Kreisverband Lübeck: Unterschied zwischen den Versionen

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*[[Literatur zur Geschichte der Sozialdemokratie in Lübeck]]
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Version vom 5. Dezember 2021, 20:05 Uhr

Der Kreisverein, später Kreisverband Lübeck der SPD wurde im September 1945 wiedergegründet. Er umfasst aktuell 17 Ortsvereine mit über 1.000 Mitgliedern.

Kaiserreich

Gebiet der Freien und Hansestadt Lübeck bis 1937
Die Freie und Hansestadt Lübeck gehörte im Kaiserreich nicht zur preußischen Provinz Schleswig-Holstein. Lübeck bestand damals aus Lübeck, Travemünde sowie 49 Dörfer und 34 Höfe, die teilweise Exklaven waren. Die Stadt grenzte im Norden an das Fürstentum Lübeck, welches Teil des Großherzogtums Oldenburg war.

Seit 1866 gibt es in Lübeck eine sozialdemokratische Parteiorganisation. Die Anfänge waren noch klein und Lübeck war noch weitestgehend eine Stadt des Handels mit 40.000 Einwohnern. Das Ende des Sozialistengesetzes und die Industrialisierung der Stadt sorgte dann für ein starkes Wachstum. 1894, als die SPD in Lübeck ca. 500 Mitglieder hat, beginnt die Arbeiterbewegung mit dem Lübecker Volksboten eine eigene Zeitung zu organisieren. Bis 1914 wächst Lübeck auf 115000 Einwohner und die SPD auf über 8000 Mitglieder[1].

Durch das Verbindungsverbot dürfen sich politische Vereine nicht überregional zusammenschließen. Aber natürlich haben Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten auch in der Umgebung gewirkt. So berichtet der Lübecker Volksbote beispielsweise von Auftritten des Lübeckers Theodor Bartels im Fürstentum Lübeck. Theodor Schwartz kandidiert dort für den Reichstag.

1901 fand der reichsweite SPD-Parteitag in Lübeck statt.

Die Sozialdemokraten in Lübeck schließen sich nach der Reform des Reichsvereinsgesetzes 1908 dem Bezirk Mecklenburg-Lübeck an.

Bürgerschaft und Senat[2]

Bürgerschaftssitzung, 1909
Die Bürgerschaft bestand aus 120 Mitgliedern, Wahlrecht haben alle deutschen Männer, die seit mindestens vier Jahren in Lübeck leben. Es gab zwei Wahlklassen: 105 Mitglieder der Bürgerschaft werden von denjenigen Wahlberechtigten gewählt, die mehr als 2000 Mark Steuern bezahlen. Die übrigens 15 Mitglieder wurden von den Ärmeren gewählt.

Alle zwei Jahre wurde ein Drittel der Bürgerschaftsvertreter neu gewählt, so dass die Mitglieder jeweils auf sechs Jahre gewählt waren.[3]

Mitglieder waren unter anderem:

Weimarer Republik

Von 1931 bis 1933 war Willy Jesse (Jg. 1897) der zuständige Parteisekretär für den Bezirk Mecklenburg-Lübeck.[4] Er starb 1971 in Eutin.

Bürgerschaft und Senat[2]

Ab 1919 wurden mit einer Verfassungsänderung feste Legislaturperioden eingeführt, für die die gesamte Bürgerschaft neu gewählt wurde. Wahlrecht hatten dann auch Frauen.

1. Legislaturperiode (Wahl 9. Februar 1919): SPD 42 Sitze

darunter: William Bromme, August Haut, Karl Meyer und Theodor Schwartz (Alterspräsident)
Senat vgl. Lübecker Senat von 1919 bis 1921

2. Legislaturperiode (Wahl 13. November 1921): SPD 39 Sitze

darunter: August Haut, Julius Leber, Karl Meyer, Otto Passarge
Senat vgl. Lübecker Senat von 1921 bis 1924

3. Legislaturperiode (Wahl 10. Februar 1924): SPD 28 Sitze

darunter: August Haut, Julius Leber, Otto Passarge, Wilhelm Pieth
Senat vgl. Lübecker Senat von 1924 bis 1926

