Steffen Etzel: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Steffen Etzel''', * [[10. November]] [[1948]] in Hilders in der Rhön im Landkreis Fulda, † [[3. Januar]] [[1997]] auf Avernakö, Gemeinde Faaborg/Dänemark; drei mal verheiratet, eine Tochter aus 1. Ehe. Geschäftsführer, Mitglied der SPD.
'''Steffen Etzel''', * [[10. November]] [[1948]] in Hilders (Rhön), Lkr. Fulda, † [[3. Januar]] [[1997]] auf Avernakø, Gemeinde Faaborg/Dänemark; Kaufmann, Geschäftsführer. Dreimal verheiratet, eine Tochter. Mitglied der SPD.


== Leben & Beruf ==
== Leben & Beruf ==
Von [[1964]] - [[1967]] absolvierte Steffen Etzel bei der Firma Schrag KG, Apparatebau in Ebersbach-Fils eine Lehre zum Industriekaufmann. In dieser Zeit wohnte er in Roßwälden.  
Von [[1964]] bis [[1967]] absolvierte Steffen Etzel bei der Firma Schrag KG Apparatebau in Ebersbach-Fils eine Lehre zum Industriekaufmann. In dieser Zeit wohnte er in Roßwälden.  


Nach der Ausbildung ging er für vier Jahre bis [[1971]] zur Marine in Kiel. Er war bei einer Marineinstandsetzungskompanie im Bereich Materialbeschaffung eingesetzt. Sein letzter Dienstgrad war Obermaat. An die Bundeswehrzeit schloss sich bis [[1972]] eine einjährige Tätigkeit in der Verwaltung der Stadtwerke Kiel AG an. Während dieser Zeit absolvierte er ein BWL-Studium.<ref>AWO Kreisverband Kiel</ref>.
Nach der Ausbildung verpflichtete er sich für vier Jahre bei der Marine und war in Kiel stationiert. Er war bei einer Marineinstandsetzungskompanie im Bereich Materialbeschaffung eingesetzt. [[1971]] verließ er die Marine mit dem Dienstgrad Obermaat. An die Bundeswehrzeit schloss sich eine einjährige Tätigkeit in der Verwaltung der Stadtwerke Kiel AG an. Während dieser Zeit absolvierte er ein Studium der Betriebswirtschaft.<ref>AWO Kreisverband Kiel, Presseinformation ohne Datum</ref>.


[[1972]] wurde er Nachfolger von [[Ida Hinz|Friedrich 'Fiete' Hinz]] Geschäftsführer des [[Arbeiterwohlfahrt Kreisverband Kiel|AWO-Kreisverbandes Kiel]]. Bis zu seinem frühen Tod war er zusammen mit der Vorsitzenden [[Silke Reyer]] dessen prägende Figur.  
[[1972]] wurde er als Nachfolger von [[Ida Hinz|Friedrich 'Fiete' Hinz]] Geschäftsführer des [[Arbeiterwohlfahrt Kreisverband Kiel|AWO-Kreisverbandes Kiel]]. Bis zu seinem frühen Tod war er zusammen mit der Vorsitzenden [[Silke Reyer]] dessen prägende Figur.  


Sein Wirken bei der AWO hatte das Ziel, konkrete Verbesserungen der Lebenssituation für Kinder- und Jugendliche, Familien, ausländische Mitbürgerinnen und Mitbürger, Behinderte sowie alte und pflegebedürftige Menschen durchzusetzen.  
Sein Wirken bei der [[AWO]] hatte das Ziel, konkrete Verbesserungen der Lebenssituation für Kinder und Jugendliche, Familien, ausländische Mitbürgerinnen und Mitbürger, Behinderte sowie alte und pflegebedürftige Menschen durchzusetzen.
Sein soziales Handeln war innovativ und mutig. Als er die Kieler AWO übernahm, hatte sie fünf Beschäftigte, [[1997]] waren es 380 in 30 Einrichtungen, darunter 13 Kinderhäuser, ein Strandkindergarten, das Bürgerzentrum Räucherei in Gaarden und der Jugendbauernhof in Mettenhof.


