Reinhold Rehs

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Reinhold Rehs
Geboren: 12. Oktober 1901
Gestorben: 4. Dezember 1971

Reinhold Rehs, * 12. Oktober 1901 in Klinthenen, Kreis Gerdauen (heute Znamenka, Russland); † 4. Dezember 1971 in Kiel; Rechtsanwalt. Verheiratet. Mitglied der SPD von 1948 bis 1969, danach CDU.

Leben

Reinhold Rehs kam als Sohn des ostpreußischen Imkers und Autors Carl Rehs und seiner Ehefrau Gertrud (geb. Kantel) zur Welt. Er hatte 6 Schwestern.

Sein Abitur machte er am humanistischen Friedrichs-Gymnasium, wechselte dann zum Studium der Rechtswissenschaft an die Albertus-Universität Königsberg. Als gerade 17-Jähriger beteiligte er sich im November 1918 an der Bekämpfung der Revolution in seiner Heimatstadt.[1] 1920 trat er der Burschenschaft Gothia bei.[2] Seinen Abschluss machte er an der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg. Danach war er 1923/24 als Redakteur der Ostpreußischen Zeitung und ab 1925 als Hilfsrichter in Allenstein/Ostpreußen tätig. 1928 eröffnete er in Königsberg eine Rechtsanwaltspraxis. Unter seinen Klienten waren viele Mitglieder des rechtsgerichteten "Stahlhelm", Bund der Frontsoldaten, aber auch Reichsbannerleute und Sozialdemokraten.[3] Von 1931 bis 1933 gehörte er dem "Stahlhelm" an.[4]

Nationalsozialismus

Am 1. Mai 1937 trat Reinhold Rehs in die NSDAP ein. "Rehs war kein Nazi gewesen," [er] "überstand ungefährdet auch die Zumutungen einer allmächtigen Partei, ohne sich für oder gegen sie entscheiden zu müssen", urteilt DIE ZEIT.[5]. Allerdings bescheinigt ihm ebendiese Partei in einem Schriftstück vom 25. Januar 1944, seine "politische Haltung [sei] einwandfrei".[6]

Kurz vor Kriegsbeginn 1939 wurde er zum Luftschutzwarndienst der Luftwaffe eingezogen und 1944 zum Leiter des Luftschutzwarnkommandos Danzig befördert. Im Februar 1945 wurde er bei Danzig durch 32 Bombensplitter schwer verwundet und kam mit einem Lazarettzug nach Schleswig-Holstein.[7]

Werdegang in Schleswig-Holstein

Bereits im August 1945 erhielt er eine Stelle als Justitiar beim Landesarbeitsamt in Kiel. Der SPD trat er 1948 bei.[8] DIE ZEIT weiß, dass er sich "dazu durchrang, Sozialdemokrat zu werden – nachdem alles in Scherben zerfallen war".[9]

Daneben war er in verschiedenen Vertriebenenverbänden aktiv. Er gründete in Kiel die Ostpreußische Hilfsgemeinschaft, die sich später als Kreisgruppe Kiel in die Landsmannschaft Ostpreußen eingliederte, und leitete sie zehn Jahre lang. 1966 wurde er Bundesvorsitzender der Landsmannschaft. Am 12. März 1967 wurde er zum Präsidenten des Bundes der Vertriebenen gewählt[10]; 1970 stellte er sich nicht wieder zur Wahl.[11]. Außerdem war er Vorsitzender der "Stadtgemeinschaft Königsberg" und Präsident des "Nordostdeutschen Kulturwerks".

