Ortsverein Elmshorn

Aus SPD Geschichtswerkstatt
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Der Ortsverein Elmshorn ist einer der ältesten Ortsvereine der SPD Schleswig-Holstein.

Gründung

Gelegen an Krückau und seit 1844 Eisenbahn wachsen Industrialisierung, Einwohnerzahl und Arbeiterschaft. Auf den Kopf der Bevölkerung gerechnet ist Elmshorn 1900 eine der reichsten Städte im Deutschen Reich. Diesen Reichtum haben die Arbeiter in Elmshorn geschaffen.

Ende 1863 wurde der Ortsverein Elmshorn auf Klostersande gegründet: Das frühe Entstehen der SPD in Elmshorn ist nicht denkbar die ohne rasante industrielle Entwicklung in der Stadt. Viele Jahrhunderte lang ein kleiner Ort in Holstein wurde Elmshorn in wenigen Jahrzehnten zu einem der Orte mit der meisten Industrie. Auf den Kopf der Bevölkerung gerechnet sollte Elmshorn um 1900 dann eine der reichsten im Deutschen Reich werden. Diesen Reichtum haben Städte die Arbeiter in Elmshorn geschaffen.

Die Entwicklung Elmshorns von einem vom ländlichen geprägten Marktflecken zur industriell geprägten Kleinstadt vollzog sich dabei erst nach 1850. Eine große Rolle bei dieser Entwicklung spielte die Eröffnung der Bahnlinie Altona-Kiel 1844. Elmshorn hatte dadurch einen weiteren Anschluss an das Transportnetz. Für die Industrialisierung spielten auch die Lage Elmshorns an der schiffbaren Krückau eine Rolle.

Zwei Namen stehen dabei am Beginn der Elmshorner Parteigeschichte: Theodor York und Karl von Bruhn. Theodor York stammt aus dem Hamburger Arbeiterkomitee von 1862, das auch in Altona, Elmshorn und Pinneberg agitiert. Am Gründungskongress des Allgemeinen Deutschen Arbeitervereins, der am 23.Mai 1863 mit Delegationen aus 11 Orten des damaligen Deutschen Reiches tagt, nimmt er als Delegierter teil. Ferdinand Lassalle wird als Präsident gewählt. Theodor York gibt aus Protest gegen die in seinen Augen diktatorischen Vollmachten von Lassalle einen leeren Stimmzettel ab.

Im gleichen Jahr wirbt der in Herzhorn geborene Karl von Bruhn, auch er Gründungsdelegierter in Leipzig, im Kreis Pinneberg für die neue politische Bewegung. Auch sein Weg führt ihn in die aufstrebende Industriestadt Elmshorn. Ende des Jahres 1863 bildet sich um den Lederarbeiter Popp auf Klostersande eine kleine lassalleanische Gemeinde. Auch wenn diese "Bruhnsche Gemeinde" nur wenige Mitglieder hatte, war ein organisatorischer Anfang gemacht. 1867 beziehen 10 Elmshorner die Zeitung „Der Social-Demokrat“. Wie damals üblich ging allerdings jedes Exemplar durch viele Hände.[1].

Nach dem frühen Tod Ferdinand Lassalles verlassen Karl von Bruhn und die von ihm betreuten Gemeinden den ADAV und kehren erst zwei Jahre später wieder in die Organisation zurück. Zur außerordentlichen Generalversammlung im Juni 1866 entsenden die Gemeinden in Elmshorn, Pinneberg und Harburg wieder Theodor York als Delegierten. Aber die Organisation kommt dennoch nicht zur Ruhe. Im Sinne der "roten Gräfin" Hatzfeld, der langjährigen Vertrauten Lassalles, fordern die Elmshorner mit der Parole "Durch Einheit zur Freiheit" Zentralismus und Führung.[2].

Die ersten Wahlen

Am 12. Februar 1867 stehen die Wahlen zum Preussischen Landtag an – eine erste Stunde der Wahrheit für die junge Organisation. Die Elmshorner Sozialdemokraten beteiligen sich. Karl von Bruhn, der Kandidat im Wahlkreis Elmshorn, Möller (Altona), Alpen (Itzehoe) und Richter (Kiel) erhalten zusammen nur 1.500 Stimmen.