Sein soziales Handeln war innovativ und mutig. Als er Geschäftsführer der AWO-Kiel wurde, hatte der Kreisverband 5 Mitarbeiter, [[1997]] 380 in 30 Einrichtungen; darunter 13 Kinderhäuser, 1 Strandkindergarten, das Bürgerzentrum Räucherei in Gaarden und der Jugendbauernhof in Mettenhof.
Steffen Etzel war Vorsitzender und Geschäftsführer des Vereins Kieler Jugenderholung, Mitglied im Verein Stiftung Jugend in Kiel und Vorstandsmitglied im Förderverein Krusenkoppel e.V.<ref>AWO-Kreisverband Kiel, Presseinformation ohne Datum</ref> Er gehörte als Vertreter der Wohlfahrtsverbände dem Jugendhilfeausschuss der Ratsversammlung an. Viele Jahre arbeitete er im Arbeitskreis Jugend und Soziales der [[Kreisverband Kiel - Ratsfraktion|SPD-Fraktion]] mit.<ref>SPD-Ratsfraktion Kiel, Pressemitteilung, 9.1.1997</ref>


Er war Vorsitzender und Geschäftsführer des Vereins Kieler Jugenderholung, Mitglied im Verein Stiftung Jugend in Kiel und Vorstandsmitglied im Förderverein Krusenkoppel e.V.<ref>AWO Kreisverband Kiel, Presseinformation ohne Datum</ref>Er gehörte für die Wohlfahrtsverbände dem Jugendhilfeausschuß der Ratsversammlung an. Viele Jahre arbeitete er im Arbeitskreis Jugend und Soziales der [[Kreisverband Kiel - Ratsfraktion|SPD-Fraktion]] mit.<ref>SPD-Ratsfraktion Kiel, Pressemitteilung, 9.1.1997</ref>
In Kiel war er bekannt "wie ein bunter Hund" - nicht nur wegen seines großen Engagements für die AWO und andere Projekte. Steffen Etzel genoß das Leben in vollen Zügen; und was er tat, tat er intensiv. Das galt zuerst für seine Arbeit. Aber er war auch überall dort dabei, wo es darum ging, zu streiten oder zu feiern. Sein letzter AWO-Kreisvorsitzender [[Gerwin Stöcken]] sagte über ihn: "Steffen hat sich trotz aller Meinungsverschiedenheiten und seiner Lust am Streiten immer als Diener des Verbandes gesehen."<ref>''Kieler Nachrichten'', 10.1.1997</ref>


Steffen Etzel war in Kiel bekannt "wie ein bunter Hund" - nicht nur wegen seines großen Engagement für die AWO und anderer Projekte. Steffen Etzel genoß das Leben in vollen Zügen; und was er tat, tat er intensiv. Das galt zuerst für seine Arbeit. Aber er war auch überall dort dabei, wo es darum ging, zu streiten oder zu feiern. Sein letzter AWO-Kreisvorsitzender [[Gerwin Stöcken]] sagte über ihn." Steffen hat sich trotz aller Meinungsverschiedenheiten und seiner Lust am Streiten immer als Diener des Verbandes gesehen"<ref>Kieler Nachrichten 10.01.1997</ref>.
Er war leidenschaftlicher Segler. Sein letzter Törn führte ihn auf die von ihm geschätzte kleine Insel Avernakø in der "Dänischen Südsee".  


