prof. [[Herbert Jensen]] (der schon seit etwa [[1934]] städt. Baudirektor war) und [[Klaus Müller-Ibold]] zu nennen, auch [[Eberhard Kulenkampff]], der für die Baumaßnahmen zu den olympischen Segelwettbewerben in Kiel [[1972]] verantwortlich war, und [[Otto Flagge]], der u.a. wesentliche Impulse für die Hörnsanierung gab. Der bisher letzte Sozialdemokrat in diesem Amt war [[Ronald Klein-Knott]]. Seit [[2017]] ist zum erstenmal eine Stadtbaurätin im Amt, die parteilose Doris Grondke.
Kiels bauliche Entwicklung wurde in mehreren Phasen entscheidend von renommierten sozialdemokratischen oder der SPD nahe stehenden Stadtbauräten bestimmt. Während der Weimarer Republik war dies [[Willy Hahn]], nach dem Krieg sind vor allem Prof. [[Herbert Jensen]] (der schon seit etwa [[1934]] städt. Baudirektor war) und [[Klaus Müller-Ibold]] zu nennen, auch [[Eberhard Kulenkampff]], der für die Baumaßnahmen zu den olympischen Segelwettbewerben in Kiel [[1972]] verantwortlich war, und [[Otto Flagge]], der u.a. wesentliche Impulse für die Hörnsanierung gab. Der bisher letzte Sozialdemokrat in diesem Amt war [[Ronald Klein-Knott]]. Seit [[2017]] ist zum erstenmal eine (parteilose) Stadtbaurätin im Amt.


== Weitere StadträtInnen ==
== Weitere StadträtInnen ==
=== Vor 1933 ===
=== Vor 1933 ===
[[Datei:Daniel Rindfleisch Todesanzeige.jpg|260px|thumb|right|Todesanzeige von Magistrat und Stadtverordnetenversammlung für Daniel Rindfleisch, ''Schleswig-Holsteinische Volkszeitung'', 15.5.1918]]In der Kaiserzeit mit ihrem undemokratischen Wahlrecht gelangte kein Sozialdemokrat in den Magistrat. Erst [[1916]] gaben die bürgerlichen Kräfte ihren Widerstand auf; [[Daniel Rindfleisch]] wurde zum ehrenamtlichen Magistratsmitglied gewählt, im Jahr darauf [[Wilhelm Brecour]] und - als Nachfolger des verstorbenen Daniel Rindfleisch - [[Wilhelm Poller]].<ref>Brecour: ''Partei'', S. I-89</ref>  
[[Datei:Traueranzeige Rindfleisch.jpg|260px|thumb|right|Traueranzeige der Stadt für Daniel Rindfleisch]]In der Kaiserzeit mit ihrem undemokratischen Wahlrecht gelangte kein Sozialdemokrat in den Magistrat. Erst [[1916]] gaben die bürgerlichen Kräfte ihren Widerstand auf; [[Daniel Rindfleisch]] wurde zum ehrenamtlichen Magistratsmitglied gewählt, im Jahr darauf [[Wilhelm Brecour]] und - als Nachfolger des verstorbenen Daniel Rindfleisch - [[Wilhelm Poller]].<ref name=":0" />  


Ab [[1919]] galt für die Wahl ehrenamtlicher Stadträte die Verhältniswahl; die SPD konnte vier unbesoldete Stadträte stellen, darunter die bereits Genannten, und als hauptamtlichen Stadtrat [[Paul Gress]]. Er behielt dieses Amt bis [[1931]].<ref>Brecour: ''Partei'', S. I-94</ref>  
Ab [[1919]] galt für die Wahl ehrenamtlicher Stadträte die Verhältniswahl; die SPD konnte vier unbesoldete Stadträte stellen, darunter die bereits Genannten, und als hauptamtlichen Stadtrat [[Paul Gress]]. Er behielt dieses Amt bis [[1931]].<ref name=":1">Brecour: ''Partei'', S. I-94</ref>  


