Ausstellung Parteibücher

Aus SPD Geschichtswerkstatt

Wir verfügen über eine Sammlung Parteibücher aus allen Zeiten seit dem Zweiten Weltkrieg und wollen sie im Wandel der Zeit zeigen. Dazu wollen wir die Zeit in 5 (oder 6) Phasen einteilen, aus denen wir auf Plakaten/Aufstellern jeweils Ereignisse aus der SPD-Geschichte zeigen. Parallel dazu werden die Parteibücher ausgestellt. Zu einigen Parteibüchern haben wir persönliche Geschichten, die neben den Ausstellungsstücken zu lesen sein werden.

Aufgaben

  • Plakate der Ausstellung
    • Größe A1 oder A2 - entscheidet der Arbeitskreis beim nächsten Treffen?
    • A1 kostet ca. 15,00 - 17,00 Euro das Stück, bei 10er Auflage
    • A2 kostet ca. 7,50 - 9 Euro das Stück bei 10er Auflage
      • Ort, Datum, Zeit, Adresse: Was muss als Info aufs Plakat?
    • Aufhängungsorte, mit entscheidend für:
      • Anzahl der Druck-Auflage
      • Größe der Plakate (Platz zum Hängen)
      • Schriftgröße (Lese-Abstand!)
    • Gibt's schon einen Ausstellungs-Titel?
    • Titel - Vorschläge:
      • "Das Parteibuch im Spiegel der Zeit [Absatz] 1945 bis 2010"
      • "Ich hab mich niemals arm gefühlt! [Absatz] SPD-Parteibücher 1945 - 2010"
      • "Anderes Zitat? [Absatz] SPD-Parteibücher 1945 - 2010"
      • "GeschichtsBücher - Mitgliedsbücher und die Geschichte(n) der SPD"
      • "7 auf einen Streich"; "Sieben Bücher - eine Geschichte" "Sieben Bücher - eine Partei"
    • Gerd sammelt Negative und sucht nach einer Möglichkeit, die einzuscannen
  • Fotos Ausstellung
    • Amin fragt die Fotos beim AdSD an, wenn entschieden ist, was wir brauchen.
  • Ausstellung
    • Inhalte
      • Parteibücher 1945-2010
      • Persönliche Geschichten dazu
  • Austellungsdesign
    • Zeitgeschichte in 7 Stationen (Jahrzehnte) in Bund und Land
      • Zeitstrahl soll nicht bei 1946 beginnen (WIEDERgründung); darstellen als ... (kaputte Mauer, Zeitstrahl; Parteibuch "Parteimitgliedschaft vor 1933 von...bis...)
    • Design der Stellwände (Hier: BILD SKIZZE STEFFEN)--> Dynamisch: Unten Zeitstrahl, darüber Bilder mit Textblöcken, verbunden mit Linien
      • Premium-Variante: Ein layoutetes Plakat auf 1,45 x 1,20 m
      • Alternative: Einzelausdrucke der Bilder auf A4 und A5 mit Texten und auf weißen Hintergrund und Linien zeichnen/ mit Fäden ziehen
    • "Hardware"
      • Tische mit gerahnten Bildern vor Stellwände (ggf. Blumenhocker und Bilderrahmen von Ikea?)
      • Stellwände (was ist vorhanden, muss etwas besorgt/gebaut werden, Anzahl)
      • Räumlichkeiten beim Parteitag
      • Aufteilung im Raum
      • Aufhängungen?
  • Finanzierung der Drucke/ Aktionen der Geschichtswerkstatt
    • Spenden: alle ehemaligen Würdenträger, alle aktiven Abgeordneten und andere "Berufspolitiker" (Brief)
    • Sondermarken der Geschichtswerkstatt (Klärung mit LV, PV)
    • Druck über Spende der Druckerei (Spendenquittung?) -> Neddermeier o.ä.
      • Kann Landesvorstand die Geschichtswerkstatt als Forum des LV anerkennen/ einsetzen?