Aber der "Deutsche Arbeiterverein", wie sich die Sozialdemokraten damals in Elmshorn nennen, gibt nicht auf. Laut Polizeiprotokoll vom 11.Okotber 1869 haben sie in der polizeilich vorgeschriebenen Vereinsliste 29 eingetragene Mitglieder, davon 18 Fabrikweber, 2 Schuhmachermeister, 2 Wirte, 2 Schneider, 1 Holzarbeiter, 1 Gerber und 2 Arbeiter.[3].

Verbot und der Sozialistengesetz

Auch die Elmshorner Sozialdemokraten hatten unter dem Sozialistengesetz zu leiden. Nach Inkrafttreten des Sozialistengesetzes 1878 wurde die Elmshorner Gemeinde samt "Leseclub der Arbeiterpartei Elmshorn" aufgelöst. Die Parteifahne wurde beschlagnahmt und vernichtet. Bis zum Ende des Verbots 1890 konnte sie ihre Arbeit nur im Geheimen fortsetzen. Das im Ausland im Exil gedruckte Parteiorgan "Der Socialdemokrat" wurde als Agitationsmaterial nach Deutschland eingeschmuggelt. Sein Besitz und seine Verbreitung waren unter Strafe gestellt. In Elmshorn erhielten das Blatt die Vertrauensleute H.Maschmann, C.Hamer und K.Janner‚ wie aus einer geheimen Adressenliste des Jahres 1878 zu entnehmen ist.

Der Aufstieg zur Massenpartei in Elmshorn

Traditionsfahne des Ortsvereins

Das Sozialistengesetz hat auch in Elmshorn die Sozialdemokratie nicht zerschlagen können. Das sichtbarste Zeichen hierfür: 1893, bei der Nachwahl zum Reichstag, fällt der Wahlkreis 6 (Elmshorn, Pinneberg) erstmals an einen Sozialdemokraten: Es gewinnt der Genossenschaftler Adolf von Elm vor dem Uetersener Klosterpropst Graf Moltke von der Deutschen Reichspartei.

Es tritt auch eine neue Generation aktiv in die Pateiarbeit ein. Neben der Teilnahme an der politischen und gewerkschaftlichen Arbeit wollen die Jungen das Gemeinschaftleben auch kulturell reicher gestalten. Im September 1895 findet das erste Mal ein Landesparteitag der schleswig-holsteinischen SPD in ihrer Hochburg Elmshorn statt. Nach einem Polizeibericht sind 57 männliche Delegierte aus 45 Städten und Gemeinden und 90 bis 100 Gäste anwesend.[4]

Der fortgesetzte wirtschaftliche Aufstieg der Stadt benötigte viele Arbeiter und veränderte Stadt und Umland dauerhaft. Um 1900 entwickelten sich auf die Bauerndörfer Hainholz und Langelohe zu Arbeiterwohngemeinden. Viele Arbeiter zogen in diese Gemeinden, weil hier die Mieten niedriger und das Bauland billiger waren. Hier konnten sich auch Arbeiter noch ein Häuschen bauen. Diese Häuser stehen heute noch. Auch wenn es die Fabriken nicht mehr gibt - auch die Wohnungen, mit denen damals Arbeiter angeworben wurden, stehen heute noch - wie zum Beispiel in der Fritz-Reuter-Straße.[5]

Auch die SPD in Elmshorn zeigte sich in den Jahren nach den Sozialistengesetzen sehr aktiv. Die wachsende Zahl der Arbeiter und ihrer Familien in Elmshorn führte ihr neue Mitglieder zu. In den Klassenkämpfen und sozialen Auseinandersetzungen, die mit der schnellen Industrialisierung in Elmshorn und der Rechtlosigkeit der Arbeiter verbunden waren, stand die SPD auf Seiten der Arbeitnehmer und organisierte und unterstützte Proteste, Streiks und Boykotts. Polizeiberichte und Artikel der Elmshorner Nachrichten sind hierfür Dokumente.