[[1924]] errang die SPD nur 20 von 66 Ratssitzen und nur zwei unbesoldete Magistratssitze.<ref>Brecour: ''Partei'', S. I-94</ref>  
[[1924]] errang die SPD nur 20 von 66 Ratssitzen und nur zwei unbesoldete Magistratssitze.<ref name=":1" />  


[[1928]] wurde in direkter Wahl der Sozialdemokrat [[Genosse Hoffmann|Dr. Hoffmann]] zum hauptamtlichen Stadtrat gewählt.<ref>Brecour: ''Partei'', S. I-94</ref>  
[[1928]] wurde in direkter Wahl der Sozialdemokrat [[Hans Hoffmann|Dr. Hans Hoffmann]] zum hauptamtlichen Stadtrat gewählt.<ref>Brecour: ''Partei'', S. I-94 - aber: Artikel im ''Hamburger Echo'' sprechen für 1926</ref>  


Bei den Stadtverordnetenwahlen [[1929]] erreichte die SPD 27 von 66 Mandaten. Sie stellte nun drei unbesoldete Magistratsmitglieder.<ref>Brecour: ''Partei'', S. I-94</ref>
Bei den Stadtverordnetenwahlen [[1929]] erreichte die SPD 27 von 66 Mandaten. Sie stellte nun drei unbesoldete Magistratsmitglieder.<ref name=":1" />


=== Nach 1945 ===
=== Nach 1945 ===
 
Hauptamtliche Stadträte u.a. (unvollständig)
*[[Gerwin Stöcken]] Sozialdezernent seit [[2014]]
*[[Wolfgang Röttgers]] Ordnungsdezernent, Kämmerer [[2012]]-[[2018]]
*[[Ute Berg]] Wirtschaftsdezernentin [[2010]]
*[[Torsten Albig]] Ordnungsdezernent, Kämmerer [[2002]]-[[2006]]
*[[Heinz Rethage]] Wirtschaftsdezernent [[1999]]-[[2004]]
*[[Erich Schirmer]] Ordnungs- und Umweltdezernent [[1990]]-[[2002]]
*[[Ronald Klein-Knott]] Stadtbaurat [[1999]]-[[2005]]
*[[Otto Flagge]] Stadtbaurat [[1987]]-[[1999]]
*[[Rolf Schroedter]] Sozialdezernent [[1983]]-[[1995]]
*[[Claus Möller]] Ordnungs- und Umweltdezernent [[1981]]-[[1988]]
*[[Fritz Quade]] Ordnungsdezernent [[1972]]-[[1981]]
*[[Joachim Lohmann]] Schulen [[1970]]-[[1979]]
*[[Günter Lütgens]] Sozialdezernent [[1966]]-[[1983]]
*[[Rolf Renger]] Wirtschafts- und Hafendezernent [[1962]]-[[1975]]
*[[Karl Langbehn]] versch. Sachgebiete [[1956]]-?
*[[Otto Voß]] [[1950]]-[[1955]] und [[1960]]-[[1966]] Wohnungsförderung
*[[Kurt Engert]] [[1954]]-[[1972]] Sozialdezernent
*[[Toni Jensen]] [[1947]]-[[1956]] für Schulen
*[[Friedrich Mandelkow]] [[1946]]-[[1952]]


