Serpil Midyatli: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Serpil Midyatli''' (geb. Alkan), * [[8. August]] [[1975]] in Kiel; Restaurantfachfrau, ab [[2007]] selbstständig. Verheiratet, 2 Kinder. Mitglied der SPD seit [[2000]], zur Zeit [[Landesvorsitzende/r|Landes-]] und [[Fraktionsvorsitzende/r|Fraktionsvorsitzende]].
'''Serpil Midyatli''' (geb. Alkan), * [[8. August]] [[1975]] in Kiel; Restaurantfachfrau, Landtagsabgeordnete. Mitglied der SPD seit [[2000]], zur Zeit [[Landesvorsitzende/r|Landes-]] und [[Fraktionsvorsitzende/r|Fraktionsvorsitzende]].


==Leben & Beruf==
==Leben & Beruf==
Serpil Midyatli ist Kind türkischer Einwanderer. Geboren in Kiel, wuchs sie zunächst im Stadtteil Mettenhof, dann in Gaarden auf. "'Wir zogen von einem Brennpunkt in den nächsten.' Ja, sie habe eine muslimische Grundeinstellung. 'Ich wurde aber nicht streng erzogen, musste nie ein Kopftuch tragen.'"<ref>''[https://www.welt.de/welt_print/vermischtes/hamburg/article4989367/Gericht-lehnt-Eilantrag-gegen-Sitzverteilung-im-Landtag-ab.html Gericht lehnt Eilantrag gegen Sitzverteilung im Landtag ab]'', DIE WELT, 27.10.2009</ref> Zur Schule ging sie in Mettenhof und auf das Fachgymnasium am Ravensberg in Kiel.  
Serpil Midyatli ist Kind türkischer Einwanderer. Geboren in Kiel, wuchs sie zunächst im Stadtteil Mettenhof, dann in Gaarden auf. "'Wir zogen von einem Brennpunkt in den nächsten.' Ja, sie habe eine muslimische Grundeinstellung. 'Ich wurde aber nicht streng erzogen, musste nie ein Kopftuch tragen.'"<ref>''[https://www.welt.de/welt_print/vermischtes/hamburg/article4989367/Gericht-lehnt-Eilantrag-gegen-Sitzverteilung-im-Landtag-ab.html Gericht lehnt Eilantrag gegen Sitzverteilung im Landtag ab]'', DIE WELT, 27.10.2009</ref> Zur Schule ging sie in Mettenhof und auf das Fachgymnasium am Ravensberg in Kiel.  


Von [[1994]] bis [[2003]] leitete sie das Restaurant Mega Saray. [[2004]] gründete sie gemeinsam mit ihrem Mann Atilla Midyatli einen Kultur- und Veranstaltungsservice. Dazu kam zwischen [[2007]] und [[2009]] der Catering-Service "Pfeffer & Minze".
Von [[1994]] bis [[2003]] leitete sie das Restaurant Mega Saray. [[2004]] gründete sie gemeinsam mit ihrem Mann Atilla Midyatli einen Kultur- und Veranstaltungsservice. Dazu kam zwischen [[2007]] und [[2009]] der Catering-Service "Pfeffer & Minze".  


[[Landtagswahl 2009|2009]] wurde sie in den Landtag gewählt. Seit [[2013]] wohnt sie mit ihrem Mann und ihren beiden Söhnen in ihrem Wahlkreis, in [[Ortsverein Gettorf|Gettorf]].
Seit [[Landtagswahl 2009|2009]] gehört sie dem Landtag an. Seit [[2013]] wohnt sie mit ihrem Mann und ihren beiden Söhnen in ihrem Wahlkreis, in [[Ortsverein Gettorf|Gettorf]].