Plakat

Skizze
  • Anzahl: muss noch geklärt werden -wer entscheidet das?
  • Größe: entscheidet AK beim nächsten Treffen
  • Inhalt, Layout, Druckvorbereitung: Koordination Uli (solange sich niemand anderes meldet)
  • Termin zum Hängen: Anfang April
  • Uli schaut sich Knuds Materialsammlung (unten) an und erarbeitet evtl. schon erste Ideen (wären dann rein graphische + textliche Elemente
  • ansonsten warten wir ab, was an Fotos zusammenkommt

Zeitplan

  1. 31.1.2011 - Alle Daten in Wiki + Entscheidung, welche geschichtlichen Ereignisse aufgenommen werden sollen
  2. 20.2.2011 - Deadline für die Fotos. Wir arbeiten mit dem was an diesem Tag da ist.
  3. 15.3.2011 - Deadline für die Texte.
  4. 1.4.2011 - Deadline für alles. Drucken
  5. 9.4.2011 - Ausstellungseröffnung beim Landesparteitag in Husum

Frage

Meine Freundin hat ein Parteibuch von 1946. Dazu gibt es ein Buch mit ihrer Lebensgeschichte. Könnt Ihr das brauchen? --Skw 03:15, 24. Jan. 2011 (CET)

  • Ja, das ist doch eine tolle Ergänzung. Das Buch könnte man ja vielleicht bei der Ausstellung anbieten. --88.70.194.131 08:12, 25. Jan. 2011 (CET)

Material

Ich (Knud) habe hier mal den Entwurf für einen Zeitstrahl gemacht:

Mitgliedsbücher

  • 1-2 aus jedem Jahrzehnt aus dem Fundus des Landesverbandes
  • persönliche Bücher von: Friedhard Temme (Leihgabe mit Zitat), Rosa Wallbaum (Anfrage von Susanne), Siegfried Schmidt (Anfrage durch Amin), ggf. einn Landesvorsitzenden (Anfrage durch Amin), ein Kieler Genosse hat noch die Bücher seiner Großeltern (ggf. Anfrage von Susanne)

Zeitstrahl SPD Parteibuchausstellung:

1.) Neugründung

Land:

  • erste Landtagswahl 1947 – absolute Mehrheit für SPD
  • Aufnahme der Vertriebenen/Bewältigung der allg. Not durch wegweisende Initiativen
  • Aussöhnung im Grenzland – Kieler Erklärung 1949

Bund:

  • Erarbeitung GG
  • Carlo Schmidt

Daten:

  • Gründung des Landes SH 1946
  • Währungsreform 1948
  • Berliner Blockade – RB Ernst Reuter für Freiheit
  • Verfolgung der SPD in der DDR
  • Gründung der BRD 1949


2.) die SPD als tragende Kraft der jungen Republik

Land:

  • evtl. NS Aufarbeitung (Landtagsdebatte?)

Bund:

  • Godesberger Programm 1959
  • Willy Brandt stellt sich als RB gegen Mauerbau 1961
  • Bildung der großen Koalition 1966 – die Krise entgegentritt

Daten:

  • Slogan Umweltschutz „Blauer Himmel über der Ruhr“ 1960
  • Helmut Schmidt wendet als Senator noch größeren Schaden bei Flut 1962 ab


3.) Zeit der Utopien

Land:

  • der rote Jochen Steffen
  • evtl. Vorbereitung der Ostpolitik/Egon Bahr

Bund:

  • Wahl Heinemanns – der Wechsel 1969
  • Regierungserklärung Willy Brandts 1969

Daten:

  • SPD gewinnt Bundestagswahl mit über 45%
  • SPD fast 1 Mio. Mitglieder 1973


4.) Bewährungsprobe

Land:

  • Demos in Brokdorf
  • Kurt Hamer entwickelt die Minderheitenfrage

Bund:

  • Ölkrise 1973
  • RAF 1977 - Helmut Schmidt als Kanzler
  • Streit um §218, Atomkraft, Waffenstationierung – Bild Demo in Bonn mit Eppler

Daten:

  • Arbeitslosenzahlen Bund
  • Grenzen des Wachstums

5.) Aufbruch

Land:

  • Engholm als moderner Oppositionsführer – „eine Regierung, die zuhört“
  • ggf. Günter Jansen als Minister
  • Heide Simonis als erste MPin
  • ggf. Irgendwas mit Gesamtschulen

Bund:

  • Aufbruch auch in der Bundes-SPD unter dem Vorsitzenden Engholm

Daten:

  • Machtwechsel in Kiel – SPD holt 54%


6.) offene Gegenwart

  • 1998 „Neue Mitte“ Schröders
  • Koalition in MV von SPD und PDS.
  • widersprüchlich:
    • Neues Einwanderungsrecht,
    • Homo-Ehe,
    • Atom-Ausstieg,
    • Beteiligung am Kosovo-Einsatz der NATO,
    • aber nicht am Irakkrieg der USA
    • Agenda 2010
    • „Primaries“ in SH [= Suggestion einer offenen Richtungsentscheidung]

Exzerpte

Außerdem habe ich einige interessante Exzerpte zur Partei zusammengetragen, die man als Steinbruch für die Bildunterschriften nutzen kann:


1.) Die Neugründung Schleswig-Holsteins

erste Landtagswahl am 20.4.47. Die SPD gewann deutlich und stellte allein die Regierung.

