Niels Brodersen: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Niels Brodersen''' (* [[18.November]] [[1895]] Stenholt/Alsen (seit 1920 DK), † [[7. November]] [[1971]] München) lebte seit 1910 weitgehend in Kiel. Ausbildung als Lithograph, nach dem 1. Weltkrieg zunächst Eintritt in die preußische Sicherheitspolizei. Früher Eintritt in die SPD, zuletzt Mitglied im [[Kreisverband Kiel]].
'''Niels Brodersen''', * [[18. November]] [[1895]] in Stenholt/Alsen (seit [[1920]] Dänemark), † [[7. November]] [[1971]] in München; Lithograph und Grafiker. Verheiratet mit [[Anne Brodersen]], zwei Söhne. Früher Eintritt in die SPD, zuletzt Mitglied im [[Kreisverband Kiel]].


== Künstlerische Arbeit ==
== Werdegang ==
Weiterbildung in Abendkursen an der Kieler Handwerker- und Kunstgewerbeschule zum Illustrator, Interesse an moderner Kunst und am Bauhaus-Stil. Später Zeichner und Bildredakteur der sozialdemokratischen [[Schleswig-Holsteinische Volkszeitung|Schleswig-Holsteinischen Volkszeitung]] ("VZ").
Niels Brodersen lebte seit [[1910]] weitgehend in Kiel, wo er eine Ausbildung als Lithograph machte. Nach seinem Dienst als Soldat im 1. Weltkrieg trat er zunächst in die preußische Sicherheitspolizei ein. In Abendkursen an der Kieler Handwerker- und Kunstgewerbeschule bildete er sich zum Illustrator weiter, entwickelte Interesse an moderner Kunst und am Bauhaus-Stil. Später war er als Zeichner und Bildredakteur der ''[[Schleswig-Holsteinische Volkszeitung|Schleswig-Holsteinischen Volkszeitung]]'' (''VZ'') in Kiel tätig.


Viel später schuf er die Kopfzeichnung für [[Jochen Steffen|Jochen Steffens]] "Kuddl Schnööf"-Kolumne in der VZ, die nachher auch die Bücher zierte und - anders als ihr Schöpfer - berühmt wurde.  
[[Datei:Zeltlager-Zeitung der Kinderrepubliken 1929, S. 24.jpg|260px|thumb|left|Zeltlager-Zeitung der Kinderrepubliken Deutschlands 1929, Nr. 3, S. 24 mit Zeichnungen von Niels Brodersen]][[1927]] waren er und [[Richard Grune]] an der [[Kinderrepublik Seekamp]] beteiligt; u. a. stammen von ihnen die Comic-Figur "Mieke Meier" und große Teile der von [[Andreas Gayk]] herausgegebenen [http://wiedler.ch/felix/books/story/318 Dokumentation] dieses sozialpolitischen Experiments, die zum 90. Jahrestag [[2017]] von der Gesellschaft für Kieler Stadtgeschichte neu herausgegeben wurde.


Er und sein Freund [[Richard Grune]] hätten, wie [[Karl Rickers]] in seiner Rede zur posthumen Ausstellung "Niels Brodersen und Richard Grune - zwei vergessene Künstler" im Kieler Stadtmuseum [[1987]] sagte, "niemals an Geschäfte, an Vermarktung ihrer Kunst gedacht. Ihr Leben war in jeder Phase ein Dasein aus künstlerischem Antrieb." Künstlerische Bilder oder Porträts scheint Niels Brodersen dennoch kaum gemalt zu haben; bekannt ist nur sein posthumes Porträt von [[Wilhelm Spiegel]], dem er vor [[1933]] auch persönlich begegnet war.
Auch später arbeitete er an der Gestaltung der von der [[Reichsarbeitsgemeinschaft der Kinderfreunde]] herausgegebenen Zeltlager-Zeitung für die Kinderrepubliken mit.


== Weimarer Republik ==
Die Brodersens wechselten während der Nazizeit ins anonymere Berlin, wo auch Andreas und Frieda Gayk und Karl Rickers lebten. Dort entstand auch die Freundschaft mit [[Gottfried Brockmann]]. Bis zum Verbot [[1935]] zeichnete Niels Brodersen für Andreas Gayks subversive Zeitschrift ''[[Blick in die Zeit]]''.  
[[1927]] waren er und [[Richard Grune]] an der [[Kinderrepublik Seekamp]] beteiligt, u. a. stammen von ihnen Comic-Geschichten und große Teile der von [[Andreas Gayk]] herausgegebenen [http://wiedler.ch/felix/books/story/318 Dokumentation] dieses sozialpolitischen Experiments.


