Niels Brodersen: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Niels Brodersen''', * 18.11.1895 Stenholt/Alsen (seit 1920 DK), † 07.11.1971 München; lebte seit 1910 weitgehend in Kiel. Ausbildung als Lithograph, nach dem 1. Weltkrieg zunächst Eintritt in die preußische Sicherheitspolizei. Früher Eintritt in die SPD, zuletzt Mitglied im [[Kreisverband Kiel]].
'''Niels Brodersen''' (* [[18.November]] [[1895]] Stenholt/Alsen (seit 1920 DK), † [[7.November]] [[1971]] München; lebte seit 1910 weitgehend in Kiel. Ausbildung als Lithograph, nach dem 1. Weltkrieg zunächst Eintritt in die preußische Sicherheitspolizei. Früher Eintritt in die SPD, zuletzt Mitglied im [[Kreisverband Kiel]].


== Künstlerische Arbeit ==
== Künstlerische Arbeit ==
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Viel später schuf er die Kopfzeichnung für [[Jochen Steffen|Jochen Steffens]] "Kuddl Schnööf"-Kolumne in der VZ, die nachher auch die Bücher zierte und - anders als ihr Schöpfer - berühmt wurde.  
Viel später schuf er die Kopfzeichnung für [[Jochen Steffen|Jochen Steffens]] "Kuddl Schnööf"-Kolumne in der VZ, die nachher auch die Bücher zierte und - anders als ihr Schöpfer - berühmt wurde.  


Er und sein Freund [[Richard Grune]] hätten, wie [[Karl Rickers]] in seiner Rede zur posthumen Ausstellung "Niels Brodersen und Richard Grune - zwei vergessene Künstler" im Kieler Stadtmuseum 1987 sagte, "niemals an Geschäfte, an Vermarktung ihrer Kunst gedacht. Ihr Leben war in jeder Phase ein Dasein aus künstlerischem Antrieb." Künstlerische Bilder oder Porträts scheint Niels Brodersen dennoch kaum gemalt zu haben; bekannt ist nur sein posthumes Porträt von [[Wilhelm Spiegel]], dem er vor 1933 auch persönlich begegnet war.   
Er und sein Freund [[Richard Grune]] hätten, wie [[Karl Rickers]] in seiner Rede zur posthumen Ausstellung "Niels Brodersen und Richard Grune - zwei vergessene Künstler" im Kieler Stadtmuseum [[1987]] sagte, "niemals an Geschäfte, an Vermarktung ihrer Kunst gedacht. Ihr Leben war in jeder Phase ein Dasein aus künstlerischem Antrieb." Künstlerische Bilder oder Porträts scheint Niels Brodersen dennoch kaum gemalt zu haben; bekannt ist nur sein posthumes Porträt von [[Wilhelm Spiegel]], dem er vor [[1933]] auch persönlich begegnet war.   


== Weimarer Republik ==
== Weimarer Republik ==
1927 waren er und Richard Grune an der [[Kinderrepublik Seekamp]] beteiligt, u. a. stammen von ihnen Comic-Geschichten und große Teile der von [[Andreas Gayk]] herausgegebenen Dokumentation dieses sozialpolitischen Experiments.  
[[1927]] waren er und Richard Grune an der [[Kinderrepublik Seekamp]] beteiligt, u. a. stammen von ihnen Comic-Geschichten und große Teile der von [[Andreas Gayk]] herausgegebenen Dokumentation dieses sozialpolitischen Experiments.  


== Nationalsozialismus ==
== Nationalsozialismus ==
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== Nachkriegszeit ==
== Nachkriegszeit ==
Nach dem Krieg holte ihn Andreas Gayk, inzwischen Oberbürgermeister, als Mitarbeiter für Stadtplanung und Öffentlichkeitsarbeit zurück nach Kiel; er benötigte Brodersens Talent der zeichnerischen Vereinfachung und allgemein verständlichen bildlichen Vermittlung, um die Einwohner unter den schwierigen Nachkriegsbedingungen über die gegenwärtige Lage (Kriegszerstörungen, Demontagen) und aktuelle Planungsabsichten informiert zu halten. Unter anderem setzte Brodersen mit den beiden ersten Kieler-Woche-Plakate für die Jahre 1948 und 1949 Maßstäbe und war weiterhin an ihrer Auswahl beteiligt.  
Nach dem Krieg holte ihn Andreas Gayk, inzwischen Oberbürgermeister, als Mitarbeiter für Stadtplanung und Öffentlichkeitsarbeit zurück nach Kiel; er benötigte Brodersens Talent der zeichnerischen Vereinfachung und allgemein verständlichen bildlichen Vermittlung, um die Einwohner unter den schwierigen Nachkriegsbedingungen über die gegenwärtige Lage (Kriegszerstörungen, Demontagen) und aktuelle Planungsabsichten informiert zu halten. Unter anderem setzte Brodersen mit den beiden ersten Kieler-Woche-Plakate für die Jahre [[1948]] und [[1949]] Maßstäbe und war weiterhin an ihrer Auswahl beteiligt.  