Steffen Etzel war leidenschaftlicher Segler. Sein letzter Törn führte ihn auf die von ihm geschätzte kleine Insel Avernakö in der "Dänischen Südsee".  
Der Vorsitzende der SPD-Ratsfraktion, [[Eckehard Raupach]], würdigte den Verstorbenen in seinem Nachruf mit den Worten:
: "Mit Steffen Etzel sind fast drei Jahrzehnte sozialpolitische Impulse für diese Stadt verbunden. Er hat die Arbeiterwohlfahrt in Kiel zu einer zeitgemäßen Organisation der sozialen Arbeit geformt und hat die Sozialarbeit in dieser Stadt erneuert. Von der Förderung der Kinderladenbewegung bis zum Bau von Großraum-Kindertagesstätten mit ihrer neuen Offenheit für die Bedürfnisse von Kindern wurde die vorschulische Arbeit in Kiel belebt. Die Umgestaltung von Falckenstein hat neue ganzjährige Bildungs- und Erholungsmöglichkeiten geschaffen. Mit dem Jugendbauernhof in Mettenhof und der [[Arbeiterwohlfahrt Kreisverband Kiel#Die Räucherei|Räucherei]] in Gaarden sind für Kiel ganz neue Wege in der Jugend- und Kulturarbeit gefunden worden. Der Räucherei ist es nahezu konfliktfrei gelungen, einen Kulturtreff für Kiel mit einem sozialen Treffpunkt für Gaarden zu verbinden. Das Konzept der Altenarbeit wurde durch Impulse der AWO verändert - durch ambulante Dienste, durch die Neuentdeckung des Reizes des Lernens und durch Ermutigung zum Selbstbewußtsein und zur Selbstgestaltung. Der Stadt fehlt mit Steffen Etzel ein prägender Impulsgeber, der AWO fehlt der gestaltende Geschäftsführer und der SPD-Fraktion fehlt ein eigenwilliger, treuer und guter Freund."<ref>SPD-Ratsfraktion Kiel, Pressemitteilung, 9.1.1997</ref>.
 
== Gedenken ==
Im ''Rechenschaftsbericht 1995-1997'' wurde Steffen Etzel im Rahmen der Ehrung der Toten dieser Jahre genannt.<ref>[[:Datei:Rechenschaftsbericht 1995-1997.pdf|Rechenschaftsbericht 1995-1997]], S. 3</ref>
 
=== Steffen-Etzel-Förderpreis ===
[[Datei:Steffen Etzel Förderpreis.jpg|200px|thumb|right|]]Zur Erinnerung an seine Verdienste stiftete der AWO-Kreisverband Kiel nach seinem Tode den ''Steffen Etzel Förderpreis''. Der Preis soll für besondere Initiativen im sozialen Bereich der Landeshauptstadt Kiel vergeben werden. Mit ihm soll die Selbsthilfe von Kieler Bürgerinnen und Bürgern zur Bewältigung sozialer Notstände unterstützt werden. Die zu fördernden Projekte sollen in besonderer Weise dem Gemeinwesen dienen. Die Höhe der Förderung beträgt 2.500 Euro.


[[Datei:Steffen Etzel Förderpreis.jpg|260px|thumb|left|]]
Der Preis sollte alle zwei Jahre ausgelobt werden.<ref>AWO Kiel Bewerbung für den Steffen Etzel Förderpreis, ohne Datum</ref> Bisher wurde er fünfmal vergeben:
Der Vorsitzende der SPD-Ratsfraktion [[Eckehard Raupach]] würdigte Steffen Etzel mit den Worten:
: "Mit Steffen Etzel sind fast drei Jahrzehnte sozialpolitische Impulse für diese Stadt verbunden. Er hat die Arbeiterwohlfahrt in Kiel zu einer zeitgemäßen Organisation der sozialen Arbeit geformt und hat die Sozialarbeit in dieser Stadt erneuert. Von der Förderung der Kinderladenbewegung bis zum Bau von Großraum-Kindertagesstätten mit ihrer neuen Offenheit für die Bedürfnisse von Kindern wurde die vorschulische Arbeit in Kiel belebt. Die Umgestaltung von Falckenstein hat neue ganzjährige Bildungs- und Erholungsmöglichkeiten geschaffen. Mit dem Jugendbauernhof in Mettenhof und der [[Arbeiterwohlfahrt Kreisverband Kiel#Die Räucherei|Räucherei]] in Gaarden sind für Kiel ganz neue Wege in der Jugend- und Kulturarbeit gefunden worden. Der Räucherei ist es nahezu konfliktfrei gelungen, einen Kulturtreff für Kiel mit einem sozialen Treffpunkt für Gaarden zu verbinden. Das Konzept der Altenarbeit wurde durch Impulse der AWO verändert - durch ambulante Dienste, durch die Neuentdeckung des Reizes des Lernens und durch Ermutigung zum Selbstbewußtsein und zur Selbstgestaltung. Der Stadt fehlt mit Steffen Etzel ein prägender Impulsgeber, der AWO fehlt der gestaltende Geschäftsführer und der SPD-Fraktion fehlt ein eigenwilliger, treuer und guter Freund."<ref>SPD-Ratsfraktion Kiel, Pressemitteilung, 9.1.1997</ref>.