== StadtpräsidentInnen ==
== StadtpräsidentInnen ==
StadtpräsidentInnen als oberste RepräsentantInnen der Stadt gibt es erst seit der Einführung der Magistratsverfassung im Jahr [[1950]]. Die SPD stellte bis heute die Hälfte von ihnen, allerdings mit einer gesamten Amtszeit von bisher 47 von 70 Jahren<ref>Stand 2020.</ref>. Unter ihnen waren bis heute drei Frauen.
StadtpräsidentInnen als oberste RepräsentantInnen der Stadt gibt es erst seit der Einführung der Magistratsverfassung im Jahr [[1950]]. Die SPD stellte bis heute die Hälfte von ihnen, allerdings mit einer gesamten Amtszeit von bisher 50 von 73 Jahren<ref>Stand 2023</ref>. Unter ihnen waren in dieser Zeit vier Frauen.
* Seit [[2013]]: [[Hans-Werner Tovar]]<ref>[https://www.kiel.de/de/kiel_zukunft/stadtgeschichte/sp/stadtpraesident_tovar.php Stadtpräsident Hans-Werner Tovar], abgerufen 21.3.2020</ref>
* [[2013]]-[[2023]]: [[Hans-Werner Tovar]]<ref>[https://www.kiel.de/de/kiel_zukunft/stadtgeschichte/sp/stadtpraesident_tovar.php Stadtpräsident Hans-Werner Tovar], abgerufen 21.3.2020</ref>
* [[1998]]-[[2003]] und [[2008]]-[[2013]]: [[Cathy Kietzer]]<ref>[https://www.kiel.de/de/kiel_zukunft/stadtgeschichte/sp/stadtpraesidentin_kietzer.php Stadtpräsidentin Cathy Kietzer], abgerufen 21.3.2020</ref>
* [[1998]]-[[2003]] und [[2008]]-[[2013]]: [[Cathy Kietzer]]<ref>[https://www.kiel.de/de/kiel_zukunft/stadtgeschichte/sp/stadtpraesidentin_kietzer.php Stadtpräsidentin Cathy Kietzer], abgerufen 21.3.2020</ref>
* [[1986]]-[[1998]]: [[Silke Reyer]]<ref>[https://www.kiel.de/de/kiel_zukunft/stadtgeschichte/sp/stadtpraesidentin_reyer.php Biografie Stadtpräsidentin Silke Reyer], abgerufen 21.3.2020</ref>
* [[1986]]-[[1998]]: [[Silke Reyer]]<ref>Geckeler, Christa: [https://www.kiel.de/de/kiel_zukunft/stadtgeschichte/sp/stadtpraesidentin_reyer.php Biografie Stadtpräsidentin Silke Reyer], abgerufen 21.3.2020</ref>
* [[1978]]-[[1982]]: [[Rolf Johanning]]<ref>[https://www.kiel.de/de/kiel_zukunft/stadtgeschichte/sp/stadtpraesident_johanning.php Stadtpräsident Rolf Johnning], abgerufen 21.3.2020</ref>
* [[1978]]-[[1982]]: [[Rolf Johanning]]<ref>[https://www.kiel.de/de/kiel_zukunft/stadtgeschichte/sp/stadtpraesident_johanning.php Stadtpräsident Rolf Johnning], abgerufen 21.3.2020</ref>
* [[1970]]-[[1974]]: [[Ida Hinz]]<ref>[https://www.kiel.de/de/kiel_zukunft/stadtgeschichte/sp/stadtpraesidentin_hinz.php Biografie Stadtpräsidentin Ida Hinz], abgerufen 21.3.2020</ref>
* [[1970]]-[[1974]]: [[Ida Hinz]]<ref>Geckeler, Christa: [https://www.kiel.de/de/kiel_zukunft/stadtgeschichte/sp/stadtpraesidentin_hinz.php Biografie Stadtpräsidentin Ida Hinz], abgerufen 21.3.2020</ref>
* [[1959]]-[[1970]]: [[Hermann Köster]]<ref>[https://www.kiel.de/de/kiel_zukunft/stadtgeschichte/sp/stadtpraesident_koester.php Biografie Stadtpräsident Hermann Köster], abgerufen 21.3.2020</ref>
* [[1959]]-[[1970]]: [[Hermann Köster]]<ref>Geckeler, Christa: [https://www.kiel.de/de/kiel_zukunft/stadtgeschichte/sp/stadtpraesident_koester.php Biografie Stadtpräsident Hermann Köster], abgerufen 21.3.2020</ref>
* [[1951]]-[[1955]]: [[Max Schmidt]]<ref>[https://www.kiel.de/de/kiel_zukunft/stadtgeschichte/sp/stadtpraesident_schmidt.php Biografie Stadtpräsident Max Schmidt], abgerufen 21.3.2020</ref>
* [[1951]]-[[1955]]: [[Max Schmidt]]<ref>Geckeler, Christa: [https://www.kiel.de/de/kiel_zukunft/stadtgeschichte/sp/stadtpraesident_schmidt.php Biografie Stadtpräsident Max Schmidt], abgerufen 21.3.2020</ref>


