Willi Piecyk

Aus SPD Geschichtswerkstatt
Willi Piecyk
Willi Piecyk
Willi Piecyk
Geboren: 11. August 1948
Gestorben: 1. August 2008

Wilhelm Ernst 'Willi' Piecyk, * 11. August 1948 in München; † 1. August[1] 2008 in Großhansdorf. Polizeibeamter, Diplom-Politologe. Mitglied der SPD seit 1972.

Werdegang

Nach dem Besuch der Realschule war Willi Piecyk bis 1968 als Polizeibeamter tätig, machte in dieser Zeit sein Abitur auf dem Abendgymnasium. An der Universität Hamburg studierte er zunächst Erziehungswissenschaften und Politische Wissenschaften für das Lehramt an Volks- und Realschulen; nach dem 1. Staatsexamen konzentrierte er sich auf den Abschluss als Diplompolitologe. Von 1979 bis 1992 war er als Studienleiter (Erwachsenenbildung) an der Gustav-Heinemann-Bildungsstätte in Malente tätig.

"Viele Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten aus Schleswig-Holstein und darüber hinaus haben bei ihm das praktische Rüstzeug und die Werteorientierung für ihre politische Arbeit erworben."[2]

Willi Piecyk war in der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), der Europa-Union, der AWO und im Trägerverein der Gustav-Heinemann-Bildungsstätte.

Partei & Politik

Von 1974 bis 1979 war Willi Piecyk Mitglied im Landesvorstand der Jusos, zuletzt als stellvertretender Landesvorsitzender.

1978 wurde er Stellvertreter des Bundesvorsitzenden Gerhard Schröder.

"Willi Piecyk, 28, Bildungsreferent aus Pinneberg, wurde in Hofheim/Taunus zum stellvertretenden Bundesvorsitzenden der Jusos gewählt. Der aus Bayern in den Norden verschlagene Gemütsmensch irritierte Freund- und Feind-Fraktionen auf dem Juso-Bundeskongreß mit seinem Dialekt. Um keine Mißverständnisse aufkommen zu lassen: Willi ist politisch schleswig-holsteinischer als manch Schleswig-Holsteiner."[3]

Von 1980 bis 1982 - mitten in der Debatte um den NATO-Doppelbeschluss - war er Bundesvorsitzender. Mit Delegationen reiste er zu Gesprächen über Möglichkeiten der Abrüstung in die DDR und nach Moskau.

Bis 1978 war er auch Vorsitzender des Ortsvereins Schenefeld.

1984 übernahm er, mittlerweile nach Großhansdorf verzogen, auf zwei Jahre den Vorsitz des Kreisverbandes Stormarn.

1985 wurde er stellvertretender Landesvorsitzender. Auf dem Landesparteitag in Travemünde am 24.-25. Mai 1991 wurde er zum Landesvorsitzenden gewählt und blieb dies bis 1999.

Europa-Abgeordneter

Am 12. Mai 1992 rückte Willi Piecyk für Gerd Walter ins Europäische Parlament nach, wo er Schleswig-Holstein bis zu seinem Tod vertrat. Seit 1995 war er stellvertretender Vorsitzender der Gruppe der SPD-Abgeordneten im Europäischen Parlament. Weiter war er aktiv im Fischereiausschuss (PECH), im Ausschuss für Verkehr und Fremdenverkehr (TRAN) sowie als stellvertretendes Mitglied im Haushaltsausschuss (BUDG).

Stimmen

Zum Tode von Willi Piecyk schrieb der Landesvorsitzende Ralf Stegner:

"Er hat den fast überstanden geglaubten Kampf gegen eine Krebskrankheit nicht überlebt. Wir sind sehr traurig, denn mit Willi Piecyk verlieren wir nicht nur einen Politiker, der die SPD Schleswig-Holstein mit großem Geschick und viel Menschlichkeit durch die für die Partei schwierigen Jahre 1993 - 1996 geführt hat, sondern auch einen sehr sympathischen Repräsentanten unserer Partei. Viele von uns verlieren mit Willi Piecyk auch einen guten persönlichen Freund. [...]

Von 1991 bis 1999 war Willi Piecyk unser Landesvorsitzender. Seine Amtsführung war geprägt von Dialog und Konsens, seine Loyalität zu den Ministerpräsidenten Björn Engholm und Heide Simonis unübertroffen. Als Abgeordneter im Europäischen Parlament waren die Verkehrspolitik im Norden und die Sicherheit auf der Ostsee seine großen Themen.

Auf dem bevorstehenden Landesparteitag wollten wir ihn wieder auf Platz 1 der Schleswig-Holsteinischen Europaliste wählen.

Man kann ohne Übertreibung sagen: Willi Piecyk hatte etwas für Spitzenpolitiker ganz Seltenes. Ihn mochten wirklich alle in unserer SPD und auch darüber hinaus. Er hat unsere SPD hier im Norden, unsere Politik und unseren Stil mehr geprägt, als den Meisten bewusst ist. Die großen Gesten und die großen Worte waren seine Sache nicht, aber er hat mit Gradlinigkeit, Verlässlichkeit und seiner großen Fähigkeit, Menschen zusammenzuführen, den Stil der SPD in Schleswig-Holstein stark geprägt. Willi ging es immer zuerst um die Menschen, und das hat man auch gemerkt. Wir trauern mit seiner Familie, und wir werden ihn nicht vergessen."[2]

Ehrungen

Am 14. September 2008 wurde in der Gustav-Heinemann-Bildungsstätte ein Seminarraum nach Willi Piecyk benannt.

Zur Erinnerung an sein politisches Wirken, sein Engagement für eine soziale und ökologische Europapolitik vergibt der Landesverband gemeinsam mit dem Europaforum seit 2011 alle zwei Jahre den Willi Piecyk Preis. Mit ihm werden Personen oder Gruppen gewürdigt, die in verschiedenen Bereichen ein besonderes Engagement für Europa zeigen.

Links

Einzelnachweise

  1. Laut Sterbeurkunde. Im Landtagsinformationssystem wird fälschlicherweise der 31. Juli genannt.
  2. 2,0 2,1 Wir trauern um Willi Piecyk, Presseinformation des SPD-Landesverbandes, 1.8.2008
  3. Personalien, Wir, 3/4/1978