4. Legislaturperiode (Wahl 14. November 1926[5]): SPD 35 Sitze

darunter: August Haut (1926 Wortführer, 1928 Senator), Julius Leber, Otto Passarge, Wilhelm Pieth, Fritz Solmitz
Senat vgl. Lübecker Senat von 1926 bis 1929

5. Legislaturperiode (Wahl 10. November 1929): SPD 34 Sitze

darunter: Bernhard Kalk, Julius Leber, Otto Passarge, Fritz Solmitz
Senat vgl. Lübecker Senat von 1929 bis 1932

6. Legislaturperiode (Wahl 13. November 1932): SPD 29 Sitze

darunter: Bernhard Kalk, Julius Leber, Hans Oldorf, Otto Passarge, Fritz Solmitz
Senat vgl. Lübecker Senat 1932 und 1933

NS-Diktatur

Am 19. Februar 1933 kam es in Lübeck nach der Verhaftung von Julius Leber, der sich gegen einen Angriff der Nazis gewehrt hatte, zu einer letzten großen Protestaktion gegen die Nazis mit fast 15.000 Teilnehmenden.[6]

Ab 1933 wurde Lübeck gemeinsam mit Mecklenburg von einem nationalsozialistischen "Reichsstatthalter" regiert. 1937 entzogen die Nazis der Stadt die Reichsfreiheit und gliederten sie in die preußische Provinz Schleswig-Holstein ein. Durch das Groß-Hamburg-Gesetz verlor Lübeck 1937 seine 711 Jahre alte territoriale Eigenständigkeit und wurde Teil der preußischen Provinz Schleswig-Holstein.

Am 6. März wurden den Senatoren August Haut, Albert Henze, Fritz Mehrlein und dem Bürgermeister Paul Löwigt durch die Nazis ihre Ämter genommen.

Durch das "Gesetz zur Gleichschaltung der Länder mit dem Reich" der Nazis wurde zum 1. Juli die Zahl der Sitze in der Bürgerschaft von 80 auf 50 reduziert; auf die SPD entfielen 20 Sitze. Da sie am 22. Juni verboten worden war, spielte dies für sie keine Rolle mehr.
Julius Leber vor dem Volksgerichtshof, 1944
Ende 1934 organisierten sich sozialdemokratische Jugendliche unter der Führung des Seemanns Edmund Fülscher - eines jungen KPD-Mannes, der Verbindung auch zum Reichsbanner hielt. Mit verschiedenen Aktionen leistete die "Revolutionäre Arbeiterjugend" Widerstand gegen die Nazis.

In der Aktion Gewitter wird 1944 unter anderem Fritz Weber verhaftet. Julius Leber, der schon kurz vorher verhaftet worden war, machen die Nazis einen Schauprozess am Volksgerichtshof und ermorden ihn am 5. Januar 1945.

Wiederaufbau nach 1945

Anfang September 1945 kam es zunächst gemeinsam mit den Kommunisten zur Gründung der "Arbeiterpartei Lübeck". Da sich aber der Bezirksvorstand für eine eigenständige SPD aussprach, wurde auch in Lübeck wieder eine SPD gegründet. Am 3. Januar 1946 wurde die Gründung von der britischen Militärregierung genehmigt.[7]

Die Lübecker Sozialdemokratie wurde nun Teil der SPD Schleswig-Holstein. Mit Karl Albrecht als stellvertretendem Vorsitzenden war Lübeck ab 1946 im Landesvorstand vertreten. Trotzdem kam es durch die fehlende gemeinsame Tradition in der Anfangszeit zu Schwierigkeiten.

Die Lübecker SPD war in zunächst 8 Distrikte gegliedert. Durch die Neuaufteilung der Kreisgebiete erhöhte sich 1951 in Lübeck die Zahl der Distrikte von 8 auf 23.[8][9]

Parteijubiläum

Zum 150jährigen Bestehen der Lübecker SPD im Jahr 2016 gab es von diversen Lübecker Arbeitsgemeinschaften und dem Kreisvorstand viele Veranstaltungen und Aktionen zur geschichtlichen Aufarbeitung. Dabei wurde ein besonderer Schwerpunkt auf die Frage gelegt, "woher wir kommen und wohin wir noch gehen können". An vielen Veranstaltungen wirkten Kulturschaffende der Lübecker Szene mit - ein Sinnbild für die historisch enge Verbundenheit der Sozialdemokratie mit Kultur- und Bildungsschaffenden.

