1972
Bundeskanzler an der Spitze einer SPD-FDP-Koalition ist Willy Brandt; bei der Bundestagswahl im November gewinnt die SPD Stimmen hinzu. Willy Brandt ist gleichzeitig SPD-Parteivorsitzender.
Im April starten CDU & CSU vergeblich ein konstruktives Misstrauensvotum gegen ihn wegen der Ostverträge. Willy Brandt bleibt Bundeskanzler.
In Schleswig-Holstein regiert Ministerpräsident Gerhard Stoltenberg (CDU) mit einer CDU-Alleinregierung. Oppositionsführer und SPD-Landesvorsitzender ist Jochen Steffen.
Am 28. Januar erlässt die Regierung den sogenannten "Extremistenerlass", dessen Ziel es ist, den sehr überschaubaren Kreis von DKP-Mitgliedern aus dem öffentlichen Dienst fernzuhalten, der aber z.B. in Schleswig-Holstein sehr schnell dafür genutzt wird, die gesamte "68er-Generation" einzuschüchtern und auszuschließen.
Januar
- Siegfried Zimmermann wird als Nachfolger von Fritz Quade, der hauptamtlich zur Stadt Kiel wechselt, zum Vorsitzenden der Ratsfraktion gewählt.
- Die Gesellschaft für Politik und Bildung Schleswig-Holstein e.V. beschließt den Ausbau der Tagungsstätte Haus Seehof.
- 1. Januar - Der Zusammenschluss der letzten beiden Unternehmen in Kiel und Lübeck zur coop Schleswig-Holstein eG schließt den Konzentrationsprozess seit der Wiedergründung der coop-Genossenschaften nach der NS-Zeit ab.
- 1. Januar - Günter Kock tritt sein Amt als Bürgermeister von Reinbek an.
- 1. Januar - Der Kreisverein Segeberg wird neu der Geschäftsstelle des Unterbezirks XI Pinneberg zugeordnet. Vorher gehörte er organisatorisch zum Unterbezirk V Neumünster.
- 6. Januar - Peter Adam Kokocinski kommt in Bytom/Oberschlesien (Polen) zur Welt.
- 18. Januar - Marc Timmer wird in Dülmen (Nds.) geboren.
Februar
- Im Rahmen der Organisationsreform des Kreisverbandes Kiel teilt sich der OV Ellerbek/Wellingdorf in die neuen Ortsvereine Ellerbek unter Vorsitz von Edmund Heuschkel und Wellingdorf unter Vorsitz von Horst Seidel. Der OV Stinkviddel/Ravensberg wird geteilt, die nördliche Hälfte dem OV Nord zugeschlagen.
- 3. Februar - Im Rahmen der Organisationsreform des Kreisverbandes Kiel gründet sich der OV Steenbek-Projensdorf unter Vorsitz von Heinz Fechner als Ausgliederung aus dem OV Kiel-Wik.
- 3. Februar - Heinz Adler wird als Oberbürgermeister von Flensburg im Amt bestätigt.
- 4. Februar - Die Kieler Karnevalsgesellschaft "Rheingold" verleiht Ida Hinz den Orden "amica laetitiae" ("Freundin der Fröhlichkeit").
- 14. Februar - Im Rahmen der Organisationsreform des Kreisverbandes Kiel gründet sich der OV Brunswik unter Vorsitz von Reinhold Stein.
- 18. Februar - Siegfried Weiße wird mit 15:12 Stimmen zum hauptamtlichen Bürgermeister von Geesthacht gewählt. Seine Ehefrau Helga Weiße, die dem Rat der Stadt angehört, darf nach Genehmigung des Landes mitstimmen.
- 21. Februar - Der Parteivorstand beschließt, den Betriebsgruppen der Partei den Status einer Arbeitsgemeinschaft zuzuerkennen, die aber erst anderthalb Jahre später gegründet wird. In Schleswig-Holstein gibt es da bereits eine Arbeitsgemeinschaft für Arbeitnehmerfragen (AfA) auf Landesebene.
März
- Das erste Rotkielchen der Kieler Jusos erscheint.
- Im Rahmen der Organisationsreform des Kreisverbandes Kiel teilt sich der OV Kiel-Hassee in die neuen Ortsvereine Hassee-Süd unter Vorsitz von Christian Fischer, Hassee-Nord unter Vorsitz von Günter Schilling und Hammer unter Vorsitz von Siegfried Schmidt.
- 1. März - Die erste Ausgabe des Juso-Spiegel der Jusos Rendsburg-Eckernförde erscheint.
- 23. März - Der Landesvorstand beschließt die Anstellung von Peter Mertineit als hauptamtlichem Betriebsgruppensekretär.
April
- 15. April - Kreisparteitag der Kieler SPD.