  • Die SPD Schleswig-Holstein konnte 1947 über 90.000 Mitglieder aufweisen.
  • Seit 1948 begann ihre Zahl jedoch rapide abzunehmen.
  • Erst Ende 1952, als nur mehr ca. die Hälfte an Parteibüchern im Umlauf war, nahmen die Verluste ab.
a.) Aufnahme der Vertriebenen
  • Verglichen mit 1939 stieg bis 1949 stieg die Einwohnerzahl in Schleswig-Holstein durch die Flüchtlinge und Vertriebenen von 1.589.267 auf 2.723.580, was eine Steigerung von 71% darstellt.
  • Bilanz von Landesminister Pohle 1947:

SH im Vergleich mit anderen Ländern der Westzone = höchsten Anteil Flüchtlinge an Bevölkerung, höchsten Bevölkerungszuwachs seit 1939, geringsten Wohnraum je Kopf, extrem hohe Fürsorgeausgaben, Arbeitslosigkeit, Zonendurchschnitt an Arbeitsunfähigen ist verdoppelt, wirtschaftlich keine Perspektive, die Flüchtlinge zu integrieren. Diese mittelosen Neubürger mussten im strukturschwachen Schleswig-Holstein, dessen Großstädte zudem durch Bombardierung zerstört waren, nicht nur gesellschaftlich integriert, sondern v.a. auch mit Wohnraum, Nahrung und Arbeit versorgt werden. Es gab Konflikte, nachdem die Flüchtlinge in vielen Gemeinden die Mehrheit gegenüber den Alteingesessenen stellten. Die Flüchtlingsfrage war damit eine (landes-)politische Angelegenheit von allergrößter Bedeutung.

  • Ministerpräsident Lüdemann setzte die Bewältigung der wirtschaftlichen Not als „Flüchtlingsland Nr. 1“ und „Armenhaus“ Deutschlands ganz oben auf die politische Agenda.
  • Lüdemann setzte sich für ein umfangreiche Erneuerung der Wirtschaftsstrukturen Schleswig-Holsteins ein, um die Integration der Vertriebenen und Flüchtlinge schultern zu können. Eine Abkehr vom Primat der Landwirtschaft und zugleich eine Verstaatlichung der Schlüsselindustrien wurden von ihm favorisiert. Die Idee einer Verstaatlichung der Großindustrie fand direkt nach dem Krieg großen Rückhalt in der Bevölkerung. Sie fand bei einer Volksabstimmung in Hessen den Rückhalt von 71,9%. Die Befürworter versprachen sich davon nicht nur den ersten Schritt in eine neue, sozialistische Wirtschaftsordnung, sondern auch Stabilität für die Demokratie.
  • Des weiteren wollte er die Defizite Schleswig-Holsteins mindern, indem es mit den anderen norddeutschen Ländern zu einem Land „Unterelbe“ – einer frühen Version des Nordstaates - zusammengeschlossen werden sollte. Diese Kursbestimmungen wurde von einem großen Teil der einheimischen Bevölkerung nicht gutgeheißen, der die Vertriebenen als den Grund für die Not ansah und dabei die strukturellen Probleme Schleswig-Holsteins verdrängte. Am 21.1.1948 verkündete der Landtag ein Gesetz zur Behebung der Flüchtlingsnot.
  • Erst nachdem die Bundesrepublik Deutschland gegründet worden war, konnten die Lasten durch den Länderfinanzausgleich und das Bundesvertriebenengesetz von 1953 geteilt werden und es kam zu einer Normalisierung.
  • Nach der Währungsreform 1948 brach zunächst eine schwierige wirtschaftliche Phase mit hoher Arbeitslosigkeit und durch die Freigabe des Marktes steigenden Preisen an. Wegen der radikal steigenden Lebenshaltungskosten kam es am 12.11.1948 zu einem Generalstreik. Erst im Zuge des Koreakrieges kam es ab 1950 zum als „Wirtschaftswunder“ mystifiziertem Aufschwung.