Sie ist unter anderem Mitglied der [[Arbeiterwohlfahrt (AWO)|AWO]], gehörte von [[2003]] bis [[2007]] dem Kreisvorstand der [[Arbeiterwohlfahrt Kreisverband Kiel|AWO Kiel]] an, von [[2011]] bis [[2015]] dem AWO-Landesvorstand. Außerdem ist sie Mitglied des LandFrauenVereins Gettorf und Umgebung.<ref>''[http://www.kn-online.de/News/Aktuelle-Nachrichten-Schleswig-Holstein/Nachrichten-Norddeutschland/Serpil-Midyatli-Kandidatin-fuer-Schleswig-Holsteins-Heimatbund Midyatli soll in das Präsidium]'', ''Kieler Nachrichten'', 5.3.2015</ref>
Sie ist unter anderem Mitglied der [[Arbeiterwohlfahrt (AWO)|AWO]], gehörte von [[2003]] bis [[2007]] dem Kreisvorstand der [[Arbeiterwohlfahrt Kreisverband Kiel|AWO Kiel]] an, von [[2011]] bis [[2015]] dem AWO-Landesvorstand. Außerdem ist sie Mitglied des LandFrauenVereins Gettorf und Umgebung.<ref>''[http://www.kn-online.de/News/Aktuelle-Nachrichten-Schleswig-Holstein/Nachrichten-Norddeutschland/Serpil-Midyatli-Kandidatin-fuer-Schleswig-Holsteins-Heimatbund Midyatli soll in das Präsidium]'', ''Kieler Nachrichten'', 5.3.2015</ref>
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<blockquote>"'Der Heimatbund kam auf mich zu und machte deutlich, sich öffnen und die Vielfalt des Landes repräsentieren zu wollen', sagt die muslimische Politikerin. [...] Viele Migranten hätten nie das Gefühl empfinden können, dazuzugehören. 'Dieses Dazugehörigkeitsgefühl, hier beheimatet zu sein und hier sein Zuhause zu haben, ist weder in der ersten noch in der zweiten Generation so richtig gut gelungen — man ist nicht so richtig Fisch und nicht Fleisch.' Hier will Midyatli ansetzen, für Aufmerksamkeit sorgen und als Türöffnerin dienen."<ref>''[http://www.kn-online.de/News/Aktuelle-Nachrichten-Schleswig-Holstein/Nachrichten-Norddeutschland/Serpil-Midyatli-Kandidatin-fuer-Schleswig-Holsteins-Heimatbund Midyatli soll in das Präsidium]'', ''Kieler Nachrichten'', 5.3.2015</ref>
<blockquote>"'Der Heimatbund kam auf mich zu und machte deutlich, sich öffnen und die Vielfalt des Landes repräsentieren zu wollen', sagt die muslimische Politikerin. [...] Viele Migranten hätten nie das Gefühl empfinden können, dazuzugehören. 'Dieses Dazugehörigkeitsgefühl, hier beheimatet zu sein und hier sein Zuhause zu haben, ist weder in der ersten noch in der zweiten Generation so richtig gut gelungen — man ist nicht so richtig Fisch und nicht Fleisch.' Hier will Midyatli ansetzen, für Aufmerksamkeit sorgen und als Türöffnerin dienen."<ref>''[http://www.kn-online.de/News/Aktuelle-Nachrichten-Schleswig-Holstein/Nachrichten-Norddeutschland/Serpil-Midyatli-Kandidatin-fuer-Schleswig-Holsteins-Heimatbund Midyatli soll in das Präsidium]'', ''Kieler Nachrichten'', 5.3.2015</ref>
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==Partei & Politik==
==Partei & Politik==
<blockquote>"Ich bin ja nicht auf den Mund gefallen, deshalb hatte mich die SPD eingeladen, an einer Podiumsdiskussion mit [[Heide Simonis]] zum Thema Integration teilzunehmen."<ref>dpa: ''[https://www.shz.de/regionales/schleswig-holstein/panorama/serpil-midyatli-lebt-die-integration-id764936.html Serpil Midyatli lebt die Integration], shz.de, 27.10.2009''</ref></blockquote> Im Jahr [[2000]] trat Serpil Midyatli daraufhin in die SPD ein. Sie arbeitete zunächst im [[Ortsverein Gaarden]] der [[Kreisverband Kiel|Kieler SPD]] mit, [[2009]] wechselte sie in den [[Kreisverband Rendsburg-Eckernförde]].  
<blockquote>"Ich bin ja nicht auf den Mund gefallen, deshalb hatte mich die SPD eingeladen, an einer Podiumsdiskussion mit [[Heide Simonis]] zum Thema Integration teilzunehmen."<ref>dpa: ''[https://www.shz.de/regionales/schleswig-holstein/panorama/serpil-midyatli-lebt-die-integration-id764936.html Serpil Midyatli lebt die Integration], shz.de, 27.10.2009''</ref></blockquote> Im Jahr [[2000]] trat Serpil Midyatli daraufhin in die SPD ein. Sie arbeitete zunächst im [[Ortsverein Gaarden]] der [[Kreisverband Kiel|Kieler SPD]] mit, [[2009]] wechselte sie in den [[Kreisverband Rendsburg-Eckernförde]].  