Trauerfeier für Reinhold Rehs im Krematorium am Friedhof Eichhof

Bei seinem Schlusswort zu einer Tagung der Ostpreußischen Landsmannschaft am 28. November 1971 in Hamburg brach Reinhold Rehs mit einem Herzanfall zusammen und wurde ins Krankenhaus gebracht. Er konnte jedoch kurz darauf zurück nach Kiel, wo er im Sternwartenweg wohnte. Am Morgen des 4. Dezember starb er dort.[12]

Er war zweimal verheiratet. Von Clara-Asta Rehs (geb. Schultz-Gora) wurde er geschieden, Karin Rehs überlebte ihn. Er veröffentlichte mehrere Artikel und Bücher zu Ostpreußen und den Vertriebenenverbänden und war Mitautor eines juristischen Werkes zum Volksgruppenrecht.

Abgeordneter

Landtag

1950 wurde Reinhold Rehs für die SPD im Wahlkreis ?? (Kiel-Süd) in den Landtag gewählt. Er schied am 28. Dezember 1953 aus dem Landtag aus, um sein Bundestagsmandat anzutreten. Für ihn rückte Berta Wirthel nach.

Bundestag

In den Bundestagswahlen 1953, 1957 und 1961 trat er im Wahlkreis 05 (Rendsburg) an, der zur Bundestagswahl 1965 auf Rendsburg-Neumünster erweitert wurde. Er gehörte dem Bundestag bis zum Ende der Legislaturperiode 1969 an, wechselte jedoch 1967 die Partei.

Ab 1962 war er Vorsitzender des Arbeitskreises Heimatvertriebene der SPD-Bundestagsfraktion, vom 11. Dezember 1955 bis 3. Juli 1957 stellvertretender Vorsitzender des Parlamentarischen Untersuchungsausschusses zum Fall Otto John. Er war im Bundestagsausschuss für Heimatvertriebene aktiv, von 1961 bis 3. Juni 1969 als dessen Vorsitzender.

Parteiwechsel

Als Präsident des Bundes der Vertriebenen kritisierte Reinhold Rehs 1968 die Beschlüsse der SPD zur Oder-Neiße-Grenze.

"Rehs verließ, als der SPD-Vorsitzende und damalige Außenminister Willy Brandt auf dem SPD-Parteitag vom März 1968 in Nürnberg zum erstenmal den Entspannungskurs formulierte ("Anerkennung beziehungsweise Respektierung der Oder-Neiße-Linie bis zur friedensvertraglichen Regelung"), demonstrativ den Saal"[13]

Er stellte sich somit gegen die Ostpolitik Willy Brandts. Die schleswig-holsteinischen Jusos forderten ihn daraufhin auf, sein Mandat niederzulegen, und kündigten an, sie würden seine erneute Kandidatur zur Bundestagswahl 1969 verhindern. Der damalige Juso-Landesvorsitzende Günther Jansen schrieb in einem offenen Brief an Rehs: Der SPD werde im Stil eines NPD-Manifests "Wortbruch, Verzichtbereitschaft, Kapitulation und Zwielichtigkeit" unterstellt. In dem Loyalitätskonflikt zwischen Vertriebenenverband und SPD habe sich Rehs für den Verband entschieden.[14]

Für die Parteispitze schaltete sich Bundesschatzmeister Alfred Nau ein und legte den Schleswig-Holsteinern nahe, den obersten Vertriebenenfunktionär wieder kandidieren zu lassen. Man wollte ihn unbedingt halten, meinte wohl, es sich mit den Vertriebenenverbänden vor der Verabschiedung der Ostverträge nicht verderben zu dürfen, und machte Rehs dabei Versprechungen, die nicht zu halten waren. Der Landesvorsitzende Jochen Steffen und der Landesverband widersetzten sich der Parteiführung und stellten ihn nicht wieder auf, weder in einem Wahlkreis noch auf der Landesliste. Auch die Landesverbände Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen verweigerten sich.[15][16]

Am 13. Mai 1969 trat Reinhold Rehs zur CDU über. Er erhielt den immer von der CDU geholten Wahlkreis Verden/Aller in Niedersachsen, verlor ihn jedoch in der Bundestagswahl an Karl Ravens.[17]