80 schildert ein Bericht eine im März 1896 in der "Schweizerhalle" stattgefundene Volksversammlung. G. Fechner, F. Hintelmann und H.Hartung wurden als Mitglieder des Vorstandes gewählt. Anschließend wies Fechner auf die Missstände im Hafen hin. Der geringe Lohn und die unregelmäßige Beschäftigung, verbunden mit häufiger Arbeitslosigkeit, übe einen demoralisierenden Einfluss auf die Arbeiter aus.

Im April fand eine von 250 Personen besuchte Versammlung im "Großen Haus" statt, auf der Maßnahmen zum Elmshorner Schuhmacherstreik behandelt wurden. Schuhmachergeselle Rötter berichtete, dass die Fabrikanten erklärt hätten, wegen der heutigen Marktpreise seien sie außerstande, höhere Löhne zu zahlen. Zu Punkt "Verschiedenes" berichtete Schuhmachergeselle Krause, die Arbeiter der Mohr'schen Margarinefabrik hätten sämtlich die Arbeit niedergelegt, weil sie so schlecht behandelt worden seien. Die Versammlung verhängte daraufhin einstimmig den Warenboykott über Mohr.

Am 12. August 1896 sprach Reichstagsabgeordneter Karl Legien aus Kiel, im "Kaiserhof" vor 500 Personen über den Sozialistenkongress in London. Mädirke, Hamburg sprach am 4. Dezember 1896 über den Hamburger Hafenarbeiterstreik. Der Polizeibericht vermerkte 700 Teilnehmer, darunter 20 Frauen.

Diese Aktivität musste eines Tages auch zum kommunalpolitischen Erfolg führen. Der Einzug der SPD ins Stadtparlament gelang 1898, als Hermann Krause, Göttsche und Rehders gewählt wurden. 1910 vertraten Kaack, Weiß und Wroblewsky die SPD. 1913 kam Heinrich Hauschildt als vierter Sozialdemokrat hinzu.

Aber kommunalpolitische Arbeit blieb nicht das einzige Aufgabenfeld der SPD. Die deutschen Sozialdemokraten diskutierten die Möglichkeit, den Massenstreik gegen das in Preußen immer noch geltende undemokratische Drei—Klassen—Wahlrecht einzusetzen. In riesigen Demonstrationen forderten sie zum "Kampf gegen das bestehende, elendste und erbärmlichste aller Wahlsysteme mit allen dem Proletariat zu Gebote stehenden Mitteln" auf.

Der Erste Weltkrieg

In den Jahren vor dem 1.Weltkrieg versuchten auch die Sozialdemokraten in Elmshorn, den Frieden zu bewahren. Aus Anlass der Marokkokrise, hervorgerufen durch die Entsendung eines Deutschen Kriegsschiffes nach Agadir, protestierten am 18. August 1911 800 Personen gegen Imperialismus und Kriegshetze. Ebenfalls aus dieser Zeit werden Massenversammlungen gegen die Fleischteuerungen gemeldet. 1914, kurz vor dem Ausbruch des 1.Weltkrieges, gab es wie überall im Deutschen Reich auch in Schleswig-Holstein große Friedenskundgebungen der Sozialdemokraten.

In Elmshorn fanden gut besuchte Versammlungen gegen die drohende Kriesgefahr statt. Auf dem Marktplatz oder im Stadttheater in der Peterstraße und in anderen Versammlungsstätten protestierten auch die Elmshorner Arbeiter und Sozialdemokraten gegen die Aufrüstung und Kriegstreiberei. Dennoch: Die Kaiser und Könige, Kapitalisten und Rüstungsproduzenten, die Nationalisten und Vaterländischen bekamen den Krieg, den sie gewollt hatten. Die Parolen für den Krieg erwiesen sich stärker als die Solidarität der Arbeiterklasse.