Seit [[2007]] ist sie Mitglied des [[Landesvorstand|SPD-Landesvorstandes]]. Auf dem Bundesparteitag [[2017]] wurde sie in den Parteivorstand gewählt. Seitdem wird sie auch überregional wahrgenommen. Zur "Affäre Maaßen" im September [[2018]] durfte sie, nicht der stellvertretende Parteivorsitzende [[Ralf Stegner]], Innenminister Seehofer als "wilde Sau" beschreiben: <blockquote>"Es wird schwierig mit unserer Glaubwürdigkeit, wenn wir ihm das jetzt durchgehen lassen. Für mich ist das Maß voll, was Seehofer angeht. Es reicht. [...] Die Angst vor Neuwahlen darf uns nicht dazu treiben, Dinge mitzutragen, die wir unter normalen Umständen um keinen Preis der Welt akzeptieren würden"<ref>''Im Bunker'', DER SPIEGEL, 15.9.2018</ref></blockquote>
Seit [[2007]] ist sie Mitglied des [[Landesvorstand|SPD-Landesvorstandes]]. Auf dem Bundesparteitag [[2017]] wurde sie in den Parteivorstand gewählt. Seitdem wird sie auch überregional wahrgenommen. Zur "Affäre Maaßen" im September [[2018]] beschrieb sie, nicht der stellvertretende Parteivorsitzende [[Ralf Stegner]], Innenminister Seehofer als "wilde Sau": <blockquote>"Es wird schwierig mit unserer Glaubwürdigkeit, wenn wir ihm das jetzt durchgehen lassen. Für mich ist das Maß voll, was Seehofer angeht. Es reicht. [...] Die Angst vor Neuwahlen darf uns nicht dazu treiben, Dinge mitzutragen, die wir unter normalen Umständen um keinen Preis der Welt akzeptieren würden"<ref>''Im Bunker'', DER SPIEGEL, 15.9.2018</ref></blockquote>
[[Datei:Serpil Midyatli 12-2017.jpg|thumb|right|350px|Serpil Midyatli 2017]]
[[Datei:Serpil Midyatli 12-2017.jpg|thumb|right|350px|Serpil Midyatli 2017]]
Auf der Sitzung des [[Landesparteirat]]s am [[25. August]] [[2018]] kündigte Serpil Midyatli an, [[2019]] für das Amt der [[Landesvorstand|Landesvorsitzenden]] zu kandidieren.
Auf der Sitzung des [[Landesparteirat]]s am [[25. August]] [[2018]] kündigte Serpil Midyatli an, [[2019]] für das Amt der [[Landesvorstand|Landesvorsitzenden]] zu kandidieren.
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Mit 90,09 % wählte der [[Landesparteitag 2019, Norderstedt|Landesparteitag]] sie am [[30. März]] [[2019]] zur ersten weiblichen Landesvorsitzenden in Schleswig-Holstein. Bundesweit ist sie außerdem die erste muslimische SPD-Landesvorsitzende<ref>''[https://www.merkur.de/politik/schleswig-holstein-midyatli-als-erste-muslima-jetzt-spd-chefin-stegner-tritt-ab-zr-12048510.html Stegner tritt ab: Erste Muslima ist jetzt SPD-Chefin]'', merkur.de, 1.4.2019</ref>.
Mit 90,09 % wählte der [[Landesparteitag 2019, Norderstedt|Landesparteitag]] sie am [[30. März]] [[2019]] zur ersten weiblichen Landesvorsitzenden in Schleswig-Holstein. Bundesweit ist sie außerdem die erste muslimische SPD-Landesvorsitzende<ref>''[https://www.merkur.de/politik/schleswig-holstein-midyatli-als-erste-muslima-jetzt-spd-chefin-stegner-tritt-ab-zr-12048510.html Stegner tritt ab: Erste Muslima ist jetzt SPD-Chefin]'', merkur.de, 1.4.2019</ref>.


Auf dem SPD-Parteitag am [[6. Dezember]] [[2019]] wurde Serpil Midyatli mit 79,8 Prozent der Stimmen zur Stellvertretenden Parteivorsitzenden gewählt. Die Zahl der Stellvertretenden Parteivorsitzenden sollte ursprünglich auf drei reduziert werden. Da sich aber auf einen der Männerplätze sowohl Arbeitsminister [[Hubertus Heil]] als auch [[Jusos|Juso-Chef]] [[Kevin Kühnert]] bewerben wollten wurde die Zahl auf 5 erhöht - ein neuer Frauenplatz wurde frei, auf den sich Serpil Midyatli erfolgreich bewarb.<ref>''[https://www.stern.de/politik/deutschland/serpil-midyatli-will-spd-vize-werden---ein-portraet-9036778.html Die unbekannte Frau aus dem Norden: SPD-Vize Serpil Midyatli]'', ''Stern'', 6.12.2019</ref>
Auf dem SPD-Parteitag am [[6. Dezember]] [[2019]] wurde sie mit 79,8 % der Stimmen zur stellvertretenden Parteivorsitzenden gewählt. Deren Zahl sollte ursprünglich auf drei reduziert werden. Da sich aber auf einen der Männerplätze sowohl Arbeitsminister [[Hubertus Heil]] als auch [[Jusos|Juso-Chef]] [[Kevin Kühnert]] bewerben wollten, wurde die Zahl auf 5 erhöht - ein neuer Frauenplatz wurde frei, auf den sich Serpil Midyatli erfolgreich bewarb.<ref>''[https://www.stern.de/politik/deutschland/serpil-midyatli-will-spd-vize-werden---ein-portraet-9036778.html Die unbekannte Frau aus dem Norden: SPD-Vize Serpil Midyatli]'', ''Stern'', 6.12.2019</ref>


