Juso-Spiegel

Aus SPD Geschichtswerkstatt

Der Juso-Spiegel erschien zum ersten Mal am 1. März 1972. Er diente der Öffentlichkeitsarbeit der Jusos Rendsburg-Eckernförde. Die Auflage steigerte sich schnell von 2000 auf 5000 Exemplare. Als Herausgeber fungierte der Juso-Kreisverband, aber verantwortlich zeichnete ein "Redaktionskollektiv", und die Redaktionsanschrift war Günter Neugebauers damalige Wohnadresse.

Günter Neugebauer erzählt:

"Die erste Ausgabe erschien im Eigendruck. Und der war mühevoll. Wir schrieben die Texte im Format DIN A 4 auf eine Matrize und drehten selbige entsprechend der mir heute unbekannten Auflagenzahl durch eine Walze. Dann bildeten wir der Blattzahl entsprechende Haufen auf dem Sitzungstisch im Parteibüro, liefen anschließend mit dem gesamten Kollektiv um den Tisch und fügten dann die einzelnen Blätter, übrigens in unterschiedlicher Färbung, zu einem noch zu heftenden Gesamtwerk zusammen. Nur das Titelblatt war gedruckt worden, von meinem Freund, der es "so nebenbei" und unbemerkt von seinem Arbeitgeber in der Druckerei herstellen konnte. Der leider verstorbene Harald Zorr hatte auch die Titel-Idee.
Natürlich waren wir damals alle SPIEGEL-Leser, und insofern ist der Bezug auf das damals noch nicht so neoliberale Nachrichtenmagazin kein Zufall. Ein Blick in die erste Ausgabe zeigt, dass schon 1972 Klage an die Jusos zu führen war, sich aktiver an der politischen Arbeit zu beteiligen. Außerdem konnten die Leser sich informieren über einen Situationsbericht der Eckernförder Jusos, die Adressen der Verantwortlichen bei den Jusos und im SPD-Kreisverband, eine Juso-Landeskonferenz in Harrislee, (übrigens die erste, an der ich teilnehmen durfte), ein Theorie-Seminar über den Marxismus-Leninismus zur Vorbereitung einer Reise in die DDR, den Bundeskongress der Jusos in Hannover (geschrieben von einem gewissen Klaus Rave, heute Vorstand bei der Investitionsbank), den Generalschulplan, ein Wochenendseminar der Kreis-Jusos und Hinweise zur Verbesserung der politischen Öffentlichkeitsarbeit. Hinweise über wichtige linke politische Literatur, Erläuterungen zur Begrifflichkeit des "Sozialismus" und Terminansagen schlossen die Ausgabe des Juso-Spiegel Nr. 1 ab.
In den folgenden Ausgaben änderte sich der Inhalt wenig, aber dafür das Format und die Qualität. Jetzt konnten die Exemplare in einer Druckerei gedruckt werden, auch weil erstmals mehrere Anzeigen die Finanzierung möglich machten, und das Format DIN A 4 wurde durch DIN A 5 ersetzt."[1]

Später erhielt das Blatt den Namen Juso Kreis-Info, heute ist es Der Stachel.[2]

Quellen

  1. Günter Neugebauer: Vom "Juso-Spiegel" zum "Stachel", in: Der Stachel, Dezember 2008
  2. Gerd Finke: Kreis-Info, in: Der Stachel, Dezember 2008