In einer Entschließung des Provinzialparteitages von Schleswig—Holstein, der auch die Elmshorner Delegierten zustimmten, am 2. August 1914 heißt es:

"Die Sozialdemokratie in Schleswig-Holstein hat gemeinsam mit der deutschen Gesamtpartei und den anderen Parteien in Europa ihr Bestes getan, um den drohenden Weltkrieg zu verhindern und eine friedliche politische Entwicklung der Völker zu Wohlfahrt und Freiheit zu sichern. Wir stellen fest, daß unsere Partei keine Schuld an dem Verderben trifft, das da über die Welt ziehen will; die Verhältnisse dieser kapitalistischen Zeit und deren Konsequenzen waren stärker als die Arbeit unserer Millionen und der Friedenswille mancher Regierenden."[6]

Die Kriegspolitik der SPD—Reichstagsfraktion führte auch in Schleswig—Holstein zu heftigen Auseinandersetzungen innerhalb der SPD. Im März 1917 kam es zur offenen Spaltung der Sozialdemokratie in Schleswig—Holstein. Die "Unabhängige Sozialdemokratische Partei" (USPD) wurde gegründet.[7]

Wiederaufbau

Am 4. Mai 1945 gründete sich in Elmshorn unter maßgeblicher Mitwirkung des ehemaligen Ortsvereinsvorsitzenden Heinrich Hauschildt und des sozialdemokratischen Unternehmers Erich Arp ein "Antifaschistischer Gewerkschaftsausschuss" aus Sozialdemokraten, Gewerkschaftern und Kommunisten, der das Gewerkschaftshaus besetzte und einen bewaffneten "Antifaschistischen Ordnungsdienst" aufstellte.

Einen Tag später erreichten britische Truppen die Stadt, setzten aber nicht wie üblich die Nazi-Amtsinhaber ab. Daraufhin beauftragte der Gewerkschaftsausschuss den Ordnungsdienst mit der Verhaftung der Nazi-Funktionäre. Am 6. Mai wurde der Bürgermeister abgesetzt und Heinrich Hauschildt zu seinem Nachfolger ernannt.

Erst am 13. Mai griff die Besatzungsmacht ein und setzte Hauschildt wieder ab. Erich Arp und der zum Polizeichef ernannte Kommunist Arthur Geißler wurden wegen Amtsanmaßung und unerlaubten Waffenbesitzes zu drei Jahren Haft verurteilt und der Gewerkschaftsausschuss aufgelöst.[8]

Heinrich Hauschildt wurde später im Jahr wieder Bürgermeister und blieb dies bis 1950.

Vorstände

Von Bis Vorsitz Stellvertretung Kasse Schriftführung Weitere
6. Juni 2015 Ernst Dieter Rossmann Traute Röhrs, Detlef Witthinrich-Kohlschmitt Ragnhild Ehlers Vanessa Mangels Presse und Medien Jürgen Heesch, Michael Schinkel, Christoph Schmidt, Hans-Joachim Seiffert, BeisitzerInnen Gisela Huntenburg, Beate Raudies, Kai-Olaf von Wolff
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1986 ? ? ? ? Beate Raudies Pressesprecherin Beate Raudies
1971 ? ? ? ? ? Pressesprecher Hannes Birke (im Vorstand bis ca. 1987)

Links

Quellen

  1. SPD-Ortsverein Elmshorn: 120 Jahre SPD Elmshorn. Eine Chronik (Elmshorn 1983)
  2. SPD-Ortsverein Elmshorn: 120 Jahre SPD Elmshorn. Eine Chronik (Elmshorn 1983)
  3. SPD-Ortsverein Elmshorn: 120 Jahre SPD Elmshorn. Eine Chronik (Elmshorn 1983)
  4. SPD-Ortsverein Elmshorn: 120 Jahre SPD Elmshorn. Eine Chronik (Elmshorn 1983)
  5. SPD-Ortsverein Elmshorn: 120 Jahre SPD Elmshorn. Eine Chronik (Elmshorn 1983)
  6. Osterroth, Franz: 100 Jahre Sozialdemokratie in Schleswig-Holstein. Ein geschichtlicher Überblick (Kiel o. J. [1963])
  7. SPD-Ortsverein Elmshorn: 120 Jahre SPD Elmshorn. Eine Chronik (Elmshorn 1983)
  8. Martens, Holger: SPD in Schleswig-Holstein 1945-1959. Malente 1998, S. 29
Ortsverein Elmshorn
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Ortsverein Elmshorn
Gegründet: 1863 als ADAV
Wiedergegründet: 1945
Vorsitzende/r: Ernst Dieter Rossmann
Homepage: http://www.spd-elmshorn.de/


Siehe auch