===Kommunalpolitik===
===Kommunalpolitik===
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===Landtag===
===Landtag===
Bei der [[Landtagswahl 2009]] kandidierte Serpil Midyatli ohne eigenen Wahlkreis auf der Landesliste. Mit dem Listenplatz 15 wurde sie als erstes Mitglied islamischen Glaubens in den schleswig-holsteinischen Landtag gewählt; das Medienecho reichte bis in türkischsprachige Zeitungen.  
Bei der [[Landtagswahl 2009]] kandidierte Serpil Midyatli ohne eigenen Wahlkreis auf der Landesliste. Mit dem Listenplatz 15 wurde sie als erstes Mitglied islamischen Glaubens in den Landtag gewählt; das Medienecho reichte bis in türkischsprachige Zeitungen.  
<blockquote>"Serpil Midyatli ist das ideale Beispiel ihrer eigenen Politik. Die selbstbewusste 34-Jährige ist ein Symbol gelungener Integration. Vor drei Monaten kam ihr zweites Kind auf die Welt, nun sitzt sie für die SPD im Landtag - als erste türkischstämmige Abgeordnete in der Geschichte Schleswig-Holsteins. 'Frauen können mehrere Bälle gleichzeitig in der Luft halten', sagt sie lachend. Denn neben ihrem Dasein als Mutter und Politikerin hat sich die Muslimin noch als Unternehmerin verwirklicht."<ref>''[https://www.welt.de/welt_print/vermischtes/hamburg/article4989367/Gericht-lehnt-Eilantrag-gegen-Sitzverteilung-im-Landtag-ab.html Gericht lehnt Eilantrag gegen Sitzverteilung im Landtag ab]'', DIE WELT, 27.10.2009</ref></blockquote>
<blockquote>"Serpil Midyatli ist das ideale Beispiel ihrer eigenen Politik. Die selbstbewusste 34-Jährige ist ein Symbol gelungener Integration. Vor drei Monaten kam ihr zweites Kind auf die Welt, nun sitzt sie für die SPD im Landtag - als erste türkischstämmige Abgeordnete in der Geschichte Schleswig-Holsteins. 'Frauen können mehrere Bälle gleichzeitig in der Luft halten', sagt sie lachend. Denn neben ihrem Dasein als Mutter und Politikerin hat sich die Muslimin noch als Unternehmerin verwirklicht."<ref>''[https://www.welt.de/welt_print/vermischtes/hamburg/article4989367/Gericht-lehnt-Eilantrag-gegen-Sitzverteilung-im-Landtag-ab.html Gericht lehnt Eilantrag gegen Sitzverteilung im Landtag ab]'', DIE WELT, 27.10.2009</ref></blockquote>


Von [[2009]] bis [[2012]] war sie Sprecherin der Fraktion für Integrationspolitik, Kinder- und Jugendpolitik sowie Datenschutz und aktiv im Innen- und Rechtsausschuss sowie im Richterwahlausschuss und im Datenschutzgremium.  
Von [[2009]] bis [[2012]] war sie Sprecherin der Fraktion für Integrationspolitik, Kinder- und Jugendpolitik sowie Datenschutz, aktiv im Innen- und Rechtsausschuss sowie im Richterwahlausschuss und im Datenschutzgremium.  
[[Datei:Torsten Albig und Serpil Midyatli 2012.jpg|thumb|280px|left|Platz 1 und Platz 2: Torsten Albig und Serpil Midyatli auf dem Landesparteitag 2012, Lübeck]]
[[Datei:Torsten Albig und Serpil Midyatli 2012.jpg|thumb|280px|left|Platz 1 und Platz 2: Torsten Albig und Serpil Midyatli auf dem Landesparteitag 2012, Lübeck]]
Bei der [[Landtagswahl 2012]] kandidierte sie wieder im Wahlkreis Eckernförde, gleichzeitig auf Listenplatz 2 - direkt hinter dem Spitzenkandidaten [[Torsten Albig]]. Am [[5. Juni]] [[2012]] wählte die Landtagsfraktion sie zu ihrer stellvertretenden Vorsitzenden. Sie war Mitglied in den Fraktionsarbeitskreisen für Arbeit, Soziales, Jugend, Familie und Gesundheit, für Bildung, Wissenschaft, Forschung und Kultur sowie für Inneres, Recht, Kommunales und Gleichstellung und vertrat die Fraktion als Sprecherin in den Bereichen Wohnungsbau, Integration und Migration. Sie gehörte dem Wirtschafts- und dem Innen- und Rechtsausschuss an sowie dem Gremium für Fragen der deutschen Minderheit in Nordschleswig.
 
