Theodor Yorck: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Theodor Yorck''' (* [[13. Mai]] [[1830]] in Breslau; † [[1. Januar]] [[1875]] in Hamburg) war Parteiorganisator in den frühen 1860er Jahren in Hamburg und sorgte dadurch aus für die Verbreitung der Sozialdemokratie nach Schleswig-Holstein.
'''Theodor Yorck''' (auch: "York"), * [[13. Mai]] [[1830]] in Breslau; † [[1. Januar]] [[1875]] in Hamburg; Tischler. Yorck war in den frühen 1860er Jahren Parteiorganisator in Hamburg und sorgte dadurch für die Verbreitung der Sozialdemokratie auch nach Schleswig-Holstein.


== Werdegang ==
== Werdegang ==
Theodor York wurde geboren als Sohn eines Tischlermeisters, absolvierte die Grundschule, trat dann in die Fußstapfen des Vater und machte eine fünfjährige Tischlerlehre. Wie es für Handwerker zu dieser Zeit üblich war, ging er danach auf Wanderschaft und kam Mitte der 1850er Jahre nach Hamburg. Er wechselte [[1856]] nach Harburg.<ref name=trautmann>Trautmann, Günter: ''[http://library.fes.de/jportal/receive/jportal_jparticle_00010249 Liberalismus, Arbeiterbewegung und Staat in Hamburg und Schleswig-Holstein 1862 - 1869]'' In: Archiv für Sozialgeschichte, Band 15 (1975) Seite 51 - 110</ref>
Theodor Yorck wurde als Sohn eines Tischlermeisters in Breslau geboren. Er absolvierte die Grundschule, trat dann in die Fußstapfen des Vaters und machte eine fünfjährige Tischlerlehre. Wie es für Handwerker zu dieser Zeit üblich war, ging er danach auf Wanderschaft und kam Mitte der 1850er Jahre nach Hamburg. [[1856]] zog er nach Harburg, wo er den Bildungsverein mitbegründete.<ref name=trautmann>Trautmann, Günter: ''[http://library.fes.de/jportal/receive/jportal_jparticle_00010249 Liberalismus, Arbeiterbewegung und Staat in Hamburg und Schleswig-Holstein 1862 - 1869]'' In: ''Archiv für Sozialgeschichte'', Band 15 (1975), S. 75 f.</ref>
 
Seit [[1867]] war er verheiratet, das Ehepaar hatte zwei Söhne. [[1871]] zog die Familie zurück nach Hamburg. [[1873]] musste Theodor Yorck wegen einer schweren Erkrankung seine Parteiämter niederlegen. Mit nur 44 Jahren starb er an einem Nierenleiden.<ref name=":1">''Theodor York''. In: ''[[Der wahre Jacob]]'' Nr. 107(1890), S. 855-856 [http://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/wj1890/0119?sid=194321b742139ef5ada1e7f4871dba30 Digitalisat]</ref>


== Politik ==
== Politik ==
[[1857]] gründete Theodor York in Harburg den Bildungsverein maßgeblich mit. Wegen seiner linken Orientierung wurde er als Arbeiterdelegierter zur Weltausstellung nach London geschickt und kam dort mit dem Londoner Arbeiterverein in Kontakt. Aus dieser Begegnung erwuchs seine Überzeugung, sich stärker für die Sache der Arbeiter einzusetzen und diese Arbeit unabhängiger von den liberalen, bürgerlichen Vereinen zu machen.<ref name=trautmann>Trautmann, Günter: ''[http://library.fes.de/jportal/receive/jportal_jparticle_00010249 Liberalismus, Arbeiterbewegung und Staat in Hamburg und Schleswig-Holstein 1862 - 1869]'' In: Archiv für Sozialgeschichte, Band 15 (1975) Seite 51 - 110</ref>
[[1857]] gehörte Theodor Yorck in Harburg (Königreich Hannover) zu den maßgeblichen Begründern des bürgerlich-liberalen Bildungsvereins für die wachsende Arbeiterschaft der Stadt. Dabei stand er auf dem linken Flügel der hannoverschen Bildungsvereine, forderte etwa eine Krankenkasse, drang darauf, dass die Arbeiter selbst die Berechtigung haben müssten, sich politisch zu engagieren, und entwickelte sich zu einem führenden Vertreter der politischen Arbeiterschaft. Die Presse schreibt im Rückblick, er sei ein
<blockquote>"etwas trockener, aber stets sachlicher und vor Allem sehr schlagfertiger Redner"<ref name=":1" /></blockquote>
gewesen. [[1862]] musste er auf Druck von außen - d.h. wohl der Behörden - aus dem Verein ausscheiden.<ref>{{Wikipedia}}, abgerufen 10.4.2023</ref> Trotz, nicht wegen seiner linken Orientierung wurde er als Arbeiterdelegierter zur Weltausstellung nach London geschickt und kam dort mit dem Londoner Arbeiterverein in Kontakt. Aus dieser Begegnung erwuchs seine Überzeugung, sich stärker für die Sache der Arbeiter einzusetzen und diese unabhängiger von den liberalen Vereinen des Bürgertums zu machen.<ref name=trautmann>Trautmann, Günter: ''[http://library.fes.de/jportal/receive/jportal_jparticle_00010249 Liberalismus, Arbeiterbewegung und Staat in Hamburg und Schleswig-Holstein 1862 - 1869]'' In: ''Archiv für Sozialgeschichte'', Band 15 (1975), S. 75 f.</ref>
 