Ab 1952 wurde diese Gefahr durch das Lastenausgleichsgesetz gebannt, ohne dabei grundlegend die tradierten Strukturen der Gesellschaft zu verändern, oder eine Umverteilung des Vermögens vorzunehmen. Unter der Prämisse des Wiederaufbaus wurde die Frage der sozialen Gerechtigkeit zurückgestellt. Mit diesem Werkzeug konnte jedoch die Integration der Vertriebenen erfolgreich betrieben werden.

b.) Beilegung der deutsch-dänischen Feindschaft, Grundlage des „Modellfalls“

Beilegung der dt.-dän. Frage (Kieler Erklärung Diekmanns als Fundament der Bonn-Kopenhagener Erklärungen, dabei auch Kieler OB, Gayk, einfügen)

Die dänische Minderheit in Südschleswig wuchs seit 1946 immens. Berechnungen, bei denen die Flüchtlinge aus der Wahlbevölkerung ausgesondert wurden, ergeben, dass 1947 55% der einheimischen Bevölkerung Schleswigs dänisch wählten, in Flensburg waren es sogar 96%. Sie erhielt auch Zulauf in Gebieten außerhalb der zweiten Abstimmungszone. Frandsen sieht die Begründung darin mit Scharff in einer Flucht der deutschen Schleswiger vor den Folgen des Krieges, insbesondere in einer Abgrenzung von den Vertriebenen. Letztlich stellt er aber gerade nicht die materiellen Hoffnungen in den Vordergrund, sondern die schleswigschen Besonderheiten.

Lüdemann schuf mit der Position des <Landesbeauftragten für den Landesteil Schleswig> ein Instrument, um die besondere Unterstützung und Förderung des Landesteils Schleswig öffentlich wirksam zu unterstreichen und der Forderung der dänischen Minderheit nach einer Abspaltung Südschleswigs von Holstein zu begegnen. Sein Nachfolger Diekmann konzipierte die Kieler Erklärung. Sie war weder Vertrag noch Abkommen. Bekenntnisfreiheit und Freiheit der Schulwahl durch die Eltern wurden aber in die Landessatzung übernommen und erhielten damit Rechtscharakter. Statt „dänisch gesinnter Bevölkerung“ wurde „dänische Minderheit“ als Terminus benutzt. Dies war ein deutscher Sieg zu einer Zeit als die Neudänische Bewegung von einigen als Mehrheit gesehen wurde.

Bohn bezeichnet die Kieler Erklärung für die Zeitverhältnisse als „bahnbrechend“. Es müssen keine künstlichen Kriterien wie Sprache oder Kultur angelegt werden, die in dieser Region nicht greifen.

Zugleich auf nationaler Ebene: Gründung der BRD (Mitarbeit Carlo Schmidts an Grundgesetz)

  • Der charismatische Ernst Reuter war SPD-OB von Berlin während der Blockade durch die Sowjets 1948. [Freiheit]
  • Im parlamentarischen Rat, der ab 1948 das GG vorbereitete, stellte die SPD 27 der 65 Mitglieder. Vorsitzender des Hauptausschusses und eine treibende Kraft der Beratungen war der renommierte Staatsrechtler Carlo Schmid.
  • Die SPD im Osten Deutschlands wurde unter Zwang in die SED gezwungen 5000 Sozialdemokraten wurden verfolgt und drangsaliert.


2.) Erneuerung der SPD im Godesberger Programm von 1959

  • Nachdem die SPD bei den Bundestagswahlen 1953 nur auf 28,X % kam, begann die Partei intern einen Prozess der Neuorientierung.
  • 1954 prägt der Hamburger Wirtschaftssenator Karl Schiller die Devise der SPD „Wettbewerb soweit wie möglich, Planung so weit wie nötig“.
  • Am Ende stand der Wandel vom Selbstverständnis der Arbeiter- zur Volkspartei beschrieben durch das Godesberger Programm von 1959. In diesem löste sich die SPD von der Festlegung auf den Marxismus. Sie formulierte stattdessen pragmatisch zu erreichende Ziele und der Arbeit zugrunde liegende Werte, die die breitere Bevölkerung ansprachen.
  • Das Individuum trat als geschichtliches Subjekt ins Zentrum und löste damit das Kollektiv als Bezugspunkt der Politik ab.


3.) Die SPD – eine tragende Kraft der jungen Bundesrepublik

  • Adenauer und seine Politik waren prägend für die 1950er Jahre. Durch den Bau der Mauer veränderte sich jedoch die internationale wie nationale Lage dergestalt, dass seine Politik nicht mehr zeitgemäß war. [Bild von Brandt als OB von Berlin?]
  • 1960 Slogan zum Umweltschutz „Wieder blauer Himmel über der Ruhr“
  • 1961 überzeugt Willy Brandt als regierender Bürgermeister von Berlin gegen den Mauerbau
  • 1962 handelt Senator Helmut Schmidt umsichtig während der Jahrhundertflut in HH
  • 1966 Bildung der großen Koalition, um die erste Wirtschaftskrise der Bundesrepublik zu lösen.
  • Die neue Regierung bindet Gewerkschaften und Unternehmer in eine „konzertierte Aktion“ ein, so dass die Wirtschaft schnell wieder Fahrt aufnahm.
  • Die Grosse Koalition konnte unter Wirtschaftsminister Schiller die Rezession beenden. Die Krise ging fast nahtlos in einen Boom über. In der Folge wurden 1970 die höchsten Lohnsteigerungen der bundesdeutschen Geschichte erreicht.