Bei der [[Landtagswahl 2012]] kandidierte sie im [[Ortsverein Eckernförde|Wahlkreis Eckernförde]], gleichzeitig auf Listenplatz 2 - direkt hinter dem Spitzenkandidaten [[Torsten Albig]]. Am [[5. Juni]] [[2012]] wählte die Landtagsfraktion sie zu ihrer stellvertretenden Vorsitzenden. Sie war Mitglied in den Fraktionsarbeitskreisen für Arbeit, Soziales, Jugend, Familie und Gesundheit, für Bildung, Wissenschaft, Forschung und Kultur sowie für Inneres, Recht, Kommunales und Gleichstellung und vertrat die Fraktion als Sprecherin in den Bereichen Wohnungsbau, Integration und Migration. Sie gehörte dem Wirtschafts- und dem Innen- und Rechtsausschuss an sowie dem Gremium für Fragen der deutschen Minderheit in Nordschleswig.


In der [[Landtagswahl 2017]] unterlag sie in ihrem Wahlkreis Eckernförde dem Spitzenkandidaten der CDU mit 26,7% der Erststimmen und zog - wieder vom Listenplatz 2 aus - über die Landesliste in den Landtag ein. Sie ist Sprecherin für Integration, Migration, Familien, Gleichstellung und Kindertagesstätten, gehört dem Sozialausschuss an und vertritt die Fraktion auch wieder im Gremium für Fragen der deutschen Minderheit in Nordschleswig.
In der [[Landtagswahl 2017]] unterlag sie in ihrem Wahlkreis Eckernförde dem Spitzenkandidaten der CDU mit 26,7% der Erststimmen und zog - wieder vom Listenplatz 2 aus - über die Landesliste in den Landtag ein. Sie ist Sprecherin für Integration, Migration, Familien, Gleichstellung und Kindertagesstätten, gehört dem Sozialausschuss an und vertritt die Fraktion auch wieder im Gremium für Fragen der deutschen Minderheit in Nordschleswig.
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Serpil Midyatli war Mitglied der 14. und 16. Bundesversammlung zur Wahl des Bundespräsidenten, Ersatzmitglied für die 15. Bundesversammlung.
Serpil Midyatli war Mitglied der 14. und 16. Bundesversammlung zur Wahl des Bundespräsidenten, Ersatzmitglied für die 15. Bundesversammlung.


Am [[8. Juli]] [[2020]] kündigte sie an, sich als Fraktionsvorsitzende zu bewerben, falls [[Ralf Stegner]], wie angestrebt, [[2021]] in den [[Bundestagswahl 2021|Bundestag]] wechselt.<ref>[https://www.hamburg.de/nachrichten-hamburg/14064132/spd-fraktionschef-stegner-will-fuer-bundestag-kandidieren/ SPD-Fraktionschef Stegner will für Bundestag kandidieren], hamburg.de, 8.7.2020</ref> Am [[28. März]] [[2021]] kündigte Serpil Midyatli an, sich für die [[Landtagswahl 2022]] um den Wahlkreis Kiel-Ost zu bewerben, den bis dahin [[Bernd Heinemann]] für die SPD vertreten hat. Vorher waren hier schon [[Heide Simonis]] und [[Jochen Steffen]] Landtagsabgeordnete.
Am [[8. Juli]] [[2020]] kündigte sie ihre Bewerbung um den Fraktionsvorsitz an, falls [[Ralf Stegner]], wie angestrebt, [[2021]] in den [[Bundestagswahl 2021|Bundestag]] wechsele.<ref>[https://www.hamburg.de/nachrichten-hamburg/14064132/spd-fraktionschef-stegner-will-fuer-bundestag-kandidieren/ SPD-Fraktionschef Stegner will für Bundestag kandidieren], hamburg.de, 8.7.2020</ref> Am [[22. Juni]] [[2021]] wurde sie in dieses Amt und damit zur Oppositionsführerin gewählt. Sie ist damit nach [[Ute Erdsiek-Rave]] die zweite Frau an der Fraktionsspitze.
 