== Stadtverordnetenvorsteher ==
== Stadtverordnetenvorsteher ==
Zwar gelang es der SPD schon im Kaiserreich, in den Wahlen [[Kreisverband Kiel - Ratsfraktion|Stadtverordnete]] durchzubringen. Aber erst ab [[1919]] gab es SPD-Mehrheiten, die dann auch die Stadtverordnetenvorsteher (wie der Titel des obersten Repräsentanten der Selbstverwaltung damals lautete) stellten. Dies waren:
Zwar gelang es der SPD schon im Kaiserreich, in den Wahlen [[Sozialdemokratischer Verein Groß-Kiel - Stadtverordnete|Stadtverordnete]] durchzubringen. Aber erst ab [[1919]] gab es SPD-Mehrheiten, die dann auch die Stadtverordnetenvorsteher (wie der Titel des obersten Repräsentanten der Selbstverwaltung damals lautete) stellten. Dies waren:
* [[1926]]-[[1933]]: [[Christian Haß]]<ref>[https://www.kiel.de/de/kiel_zukunft/stadtgeschichte/sp/stadtpraesident_hass.php Biografie Stadtverordnetenvorsteher Christian Haß], abgerufen 21.3.2020</ref>
* [[1926]]-[[1933]]: [[Christian Haß]]<ref>Geckeler, Christa: [https://www.kiel.de/de/kiel_zukunft/stadtgeschichte/sp/stadtpraesident_hass.php Biografie Stadtverordnetenvorsteher Christian Haß], abgerufen 21.3.2020</ref>
* [[1924]]-[[1926]]: [[Heinrich Jacobs]]<ref>[https://www.kiel.de/de/kiel_zukunft/stadtgeschichte/sp/stadtpraesident_jacobs.php Biografie Stadtverordnetenvorsteher Heinrich Jacobs], abgerufen 21.3.2020</ref>
* [[1924]]-[[1926]]: [[Heinrich Jacobs]]<ref>Geckeler, Christa: [https://www.kiel.de/de/kiel_zukunft/stadtgeschichte/sp/stadtpraesident_jacobs.php Biografie Stadtverordnetenvorsteher Heinrich Jacobs], abgerufen 21.3.2020</ref>
* [[1919]]-[[1924]]: [[Wilhelm Spiegel]]<ref>[https://www.kiel.de/de/kiel_zukunft/stadtgeschichte/sp/stadtpraesident_spiegel.php Biografie Stadtverordnetenvorsteher Wilhelm Spiegel], abgerufen 21.3.2020</ref>
* [[1919]]-[[1924]]: [[Wilhelm Spiegel]]<ref>Geckeler, Christa: [https://www.kiel.de/de/kiel_zukunft/stadtgeschichte/sp/stadtpraesident_spiegel.php Biografie Stadtverordnetenvorsteher Wilhelm Spiegel], abgerufen 21.3.2020</ref>


== Literatur ==
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* [https://www.kiel.de/de/kiel_zukunft/stadtgeschichte/sp/index.php Kiels StadtpräsidentInnen]
* [https://www.kiel.de/de/kiel_zukunft/stadtgeschichte/sp/index.php Kiels StadtpräsidentInnen]


== Quellen ==
== Einzelnachweise ==
<references />
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Aktuelle Version vom 1. April 2024, 21:57 Uhr

Kiels Stadtregierung ist in den letzten 100 Jahren seiner Geschichte vielfach sozialdemokratisch bestimmt gewesen.

Die Stadt war infolge ihrer Entwicklung zum Industrie- und Werftenstandort in den 1870er Jahren und auf Grund der Einstufung als Reichskriegshafen politisch und sozial stark durch die Arbeiterbewegung geprägt. Lediglich das undemokratische Wahlrecht verhinderte bis 1918, dass sich dies auch in der Stadtvertretung und -regierung abbildete.