4.) Die Zeit der Utopien

  • Die politische und wirtschaftliche Anbindung der Bundesrepublik an den Westen zog die kulturelle nach sich und löste eine „mentale und intellektuelle Transformation“ aus. Alte Werte, Normen und Traditionen wurden in diesem zwei Dekaden währendem Prozess überprüft. Es bildeten sich zwei Pole und entsprechende Spannungen, die gerade im Bereich der Kultur zu Auseinandersetzungen zwischen alt und neu führten.
  • Die erste Generation, die den Krieg nicht mehr erlebt hatte, trat als mündige Bürger in den Staat und zeigte sich kritisch. V.a. hinterfragte sie erstmalig die Rolle der breiten Masse, ihrer Eltern, im Dritten Reich und bereitete so einem tiefgreifenden Wandel der Identitätsbildung den Boden.
  • Am 9. Juli 1968 fasste der Landtag als erstes Parlament der Bundesrepublik den Entschluss, einen Sonderausschuss einzusetzen, der Vertreter der Jugend anhören sollte, um die Gründe für die Unruhe zu erfahren. Dieser Überlegung waren verschiedene Demonstrationen von Studierenden vorausgegangen, bei denen die Polizei mit Wasserwerfern die Bannmeile hatte schützen müssen. Als Gründe machte der Sonderausschuss die Unzufriedenheit mit der Gesellschaftsordnung und starke Zweifel am demokratischen Bewusstsein in der Gesellschaft aus. Des weiteren würde das Parlament nicht die Konflikte in der Bevölkerung in die Diskussion aufnehmen, eine Vernetzung von Institution und Gesellschaft sein nicht gegeben.
  • In der SPD selbst rumort es. Die Jusos kritisieren die Mutterpartei für deren Annäherung an die CDU und fordern eine grundlegende Auseinandersetzung mit den gesellschaftlichen Verhältnissen.
  • "Nu komms Du" – Landesvorsitzender der „rote Jochen“ Steffen (Zitate oder Text von Kuhlwein) ggf. Vorstellung aus Gaus-Interview


a.) Wahl Heinemanns als Zeichen des Wechsels
  • 1969 Die Wahl von Heinemann zum Bundespräsidenten mit den Stimmen der FDP wies den Weg aus der großen Koalition.
  • Er selbst stilisierte seine Wahl als „Machtwechsel“. Titel „der unbequeme Präsident“
  • Zum ersten Mal kam es zu einem echten Wechsel. Nicht nur, dass die Akteure gänzlich andere Vorstellungen in ihren Positionen vertraten, insgesamt forcierten sie eine ganz andere Politik weitreichender Reformen – insbesondere der Ostpolitik-, die in der Wahl von 1972 mit großer Mehrheit von der Bevölkerung bestätigt wurde.
  • Heinemanns Einsatz für ein kritisches Geschichtsbewusstsein, zeigte sich 1971 durch eine Fernsehansprache zum Jubiläum von 100. Jahren Reichsgründung, in der er das Kaiserreich in Bezug zum Dritten Reich setzte.


b.) Der Aufbruch unter Willy Brandt
  • Strategie des „begrenzten Konfliktes“: Die SPD nimmt die Anregungen aus der Gesellschaft auf und verkörpert den von breiten Schichten getragenen Reformwillen.
  • 1969 Nach der Bundestagswahl Bündnis mit der FDP unter Brandt: „Mehr Demokratie wagen!“
  • Regierungserklärung von Willy Brandt am 28.10.69. Darin entwarf Brandt ein neues Programm um die Inhalte innere Reformen und Wandel in Kultur und Gesellschaft und prägte den Slogan, „Mehr Demokratie wagen“: Reform des Bildungswesens, Herabsetzung des Wahl- und Mündigkeitsalters, Reform des Ehe- und Familienrechts, Strafrechtsreform und Strafvollzugsreform, Ausbau sozialer Einrichtungen, Monopolkontrolle und Ausweitung der Mitbestimmung. Bis 1972 konnte jedoch nur ein Teil der Vorhaben umgesetzt werden, bedeutender war der Neuansatz der Ostpolitik.