Die Harburger entsandten ihn als Delegierten zum Gründungskongress des [[Allgemeiner Deutscher Arbeiterverein|Allgemeinen Deutschen Arbeitervereins]] (ADAV) am [[23. Mai]] [[1863]]; trotz Kritik an der quasi-diktatorischen Stellung des Präsidenten [[Ferdinand Lassalle]] wurde er in den Vorstand des ADAV gewählt, dem er bis [[1869]] angehörte.<ref name=":1" /> Er verließ den ADAV, weil er das Vorgehen des amtierenden Präsidenten [[Johann Baptist von Schweitzer]] ablehnte, und beteiligte sich an der Gründung der [[Sozialdemokratische Arbeiterpartei|Sozialdemokratischen Arbeiterpartei]] (SDAP).<ref name=":1" />
 
Die Begegnung mit den englischen Arbeitern prägte Theodor Yorcks internationalistische Einstellung. Auf dem Gründungsparteitag der SDAP in Eisenach am [[7. August|7.]] bis [[9. August]] [[1869]] schlug er vor, dass die Vereinigung der Arbeiter nur auf dem Boden der [[Internationale Arbeiterassoziation|Internationalen Arbeiterassoziation]] möglich sein solle. Auf gemeinsamen Antrag von [[August Bebel]] und Theodor Yorck beschloss der Kongress:
 
<blockquote>"Die sozialdemokratische Arbeiterpartei betrachtet es als eine Pflicht eines jeden Parteigenossen, auf eine Einigung der Gewerkschaften mit allen Mitteln hinzuwirken, hält aber die Bedingung fest, daß die Gewerkschaften sich von dem Arbeiterschaftspräsidium des Herrn von Schweitzer lossagen. Zugleich empfiehlt der Kongreß die weitere Bildung von Gewerksgenossenschaften auf internationaler Grundlage."<ref>Ettelt, Werner / Krause, Hans-Dieter (Hg.): ''Protokoll über die Verhandlungen des Allgemeinen Deutschen sozial-demokratischen Arbeiterkongresses zu Eisenach (…)'' (Leipzig 1869), S. 174</ref></blockquote>
 
Als Mitglied der Kontrollkommission der SDAP wurde er [[1870]] - vor dem Hintergrund des Deutsch-Französischen Krieges - kurzzeitig verhaftet, aber anders als andere wieder freigelassen. Bei ihrer Neukonstituierung mit dem Dresdner Kongress vom [[12. August|12.]]-[[15. August]] [[1871]] wurde er als hauptamtlicher Parteisekretär in den Parteiausschuss der SDAP gewählt. Damit war der Umzug nach Hamburg verbunden. Sein Gehalt betrug zunächst 15, zum Schluss 30 Taler - beides offenbar kein Betrag, von dem man eine Familie sorgenfrei ernähren konnte.<ref name=":1" /> Zur selben Zeit war er Präsident des von ihm gegründeten "Gewerkvereins der Deutschen Holzarbeiter", gründete die Zeitung ''Union'' zur Förderung der Gewerkschaftsbewegung und schuf, ebenfalls unter dem Namen ''Union'', einen ersten Gewerkschaftsbund.<ref name=":1" />
 
Die gewerkschaftlichen Aktivitäten behielt er auch bei, als er im Herbst [[1873]] wegen der Verschlimmerung seiner Nierenerkrankung alle Parteiämter niederlegte. Zu den [[Reichstagswahl 1874|Reichstagswahlen]] von [[1874]] trat er außerdem in einem sächsischen Wahlkreis an und unterlag nur knapp.<ref name=":1" />  