Am [[22. Juni]] [[2021]] wird Serpil Midyatli zur Vorsitzenden der Landtagsfraktion und damit zur Oppositionsführerin gewählt. Sie löste damit [[Ralf Stegner: Offener Brief an den "Heidemörder"|Ralf Stegner]] ab, der für den [[Bundestagswahl 2021|Bundestag]] kandidiert und sie ist damit die zweite Frau nach [[Ute Erdsiek-Rave]] in diesem Amt.


Am [[1. August]] [[2021]] fand die Nominierung für die [[Landtagswahl 2022]] in der Lille-Brauerei in Kiel statt. Als weitere Bewerbung kandidierte der [[Kreisverband Kiel - Ratsfraktion|Kieler Ratsherr]] [[Nesimi Temel]] an. Serpil Midyatli setzt sich mit 42 zu 46 Stimmen durch. Auf Facebook schrieb sie: "Ich freue mich sehr über die Wahl als Direktkandidatin im Landtagswahlkreis Kiel-Ost und die Unterstützung der Ostufer-SPD. Das Ergebnis war knapp, aber am Ende zählt in einer Demokratie die Mehrheit. Die Kieler SPD hat ihr Team aufgestellt. Jetzt geht es mit voller Kraft in die Wahlkämpfe für die Bundestags- und die Landtagswahl."<ref>[https://www.facebook.com/serpil.midyatli.spd/posts/4352056418148182 Facebook], 1. August 2021</ref>
Am [[28. März]] [[2021]] machte sie ihre Bewerbung um den Wahlkreis Kiel-Ost öffentlich, den bis zur [[Landtagswahl 2022]] [[Bernd Heinemann]] vertrat. Vorher waren hier schon [[Heide Simonis]] und [[Jochen Steffen]] Landtagsabgeordnete gewesen. Die Nominierung fand am [[1. August]] [[2021]] in Kiel statt. Als weiterer Bewerber trat das [[Kreisverband Kiel - Ratsfraktion|Kieler Ratsmitglied]] [[Nesimi Temel]] an. Serpil Midyatli setzte sich mit 48 zu 42 Stimmen durch. Auf Facebook schrieb sie: <blockquote>"Ich freue mich sehr über die Wahl als Direktkandidatin im Landtagswahlkreis Kiel-Ost und die Unterstützung der Ostufer-SPD. Das Ergebnis war knapp, aber am Ende zählt in einer Demokratie die Mehrheit. Die Kieler SPD hat ihr Team aufgestellt. Jetzt geht es mit voller Kraft in die Wahlkämpfe für die Bundestags- und die Landtagswahl."<ref>[https://www.facebook.com/serpil.midyatli.spd/posts/4352056418148182 Facebook], 1.8.2021</ref></blockquote>


==Zitate==
==Zitate==
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==Literatur & Links==
==Literatur & Links==
*Bruhns, Annette: ''[http://www.spiegel.de/politik/deutschland/spd-serpil-midyatli-wer-ist-die-designierte-nachfolgerin-von-ralf-stegner-a-1226901.html Designierte SPD-Chefin in Schleswig-Holstein: Stegners politische Ziehtochter übernimmt]'', SPIEGEL online, 9.9.2018
*Bruhns, Annette: ''[http://www.spiegel.de/politik/deutschland/spd-serpil-midyatli-wer-ist-die-designierte-nachfolgerin-von-ralf-stegner-a-1226901.html Designierte SPD-Chefin in Schleswig-Holstein: Stegners politische Ziehtochter übernimmt]'', SPIEGEL online, 9.9.2018
*Geisslinger, Esther: ''[https://taz.de/Vizevorsitzende-der-SPD-Serpil-Midyatli/!5661489/ Nicht schnacken, sondern anpacken]'', ''taz'', 18. 2. 2020
*Geisslinger, Esther: ''[https://taz.de/Vizevorsitzende-der-SPD-Serpil-Midyatli/!5661489/ Nicht schnacken, sondern anpacken]'', ''taz'', 18. 2. 2020

Version vom 5. August 2021, 03:32 Uhr

Serpil Midyatli
Serpil Midyatli
Serpil Midyatli
Geboren: 8. August 1975

Serpil Midyatli (geb. Alkan), * 8. August 1975 in Kiel; Restaurantfachfrau, Landtagsabgeordnete. Mitglied der SPD seit 2000, zur Zeit Landes- und Fraktionsvorsitzende.