== Nationalsozialismus ==
Einer der Söhne der Brodersens starb als Soldat der Wehrmacht im 2. Weltkrieg.
Befreundet mit [[Gottfried Brockmann]], Andreas Gayk und Karl Rickers, die wie er und seine Frau [[Anne Brodersen]] während der Nazizeit im anonymeren Berlin lebten. Bis zum Verbot 1935 zeichnete er für Gayks subversive Zeitschrift "Blick in die Zeit".  


Einer seiner beiden Söhne starb als Soldat der Wehrmacht im 2. Weltkrieg.
Nach dem Ende der Nazizeit holte ihn Andreas Gayk, inzwischen Oberbürgermeister, als Mitarbeiter für Stadtplanung und Öffentlichkeitsarbeit zurück nach Kiel. Er benötigte nach eigenem Bekunden Niels Brodersens Talent der zeichnerischen Vereinfachung und allgemein verständlichen bildlichen Vermittlung, um die Einwohner unter den schwierigen Nachkriegsbedingungen über die gegenwärtige Lage (Kriegszerstörungen, Demontagen) und aktuelle Planungsabsichten informiert zu halten. Unter anderem setzte der Grafiker mit den beiden ersten Kieler-Woche-Plakaten für die Jahre [[1948]] und [[1949]] Maßstäbe und war weiterhin an ihrer Auswahl beteiligt.  


== Nachkriegszeit ==
Viel später schuf er die Kopfzeichnung für [[Jochen Steffen|Jochen Steffens]] ''Kuddl Schnööf''-Kolumne in der ''VZ'', die nachher auch die Bücher zierte und - anders als ihr Schöpfer - berühmt wurde.  
Nach dem Krieg holte ihn Andreas Gayk, inzwischen Oberbürgermeister, als Mitarbeiter für Stadtplanung und Öffentlichkeitsarbeit zurück nach Kiel; er benötigte Brodersens Talent der zeichnerischen Vereinfachung und allgemein verständlichen bildlichen Vermittlung, um die Einwohner unter den schwierigen Nachkriegsbedingungen über die gegenwärtige Lage (Kriegszerstörungen, Demontagen) und aktuelle Planungsabsichten informiert zu halten. Unter anderem setzte Brodersen mit den beiden ersten Kieler-Woche-Plakate für die Jahre [[1948]] und [[1949]] Maßstäbe und war weiterhin an ihrer Auswahl beteiligt.  


Brodersen starb bald nach dem Tod seiner Frau Anne während einer Reise nach Bayern.
Niels Brodersen und sein Freund [[Richard Grune]] hätten, wie [[Karl Rickers]] in seiner Rede zur Ausstellung "Niels Brodersen und Richard Grune - zwei vergessene Künstler" im Kieler Stadtmuseum [[1987]] sagte, "niemals an Geschäfte, an Vermarktung ihrer Kunst gedacht. Ihr Leben war in jeder Phase ein Dasein aus künstlerischem Antrieb". Große Bilder oder Porträts scheint Niels Brodersen dennoch kaum gemalt zu haben; bekannt ist nur sein posthumes Porträt ([[1953]]) von [[Wilhelm Spiegel]], dem er vor [[1933]] auch persönlich begegnet war. 
 
Niels Brodersen starb bald nach dem Tod seiner Frau Anne [[1971]] während einer Reise nach Bayern.


== Literatur ==  
== Literatur ==  
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*Rickers, Karl: ''Zur Ausstellung Niels Brodersen und Richard Grune im Stadtmuseum'', in: ''Mitteilungen der Gesellschaft für Kieler Stadtgeschichte'', Band 73 (1988), S. 123-128
*Rickers, Karl: ''Zur Ausstellung Niels Brodersen und Richard Grune im Stadtmuseum'', in: ''Mitteilungen der Gesellschaft für Kieler Stadtgeschichte'', Band 73 (1988), S. 123-128
*Saur, K. G.: ''Allgemeines Künstler-Lexikon. Die Bildenden Künstler aller Zeiten und Völker'' (München und Leipzig 1996)
*Saur, K. G.: ''Allgemeines Künstler-Lexikon. Die Bildenden Künstler aller Zeiten und Völker'' (München und Leipzig 1996)
== Links ==
*Falconpedia: [http://www.falconpedia.de/index.php5?title=Niels_Brodersen Niels Brodersen]
== Einzelnachweise ==
<references />
[[Kategorie:Kreisverband Kiel|Brodersen, Niels]]
[[Kategorie:Kultur|Brodersen, Niels]]
[[Kategorie:KünstlerIn|Brodersen, Niels]]

Aktuelle Version vom 1. Oktober 2020, 09:55 Uhr

Niels Brodersen
Niels Brodersen
Niels Brodersen
Geboren: 18. November 1895
Gestorben: 7. November 1971

Niels Brodersen, * 18. November 1895 in Stenholt/Alsen (seit 1920 Dänemark), † 7. November 1971 in München; Lithograph und Grafiker. Verheiratet mit Anne Brodersen, zwei Söhne. Früher Eintritt in die SPD, zuletzt Mitglied im Kreisverband Kiel.