Seit 1945 konnte sich nur selten eine Mehrheit gegen die SPD bilden. In der Weimarer Republik war dies noch anders, jedoch konnte sich die SPD - zumal nach dem Wiederzusammenschluss mit der USPD - mit Personalien mehrfach durchsetzen. Daher gehörten viele der OberbürgermeisterInnen, der BürgermeisterInnen und der StadtpräsidentInnen der SPD an.

OberbürgermeisterInnen

Die Oberbürgermeisterinnen und Oberbürgermeister von Kiel werden seit 1997, wie die BürgermeisterInnen in ganz Schleswig-Holstein, direkt von den Wahlberechtigten gewählt. Seitdem hat Kiel vier SPD-OberbürgermeisterInnen gehabt:

Unter der Magistratsverfassung, die von 1950 bis 1996 galt, gab es bereits 5 SPD-Oberbürgermeister:

Entwicklung des Amtes

Den Titel "Oberbürgermeister" trägt der Kieler Verwaltungschef seit 1875. Die Bezeichnung "Bürgermeister" ging auf seinen Stellvertreter über. In der Kaiserzeit war es völlig undenkbar, dass ein Sozialdemokrat Stadtrat, geschweige denn Oberbürgermeister hätte werden können.[9]

Auch in der Weimarer Republik bekam Kiel jedoch noch keinen sozialdemokratischen Oberbürgermeister. Die mehrheitlich der SPD und USPD angehörende Stadtverordnetenversammlung wählte 1920 den bürgerlich-liberalen Dr. Emil Lueken auf zwölf Jahre. Er wurde 1932 wiedergewählt, bevor ihn die Nazis 1933 vertrieben.

In der NS-Zeit fanden keine wirklichen Wahlen statt; der NS-Oberbürgermeister wurde von seiner Partei eingesetzt und führte die Stadt ungewählt 12 Jahre lang.

Danach galt bis 1950 die von der britischen Besatzungsmacht eingeführte Kommunalverfassung, in der das Oberbürgermeisteramt ehrenamtlich besetzt war und rein repräsentative Aufgaben hatte, ähnlich wie ein britischer Lord Mayor. Die Leitung der Verwaltung lag beim Oberstadtdirektor, damals Walther Lehmkuhl. 1945/46 setzten die Briten mehrere Oberbürgermeister ein, einige davon aus der CDU; alle vor Andreas Gayk blieben aus verschiedenen Gründen nur kurz.

Der erste war Max Emcke (15. Mai 1945-15. Februar 1946), damals Mitglied der CDU, die er aber 1950 verließ, weil sie ihm zu rechts gerichtet war[10]. 1966 trat er der SPD bei. Trotz großer Verdienste wurde Max Emcke auf Anweisung des Alliierten Kontrollrats im Februar 1946 abgesetzt. Die Gründe sind bis heute nicht ermittelt.

Ihm folgte - bereits nach Wahl durch die Stadtvertretung - kurzzeitig der vorherige Bürgermeister Otto Tschadek (16. Februar-11. März 1946)[11], der schon vier Wochen später in seine Heimatstadt Wien zurückkehrte, wo er in Abwesenheit ins Parlament gewählt worden war und später zum Justizminister ernannt wurde. Sein Stellvertreter und der seines Nachfolgers war Bürgermeister Andreas Gayk.

Nach einem unbefriedigenden konservativen Zwischenspiel akzeptierten die Besatzungsbehörden schließlich die Wahl von Andreas Gayk zum Oberbürgermeister (18. Oktober 1946-20. April 1950).

Nach dem Weggang von Oberstadtdirektor Walther Lehmkuhl, der 1950 zum Oberbürgermeister von Neumünster gewählt wurde, kehrte Kiel zur Magistratsverfassung und damit zur Hauptamtlichkeit des Oberbürgermeisters zurück. Er übernahm wieder die Leitung der Verwaltung, das Amt des Oberstadtdirektors fiel weg.