Leben & Beruf

Serpil Midyatli ist Kind türkischer Einwanderer. Geboren in Kiel, wuchs sie zunächst im Stadtteil Mettenhof, dann in Gaarden auf. "'Wir zogen von einem Brennpunkt in den nächsten.' Ja, sie habe eine muslimische Grundeinstellung. 'Ich wurde aber nicht streng erzogen, musste nie ein Kopftuch tragen.'"[1] Zur Schule ging sie in Mettenhof und auf das Fachgymnasium am Ravensberg in Kiel.

Von 1994 bis 2003 leitete sie das Restaurant Mega Saray. 2004 gründete sie gemeinsam mit ihrem Mann Atilla Midyatli einen Kultur- und Veranstaltungsservice. Dazu kam zwischen 2007 und 2009 der Catering-Service "Pfeffer & Minze".

Seit 2009 gehört sie dem Landtag an. Seit 2013 wohnt sie mit ihrem Mann und ihren beiden Söhnen in ihrem Wahlkreis, in Gettorf.

Sie ist unter anderem Mitglied der AWO, gehörte von 2003 bis 2007 dem Kreisvorstand der AWO Kiel an, von 2011 bis 2015 dem AWO-Landesvorstand. Außerdem ist sie Mitglied des LandFrauenVereins Gettorf und Umgebung.[2]

Als erste Frau mit türkischen Wurzeln wurde sie am 13. Juni 2015 zur stellvertretenden Präsidentin des Schleswig-Holsteinischen Heimatbundes gewählt.

"'Der Heimatbund kam auf mich zu und machte deutlich, sich öffnen und die Vielfalt des Landes repräsentieren zu wollen', sagt die muslimische Politikerin. [...] Viele Migranten hätten nie das Gefühl empfinden können, dazuzugehören. 'Dieses Dazugehörigkeitsgefühl, hier beheimatet zu sein und hier sein Zuhause zu haben, ist weder in der ersten noch in der zweiten Generation so richtig gut gelungen — man ist nicht so richtig Fisch und nicht Fleisch.' Hier will Midyatli ansetzen, für Aufmerksamkeit sorgen und als Türöffnerin dienen."[3]

Partei & Politik

"Ich bin ja nicht auf den Mund gefallen, deshalb hatte mich die SPD eingeladen, an einer Podiumsdiskussion mit Heide Simonis zum Thema Integration teilzunehmen."[4]

Im Jahr 2000 trat Serpil Midyatli daraufhin in die SPD ein. Sie arbeitete zunächst im Ortsverein Gaarden der Kieler SPD mit, 2009 wechselte sie in den Kreisverband Rendsburg-Eckernförde. Seit 2007 ist sie Mitglied des SPD-Landesvorstandes. Auf dem Bundesparteitag 2017 wurde sie in den Parteivorstand gewählt. Seitdem wird sie auch überregional wahrgenommen. Zur "Affäre Maaßen" im September 2018 beschrieb sie, nicht der stellvertretende Parteivorsitzende Ralf Stegner, Innenminister Seehofer als "wilde Sau":

"Es wird schwierig mit unserer Glaubwürdigkeit, wenn wir ihm das jetzt durchgehen lassen. Für mich ist das Maß voll, was Seehofer angeht. Es reicht. [...] Die Angst vor Neuwahlen darf uns nicht dazu treiben, Dinge mitzutragen, die wir unter normalen Umständen um keinen Preis der Welt akzeptieren würden"[5]

Serpil Midyatli 2017

Auf der Sitzung des Landesparteirats am 25. August 2018 kündigte Serpil Midyatli an, 2019 für das Amt der Landesvorsitzenden zu kandidieren.

Mit 90,09 % wählte der Landesparteitag sie am 30. März 2019 zur ersten weiblichen Landesvorsitzenden in Schleswig-Holstein. Bundesweit ist sie außerdem die erste muslimische SPD-Landesvorsitzende[6].

Auf dem SPD-Parteitag am 6. Dezember 2019 wurde sie mit 79,8 % der Stimmen zur stellvertretenden Parteivorsitzenden gewählt. Deren Zahl sollte ursprünglich auf drei reduziert werden. Da sich aber auf einen der Männerplätze sowohl Arbeitsminister Hubertus Heil als auch Juso-Chef Kevin Kühnert bewerben wollten, wurde die Zahl auf 5 erhöht - ein neuer Frauenplatz wurde frei, auf den sich Serpil Midyatli erfolgreich bewarb.[7]

Kommunalpolitik

Mit der Kommunalwahl 2003 wurde Serpil Midyatli in den Ortsbeirat Kiel-Gaarden gewählt. 2008 holte die SPD sie als bürgerliches Mitglied in den Wirtschaftsausschuss der Kieler Ratsversammlung. Dann zog es sie in die Landespolitik.