- 22. April - Kundgebung in der Kieler Ostseehalle mit Erhard Eppler und Jochen Steffen. Beide werben für Zustimmung zu den Ostverträgen.
- 26. April - Der Landesvorstand beschließt in einer Sondersitzung sein Vorgehen für den Fall, dass das konstruktive Misstrauensvotum gegen Willy Brandt wegen der Ostverträge eine Mehrheit findet. Er wird dann Neuwahlen zum Bundestag fordern.
- 28. April - Karl Becker wird mit dem Bundesverdienstkreuz 1. Klasse ausgezeichnet.
Mai
- 6. Mai - Die SPD beschließt die Neugründung der Arbeitsgemeinschaft der Selbständigen (AGS) in der SPD als Nachfolgeorganisation der "Arbeitsgemeinschaft selbstständig Schaffende". Die Gründung erfolgt 1973.
- 8. Mai - Die Landesvorstandssitzung im Landeshaus in Kiel ist weiterhin von Alarmstimmung wegen der Ostverträge gekennzeichnet; das Gremium bereitet sich auf Neuwahlen vor.
- 13. Mai - Kundgebung dänischer und deutscher Sozialdemokraten in Flensburg und Tag mit den Minderheiten beiderseits der deutsch-dänischen Grenze mit Dänemarks Ministerpräsidenten Jens Otto Krag und Bundeskanzler Willy Brandt.
Juni
- 3. Juni - Wilhelm Ewers stirbt mit 73 Jahren in Kiel.
- 15. Juni - Michael Freund stirbt siebzigjährig in Kiel.
- 16. Juni - Ulf Kämpfer wird in Eutin geboren.
- 16. Juni - Der Kreisverein Segeberg erhält ein eigenes Büro als Außenstelle des des Unterbezirks XI Pinneberg.
- 24. Juni - Der Parteivorstand beschließt die Gründung einer Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen (AsF), der alle SPD-Frauen automatisch angehören.
Juli
- 11. Juli - Lars Juister kommt in Kellinghusen zur Welt.
August
- Die erste Gesamtschule des Landes, die Integrierte Gesamtschule Kiel-Friedrichsort (IGF), nimmt als Schulversuch den Betrieb auf.
- 2. August - Heinrich Grönwoldt stirbt mit 84 Jahren in Kiel.
- In Kiel finden bis September die olympischen Segelwettbewerbe statt, deren Vergabe an die Stadt (mit allen damit verbundenen Investitionen) ein Hauptverdienst von Günther Bantzer ist.
September
- Hartmut Trimpler tritt in die SPD ein.
- 18. September - Kreisparteitag der Kieler SPD.
- 22. September - Kurt Schulz wird mit dem Verdienstkreuz 1. Klasse ausgezeichnet.
- 29. September - Landesvorstandssitzung im Haus Seehof in Malente, das hauptsächlich einem Grundsatzgespräch mit Egon Bahr über die Ostverträge dient; es werden Möglichkeiten diskutiert, die Bundesregierung zu unterstützen.
Oktober
- 1. Oktober - Sönke Petersen tritt in die SPD ein.
- 7. Oktober - Außerordentlicher Landesparteitag und Landeswahlkonferenz in Mölln. Als Gastredner spricht Bundesminister Erhard Eppler. Die Möllner Entschließung zur bisherigen Politik der Koalition im Bund wird verabschiedet.
- 30. Oktober - Heinz Adler wird das Große Verdienstkreuz des Bundesverdienstkreuzes verliehen.
November
- Eberhard John, später Bürgervorsteher in Wahlstedt, tritt in die SPD ein.
- 12. November - Landeskonferenz der Jusos in Kiel. Gerd Walter wird als Landesvorsitzender wiedergewählt.
- 19. November - Bei der vorgezogenen Bundestagswahl können erstmals auch 18- bis 20-Jährige ihre Stimme abgeben. SPD und FDP gewinnen fast 6 % Stimmen hinzu und stellen weiterhin die Bundesregierung.
- 23. November - Ulf Daude kommt in Kiel zur Welt.
Dezember
- Der Verein "Jugend- und Gemeinschaftsheim Eekbrook, Kiel-Holtenau e.V." wird als Träger für das "SPD-Heim" am Eekbrook gegründet. Den Vorsitz übernimmt Paul Zöllkau.
- 7. Dezember - Gustav Schatz gehört bei der zweiten Verleihung der Andreas-Gayk-Medaille zu den Geehrten.
- 8. Dezember - Der Landesvorstand beschließt die Einsetzung einer Satzungskommission mit der Aufgabe, dem nächsten Landesparteitag Vorschläge zur Änderung der Landessatzung vorzulegen.
- 13. Dezember - Annemarie Renger wird als erste Frau und erste Abgeordnete der SPD zur Präsidentin des Deutschen Bundestages gewählt.