Theodor York wurde dann zum Harburger Vertreter für den Gründungskongress des [[Allgemeiner Deutscher Arbeiterverein|Allgemeinen Deutschen Arbeitervereins]] (ADAV) gewählt und reiste nach Leipzig.
In den Monaten vor seinem Tod war der schon schwerkranke Theodor Yorck noch an den ersten vertraulichen Gesprächen beteiligt, die schließlich den Zusammenschluss von ADAV und SDAP brachten.
<blockquote>"Die formelle Vereinigung selbst sollte York zwar nicht mehr erleben, gelegentlich seines Begräbnisses aber, das am [[4. Januar]] [[1875]] stattfand, fanden sich die Vertreter der beiden Richtungen brüderlich und nach langen Jahren des Haders und Zwistes wieder zum ersten Male zusammen und ein Mitglied des Allgemeinen deutschen Arbeitervereins war es, das am offenen Grabe des Dahingeschiedenen an die deutschen Arbeiter die Aufforderung richtete, dafür Sorge zu tragen, daß die Frau und die unmündigen Kinder des Verstorbenen nicht die Sorge des Hungers kennenlernen. Es war die erste große öffentliche Demonstration, wo beide Parteien geschlossen zusammenwirkten. Fünftausend Männer bildeten den Leichenzug, und über 20 Fahnen der verschiedensten Vereine und Gewerke senkten sich auf das Grab."<ref name=":1" /></blockquote>


== Links ==
== Literatur & Links ==
*Trautmann, Günter: ''[http://library.fes.de/jportal/receive/jportal_jparticle_00010249 Liberalismus, Arbeiterbewegung und Staat in Hamburg und Schleswig-Holstein 1862 - 1869]'' In: ''Archiv für Sozialgeschichte'', Band 15 (1975), S. 51-110
*''Theodor York''. In: ''[[Der wahre Jacob]]'' Nr. 107(1890), S. 855-856 [http://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/wj1890/0119?sid=194321b742139ef5ada1e7f4871dba30 Digitalisat]
* {{Wikipedia}}
* {{Wikipedia}}


== Quellen ==
== Einzelnachweise ==
<references />
<references />

Aktuelle Version vom 10. April 2023, 10:16 Uhr

Theodor Yorck
Theodor Yorck
Theodor Yorck
Geboren: 13. Mai 1830
Gestorben: 1. Januar 1875

Theodor Yorck (auch: "York"), * 13. Mai 1830 in Breslau; † 1. Januar 1875 in Hamburg; Tischler. Yorck war in den frühen 1860er Jahren Parteiorganisator in Hamburg und sorgte dadurch für die Verbreitung der Sozialdemokratie auch nach Schleswig-Holstein.

Werdegang

Theodor Yorck wurde als Sohn eines Tischlermeisters in Breslau geboren. Er absolvierte die Grundschule, trat dann in die Fußstapfen des Vaters und machte eine fünfjährige Tischlerlehre. Wie es für Handwerker zu dieser Zeit üblich war, ging er danach auf Wanderschaft und kam Mitte der 1850er Jahre nach Hamburg. 1856 zog er nach Harburg, wo er den Bildungsverein mitbegründete.[1]

Seit 1867 war er verheiratet, das Ehepaar hatte zwei Söhne. 1871 zog die Familie zurück nach Hamburg. 1873 musste Theodor Yorck wegen einer schweren Erkrankung seine Parteiämter niederlegen. Mit nur 44 Jahren starb er an einem Nierenleiden.[2]

Politik

1857 gehörte Theodor Yorck in Harburg (Königreich Hannover) zu den maßgeblichen Begründern des bürgerlich-liberalen Bildungsvereins für die wachsende Arbeiterschaft der Stadt. Dabei stand er auf dem linken Flügel der hannoverschen Bildungsvereine, forderte etwa eine Krankenkasse, drang darauf, dass die Arbeiter selbst die Berechtigung haben müssten, sich politisch zu engagieren, und entwickelte sich zu einem führenden Vertreter der politischen Arbeiterschaft. Die Presse schreibt im Rückblick, er sei ein

"etwas trockener, aber stets sachlicher und vor Allem sehr schlagfertiger Redner"[2]

gewesen. 1862 musste er auf Druck von außen - d.h. wohl der Behörden - aus dem Verein ausscheiden.[3] Trotz, nicht wegen seiner linken Orientierung wurde er als Arbeiterdelegierter zur Weltausstellung nach London geschickt und kam dort mit dem Londoner Arbeiterverein in Kontakt. Aus dieser Begegnung erwuchs seine Überzeugung, sich stärker für die Sache der Arbeiter einzusetzen und diese unabhängiger von den liberalen Vereinen des Bürgertums zu machen.[1]

