Dänischer Arbeiterverband für Nordschleswig
Der Dänische Arbeiterverband für Nordschleswig (Dansk Arbejderforening for Nordslesvig) war ein 1911 gegründeter, dänisch-gesinnter Arbeiterverein im damals preußischen Nordschleswig. Er war als politischer Verein parteiähnlich, trat jedoch nicht zu Wahlen an.
Der Verein wurde am 14. November 1911 in Hadersleben gegründet. Mit Ausbruch des Ersten Weltkriegs stellte er seine Tätigkeit ein.
Der Verein war der erste Versuch, den Einsatz für das Dänentum mit dem Kampf für soziale Gerechtigkeit zu verknüpfen, und dieser Einsatz ging von den Arbeitern selbst aus. Ein wichtiges Ziel des Vereins war, den Übertritt der Arbeiter zur Sozialdemokratischen Partei Deutschlands zu verhindern, weswegen er von der sozialdemokratischen Presse heftig angegriffen wurde.
Er war nicht sonderlich erfolgreich. In einigen Ortschaften wurden Lokalvereine gegründet, aber nur drei konnten sich halten: Hadersleben, Hadersiebener Neß und Mögeltondern. Im Hadersiebener Neß und in Mögeltondern gab es viele Landar-beiter, und bei diesen fand der Verein seinen größten Zuspruch. Die Gesamtmitgliederzahl ist kaum jemals höher als 400 gewesen.[1]
Vorgeschichte
Seit 1880er Jahren versuchten die Dänischgesinnten durch die Bildung einer Reihe von Vereinen auf breiter Grundlage sich zu organisieren und das dänische Nationalbewusstsein auch bei ihren Mitbürgern zu stärken. Der 1892 gegründete dänische Wählerverein, offiziell Vaelgerforeningen for Nordslesvig, in dem die Arbeiterklasse nur wenig vertreten war, versuchte, die dänisch gesinnten Arbeiter mit der Gründung des Nordschleswiger Arbeitersekretariats]] im Jahr 1908 zu vereinen. Das Arbeitersekretariat war eine Einrichtung für Arbeiter, nicht von Arbeitern. Denn die Führer der dänischen Bewegung deuteten die Anerkennung des nationalen Selbstbestimmungsrechts durch die schleswig-holsteinischen Sozialdemokraten als überwiegend taktisch bedingt, und sie sorgten sich wegen den Erfolgen der SPD. Der dänischgesinnte Reichstagabgeordnete Hans Peter Hanssen sagte 1908:
Während die alten Arbeiter in der Regel dänisch oder deutsch gestimmt haben, gaben die Jungen auf breiter Front ihre Stimme den sozialdemokratischen Wahlmännern. Viele werden es als bedrückend gefühlt haben, daß der weißhaarige Vater dänisch stimmte, während sein junger, forscher Sohn sozialdemokratisch stimmte. […] Wir müssen eine soziale Arbeit aufnehmen, damit kein Arbeiter seine ökonomischen Interessen von anderen besser wahrgenommen sieht.
Entwicklung zur Sønderjysk Arbejderforening (SAF)
Im November 1918 wurde der Verband als Sønderjysk Arbejderforening (SAF) neu gegründet, um die Interessen von Siedlern, Landarbeitern, Tagelöhnern und Kleinhandwerkern zu vertreten.
Der Verein, der insbesondere in den ländlichen Gemeinden stark vertreten war, stand in Konkurrenz zunächst zur deutschen, dann zur dänischen Sozialdemokratie. Der SAF engagierte sich für soziale Belange und behielt dabei eine nationale Perspektive bei. Eine Zusammenarbeit zwischen SAF und der dänischen Sozialdemokratie wurde im Februar 1919 von Ministerpräsident Thorvald Stauning abgelehnt, da die Sozialdemokratie SAF als einen Verein mit begrenzten Zielen und kurzer Lebensdauer betrachtete. Ab Frühjahr 1919 gab der Verein seine eigene Wochenzeitschrift „Sønderjyden“ heraus.
Im November 1918 zählte der Verein 373 Mitglieder, doch nach dem Krieg stieg die Mitgliederzahl sprunghaft an. Dieser Anstieg war hauptsächlich auf die Mobilisierung im Vorfeld des Referendums über die zukünftige Zugehörigkeit Südjütlands zurückzuführen. Kurz vor dem Referendum am 10. Februar 1920 hatte die SAF 12.730 Mitglieder. Nach der Wiedervereinigung schloss sich die überwiegende Mehrheit der SAF-Mitglieder den Sozialdemokraten an, einige wenige der Radikalen Linken, und manche wurden parteilos.
Literatur
- Übersicht über die Geschichte der Arbeiterbewegung in Nordschleswig (auf dänisch)
- Übersicht über die Geschichte der SAF (auf dänisch) (Dieser Wiki-Artikel beruht im zweiten Teil auf einer KI-Übersetzung der dänischen Übersicht)
- Hans Schultz Hansen: Nationalbewusstsein und Klasse, in: Grenzfriedenshefte 3/1987, S. 151-168.
Einzelnachweise
- ↑ Hans Schultz Hansen: Nationalbewusstsein und Klasse, in: Grenzfriedenshefte 3/1987, S. 151-168.
- ↑ Schultz Hansen: Nationalbewusstsein und Klasse