Zur Erinnerung an seine Verdienste stiftete der AWO-Kreisverband Kiel nach seinem Tode den '''Steffen Etzel Förderpreis'''. Der Preis soll für besondere Initiativen im sozialen Bereich der Landeshauptstadt Kiel vergeben werden. Mit ihm soll die Selbsthilfe Kieler Bürgerinnen und Bürger zur Bewältigung sozialer Notstände unterstützt werden. Die zu fördernden Projekte sollen in besonderer Weise dem Gemeinwesen dienen. Die Höhe der Förderung beträgt 2.500 Euro.
*[[1998]] an '''Das offene Ohr''', eine Wiker Nachbarschaftsinitiative, die sich zum Ziel gesetzt hatte, die Situation von Kindern und Jugendlichen im Stadtteil durch Freizeitaktivitäten und die Bereitstellung von Räumlichkeiten zu verbessern;
*[[2000]] an '''Grenzen überschreiten 2000''' - unter diesem Namen organisierte der progressive Türkische Arbeitnehmerverein Kiel e.V. (PTAV) seit 25 Jahren die Selbsthilfe deutscher Türkinnen und Türken. Ein besonderer Schwerpunkt lag auf Bildung und Verständigung zwischen türkischen und deutschen BürgerInnen.
*[[2002]] an den '''Kieler-Tafel-Laden''', der Müttern und Vätern ermöglichte, ihren Einkauf dort nach dem Zeitplan der Familie zu organisieren, alten Menschen beschwerliche Wartezeit ersparte und für mehr Ruhe im Umfeld der Ausgabestelle sorgte, indem er Spannungen zwischen den unterschiedlichen sozialen Gruppen milderte oder gar nicht erst aufkommen ließ.
*[[2004]] nicht vergeben
*[[2006]] wurden zwei Preise vergeben, an die Vereine '''Arbeit für Behinderte''' und '''Leben mit ADHS'''<ref> ADHS=Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung</ref>.


Der Preis sollte alle zwei Jahre ausgelobt werden<ref>AWO Kiel Bewerbung für den Steffen Etzel Förderpreis, ohne Datum</ref>. Bisher wurde er nur drei Mal vergeben:
Danach gab es keine Preisverleihung mehr<ref>Informationen von der AWO Kiel vom 20.08.2019</ref>.


*[[1998]]: '''Das offene Ohr''', die Initiative war eine Wiker Nachbarschaftsinitiative, die sich zum Ziel gesetzt hatte, die Situation von Kindern und Jugendlichen im Stadtteil durch Freizeitaktivitäten und die Bereitstellung von Räumlichkeiten zu verbessern.
== Fotos ==
*[[2000]]: '''Grenzen überschreiten 2000''', der progressive Türkische Arbeitnehmerverein Kiel e.V. (PTAV) orgnisierte seit 25 Jahren die Selbsthilfe deutscher Türkinnen und Türken. Ein besonderer Schwerpunkt lag auf Bildung und Verständigung zwischen türkischen und deutschen BürgerInnen.
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*[[2002]]: '''Kieler-Tafel-Laden''', der Kieler-Tafel-Laden ermöglichte Müttern und Vätern ihren "Einkauf" nach dem Zeitplan der Familie zu organisieren, alten Menschen wurde beschwerliche Wartezeit erspart und im Umfeld der Ausgabestelle wurde es ruhiger, Spannungen zwischen den unterschiedlichen sozialen Gruppen unterblieben oder traten seltener auf<ref>Informationen von der AWO Kiel vom 20.08.2019 </ref>.
Datei:Räucherei 1976.jpg|1967 Die ehem. Fischräucherei Fritz Mahrt, Preetzer Str., vor dem Umbau
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== Quellen ==
== Quellen ==
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[[Kategorie:Kreisverband Kiel|Etzel, Steffen]]
[[Kategorie:Kreisverband Kiel|Etzel, Steffen]]
[[Kategorie:AWO Kiel|Etzel, Steffen]]