Nicht nur das Programm Brandts stellte einen radikalen Schnitt dar, auch seine eigene Person als „vaterloses, unehelich geborenes Arbeiterkind, ein durch Emigration standhaft dem NS-Regime widerstehender linker Sozialist“ bedeutete einen Paradigmenwechsel.

  • Höchster symbolischer Ausdruck fand dieser politische Wandel im Warschauer Kniefall. In dieser Geste kondensierte sich die moralische Schuld der Deutschen und ihre Annahme als Trauerarbeit gegenüber den revisionistischen Tönen von Vertriebenenverbänden und CDU.
  • Neue Ostpolitik: Brandts Mitarbeiter, Bahr, hatte hierzu bereits 1963 die Parole „Wandel durch Annäherung“ in Anknüpfung an die Entspannungspolitik der USA ausgegeben. Eine gegenseitige Anerkennung der Grenzen wie der politischen Systeme sowie wirtschaftliche Zusammenarbeit sollte den Frieden stabilisieren. Nach dem Regierungswechsel 1969 war der Weg für diese Politik frei. + Auf SH-Parteitag schon besprochen
  • Umweltpolitik: Im Herbst 1971 beschäftigte sich erstmals eine Bundesregierung mit dem Thema Nachhaltigkeit. Das Kabinett Brandt legte ein zehn Thesen umfassendes Umweltprogramm vor und in der Folge kam es zu einer allmählichen Institutionalisierung der Umweltpolitik.
  • 1972 polarisierte Wahlen im Zeichen der Ostpolitik mit Rekordbeteiligung: Mit dem Slogan „Willy wählen!“ wird die SPD stärkste Partei mit 45,8%. Annemarie Renger wird als erste Frau Bundestagspräsidentin.
  • 1973 fast eine Million Mitglieder
  • 1974 Münchner Bundeskongress der Jusos als Höhepunkt der innerparteilichen Auseinandersetzungen. Verabschiedung der „Doppelstrategie“ (?)
  • Bilanz: Ostpolitik, Erweiterung der EG und Ziel der Währungsunion, Bafög, Demonstrationsrecht und Herabsetzung des Wahlalters auf 18. Friedensnobelpreis 1971 an Willy Brandt


c.) In SH die Jochen Steffen und „jungen Wilden“: Gansel, Neugebauer, Kuhlwein
  • ....


5.) Bewährungsprobe der 1970er

a.) Seit 1970 stieg die Zahl der Arbeitslosen stark.
  • Ab 1974 waren erstmals mehr Arbeitslose gemeldet als offene Stellen. Die Arbeitslosenquote betrug 1970 0,7%, 1975 aber bereits 4,7%.
  • Dies war nicht nur in der Rezession begründet, sondern spiegelt zugleich eine Strukturkrise der deutschen Wirtschaft wieder. Als der Staat 1973 seinen Sparkurs begann, federten die Neueinstellungen seines vormals kräftig wachsenden Apparats nicht mehr die Arbeitsplatzverluste in Landwirtschaft und Industrie ab. Zusammen mit dem Eintreten besonders geburtenstarker Jahrgänge in das Erwerbsalter ergab sich somit eine Zuspitzung auf dem Arbeitsmarkt.
  • Die Ölpreise sorgten ab 1973 für eine starke Belastung der Wirtschaft. 1975 fiel das Bruttosozialprodukt und 1979-1981 fiel die Leistungsbilanz der Bundesrepublik erstmals negativ aus.
  • In die Regierungszeit Schmidts fiel außerdem die Zeit der RAF.
  • Die Zeit wurde deshalb allgemein als Krise wahrgenommen. Die Begründung zahlreicher Bürgerinitiativen ist beredter Ausdruck eines aufbrechenden Konsenses, eines Zweifels an den Lösungsansätzen der Politik.
  • Es standen auch gesellschaftspolitische Ziele von großer Reichweite wie z.B. zum § 218, zur Atomkraft, zur Stationierung von Waffen und insbesondere zum Umweltschutz auf den Tagesordnungen. Die etablierten Parteien sahen in dieser neuen Form des interessengeleiteten Zusammenschlusses zu Recht eine Konkurrenz.
  • Jom-Kippur-Krieg Ägyptens gegen Israel 1973. In der Folge erst Lieferboykott und dann drastische Preiserhöhungen der OPEC.
  • Zugleich weltweite Rezession.
  • Erstmals nach der direkten Nachkriegszeit wirkliche Arbeitslosigkeit.

einschneidendes Erleben einer v.a. sehr stark gefühlten Krise (Sonntagsfahrverbot!).

