Kinderrepublik Seekamp

Aus SPD Geschichtswerkstatt
Sitzung des Lagerparlaments in der Kinderrepublik Seekamp (bei Kiel) mit Kurt Löwenstein, August 1927

1927 fand die erste Kinderrepublik der Reichsarbeitsgemeinschaft der Kinderfreunde auf dem Gut Seekamp statt - die sogenannte Kinderrepublik Seekamp. 2.300 Arbeiterkinder aus vielen Teilen des Reiches, aus Dänemark, aus Österreich und aus der Tschechoslowakei nahmen an der vierwöchigen Veranstaltung teil. In dieser Zeit sollten sie nur unter Beratung von Erwachsenen ihr Zusammenleben selbstverantwortlich gestalten. Ziel war es „soziale Demokratie“ und „genossenschaftliche Solidarität“ zu lernen. Die Idee dazu stammt von Andreas Gayk.

Organisation

Die Republik bestand aus mehreren Dörfern. Jedes Dorf bestand aus 15 Zelten in denen jeweils 16 Kindern mit einem Erwachsenen wohnten.

Organisiert war die Republik in einem parlamentarisches System:

  • Jedes Zelt bestimmt einen Obmann.
  • Die Obmänner bilden mit drei Helfern und einem gewählten Bürgermeister das Dorfparlament.
  • Jedes Dorf entsendet die Bürgermeister und weitere vier gewählte Abgeordnete in das Lagerparlament.
  • Das Lagerparlament hat einem Lagerpräsidenten und einem Lagerobmann.
  • Das Lagerparlament wählt „Minister“ für Ordnung, Ernährung, Transport, Veranstaltung, Post und Material.
  • Einmal in der Woche müssen die Obleute und Vertreter von ihrer "Dorfbevölkerung" neu gewählt werden.

Reformpädagogik

Die Kinderrepublik, ist ein Konzept der Reformpädagogik und umfasst verschiedene Ansätze von gemeinschaftlichem Leben von Kindern und Erwachsenen. Kinder üben dabei Demokratie, die Funktionsweise von Staaten und gesellschaftliches Zusammenleben praktisch ein.

Literatur

  • Gayk, Andreas: Die rote Kinderrepublik Seekamp. Dokumentation des ersten sozialistischen Kinderlagers 1927. Reichsarbeitsgemeinschaft der Kinderfreunde (Hrsg.), Berlin: Arbeiterjugend-Verlag 1928 / Kiel: Haase 1929 2. Auflg. / Stuttgart: Falkenbuchverlag 1976.
  • Kamp, Johannes-Martin: Kinderrepubliken. Geschichte, Praxis und Theorie radikaler Selbstregierung in Kinder- und Jugendheimen. Opladen: Leske+Budrich 1995 (zugleich Universität Essen: phil. diss. 1994) ISBN 3-8100-1357-9. (online hier abrufbar. PDF-Datei; 7,3 MB)
  • Kalweit, Susanne (Hrsg.): Ich hab mich niemals arm gefühlt. Die Kielerin Rosa Wallbaum berichtet aus ihrem Leben. Berlin/Hamburg 2010, ISBN 978-3-86850-644-0 (darin ein Kapitel mit Erinnerungen an die Kinderrepublik Seekamp, an der sie als Zwölfjährige teilnahm)

Weblinks