Version vom 9. Oktober 2019, 23:17 Uhr

Steffen Etzel
Steffen Etzel
Steffen Etzel
Geboren: 10. November 1948
Gestorben: 3. Januar 1997

Steffen Etzel, * 10. November 1948 in Hilders (Rhön), Lkr. Fulda, † 3. Januar 1997 auf Avernakø, Gemeinde Faaborg/Dänemark; Kaufmann, Geschäftsführer. Dreimal verheiratet, eine Tochter. Mitglied der SPD.

Leben & Beruf

Von 1964 bis 1967 absolvierte Steffen Etzel bei der Firma Schrag KG Apparatebau in Ebersbach-Fils eine Lehre zum Industriekaufmann. In dieser Zeit wohnte er in Roßwälden.

Nach der Ausbildung verpflichtete er sich für vier Jahre bei der Marine und war in Kiel stationiert. Er war bei einer Marineinstandsetzungskompanie im Bereich Materialbeschaffung eingesetzt. 1971 verließ er die Marine mit dem Dienstgrad Obermaat. An die Bundeswehrzeit schloss sich eine einjährige Tätigkeit in der Verwaltung der Stadtwerke Kiel AG an. Während dieser Zeit absolvierte er ein Studium der Betriebswirtschaft.[1].

1972 wurde er als Nachfolger von Friedrich 'Fiete' Hinz Geschäftsführer des AWO-Kreisverbandes Kiel. Bis zu seinem frühen Tod war er zusammen mit der Vorsitzenden Silke Reyer dessen prägende Figur.

Sein Wirken bei der AWO hatte das Ziel, konkrete Verbesserungen der Lebenssituation für Kinder und Jugendliche, Familien, ausländische Mitbürgerinnen und Mitbürger, Behinderte sowie alte und pflegebedürftige Menschen durchzusetzen. Sein soziales Handeln war innovativ und mutig. Als er die Kieler AWO übernahm, hatte sie fünf Beschäftigte, 1997 waren es 380 in 30 Einrichtungen, darunter 13 Kinderhäuser, ein Strandkindergarten, das Bürgerzentrum Räucherei in Gaarden und der Jugendbauernhof in Mettenhof.

Steffen Etzel war Vorsitzender und Geschäftsführer des Vereins Kieler Jugenderholung, Mitglied im Verein Stiftung Jugend in Kiel und Vorstandsmitglied im Förderverein Krusenkoppel e.V.[2] Er gehörte als Vertreter der Wohlfahrtsverbände dem Jugendhilfeausschuss der Ratsversammlung an. Viele Jahre arbeitete er im Arbeitskreis Jugend und Soziales der SPD-Fraktion mit.[3]

In Kiel war er bekannt "wie ein bunter Hund" - nicht nur wegen seines großen Engagements für die AWO und andere Projekte. Steffen Etzel genoß das Leben in vollen Zügen; und was er tat, tat er intensiv. Das galt zuerst für seine Arbeit. Aber er war auch überall dort dabei, wo es darum ging, zu streiten oder zu feiern. Sein letzter AWO-Kreisvorsitzender Gerwin Stöcken sagte über ihn: "Steffen hat sich trotz aller Meinungsverschiedenheiten und seiner Lust am Streiten immer als Diener des Verbandes gesehen."[4]

Er war leidenschaftlicher Segler. Sein letzter Törn führte ihn auf die von ihm geschätzte kleine Insel Avernakø in der "Dänischen Südsee".

