Oskar Nielsen: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Oskar Nielsen''', * in Kiel, † (vermutlich) [[5. Mai]] [[1938]] in Polizeihaft in Hamburg. Sozialdemokrat.
'''Oskar Nielsen''', * [[14. Januar]] [[1884]] in Flensburg, † (vermutlich) [[5. Mai]] [[1938]] in Polizeihaft in Kiel; Seemann und Anschläger. Mitglied der SPD seit [[1911]], des [[Reichsbanner|Reichsbanners]] seit [[1924]].
 
Seit [[1905]] gehörte er dem Verband der Seeleute und Hafenarbeiter an, der ihn ab [[1928]] als hauptamtlichen Kassierer in Kiel beschäftigte.
 
Mit seiner Frau Marie lebte er in Kiel zunächst in der Fockstraße, später am Hohenstaufenring 351 (heute Westring 202). Marie starb im Februar [[1938]].


== Nationalsozialismus ==
== Nationalsozialismus ==
Oskar Nielsen wird erwähnt im Zusammenhang mit Widerstandsaktivitäten. Aus Prozessakten wird deutlich, dass es unter den Nazis in Hamburg eine Gruppe um Robert Finnern und Wilhelm Bock gab, die von [[Richard Hansen]] aus Kopenhagen illegales Material zur Weiterverteilung erhielt. "Am 3. März 1938 war für 19.30 Uhr die Übergabe einer illegalen Sendung aus Dänemark durch den Kieler Sozialdemokraten Oskar Nielsen an Finnern verabredet. Zu diesem Zeitpunkt standen beide bereits unter Beobachtung. Der überbrachte Koffer enthielt mehrere tausend Exemplare der Flugschrift "Laßt Tatsachen sprechen!”. Nielsen und Finnern wurden noch am gleichen Abend verhaftet. [...] Nielsen war nach zwei Tagen Polizeihaft tot."<ref>[http://verfolgte.spd-hamburg.de/cms-biographien/biographien/index.php?id=50 Hamburger Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten in Verfolgung und Widerstand 1933 - 1945: Robert Finnern]</ref>  
Oskar Nielsen besuchte häufig Verwandte in Dänemark; er trat auch dem Dänischen Arbeiterverband in Kopenhagen bei. [[1937]] sorgte er dafür, dass Nazigegner aus Deutschland an einem Treffen der Internationalen Transportarbeiterföderation (ITF) in Dänemark teilnehmen konnten. Die Gestapo verdächtigte ihn seitdem der illegalen Betätigung für die SPD und des Kontakts zu deutschen Emigranten in Dänemark und ließ ihn beobachten.
 
Als er am [[3. März]] [[1938]] am Bahnhof Kiel-Hassee einen Koffer mit illegalen Schriften übernahm, die von Dänemark aus eingeschleust worden waren, wurde er verhaftet. Während der anschließenden Verhöre, in deren Verlauf er brutal misshandelt wurde, gab er die Details zur Weitergabe des Koffers preis. Er wurde gezwungen, den Koffer unter Beobachtung am vereinbarten Ort in der Nähe des Hamburger Hauptbahnhofes zu übergeben. Drei weitere Personen wurden daraufhin festgenommen. Oskar Nielsen wurde am [[4. März]] [[1938]] wieder nach Kiel zurückgebracht, wo es zu weiteren Verhören kam. Am [[5. März]] [[1938]] gegen 15 Uhr erhielt die Gestapo aus dem Polizeigefängnis die Nachricht von Oskar Nielsens Tod. Laut Gestapo-Protokoll hatte er sich in seiner Zelle erhängt.<ref>[http://www.kiel.de/kultur/stadtgeschichte/stolpersteine/stolpersteine/_biografien/nielsen_oskar_stolpersteine.pdf Stolpersteine Kiel - Biografie Oskar Nielsen, abgerufen 17.11.14]</ref>
 
Aus Prozessakten wird deutlich, dass es unter den Nazis in Hamburg eine Gruppe um [[Robert Finnern]] und [[Wilhelm Bock]] gab, die von [[Richard Hansen]] aus Kopenhagen illegales Material zur Weiterverteilung erhielt. "Am 3. März 1938 war für 19.30 Uhr die Übergabe einer illegalen Sendung aus Dänemark durch den Kieler Sozialdemokraten Oskar Nielsen an Finnern verabredet. Zu diesem Zeitpunkt standen beide bereits unter Beobachtung. Der überbrachte Koffer enthielt mehrere tausend Exemplare der Flugschrift "Laßt Tatsachen sprechen!”. Nielsen und Finnern wurden noch am gleichen Abend verhaftet. [...] Nielsen war nach zwei Tagen Polizeihaft tot."<ref>[http://verfolgte.spd-hamburg.de/cms-biographien/biographien/index.php?id=50 Hamburger Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten in Verfolgung und Widerstand 1933 - 1945: Robert Finnern, abgerufen 17.11.14]</ref>
 
