Landesparteitag 1975, Travemünde

Aus SPD Geschichtswerkstatt
Landesparteitag Travemünde 1975
7. Juni 1975
Travemünde
Siehe auch: Beschlussdatenbank

Der Ordentliche Landesparteitag fand am 7. Juni 1975 statt. Günther Jansen übernahm den Landesvorsitz von Jochen Steffen.

Bei dem Parteitag ist der Parteivorsitzende Willy Brandt zu Gast. Zum Rahmenprogramm des Besuchs gehört ein Abstecher zum Theodor-Schwartz-Haus in Brodten, einem Ortsteil von Travemünde. Dort weiht Willy Brandt neue Unterkünfte für ein Erholungsheim der Arbeiterwohlfahrt ein, die aus den Bauteilen der Bonner "Baracke" gebaut waren. Die "Baracke" war bis zum Neubau 1974 die Parteizentrale der SPD gewesen.

Abschied von Jochen Steffen

Jochen Steffen, Bundesparteitag der SPD in Hannover, 1973

Jochen Steffen war 10 Jahre lang der Landesvorsitzende der SPD Schleswig-Holstein. Er war zweimal ihr Spitzenkandidat und er hatte bereits 1973 den Vorsitz der Landtagsfraktion an Klaus Matthiesen abgegeben. In seiner Abschiedsrede markierte er noch einmal worum es ihm ging:

"Es geht nicht darum, einen Kreuzzug für die Wachstumsrate Null zu starten. Es geht darum, begreiflich zu machen, dass durch Kontrolle, Planung und lenkung das qualitätslose Wachstum mit Qualitäten ausgerüstet wird, die am Menschen und seinem Wohlbefinden und an der Natur und ihrer Erhaltung gemessen werden. Tun wir das nicht, dann fahren wir fort, Fremdenverkehr als Wachstumsindustrie zu propagieren und machen gleichzeitig Boden, Wasser und Luft kaputt. Dann können wir uns selbst und alle Investitionen unter Ehrung Verstorbener abbuchen. Je später wir mit dieser Veränderung beginnen, umso früher geraten wir in Gefahr unter dem Problemdruck zu ersticken!"[1]

Klaus Matthiesen würdigte die Arbeit von Jochen Steffen:

Klaus Matthiesen, 1979
"Ich habe Jochen Steffen stets zu verstehen versucht aus dem, was ihn über 50 Jahre lang politisch geprägt hat. Er ist ein Mann des Jahrgangs 1922, also 19 Jahre älter als ich. Er gehört damit zu der Generation, die zu jung war, um für den Aufstieg des Nationalsozialismus verantwortlich gemacht zu werden, die aber alt genug war, alle Konseuqenzen dieses Naziregimes tragen zu müssen. Diese Generation wurde um ihre Jugend betrogen, sie wurde über die Schlachtfelder Europas gejagt. Sehr viele von ihnen sind gefallen, verschollen und gedemütigt worden. Die übrig blieben, standen vor Trümmern. Ich glaube, Jochen Steffen gehört zu den Wenigen, die ihr Leben lang um dieser bitteren Erfahrung willen für menschlichkeit und Gerechtigkeit gekämpft haben, und er gehört zu den Wenigen, die nicht mit zunehmenden Wohlstand alles vergaßen, was sie sich in den Stunden der Befreiung und des Zusammenbruchs geschworen hatten. Jochen Steffen blieb Nonkonformist. Er gab sich nie mit dem reinen Protest gegen zeichen der Demütigung und zertretenden Menschenwürde zufrieden. Es ging um die Alternative. Und deshalb ging es ihm um die Erklärung der Ursachen und gleichzeitig um die Darstellung eines anderen Wegen in die Zukunft."[2]

Vorstandswahlen

Funktion KandidatIn Bemerkungen
Landesvorsitzender Günther Jansen Jansen übernahm von Günther Heyenn kommissarisch das Amt des Schatzmeisters.
1. stellvertretender Landesvorsitzender Karl Heinz Luckhardt
2. stellvertretender Landesvorsitzender Gerd Walter
Schatzmeister Günther Heyenn Heyenn erklärte am 24. Mai 1976 seinen Rücktritt aus dem Landesvorstand.
Beisitzer Joachim Steffen
Beisitzer Björn Engholm
Beisitzer Klaus Matthiesen
Beisitzer Bodo Richter
Beisitzer Egon Bahr
Beisitzer Berend Harms
Beisitzer Eckart Kuhlwein
Beisitzer Horst Mühlenhardt
Beisitzer Leonhard Langmann
Beisitzer Ernst-Wilhelm Stojan
Beisitzer Gert Börnsen
Beisitzerin Brunhild Wendel
Beisitzer Kurt Leuschner

Links

Quellen

  1. nach: Kuhlwein, Eckart (2010) Links, dickschädelig und frei: 30 Jahre im SPD-Vorstand in Schleswig-Holstein, ISBN 3868506616
  2. nach: Kuhlwein, Eckart (2010) Links, dickschädelig und frei: 30 Jahre im SPD-Vorstand in Schleswig-Holstein, ISBN 3868506616