OB-KandidatInnen

Einige andere bekannte Kieler Sozialdemokraten sind nicht Oberbürgermeister geworden. So wurden als mögliche Nachfolger für Hans Müthling zunächst Hermann Köster und Rolf Renger gehandelt[12], als Nachfolger für Günther Bantzer dann Hartmut Lippe und Claus Möller, der aber eine Bewerbung ablehnte.[13] Vor der OB-Wahl von 2007[14] und nach dem Rücktritt von Susanne Gaschke (2013) wurde jeweils Rolf Fischer als Oberbürgermeister ins Gespräch gebracht; er lehnte es beide Male ab, sich zu bewerben.[14][15] Auch Andreas Breitner zog es vor, in die Landesregierung zu wechseln.[15]

Die OB-Wahl 2003 verlor Jürgen Fenske.

BürgermeisterInnen

Bürgermeister, d.h. Stellvertreter des Oberbürgermeisters, ist traditionell der Stadtkämmerer; das Vorschlagsrecht für dieses Amt hat in der Regel die Opposition. Von 1970 bis 1978 bekleidete aber der Sozialdemokrat Achim Barow das Amt des Bürgermeisters und Kämmerers. Danach wechselte er an die Spitze der Versorgung und Verkehr Kiel GmbH, VVK. Ronald Klein-Knott war bis 2005 der bisher letzte Bürgermeister von der SPD. Kiel hatte bisher zwei Bürgermeisterinnen; beide gehörten nicht der SPD an.

In der Weimarer Republik gelang es den Sozialdemokraten - die nach der Novemberrevolution den sehr geschätzten Liberalen Dr. Fritz Gradenwitz im Amt belassen hatten - 1925 den eigenen Kandidaten Hermann Heimerich durchzubringen[16]. Als er Kiel 1928 wieder verließ, um Oberbürgermeister von Mannheim zu werden, wurde die Stelle zumindest bis August 1932 nicht mehr besetzt.[17]

StadtbaurätInnen

Kiels bauliche Entwicklung wurde in mehreren Phasen entscheidend von renommierten sozialdemokratischen oder der SPD nahe stehenden Stadtbauräten bestimmt. Während der Weimarer Republik war dies Willy Hahn, nach dem Krieg sind vor allem Prof. Herbert Jensen (der schon seit etwa 1934 städt. Baudirektor war) und Klaus Müller-Ibold zu nennen, auch Eberhard Kulenkampff, der für die Baumaßnahmen zu den olympischen Segelwettbewerben in Kiel 1972 verantwortlich war, und Otto Flagge, der u.a. wesentliche Impulse für die Hörnsanierung gab. Der bisher letzte Sozialdemokrat in diesem Amt war Ronald Klein-Knott. Seit 2017 ist zum erstenmal eine (parteilose) Stadtbaurätin im Amt.

Weitere StadträtInnen

Vor 1933

Traueranzeige der Stadt für Daniel Rindfleisch

In der Kaiserzeit mit ihrem undemokratischen Wahlrecht gelangte kein Sozialdemokrat in den Magistrat. Erst 1916 gaben die bürgerlichen Kräfte ihren Widerstand auf; Daniel Rindfleisch wurde zum ehrenamtlichen Magistratsmitglied gewählt, im Jahr darauf Wilhelm Brecour und - als Nachfolger des verstorbenen Daniel Rindfleisch - Wilhelm Poller.[9]

Ab 1919 galt für die Wahl ehrenamtlicher Stadträte die Verhältniswahl; die SPD konnte vier unbesoldete Stadträte stellen, darunter die bereits Genannten, und als hauptamtlichen Stadtrat Paul Gress. Er behielt dieses Amt bis 1931.[17]

1924 errang die SPD nur 20 von 66 Ratssitzen und nur zwei unbesoldete Magistratssitze.[17]

1928 wurde in direkter Wahl der Sozialdemokrat Dr. Hans Hoffmann zum hauptamtlichen Stadtrat gewählt.[18]

Bei den Stadtverordnetenwahlen 1929 erreichte die SPD 27 von 66 Mandaten. Sie stellte nun drei unbesoldete Magistratsmitglieder.[17]

Nach 1945

Hauptamtliche Stadträte u.a. (unvollständig)

StadtpräsidentInnen

StadtpräsidentInnen als oberste RepräsentantInnen der Stadt gibt es erst seit der Einführung der Magistratsverfassung im Jahr 1950. Die SPD stellte bis heute die Hälfte von ihnen, allerdings mit einer gesamten Amtszeit von bisher 50 von 73 Jahren[19]. Unter ihnen waren in dieser Zeit vier Frauen.