  • Für Die SPD programmatisches Problem, da alle ihre Überlegungen auf einem als selbstverständlich angenommenen permanenten Wachstum basierten. Zudem spitzten sich durch die Krise die wirtschaftspolitischen Unterschiede zwischen den Koalitionären SPD und FPD zu. [eigentlicher Grund]
  • „Deutscher Herbst“ 1977. Unter Bundeskanzler Schmidt behauptet sich der demokratische Rechtsstaat gegen Entführungen und Morde der RAF-Terroristen
  • Parteiinterner Streit spitzt sich um den NATO-Doppelbeschluss, die Frage, ob Raketen auf westdeutschem Boden nachgerüstet werden sollten, um die Sowjetunion unter Druck zu setzen, sowie die Einschätzung über Atomkraft, zu. In Bonn demonstrieren 1981 250.000 Menschen gegen den Doppelbeschluss. Erhard Eppler, der Vorsitzende der SPD-Grundwerte-Kommission, spricht vor den Demonstranten. Gemeinsam mit 150 Mandatsträgern der Partei und den Jusos kritisiert er zudem öffentlich die Entscheidung. [Anlass von Seiten der SPD]
b.) Die SH-SPD reagiert
  • Abkehr von Atomkraft erstmals in SH: In Schleswig-Holstein kam es besonders um den Bau des AKW Brokdorf seit 1974 zu hart ausgetragenen Auseinandersetzungen. Als 1976 gewalttätige Ausschreitungen auf dem Baugelände stattfanden, machte die Regierung kommunistische Aufrührer verantwortlich, die die AKW-Gegner unterwandert hätten. In der Folge wurde der Baugrund durch Gräben und Zäune sowie Wasserwerfer in eine Festung verwandelt. Auf der anderen Seite demonstrierten schließlich 25.000 Gegner des AKW. Auch aufgrund von Auseinandersetzungen vor Gericht konnte mit dem Bau erst 1981 fort gefahren werden.
  • Orientierung an Minderheiten
    • In den Wahlprogrammen der Landesparteien aller Couleur kommen die Minderheiten Anfang der 1970er Jahre nicht vor. [= 1979 Hamers Konzept der <geschützten Privilegierung>. Minderheiten sollen vom Herbergsstaat stärker gefördert werden als die Mehrheit. Hamer beruft sich dabei auf seine Auslegung der Bonn-Kopenhagener Erklärungen.
    • Am 4.2.1975 wurde ein parlamentarisches Gremium durch die CDU und SPD-Fraktion gegründet, dass sich mit Fragen der deutschen Minderheit in Nordschleswig beschäftigen sollte. Es sollte mindestens zweimal jährlich tagen.


c.) Erste Europa-Wahl!
  • (Gerd Walter?)


6.) „Aufbruch in SH“

a.) Engholm als Oppositionsführer
  • Engholm begründet mit großem Erfolg einen neuen modernen politischen Stil in Schleswig-Holstein. Er initiiert z.B. mit Günter Grass die Wewelsflether Gespräche als politische Diskussionsrunde. Zu diesen erscheint auch Uwe Ronneburger. Außerdem wendet sich Engholm von der offensiven Oppositionsarbeit seiner Vorgänger ab und sucht das Gespräch auch mit konkurrierenden gesellschaftlichen Gruppen. (Plakat „Eine Regierung, die zuhört“)


b.) der Wechsel 1988
  • Als die rücksichtlose Machtmissbrauch Barschels im Wahlkampf und der folgenden Zeit ans Licht kommt, ist die CDU schwer beschädigt, erkennt selbst, „unlautere und ungesetzliche Machenschaften“ ihres ersten Mannes an. Als Im Mai 1988 neugewählt wird, um die Patt-Situation im Landtag aufzulösen, fällt die CDU tief. Sie erreicht nur noch 33.3%, während die SPD 54,8% der Wählerstimmen auf sich vereinen kann.
  • Als neue Vision prägt Engholm das Wort von Schleswig-Holstein als „Drehscheibe des Nordens“. Noch bevor der eiserne Vorhang fällt, will Engholm Schleswig-Holstein mit dem gesamten Ostseeraum vernetzen. Für diese Strategie bemüht Engholm die „gemeinsame Geschichte“ der „Völker des Ostseeraumes“. Letztlich will Engholm durch die Verbindung Schleswig-Holsteins mit den Osteeanrainern ebenso wie mit der Bildung eines Nordstaates die alten Grenzen Schleswig-Holsteins überwinden, die alten strukturellen Defizite ad acta legen; die kulturelle und wirtschaftliche Überwindung der Barrieren ist das Ziel. Schon 1992 wird als erstes Ergebnis ein Ostseerat der Anrainerstaaten gebildet.
  • Die neue Regierung sah 1988 einen „Wind des Aufbruchs“ wehen.
  • Erdrutsch-Sieg Björn Engholms nach 38 Jahren CDU-Regierung in SH als Beginn des Wiederaufstiegs der SPD. Engholm wird Bundesvorsitzender der Partei. Er fördert die Orientierung an einem „neuem Fortschrittsdenken“ in der Partei und öffnet sie weiter zur Gesellschaft.