Landtag

Bei der Landtagswahl 2009 kandidierte Serpil Midyatli ohne eigenen Wahlkreis auf der Landesliste. Mit dem Listenplatz 15 wurde sie als erstes Mitglied islamischen Glaubens in den Landtag gewählt; das Medienecho reichte bis in türkischsprachige Zeitungen.

"Serpil Midyatli ist das ideale Beispiel ihrer eigenen Politik. Die selbstbewusste 34-Jährige ist ein Symbol gelungener Integration. Vor drei Monaten kam ihr zweites Kind auf die Welt, nun sitzt sie für die SPD im Landtag - als erste türkischstämmige Abgeordnete in der Geschichte Schleswig-Holsteins. 'Frauen können mehrere Bälle gleichzeitig in der Luft halten', sagt sie lachend. Denn neben ihrem Dasein als Mutter und Politikerin hat sich die Muslimin noch als Unternehmerin verwirklicht."[8]

Von 2009 bis 2012 war sie Sprecherin der Fraktion für Integrationspolitik, Kinder- und Jugendpolitik sowie Datenschutz, aktiv im Innen- und Rechtsausschuss sowie im Richterwahlausschuss und im Datenschutzgremium.

Platz 1 und Platz 2: Torsten Albig und Serpil Midyatli auf dem Landesparteitag 2012, Lübeck

Bei der Landtagswahl 2012 kandidierte sie im Wahlkreis Eckernförde, gleichzeitig auf Listenplatz 2 - direkt hinter dem Spitzenkandidaten Torsten Albig. Am 5. Juni 2012 wählte die Landtagsfraktion sie zu ihrer stellvertretenden Vorsitzenden. Sie war Mitglied in den Fraktionsarbeitskreisen für Arbeit, Soziales, Jugend, Familie und Gesundheit, für Bildung, Wissenschaft, Forschung und Kultur sowie für Inneres, Recht, Kommunales und Gleichstellung und vertrat die Fraktion als Sprecherin in den Bereichen Wohnungsbau, Integration und Migration. Sie gehörte dem Wirtschafts- und dem Innen- und Rechtsausschuss an sowie dem Gremium für Fragen der deutschen Minderheit in Nordschleswig.

In der Landtagswahl 2017 unterlag sie in ihrem Wahlkreis Eckernförde dem Spitzenkandidaten der CDU mit 26,7% der Erststimmen und zog - wieder vom Listenplatz 2 aus - über die Landesliste in den Landtag ein. Sie ist Sprecherin für Integration, Migration, Familien, Gleichstellung und Kindertagesstätten, gehört dem Sozialausschuss an und vertritt die Fraktion auch wieder im Gremium für Fragen der deutschen Minderheit in Nordschleswig.

Serpil Midyatli war Mitglied der 14. und 16. Bundesversammlung zur Wahl des Bundespräsidenten, Ersatzmitglied für die 15. Bundesversammlung.

Am 8. Juli 2020 kündigte sie ihre Bewerbung um den Fraktionsvorsitz an, falls Ralf Stegner, wie angestrebt, 2021 in den Bundestag wechsele.[9] Am 22. Juni 2021 wurde sie in dieses Amt und damit zur Oppositionsführerin gewählt. Sie ist damit nach Ute Erdsiek-Rave die zweite Frau an der Fraktionsspitze.

Am 28. März 2021 machte sie ihre Bewerbung um den Wahlkreis Kiel-Ost öffentlich, den bis zur Landtagswahl 2022 Bernd Heinemann vertrat. Vorher waren hier schon Heide Simonis und Jochen Steffen Landtagsabgeordnete gewesen. Die Nominierung fand am 1. August 2021 in Kiel statt. Als weiterer Bewerber trat das Kieler Ratsmitglied Nesimi Temel an. Serpil Midyatli setzte sich mit 48 zu 42 Stimmen durch. Auf Facebook schrieb sie:

"Ich freue mich sehr über die Wahl als Direktkandidatin im Landtagswahlkreis Kiel-Ost und die Unterstützung der Ostufer-SPD. Das Ergebnis war knapp, aber am Ende zählt in einer Demokratie die Mehrheit. Die Kieler SPD hat ihr Team aufgestellt. Jetzt geht es mit voller Kraft in die Wahlkämpfe für die Bundestags- und die Landtagswahl."[10]

Zitate

"Jahrelang war meine Herkunft und Religion immer wieder Thema in meinem Leben. Als ich SPD-Landesvorsitzende werden wollte, war das in meiner Partei egal - und das macht mich stolz: Für meine Arbeit spielt es keine Rolle!"[11]

Literatur & Links

Einzelnachweise