Aktuelles

Im Februar 2020 war der Kreisverband Lübeck der erste in Schleswig-Holstein, der sich mit Sophia Schiebe und Jörn Puhle eine Doppelspitze wählte.[10]

Am 16. November 2020 trat Stadtpräsidentin Gabriele Schopenhauer überraschend aus persönlichen Gründen von ihrem Amt zurück. Die als Nachfolgerin vorgeschlagene Sabine Haltern aus Travemünde konnte sich in der Wahl am 26. November 2020 nicht gegen des Bewerber der CDU durchsetzen.

Mitgliederentwicklung

Die Lübecker SPD ist eine Mitgliederpartei. In den letzten Jahrzehnten war sie - wie die Gesamtpartei und wie andere Parteien - mit großen Mitgliederverlusten konfrontiert. Der Anteil der weiblichen Mitglieder liegt ungeachtet aller Maßnahmen für Geschlechtergerechtigkeit weiterhin bei einem guten Drittel.

  • 1894 - ca. 500 Mitglieder[1]
  • 1914 - 8034 Mitglieder[1]
  • 1968 - 3594 Mitglieder (1085 w = 30,2%, 2509 m = 69,8%) [11]
  • 1978 - 3120 Mitglieder (966 w = 31%, 2154 m = 69%)
  • 1983 - 2478 Mitglieder
  • 1988 - 2578 Mitglieder
  • 1993 - 2324 Mitglieder (807 w = 34,7%, 1517 m = 65,3%)
  • 1998 - 1817 Mitglieder (629 w = 34,6%, 1188 m = 65,4%)
  • 2003 - 1505 Mitglieder
  • 2020 - 1070 Mitglieder[12]

Links

Kreisverband Lübeck
Kreisverband Lübeck
Kreisverband Lübeck
Gegründet: 1866 als ADAV
Wiedergegründet: 1945
Vorsitzende/r: Sophia Schiebe / Jörn Puhle
Homepage: http://spdluebeck.de
Beschlussdatenbank: https://hl.beschluesse.spd-schleswig-holstein.de


Überblick

Gremien

Arbeitsgemeinschaften, Arbeitskreise, Foren

Ortsvereine

Aktuell:

Wahlen & Abgeordnete

Arbeiterbewegung

Presse & Medien

Personen

Weimarer Republik

Orte


Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 Stegmann, Dirk: Radikalisierung des Lübecker Bürgertums nach rechts. Alldeutscher Verband und Deutsche Vaterlands-Partei 1912-1918 in: Demokratische Geschichte Band 24 (2013)
  2. 2,0 2,1 Lt. Wikipedia: Portal:Lübeck/Projekt Bürgerschaft 1848-1937
  3. Anton, Ralph: Freie und Hansestadt Lübeck (Freistaat), abgerufen 5. Dezember 2021
  4. Wein, Martin: Willy Brandt. Das Werden eines Staatsmannes (Berlin 2003), S. 272
  5. Vollständige Liste der Bürgerschaft siehe Wikipedia: Lübecker Bürgerschaft 1927
  6. Hans Christian Nissen: 1933–1945: Widerstand, Verfolgung, Emigration, Anpassung In: Demokratische Geschichte, Band 3(1988), S. 493
  7. Martens, Holger: SPD in Schleswig-Holstein 1945-1959 (Malente 1998), Bd. 1, S. 79
  8. Martens, Holger: SPD in Schleswig-Holstein 1945-1959 (Malente 1998), Bd. 1, S. 190
  9. Youtube: 150 Jahre SPD Schleswig-Holstein, 7.3.2013, Erinnerung Charlotte Harnack
  10. Premiere: Lübecker SPD wählt Doppelspitze, Lübecker Nachrichten, 15.2.2020
  11. Alle Angaben 1968-2003 aus Ulrich Meyenborg, Die Lübecker SPD von 1968 bis 2003
  12. Premiere: Lübecker SPD wählt Doppelspitze, Lübecker Nachrichten, 15.2.2020