Oskar Nielsen wird auch im Abschnitt über Wilhelm Bock erwähnt, der jedoch keine neuen Informationen enthält.<ref>[http://verfolgte.spd-hamburg.de/cms-biographien/biographien/index.php?id=135 Hamburger Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten in Verfolgung und Widerstand 1933 - 1945: Wilhelm Bock, abgerufen 17.11.14]</ref>  


Nielsen wird auch im Abschnitt über Wilhelm Bock erwähnt, der jedoch kaum weitere Informationen enthält.<ref>[http://verfolgte.spd-hamburg.de/cms-biographien/biographien/index.php?id=135 Hamburger Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten in Verfolgung und Widerstand 1933 - 1945: Wilhelm Bock]</ref> Wer er war, wie er lebte und welche Verbindungen er in Kiel pflegte, wird nicht berichtet.
== Ehrungen ==
Am [[14. April]] [[2008]] setzte der Künstler Gunter Demnig vor dem Haus Westring 202 einen Stolperstein für Oskar Nielsen. Schülerinnen und Schüler der Klasse 9d der Integrierten Gesamtschule Hassee trugen vor, was sie gemeinsam mit der Projektgruppe "Stolpersteine" von ver.di Kiel-Plön zu Nielsens Leben recherchiert hatten.


== Quellen ==  
== Quellen ==  

Version vom 19. November 2014, 11:56 Uhr

Oskar Nielsen
Oskar Nielsen
Oskar Nielsen
Geboren: 14. Januar 1884
Gestorben: 5. März 1938

Oskar Nielsen, * 14. Januar 1884 in Flensburg, † (vermutlich) 5. Mai 1938 in Polizeihaft in Kiel; Seemann und Anschläger. Mitglied der SPD seit 1911, des Reichsbanners seit 1924.

Seit 1905 gehörte er dem Verband der Seeleute und Hafenarbeiter an, der ihn ab 1928 als hauptamtlichen Kassierer in Kiel beschäftigte.

Mit seiner Frau Marie lebte er in Kiel zunächst in der Fockstraße, später am Hohenstaufenring 351 (heute Westring 202). Marie starb im Februar 1938.

Nationalsozialismus

Oskar Nielsen besuchte häufig Verwandte in Dänemark; er trat auch dem Dänischen Arbeiterverband in Kopenhagen bei. 1937 sorgte er dafür, dass Nazigegner aus Deutschland an einem Treffen der Internationalen Transportarbeiterföderation (ITF) in Dänemark teilnehmen konnten. Die Gestapo verdächtigte ihn seitdem der illegalen Betätigung für die SPD und des Kontakts zu deutschen Emigranten in Dänemark und ließ ihn beobachten.

Als er am 3. März 1938 am Bahnhof Kiel-Hassee einen Koffer mit illegalen Schriften übernahm, die von Dänemark aus eingeschleust worden waren, wurde er verhaftet. Während der anschließenden Verhöre, in deren Verlauf er brutal misshandelt wurde, gab er die Details zur Weitergabe des Koffers preis. Er wurde gezwungen, den Koffer unter Beobachtung am vereinbarten Ort in der Nähe des Hamburger Hauptbahnhofes zu übergeben. Drei weitere Personen wurden daraufhin festgenommen. Oskar Nielsen wurde am 4. März 1938 wieder nach Kiel zurückgebracht, wo es zu weiteren Verhören kam. Am 5. März 1938 gegen 15 Uhr erhielt die Gestapo aus dem Polizeigefängnis die Nachricht von Oskar Nielsens Tod. Laut Gestapo-Protokoll hatte er sich in seiner Zelle erhängt.[1]

Aus Prozessakten wird deutlich, dass es unter den Nazis in Hamburg eine Gruppe um Robert Finnern und Wilhelm Bock gab, die von Richard Hansen aus Kopenhagen illegales Material zur Weiterverteilung erhielt. "Am 3. März 1938 war für 19.30 Uhr die Übergabe einer illegalen Sendung aus Dänemark durch den Kieler Sozialdemokraten Oskar Nielsen an Finnern verabredet. Zu diesem Zeitpunkt standen beide bereits unter Beobachtung. Der überbrachte Koffer enthielt mehrere tausend Exemplare der Flugschrift "Laßt Tatsachen sprechen!”. Nielsen und Finnern wurden noch am gleichen Abend verhaftet. [...] Nielsen war nach zwei Tagen Polizeihaft tot."[2]

Oskar Nielsen wird auch im Abschnitt über Wilhelm Bock erwähnt, der jedoch keine neuen Informationen enthält.[3]

Ehrungen

Am 14. April 2008 setzte der Künstler Gunter Demnig vor dem Haus Westring 202 einen Stolperstein für Oskar Nielsen. Schülerinnen und Schüler der Klasse 9d der Integrierten Gesamtschule Hassee trugen vor, was sie gemeinsam mit der Projektgruppe "Stolpersteine" von ver.di Kiel-Plön zu Nielsens Leben recherchiert hatten.

Quellen