Der Vorsitzende der SPD-Ratsfraktion, Eckehard Raupach, würdigte den Verstorbenen in seinem Nachruf mit den Worten:

"Mit Steffen Etzel sind fast drei Jahrzehnte sozialpolitische Impulse für diese Stadt verbunden. Er hat die Arbeiterwohlfahrt in Kiel zu einer zeitgemäßen Organisation der sozialen Arbeit geformt und hat die Sozialarbeit in dieser Stadt erneuert. Von der Förderung der Kinderladenbewegung bis zum Bau von Großraum-Kindertagesstätten mit ihrer neuen Offenheit für die Bedürfnisse von Kindern wurde die vorschulische Arbeit in Kiel belebt. Die Umgestaltung von Falckenstein hat neue ganzjährige Bildungs- und Erholungsmöglichkeiten geschaffen. Mit dem Jugendbauernhof in Mettenhof und der Räucherei in Gaarden sind für Kiel ganz neue Wege in der Jugend- und Kulturarbeit gefunden worden. Der Räucherei ist es nahezu konfliktfrei gelungen, einen Kulturtreff für Kiel mit einem sozialen Treffpunkt für Gaarden zu verbinden. Das Konzept der Altenarbeit wurde durch Impulse der AWO verändert - durch ambulante Dienste, durch die Neuentdeckung des Reizes des Lernens und durch Ermutigung zum Selbstbewußtsein und zur Selbstgestaltung. Der Stadt fehlt mit Steffen Etzel ein prägender Impulsgeber, der AWO fehlt der gestaltende Geschäftsführer und der SPD-Fraktion fehlt ein eigenwilliger, treuer und guter Freund."[5].

Gedenken

Im Rechenschaftsbericht 1995-1997 wurde Steffen Etzel im Rahmen der Ehrung der Toten dieser Jahre genannt.[6]

Steffen-Etzel-Förderpreis

Zur Erinnerung an seine Verdienste stiftete der AWO-Kreisverband Kiel nach seinem Tode den Steffen Etzel Förderpreis. Der Preis soll für besondere Initiativen im sozialen Bereich der Landeshauptstadt Kiel vergeben werden. Mit ihm soll die Selbsthilfe von Kieler Bürgerinnen und Bürgern zur Bewältigung sozialer Notstände unterstützt werden. Die zu fördernden Projekte sollen in besonderer Weise dem Gemeinwesen dienen. Die Höhe der Förderung beträgt 2.500 Euro.

Der Preis sollte alle zwei Jahre ausgelobt werden.[7] Bisher wurde er fünfmal vergeben:

  • 1998 an Das offene Ohr, eine Wiker Nachbarschaftsinitiative, die sich zum Ziel gesetzt hatte, die Situation von Kindern und Jugendlichen im Stadtteil durch Freizeitaktivitäten und die Bereitstellung von Räumlichkeiten zu verbessern;
  • 2000 an Grenzen überschreiten 2000 - unter diesem Namen organisierte der progressive Türkische Arbeitnehmerverein Kiel e.V. (PTAV) seit 25 Jahren die Selbsthilfe deutscher Türkinnen und Türken. Ein besonderer Schwerpunkt lag auf Bildung und Verständigung zwischen türkischen und deutschen BürgerInnen.
  • 2002 an den Kieler-Tafel-Laden, der Müttern und Vätern ermöglichte, ihren Einkauf dort nach dem Zeitplan der Familie zu organisieren, alten Menschen beschwerliche Wartezeit ersparte und für mehr Ruhe im Umfeld der Ausgabestelle sorgte, indem er Spannungen zwischen den unterschiedlichen sozialen Gruppen milderte oder gar nicht erst aufkommen ließ.
  • 2004 nicht vergeben
  • 2006 wurden zwei Preise vergeben, an die Vereine Arbeit für Behinderte und Leben mit ADHS[8].

Danach gab es keine Preisverleihung mehr[9].

Fotos

Quellen

  1. AWO Kreisverband Kiel, Presseinformation ohne Datum
  2. AWO-Kreisverband Kiel, Presseinformation ohne Datum
  3. SPD-Ratsfraktion Kiel, Pressemitteilung, 9.1.1997
  4. Kieler Nachrichten, 10.1.1997
  5. SPD-Ratsfraktion Kiel, Pressemitteilung, 9.1.1997
  6. Rechenschaftsbericht 1995-1997, S. 3
  7. AWO Kiel Bewerbung für den Steffen Etzel Förderpreis, ohne Datum
  8. ADHS=Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung
  9. Informationen von der AWO Kiel vom 20.08.2019