Landesausschuss: Unterschied zwischen den Versionen

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Der '''Landesausschuss''' ist das Vorgängergremium des [[Landesparteirat|Landesparteirats]], der [[2003]] eingeführt wurde.
Der '''Landesausschuss''' ist das Vorgängergremium des [[Landesparteirat|Landesparteirats]], der [[2003]] eingeführt wurde.


Die Rolle des Landesausschusses war umstritten, weil nicht klar war, ob es eine Art "Kleiner Parteitag" mit eigenen Beschlussfassungskompetenzen oder ein Beratungsgremium für den [[Landesvorstand]]. Beklagt wurde, dass in den Landesausschuss oft nur die zweite oder dritte Garde aus den Kreisverbänden entsandt wurde. [[1983]] schlug der Vorsitzende des Landesausschusses [[Uwe Amthor]] eine Reform vor, die das Gremium attraktiver machen sollte. Die Initiative versandete. Erst Anfang der 2000er kam die Diskussion wieder so ins Rollen, dass [[2003]] der Landesausschuss in den [[Landesparteirat]] umgewandelt wurde.<ref>Eckart Kuhlwein: ''Links, dickschädelig und frei: 30 Jahre im SPD-Vorstand in Schleswig-Holstein'' (Berlin/Hamburg 2010), ISBN 3868506616, S. ?</ref>
Die Rolle des Landesausschusses war umstritten, weil nicht klar war, ob es eine Art "Kleiner Parteitag" mit eigenen Beschlussfassungskompetenzen oder ein Beratungsgremium für den [[Landesvorstand]]. Beklagt wurde, dass in den Landesausschuss oft nur die zweite oder dritte Garde aus den Kreisverbänden entsandt wurde.  
 
Auf dem [[Landesparteitag 1973, Eckernförde|Landesparteitag 1973]] wurde die Aufgaben des Landesausschusses neu umgeschrieben. Im Rechenschaftsbericht 1973-1975 heißt es:
 
: "Seine grundsätzliche Beteiligung an der politischen Willensbildung und Beschlußfassung im Landesverband räumt den Kreisverbänden eine nicht zu unterschätzende Mitwirkungsmöglichkeit bei der Entscheidung wichtiger politischer und organisatorischer Fragen ein. Daneben dient der Landesausschuß dem direkten Informations— und Meinungsaustausch zwischen Kreisverbänden einerseits und dem Landesvorstand sowie den Arbeitsgemeinschaften, den Bundestagsabgeordneten, den Mitgliedern des Parteirates und der Landtagsfraktion andererseits. Als beratendes und Koordinierendes Organdes Landesverbandes hat er im Berichtszeitraum seine Aufgaben weitgehend erfüllt.
 
: Zum Themenkatalog der 12 Tagungen gehörten im wesentlichen die Verabschiedung von politisch aktuellen Entschließungen‚ die Vorbereitung von Parteitagen und deren anschließende Aufarbeitung sowie die Diskussion von Personalentscheidungen, nicht zuletzt auch die Koordinierung zweier Wahlkämpfe und die Aussprache über deren Ergebnis. Zur Einschätzung von Selbstverständnis und Arbeitsweise des Landesausschusses läßt sich soviel sagen:
 
: 1. Der Landesausschuß ist kein Gremium, das in erster Linie die politische Führung oder Kontrolle anderer Organe der Partei als seine Aufgabe ansieht. Insofern stellt er weder den verlängerten Arm des Landesvorstandes dar noch den
institutionalisierten Interessenhebel irgendeiner Gruppierung im Landesverband.
 
: 2. Die Bestimmung der Landesverbandssatzung, daß Vorschläge des Vorstandes für die Beschlußfassung im Landesausschuß erst nach der Beteiligung des Landesausschusses der Öffentlichkeit bekanntgegeben werden dürfen, hat sich nach anfänglichen Schwierigkeiten als durchaus lösbares organisatorisches, nicht aber als grundsätzliches Problem herausgestellt. Bei vorausschauender Planung der Entscheidungsprozesse wird durch diese Bestimmung die politische Manövrierfähigkeit des Vorstandes keineswegs eingeschränkt, die des Landesausschusses aber bleibt erhalten. Dies kann einer geschlossenen Haltung der Partei nach außen nur dienlich sein.
 
