Reichstagswahl 1881

Aus SPD Geschichtswerkstatt
Karte der Reichstagswahlen 1881
Karte der Reichstagswahlen 1881

Die Reichstagswahl 1881 fand am 27. Oktober 1881 statt. Sie war die fünfte Reichstagswahl im Deutschen Reich, die erste unter der Unterdrückung durch das Sozialistengesetz.

Ausgangslage

In den Wahlkreisen wurde nach absolutem Mehrheitswahlrecht ein Abgeordneter gewählt. Wenn kein Kandidat im ersten Wahlgang die absolute Mehrheit erreichte, wurde eine Stichwahl zwischen den beiden bestplatzierten Kandidaten durchgeführt.

"In der Reichstagswahl vom 27. 10.1881 zeigte die unterdrückte Partei, daß mit ihr nach wie vor als politische Kraft zu rechnen sei. Der Wahlkampf war für sie nur schwer zu führen. Ihre Wahlversammlungen wurden einfach verboten. Die gegnerischen Parteien ließen in ihren Versammlungen Sozialdemokraten nicht zu Wort kommen. Die Polizei ging sogar dazu über, auf dem Lande sozialdemokratische Stimmzettel zu beschlagnahmen oder aus den Wohnungen herauszuholen, so daß die Leute nicht wählen konnten. Die Stimmzettel wurden ja nicht amtlich geliefert, sondern von den Parteien verteilt."[1]

Die Sozialdemokraten konnten trotzdem drei Mandate dazugewinnen und lagen damit wieder bei 12, obwohl sie noch einmal 1,5 %-Punkte gegenüber der Reichstagswahl 1878 verloren hatten und nur noch auf 6,1 % der Stimmen kamen. In Schleswig-Holstein konnte kein Wahlkreis gewonnen werden.

Wahlkreis 7

Stephan Heinzel ca 1880

Im Wahlkreis 7 (Kiel-Neumünster-Rendsburg) gab es vor der Wahl Unruhe: Bei der Reichstagswahl 1874 hatte man Wilhelm Hartmann immerhin in die Stichwahl gebracht. Für die Reichstagswahl 1877 wollte er sich aber nicht noch einmal zur Verfügung stellen. So wurde der Altonaer Genosse Oldenburg ins Rennen geschickt. Er erhielt ein ganz ordentliches Ergebnis, auch in der Reichstagswahl 1878. So nominierten ihn die Genossen am 3. Oktober 1880 auch für die Reichstagswahl 1881. Unter dem Sozialistengesetz wurde in Altona der Belagerungszustand verhängt und Oldenburg ausgewiesen. Der ging nach Lübeck und gründete ein "Unterhaltungsblatt", das aber nicht gut lief. Er forderte die Partei auf, ihm zu helfen. Das tat sie. Trotzdem schien Oldenburg beleidigt zu sein und zog daraufhin seine Kandidatur zurück. Man fragte Stephan Heinzel, weil er der bekannteste Sozialdemokrat im Wahlkreis war. Der wollte aber nur kandidieren, wenn sich niemand anderes fände. Zudem wollten die Neumünsteraner Genossen Stephan Heinzel nicht unterstützen. Sie setzten statt dessen auf Wilhelm Hasenclever. Den hatte wohl auch Oldenburg als Ersatz empfohlen. Trotzdem stellte man Stephan Heinzel auf. Den Wahlkreis gewann dann der liberale Kandidat. Im Sozialdemokrat beklagte der Autor "P" die Zersplitterung:

"Schande den Urhebern dieses Zerwürfnisses und Pfui denen, die in der Noth unsere Partei verlassen."[2]

Auch im Wahlkreis 7 wurden die Wahlhelfer der Sozialdemokratie schikaniert.

"Nicht zuletzt dieser Methode wegen [Beschlagnahme von Wahlzetteln] sanken die sozialdemokratischen Stimmen im 7. Wahlkreis von 8610 (im Jahre 1877) auf 4725. Einem Wahlprotest der Sozialdemokratie wurde wegen jener Methoden vom Reichstag stattgegeben und die Wahl für ungültig erklärt. Auch bei der Nachwahl am 7.8.1883 verbot die Polizei ein Flugblatt, verhaftete Stimmzettelverteiler, entfernte Wahlplakate usw. Trotzdem erhielt der rote Schneidermeister Stefan Heinzel aus Kiel von den jetzt mutiger gewordenen Wählern 8830 Stimmen, doppelt so viele als 1881. Die gegnerischen Stimmen gingen um 1300 zurück."[1]

Links

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 Osterroth, Franz: 100 Jahre Sozialdemokratie in Schleswig-Holstein. Ein geschichtlicher Überblick (Kiel o. J. [1963]), Seite 24
  2. Der Sozialdemokrat, 20.10.1881