c.) Heide Simonis
  • SPD nah bei den Menschen, erste MPin
  • Ab 4. Mai 1993 Heide Simonis MP von SH.
  • weiteres zur Regierungszeit?
    • Günter Jansen?
    • Oder der Öko-Minister?


d.) diverses
  • 1998 Minderheitsregierung von SPD und Grünen unter Reinhard Höppners in Sachsen-Anhalt, die erstmals gelegentlich Unterstützung der PDS erfuhr.
  • Ebenfalls 1998 Koalition In MV von SPD und PDS.
  • 1998 „Neue Mitte“ Gerhard Schröders und Sieg der SPD bei den Bundestagswahlen.
  • widersprüchlich:
    • Neues Einwanderungsrecht,
    • Homo-Ehe,
    • Atom-Ausstieg,
    • Beteiligung am Kosovo-Einsatz der NATO,
    • aber nicht am Irakkrieg der USA
    • Agenda 2010


Ergänzung

Meiner Ansicht nach sollte unter der Regierung Engholm mit hervorgehoben werden der Einsatz für eine fortschrittliche Frauenpolitik. Das von Lianne Paulina-Mürl geleitete "Frauenbüro Schleswig-Holstein" ging beim Regierungswechsel im ersten Landes-Frauenministeriumm der BRD auf, das es vorbereitet hatte und das Gisela Böhrk übernahm, weil Lianne Paulina-Mürl Landtagspräsidentin wurde (übrigens, so weit ich weiß, ebenfalls die erste in der BRD). Kiel und Lübeck hatten bereits Gleichstellungsbeauftragte, 1994 folgte (ok, es hatte was von Zahnarztbesuch ...) das Landes-Gleichstellungsgesetz. Seitdem ist Frauenpolitik wieder ziemlich aus der Mode gekommen, aber das heißt ja noch nicht, dass sie nicht fortschrittlich gewesen wäre, und auch nicht, dass wir sie nicht mehr brauchen.

  • An welche Fotos ist eigentlich gedacht?
    • Laut Amin:
      • "Bilder aller Jahrzehnte Bund und SH"
      • "haben Motive Bund, SH, Kiel und HH als Jahres- und Sondermarken"
  • Und wer macht die Texte?
    • Keine Ahnung, ob das schon jemand macht - Knud hat die Vorarbeit geleistet...
  • Ich könnte Auszüge aus Rosas Buch machen, z. B. zu Einstellung und Umgang der Partei mit Atomkraft in den 60er Jahren, so weit sie das mitbekam.
    • Das fände ich persönlich sehr interessant: Bevor Du das aber abschreibst, sollten die anderen etwas dazu sagen, oder? Oder beim Treffen am 22. besprechen? --Uli 16:29, 6. Feb. 2011 (CET)
      • Ich muss da nix abschreiben, habe ja den gesamten Text im PC. Aber besprechen am 22. wäre gut. Ich hoffe, der Ort wird nicht weit vom Legienhof entfernt sein, da ich dort ab halb sechs schon eine Sitzung habe. --Skw 23:49, 9. Feb. 2011 (CET)
        • Wenn es keine Arbeit macht, füge das doch hier als Steinbruch-Material hinzu. - Wg. Ort und Bestätigung des Termins morse ich grad Amin und Knud an... --Uli 12:32, 11. Feb. 2011 (CET)

Wie weit sind wir?

Gibt es schon Texte? Ich bin mir unsicher, wie ausführlich sie sein dürfen. Ich bekomme vom Stadtarchiv in dieser Woche Fotos (digital) vom Flüchtlingselend, Andreas Gayk mit Bundespräsident Heuss, Frauen in der Kieler Ratsversammlung sowie evtl. Gesamtschule. Hoffe auch noch etwas mehr Material zum Frauenbüro SH zu bekommen, mache dazu einen kurzen Text. Mit dem versprochenen Parteibuch gibt es Schwierigkeiten: Es ist bei der alten Dame nicht auffindbar. Ich mache aber auf jeden Fall das "Drumrum", denn ich denke, es findet sich wieder an. Wer trägt das Material zusammen?