: 3. Der Landesausschuß ist vor allem das Organ der Kreisverbände. Sie erhalten hier Hintergrundinformation und Anregungen für die Arbeit, sie lenken die Aufmerksamkeit auf regionale Probleme und eröffnen die Möglichkeit, einmal über den "Gartenzaun" des eigenen Kreisverbandes auf die Arbeit der Nachbarn zu sehen oder die Anliegen der Arbeitsgemeinschaften zu besprechen. Sicherlich muß diesem Gesichtspunkt zukünftig noch mehr Aufmerksamkeit eingeräumt werden.
 
: 4. Dem Landesausschuß als Ort der innerparteilichen Willensbildung und Konfliktbewältigung muß gleichwohl die größte Bedeutung beigemessen werden, auch wenn dies nicht meßbar und für jeden stets offensichtlich ist. Die Mitwirkung beispielsweise am Schleswig-Holstein-Programm oder die Diskussion über die Entschließung zur Energiekrise mag für
manchen Delegierten ebenso hilfreich für seine Arbeit im Kreisverband gewesen sein wie etwa der Bericht über die Arbeit der Kommission 0rientierungsrahmen ‘85 und die mit ihr verbundenen Problemkonstellationen oder die Informationen über die Schwerpunkte der Wahlkampfführung des Landesverbandes und der Kreisverbände. Gleichzeitig stellt der Landesausschuß aber auch das geeignete Forum dar, den Vorstand ebenso wie einzelne Mandats- und Funktionsttäger des Landesverbandes vor
der Parteiöffentlichkeit über ihre Tätigkeit kritisch zu befragen. Daß dies nur selten geschiebt, mag man auf den hohen Grad von Übereinstimmung in diesem Landesverband zurückführen, sicherlich liegt es aber auch an der Größe des Gremiums und der ständigen Zeitnot, unter der seine Verhandlungen stehen.
 
: Übrigens: Es soll Genossen aus verschiedenen Gegen—
den des Landes geben, die sich nur vierteljährlich bei Landesausschußsitzungen sehen und mal miteinander reden können. Auch das sollte man nicht geringschätzen!"
 
[[1983]] schlug der Vorsitzende des Landesausschusses [[Uwe Amthor]] eine Reform vor, die das Gremium attraktiver machen sollte. Die Initiative versandete. Erst Anfang der 2000er kam die Diskussion wieder so ins Rollen, dass [[2003]] der Landesausschuss in den [[Landesparteirat]] umgewandelt wurde.<ref>Eckart Kuhlwein: ''Links, dickschädelig und frei: 30 Jahre im SPD-Vorstand in Schleswig-Holstein'' (Berlin/Hamburg 2010), ISBN 3868506616, S. ?</ref>


== Vorsitzende ==
== Vorsitzende ==

Version vom 14. April 2019, 18:10 Uhr

Der Landesausschuss ist das Vorgängergremium des Landesparteirats, der 2003 eingeführt wurde.

Die Rolle des Landesausschusses war umstritten, weil nicht klar war, ob es eine Art "Kleiner Parteitag" mit eigenen Beschlussfassungskompetenzen oder ein Beratungsgremium für den Landesvorstand. Beklagt wurde, dass in den Landesausschuss oft nur die zweite oder dritte Garde aus den Kreisverbänden entsandt wurde.

Auf dem Landesparteitag 1973 wurde die Aufgaben des Landesausschusses neu umgeschrieben. Im Rechenschaftsbericht 1973-1975 heißt es:

"Seine grundsätzliche Beteiligung an der politischen Willensbildung und Beschlußfassung im Landesverband räumt den Kreisverbänden eine nicht zu unterschätzende Mitwirkungsmöglichkeit bei der Entscheidung wichtiger politischer und organisatorischer Fragen ein. Daneben dient der Landesausschuß dem direkten Informations— und Meinungsaustausch zwischen Kreisverbänden einerseits und dem Landesvorstand sowie den Arbeitsgemeinschaften, den Bundestagsabgeordneten, den Mitgliedern des Parteirates und der Landtagsfraktion andererseits. Als beratendes und Koordinierendes Organdes Landesverbandes hat er im Berichtszeitraum seine Aufgaben weitgehend erfüllt.
Zum Themenkatalog der 12 Tagungen gehörten im wesentlichen die Verabschiedung von politisch aktuellen Entschließungen‚ die Vorbereitung von Parteitagen und deren anschließende Aufarbeitung sowie die Diskussion von Personalentscheidungen, nicht zuletzt auch die Koordinierung zweier Wahlkämpfe und die Aussprache über deren Ergebnis. Zur Einschätzung von Selbstverständnis und Arbeitsweise des Landesausschusses läßt sich soviel sagen:
1. Der Landesausschuß ist kein Gremium, das in erster Linie die politische Führung oder Kontrolle anderer Organe der Partei als seine Aufgabe ansieht. Insofern stellt er weder den verlängerten Arm des Landesvorstandes dar noch den

institutionalisierten Interessenhebel irgendeiner Gruppierung im Landesverband.

2. Die Bestimmung der Landesverbandssatzung, daß Vorschläge des Vorstandes für die Beschlußfassung im Landesausschuß erst nach der Beteiligung des Landesausschusses der Öffentlichkeit bekanntgegeben werden dürfen, hat sich nach anfänglichen Schwierigkeiten als durchaus lösbares organisatorisches, nicht aber als grundsätzliches Problem herausgestellt. Bei vorausschauender Planung der Entscheidungsprozesse wird durch diese Bestimmung die politische Manövrierfähigkeit des Vorstandes keineswegs eingeschränkt, die des Landesausschusses aber bleibt erhalten. Dies kann einer geschlossenen Haltung der Partei nach außen nur dienlich sein.
3. Der Landesausschuß ist vor allem das Organ der Kreisverbände. Sie erhalten hier Hintergrundinformation und Anregungen für die Arbeit, sie lenken die Aufmerksamkeit auf regionale Probleme und eröffnen die Möglichkeit, einmal über den "Gartenzaun" des eigenen Kreisverbandes auf die Arbeit der Nachbarn zu sehen oder die Anliegen der Arbeitsgemeinschaften zu besprechen. Sicherlich muß diesem Gesichtspunkt zukünftig noch mehr Aufmerksamkeit eingeräumt werden.
4. Dem Landesausschuß als Ort der innerparteilichen Willensbildung und Konfliktbewältigung muß gleichwohl die größte Bedeutung beigemessen werden, auch wenn dies nicht meßbar und für jeden stets offensichtlich ist. Die Mitwirkung beispielsweise am Schleswig-Holstein-Programm oder die Diskussion über die Entschließung zur Energiekrise mag für

manchen Delegierten ebenso hilfreich für seine Arbeit im Kreisverband gewesen sein wie etwa der Bericht über die Arbeit der Kommission 0rientierungsrahmen ‘85 und die mit ihr verbundenen Problemkonstellationen oder die Informationen über die Schwerpunkte der Wahlkampfführung des Landesverbandes und der Kreisverbände. Gleichzeitig stellt der Landesausschuß aber auch das geeignete Forum dar, den Vorstand ebenso wie einzelne Mandats- und Funktionsttäger des Landesverbandes vor der Parteiöffentlichkeit über ihre Tätigkeit kritisch zu befragen. Daß dies nur selten geschiebt, mag man auf den hohen Grad von Übereinstimmung in diesem Landesverband zurückführen, sicherlich liegt es aber auch an der Größe des Gremiums und der ständigen Zeitnot, unter der seine Verhandlungen stehen.

Übrigens: Es soll Genossen aus verschiedenen Gegen—

den des Landes geben, die sich nur vierteljährlich bei Landesausschußsitzungen sehen und mal miteinander reden können. Auch das sollte man nicht geringschätzen!"

1983 schlug der Vorsitzende des Landesausschusses Uwe Amthor eine Reform vor, die das Gremium attraktiver machen sollte. Die Initiative versandete. Erst Anfang der 2000er kam die Diskussion wieder so ins Rollen, dass 2003 der Landesausschuss in den Landesparteirat umgewandelt wurde.[1]

Vorsitzende

Quellen

  1. Eckart Kuhlwein: Links, dickschädelig und frei: 30 Jahre im SPD-Vorstand in Schleswig-Holstein (Berlin/Hamburg 2010), ISBN 3868506616, S. ?