Die Harburger entsandten ihn als Delegierten zum Gründungskongress des Allgemeinen Deutschen Arbeitervereins (ADAV) am 23. Mai 1863; trotz Kritik an der quasi-diktatorischen Stellung des Präsidenten Ferdinand Lassalle wurde er in den Vorstand des ADAV gewählt, dem er bis 1869 angehörte.[2] Er verließ den ADAV, weil er das Vorgehen des amtierenden Präsidenten Johann Baptist von Schweitzer ablehnte, und beteiligte sich an der Gründung der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei (SDAP).[2]

Die Begegnung mit den englischen Arbeitern prägte Theodor Yorcks internationalistische Einstellung. Auf dem Gründungsparteitag der SDAP in Eisenach am 7. bis 9. August 1869 schlug er vor, dass die Vereinigung der Arbeiter nur auf dem Boden der Internationalen Arbeiterassoziation möglich sein solle. Auf gemeinsamen Antrag von August Bebel und Theodor Yorck beschloss der Kongress:

"Die sozialdemokratische Arbeiterpartei betrachtet es als eine Pflicht eines jeden Parteigenossen, auf eine Einigung der Gewerkschaften mit allen Mitteln hinzuwirken, hält aber die Bedingung fest, daß die Gewerkschaften sich von dem Arbeiterschaftspräsidium des Herrn von Schweitzer lossagen. Zugleich empfiehlt der Kongreß die weitere Bildung von Gewerksgenossenschaften auf internationaler Grundlage."[4]

Als Mitglied der Kontrollkommission der SDAP wurde er 1870 - vor dem Hintergrund des Deutsch-Französischen Krieges - kurzzeitig verhaftet, aber anders als andere wieder freigelassen. Bei ihrer Neukonstituierung mit dem Dresdner Kongress vom 12.-15. August 1871 wurde er als hauptamtlicher Parteisekretär in den Parteiausschuss der SDAP gewählt. Damit war der Umzug nach Hamburg verbunden. Sein Gehalt betrug zunächst 15, zum Schluss 30 Taler - beides offenbar kein Betrag, von dem man eine Familie sorgenfrei ernähren konnte.[2] Zur selben Zeit war er Präsident des von ihm gegründeten "Gewerkvereins der Deutschen Holzarbeiter", gründete die Zeitung Union zur Förderung der Gewerkschaftsbewegung und schuf, ebenfalls unter dem Namen Union, einen ersten Gewerkschaftsbund.[2]

Die gewerkschaftlichen Aktivitäten behielt er auch bei, als er im Herbst 1873 wegen der Verschlimmerung seiner Nierenerkrankung alle Parteiämter niederlegte. Zu den Reichstagswahlen von 1874 trat er außerdem in einem sächsischen Wahlkreis an und unterlag nur knapp.[2]

In den Monaten vor seinem Tod war der schon schwerkranke Theodor Yorck noch an den ersten vertraulichen Gesprächen beteiligt, die schließlich den Zusammenschluss von ADAV und SDAP brachten.

"Die formelle Vereinigung selbst sollte York zwar nicht mehr erleben, gelegentlich seines Begräbnisses aber, das am 4. Januar 1875 stattfand, fanden sich die Vertreter der beiden Richtungen brüderlich und nach langen Jahren des Haders und Zwistes wieder zum ersten Male zusammen und ein Mitglied des Allgemeinen deutschen Arbeitervereins war es, das am offenen Grabe des Dahingeschiedenen an die deutschen Arbeiter die Aufforderung richtete, dafür Sorge zu tragen, daß die Frau und die unmündigen Kinder des Verstorbenen nicht die Sorge des Hungers kennenlernen. Es war die erste große öffentliche Demonstration, wo beide Parteien geschlossen zusammenwirkten. Fünftausend Männer bildeten den Leichenzug, und über 20 Fahnen der verschiedensten Vereine und Gewerke senkten sich auf das Grab."[2]

Literatur & Links

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 Trautmann, Günter: Liberalismus, Arbeiterbewegung und Staat in Hamburg und Schleswig-Holstein 1862 - 1869 In: Archiv für Sozialgeschichte, Band 15 (1975), S. 75 f.
  2. 2,0 2,1 2,2 2,3 2,4 2,5 2,6 2,7 Theodor York. In: Der wahre Jacob Nr. 107(1890), S. 855-856 Digitalisat
  3. Wikipedia: Theodor Yorck, abgerufen 10.4.2023
  4. Ettelt, Werner / Krause, Hans-Dieter (Hg.): Protokoll über die Verhandlungen des Allgemeinen Deutschen sozial-demokratischen Arbeiterkongresses zu Eisenach (…) (Leipzig 1869), S. 174