Stadtverordnetenvorsteher

Zwar gelang es der SPD schon im Kaiserreich, in den Wahlen Stadtverordnete durchzubringen. Aber erst ab 1919 gab es SPD-Mehrheiten, die dann auch die Stadtverordnetenvorsteher (wie der Titel des obersten Repräsentanten der Selbstverwaltung damals lautete) stellten. Dies waren:

Literatur

  • Wilhelm Brecour: Die sozialdemokratische Partei in Kiel. Ihre geschichtliche Entwicklung (Kiel 1932, Neudruck Kiel 1983)

Links

Einzelnachweise

  1. Oberbürgermeisterin Susanne Gaschke, abgerufen 21.3.2020
  2. Oberbürgermeister Torsten Albig, abgerufen 21.3.2020
  3. Oberbürgermeister Norbert Gansel, abgerufen 21.3.2020
  4. Oberbürgermeister Otto Kelling, abgerufen 21.3.2020
  5. Biografie Oberbürgermeister Karl-Heinz Luckhardt, abgerufen 21.3.2020
  6. Biografie Oberbürgermeister Günther Bantzer, abgerufen 21.3.2020
  7. Geckeler, Christa: Biografie Oberbürgermeister Hans Müthling, abgerufen 21.3.2020
  8. Geckeler, Christa: Biografie Oberbürgermeister Andreas Gayk, abgerufen 21.3.2020
  9. 9,0 9,1 Brecour: Partei, S. I-89
  10. Geckeler, Christa: Biografie Oberbürgermeister Emcke, abgerufen 21.3.2020
  11. Geckeler, Christa: Biografie Oberbürgermeister Otto Tschadek, abgerufen 21.3.2020
  12. Ph(Gottfried H. Philipp): Als neuer Oberbürgermeister Günther Bantzer im Gespräch, Kieler Nachrichten, 7.8.1965
  13. Philipp, Gottfried H.: Günther Bantzer wird nicht wieder als Oberbürgermeister kandidieren, Kieler Nachrichten, ??.7.1979
  14. 14,0 14,1 Drexler, Martina: Wer macht jetzt das Rennen?, Kieler Nachrichten, 18.8.2007
  15. 15,0 15,1 Drexler, Martina: SPD-Frauen bleiben nicht allein, Kieler Nachrichten, 13.7.2012
  16. Osterroth, Franz: 100 Jahre Sozialdemokratie in Schleswig-Holstein. Ein geschichtlicher Überblick (Kiel o. J. [1963]), Seite 90
  17. 17,0 17,1 17,2 17,3 Brecour: Partei, S. I-94
  18. Brecour: Partei, S. I-94 - aber: Artikel im Hamburger Echo sprechen für 1926
  19. Stand 2023
  20. Stadtpräsident Hans-Werner Tovar, abgerufen 21.3.2020
  21. Stadtpräsidentin Cathy Kietzer, abgerufen 21.3.2020
  22. Geckeler, Christa: Biografie Stadtpräsidentin Silke Reyer, abgerufen 21.3.2020
  23. Stadtpräsident Rolf Johnning, abgerufen 21.3.2020
  24. Geckeler, Christa: Biografie Stadtpräsidentin Ida Hinz, abgerufen 21.3.2020
  25. Geckeler, Christa: Biografie Stadtpräsident Hermann Köster, abgerufen 21.3.2020
  26. Geckeler, Christa: Biografie Stadtpräsident Max Schmidt, abgerufen 21.3.2020
  27. Geckeler, Christa: Biografie Stadtverordnetenvorsteher Christian Haß, abgerufen 21.3.2020
  28. Geckeler, Christa: Biografie Stadtverordnetenvorsteher Heinrich Jacobs, abgerufen 21.3.2020
  29. Geckeler, Christa: Biografie Stadtverordnetenvorsteher Wilhelm Spiegel, abgerufen 21.3.2020