- 18. Dezember - Heinrich Alberts legt wegen Überlastung durch seine Erwerbsarbeit den Vorsitz im Agrarpolitischen Beirat nieder, bleibt aber im Vorstand. Neuer Vorsitzender wird Arno von Spreckelsen. Der Vorstand, dem noch Heinz Klinke und Wilhelm Tramsen angehören, wird erweitert um Elisabeth Orth und - mit beratender Funktion - Hans Wiesen.
Nicht datiert
- Jürgen Anbuhl übernimmt den Vorsitz des OV Eckernförde von Kurt Schulz.
- Holger Astrup, Uwe Danker, Ingrid Franzen, Ulf von Hielmcrone, Gyde Köster, Gabriele Kötschau, Lianne Paulina-Mürl, Willi Piecyk, Ulrike Rodust, Bernd Saxe, Bernd Schröder, Jutta Schümann, Ruth Springer, Siegrid Tenor-Alschausky, Hartmut und Barbara Unterlehberg und Peter Zahn treten in die SPD ein.
- Arno Brandenburger gibt den Vorsitz des OV Felde an Hermann Kroll ab.
- Willi Geusendam und Werner Kock übernehmen nach dem Rücktritt von Jürgen Busack und Erich Eltermann den Vorsitz der Lübecker SPD.
- Steffen Etzel tritt die Nachfolge von Fiete Hinz als Geschäftsführer der Kieler AWO an.
- Dora Heyenn wird Mitglied des Kreisvorstandes im Kreisverband Segeberg.
- Die Grund- und Hauptschule Kiel-Dietrichsdorf wird nach Toni Jensen benannt.
- Uwe Jessen löst Helmut Driese als Vorsitzender des OV Süderbrarup ab.
- Die Staatsanwaltschaft stellt Ermittlungen gegen Klaus Konrad wegen eines Kriegsverbrechens in Italien ein; sie erkennt auf Totschlag, der nach 20 Jahren verjährt.
- Eckart Kuhlwein löst Werner Stahmer im Vorsitz des OV Ahrensburg ab.
- Lauritz Lauritzen übernimmt den Vorsitz des Kreisverbandes Plön.
- Wilhelm Marschner wird ehrenamtlicher Sportdezernent in Kiel.
- Heide Moser wird Vorsitzende des OV Norderstedt-Garstedt (später OV Norderstedt).
- Günter Neugebauer kommt in den Rendsburger Juso-Kreisvorstand.
- Georg Panskus wird zum Vorsitzenden des Landesausschusses gewählt.
- Henning Pohl übernimmt als Nachfolger von Rudolf Koch den Vorsitz des Kreisverbandes Dithmarschen.
- Willi Pribnow übernimmt nach dem Tod von Karl-Heinz Schildt den Vorsitz der Schleswiger SPD.
- Peter Rathje gibt den Vorsitz des OV Silberstedt an Johannes Gründel ab.
- Karl Schiller tritt aus der SPD aus.
- Hans-Günter Schultz übernimmt den Vorsitz des OV Gaarden-Ost von Rolf Johanning.
- Kurt Schulz wird mit dem Bundesverdienstkreuz 1. Klasse geehrt.
- Uwe van Stipriaan löst Otto Gerlach als Vorsitzender des OV Russee ab.
- Gerhard Strack gibt den Posten des Landesgeschäftsführers ab; sein Nachfolger wird Rolf Selzer.
- Helmut Wrensch übernimmt den Vorsitz des OV Tönning von Horst Witte.
- Die ASF-Landesfrauenkonferenz in Kiel wählt Elisabeth Orth zur Gründungsvorsitzenden der ASF Schleswig-Holstein. Auch Rosemarie Fleck gehört dem Vorstand an.
- Die Juso 22 im Kreisverband Kiel gründen sich.
- Auch in Erfde, wo Holger Astrup aktiv ist, und Steinfeld-Ulsnis im Kreisverband Schleswig-Flensburg entstehen Ortsvereine.
- Der Sozialdemokratische Hochschulbund benennt sich nach dem Ausschluss aus der SPD im Vorjahr um in Sozialistischer Hochschulbund.
- Der Freie Turn- und Sportverein Vineta, Schacht-Audorf e.V. benennt sich um in Turn- und Sportverein Vineta Schacht-Audorf v. 1920 e.V..
- Die SPD Amrum wird wiedergegründet, nachdem sie in den 1950er Jahren eingeschlafen war.
- Die SPD Bimöhlen im Kreisverband Segeberg wird mit Klaus Behrens an der Spitze gegründet.
- Die Sozialdemokratische Gemeinschaft für Kommunalpolitik in Schleswig-Holstein e.V. (SGK) gründet sich. Gründungsvorsitzender ist Bodo Richter.