Werdegang

Niels Brodersen lebte seit 1910 weitgehend in Kiel, wo er eine Ausbildung als Lithograph machte. Nach seinem Dienst als Soldat im 1. Weltkrieg trat er zunächst in die preußische Sicherheitspolizei ein. In Abendkursen an der Kieler Handwerker- und Kunstgewerbeschule bildete er sich zum Illustrator weiter, entwickelte Interesse an moderner Kunst und am Bauhaus-Stil. Später war er als Zeichner und Bildredakteur der Schleswig-Holsteinischen Volkszeitung (VZ) in Kiel tätig.

Zeltlager-Zeitung der Kinderrepubliken Deutschlands 1929, Nr. 3, S. 24 mit Zeichnungen von Niels Brodersen

1927 waren er und Richard Grune an der Kinderrepublik Seekamp beteiligt; u. a. stammen von ihnen die Comic-Figur "Mieke Meier" und große Teile der von Andreas Gayk herausgegebenen Dokumentation dieses sozialpolitischen Experiments, die zum 90. Jahrestag 2017 von der Gesellschaft für Kieler Stadtgeschichte neu herausgegeben wurde.

Auch später arbeitete er an der Gestaltung der von der Reichsarbeitsgemeinschaft der Kinderfreunde herausgegebenen Zeltlager-Zeitung für die Kinderrepubliken mit.

Die Brodersens wechselten während der Nazizeit ins anonymere Berlin, wo auch Andreas und Frieda Gayk und Karl Rickers lebten. Dort entstand auch die Freundschaft mit Gottfried Brockmann. Bis zum Verbot 1935 zeichnete Niels Brodersen für Andreas Gayks subversive Zeitschrift Blick in die Zeit.

Einer der Söhne der Brodersens starb als Soldat der Wehrmacht im 2. Weltkrieg.

Nach dem Ende der Nazizeit holte ihn Andreas Gayk, inzwischen Oberbürgermeister, als Mitarbeiter für Stadtplanung und Öffentlichkeitsarbeit zurück nach Kiel. Er benötigte nach eigenem Bekunden Niels Brodersens Talent der zeichnerischen Vereinfachung und allgemein verständlichen bildlichen Vermittlung, um die Einwohner unter den schwierigen Nachkriegsbedingungen über die gegenwärtige Lage (Kriegszerstörungen, Demontagen) und aktuelle Planungsabsichten informiert zu halten. Unter anderem setzte der Grafiker mit den beiden ersten Kieler-Woche-Plakaten für die Jahre 1948 und 1949 Maßstäbe und war weiterhin an ihrer Auswahl beteiligt.

Viel später schuf er die Kopfzeichnung für Jochen Steffens Kuddl Schnööf-Kolumne in der VZ, die nachher auch die Bücher zierte und - anders als ihr Schöpfer - berühmt wurde.

Niels Brodersen und sein Freund Richard Grune hätten, wie Karl Rickers in seiner Rede zur Ausstellung "Niels Brodersen und Richard Grune - zwei vergessene Künstler" im Kieler Stadtmuseum 1987 sagte, "niemals an Geschäfte, an Vermarktung ihrer Kunst gedacht. Ihr Leben war in jeder Phase ein Dasein aus künstlerischem Antrieb". Große Bilder oder Porträts scheint Niels Brodersen dennoch kaum gemalt zu haben; bekannt ist nur sein posthumes Porträt (1953) von Wilhelm Spiegel, dem er vor 1933 auch persönlich begegnet war.

Niels Brodersen starb bald nach dem Tod seiner Frau Anne 1971 während einer Reise nach Bayern.

Literatur

  • Behling, Holger (Red.): Niels Brodersen und Richard Grune - zwei vergessene Künstler aus Kiel: Ausstellung im Kieler Stadtmuseum Warleberger Hof (Kiel 1987)
  • Rickers, Karl: Zur Ausstellung Niels Brodersen und Richard Grune im Stadtmuseum, in: Mitteilungen der Gesellschaft für Kieler Stadtgeschichte, Band 73 (1988), S. 123-128
  • Saur, K. G.: Allgemeines Künstler-Lexikon. Die Bildenden Künstler aller Zeiten und Völker (München und Leipzig 1996)

Links

Einzelnachweise