Veröffentlichungen

  • Wie lebte der Student in Königsberg?, Das Ostpreußenblatt, Jg. 16, Folge 24, 12.6.1965
  • Die geistige Grundlage und politische Aufgabe der Ostpreußen (Hamburg 1966)
  • Selbstvertrauen und Selbstbehauptung. Acht Reden zum politischen Standort der deutschen Heimatvertriebenen (Hamburg 1967)
  • System eines internationalen Volksgruppenrechts. Völkerrechtliche Abhandlungen (mit Friedrich Klein, Heinz Kloss, Boris Meissner, Fritz Münch, Theodor Veiter)
    • Band 1: Grundlagen und Begriffe (Stuttgart 1970)
    • Band 2: Innerstaatliche regionale universelle Struktur eines Volksgruppenrechts (Stuttgart 1972)
    • Band 3: Sonderprobleme des Schutzes von Volksgruppen und Sprachminderheiten (Stuttgart 1978)
  • Zwischen Gestern und Morgen[18]

Ehrungen

Reinhold Rehs war Träger des Großen Bundesverdienstkreuzes und hoher Ehrungen der Vertriebenenverbände (u.a. Königsberger Bürgermedaille, ). 1970 wurde er mit der Ehrenplakette des Bundes der Vertriebenen ausgezeichnet, am 27. November 1971, eine Woche vor seinem Tod, mit dem Preußenschild der Landsmannschaft Ostpreußen[19].

Literatur & Links

Quellen

  1. Dietrich Strothmann: Bürde, DIE ZEIT, 12.4.1968
  2. Willy Nolte (Hrsg.): Burschenschafter-Stammrolle. Verzeichnis der Mitglieder der Deutschen Burschenschaft nach dem Stande vom Sommer-Semester 1934 (Berlin 1934), S. 389
  3. Rehs, Reinhold, Munzinger Online/Personen - Internationales Biographisches Archiv, abgerufen 29.11.2017
  4. Wikipedia: Reinhold Rehs, abgerufen 29.11.2017
  5. Dietrich Strothmann: Bürde, DIE ZEIT, 12.4.1968
  6. Bundesarchiv Berlin BDC R 3001 71744/Rehs, Reinhold
  7. Rehs, Reinhold, Munzinger Online/Personen - Internationales Biographisches Archiv, abgerufen 29.11.2017
  8. Rehs, Reinhold, Munzinger Online/Personen - Internationales Biographisches Archiv, abgerufen 29.11.2017
  9. Dietrich Strothmann: Bürde, DIE ZEIT, 12.4.1968
  10. Reinhold Rehs - Präsident des Bundes der Vertriebenen, Das Ostpreußenblatt, Jg. 18, Folge 11, 18.3.1967
  11. So laut Wer Gewalt anerkennt, verliert den Frieden, Das Ostpreußenblatt, Jg. 21, Folge 12, 21.3.1970
  12. Reinhold Rehs ist tot, Das Ostpreußenblatt, Jg. 22, Folge 50, 11.12.1971
  13. "Wir missionieren bis an die Memel", DER SPIEGEL, 10.6.1985
  14. Krach um Reinhold Rehs, Kieler Nachrichten, 5.4.1968
  15. Zum gesamten Ablauf vgl. Klinke geputzt, DER SPIEGEL, 19.5.1969
  16. Einen etwas anderen Blickwinkel hat Dietrich Strothmann: Bürde, DIE ZEIT, 12.4.1968
  17. "Wir missionieren bis an die Memel", DER SPIEGEL, 10.6.1985
  18. Über diese bei Wikipedia: Reinhold Rehs, abgerufen 29.11.2017, o.O o.Z angegebene Veröffentlichung ließ sich bisher nichts ermitteln. Die Dt. Nationalbibliothek listet sie nicht.
  19. Reinhold Rehs ist tot, Das Ostpreußenblatt, Jg. 22, Folge 50, 11.12.1971