Brodersen starb bald nach dem Tod seiner Frau Anne während einer Reise nach Bayern.
Brodersen starb bald nach dem Tod seiner Frau Anne während einer Reise nach Bayern.

Version vom 18. Oktober 2013, 15:18 Uhr

Niels Brodersen (* 18.November 1895 Stenholt/Alsen (seit 1920 DK), † 7.November 1971 München; lebte seit 1910 weitgehend in Kiel. Ausbildung als Lithograph, nach dem 1. Weltkrieg zunächst Eintritt in die preußische Sicherheitspolizei. Früher Eintritt in die SPD, zuletzt Mitglied im Kreisverband Kiel.

Künstlerische Arbeit

Weiterbildung in Abendkursen an der Kieler Handwerker- und Kunstgewerbeschule zum Illustrator, Interesse an moderner Kunst und am Bauhaus-Stil. Später Zeichner und Bildredakteur der sozialdemokratischen Schleswig-Holsteinischen Volkszeitung ("VZ").

Viel später schuf er die Kopfzeichnung für Jochen Steffens "Kuddl Schnööf"-Kolumne in der VZ, die nachher auch die Bücher zierte und - anders als ihr Schöpfer - berühmt wurde.

Er und sein Freund Richard Grune hätten, wie Karl Rickers in seiner Rede zur posthumen Ausstellung "Niels Brodersen und Richard Grune - zwei vergessene Künstler" im Kieler Stadtmuseum 1987 sagte, "niemals an Geschäfte, an Vermarktung ihrer Kunst gedacht. Ihr Leben war in jeder Phase ein Dasein aus künstlerischem Antrieb." Künstlerische Bilder oder Porträts scheint Niels Brodersen dennoch kaum gemalt zu haben; bekannt ist nur sein posthumes Porträt von Wilhelm Spiegel, dem er vor 1933 auch persönlich begegnet war.

Weimarer Republik

1927 waren er und Richard Grune an der Kinderrepublik Seekamp beteiligt, u. a. stammen von ihnen Comic-Geschichten und große Teile der von Andreas Gayk herausgegebenen Dokumentation dieses sozialpolitischen Experiments.

Nationalsozialismus

Befreundet mit Gottfried Brockmann, Andreas Gayk und Karl Rickers, die wie er und seine Frau Anne Brodersen während der Nazizeit im anonymeren Berlin lebten. Bis zum Verbot 1935 zeichnete er für Gayks subversive Zeitschrift "Blick in die Zeit".

Einer seiner beiden Söhne starb als Soldat der Wehrmacht im 2. Weltkrieg.

Nachkriegszeit

Nach dem Krieg holte ihn Andreas Gayk, inzwischen Oberbürgermeister, als Mitarbeiter für Stadtplanung und Öffentlichkeitsarbeit zurück nach Kiel; er benötigte Brodersens Talent der zeichnerischen Vereinfachung und allgemein verständlichen bildlichen Vermittlung, um die Einwohner unter den schwierigen Nachkriegsbedingungen über die gegenwärtige Lage (Kriegszerstörungen, Demontagen) und aktuelle Planungsabsichten informiert zu halten. Unter anderem setzte Brodersen mit den beiden ersten Kieler-Woche-Plakate für die Jahre 1948 und 1949 Maßstäbe und war weiterhin an ihrer Auswahl beteiligt.

Brodersen starb bald nach dem Tod seiner Frau Anne während einer Reise nach Bayern.

Literatur

  • Behling, Holger (Red.): Niels Brodersen und Richard Grune - zwei vergessene Künstler aus Kiel: Ausstellung im Kieler Stadtmuseum Warleberger Hof (Kiel 1987)
  • Rickers, Karl: Zur Ausstellung Niels Brodersen und Richard Grune im Stadtmuseum, in: Mitteilungen der Gesellschaft für Kieler Stadtgeschichte, Band 73 (1988), S. 123-128
  • Saur, K. G.: Allgemeines Künstler-Lexikon. Die Bildenden Künstler aller Zeiten und Völker (München und Leipzig 1996)