Unterbezirk

Aus SPD Geschichtswerkstatt

Unterbezirk ist laut Organisationsstatut der SPD die Gliederungsebene der Parteiorganisation unterhalb des Landesverbandes. Elf Unterbezirke hatte der Landesverband vor der Kreisgebietsreform in den 1970er Jahren. Ein Unterbezirk umfasste in der Regel mehrere Kreisvereine. Jeder Unterbezirk hatte eine Geschäftsstelle und einen meist hauptamtlichen Leiter.[1]

Heute sind in Schleswig-Holstein die Kreisverbände Unterbezirke im Sinne des Organisationsstatuts, wie es in § 2 der Landessatzung heißt.

Kaiserzeit

Etwa zeitgleich mit der Gründung der Bezirksorganisation nach der Trennung von Hamburg 1905 wurden die Wahlkreiszentralvereine entsprechend den zehn schleswig-holsteinischen Reichstagswahlkreisen eingeführt, die nach heutigen Maßstäben Unterbezirken gleichen.

Weimarer Republik

Unterbezirke unter dieser Bezeichnung wurden nach der Reichstagswahlrechtsreform (Verhältniswahlrecht statt Wahlkreise) in der Weimarer Republik eingeführt. Sie waren ab 1919 folgendermaßen aufgeteilt:[2]

1924 wurde die Einteilung, vor allem in der Landesmitte, verändert:

  • 1. Unterbezirk: Stadt- und Landkreis Flensburg, Landkreise Schleswig, Husum, Eiderstedt, Südtondern (1925 insgesamt 3030 Mitglieder)
  • 2. Unterbezirk: Stadtkreise Kiel und Neumünster, Landkreise Eckernförde, Rendsburg, Bordesholm (14162 Mitglieder)
  • 3. Unterbezirk: Landkreise Plön, Oldenburg, Landesteil Lübeck (3724 Mitglieder)
  • 4. Unterbezirk: Stadtkreis Altona, Landkreise Pinneberg, Steinburg, Norder- und Süderdithmarschen (17594 Mitglieder)
  • 5. Unterbezirk: Stadtkreis Wandsbek, Landkreise Stormarn, Segeberg, Lauenburg (6112 Mitglieder)

Mitglied der Unterbezirke waren die Ortsvereine, meist unter ihrem traditionellen Namen „Sozialdemokratischer Verein von …“.

Über den Flensburger SPD-Vorsitzenden Wilhelm Haberlandt (1905-1933) heißt es, er sei zugleich Parteisekretär des 1. Unterbezirks Flensburg-Schleswig-Husum-Tondern gewesen; allerdings ist nicht ermittelt, in welchem Zeitraum.[4]

Nach 1945

Der Bezirksvorstand hatte sich bei der neue Landessatzung am Organisationsaufbau der SPD in der Weimarer Republik orientiert. Der Bezirksverband wurde in sechs Unterbezirke unterteilt[5], es wurden hauptamtliche Sekretäre benannt, die nach dem Vorbild der Weimarer Zeit auch Mitglieder im Bezirksvorstand wurden.[6]

Bereits auf der Bezirkskonferenz im Oktober 1945 wurde die Aufteilung verändert.[7]

Auf dem ersten ordentlichen Bezirksparteitag wurden in den Vorstand sechs Vertreter für die Unterbezirke gewählt.[8]

Die Unterbezirke wurden aber überflüssig, als die Kreisvereine gegründet wurden und ihre Arbeit aufnahmen. Die vielen Mitglieder und die damit verbundenen Finanzen ermöglichten es auch, alle Kreise mit Büros und Personal auszustatten. So wurden die Vertreter der Unterbezirke bereits 1947 wieder aus der Landessatzung gestrichen.[9]

Reorganisation 1949

Zum 1. Oktober 1949 wurde der Bezirk Schleswig-Holstein reorganisiert. Als Sparmaßnahme wurden die bisherigen 20 Kreise zu neun Unterbezirken zusammengelegt.

Auch die 20 Kreissekretariate schrumpften auf 9 Unterbezirkssekretariate. In jeden Sekretariat war ein Sekretär tätig.

1960er Jahre

Laut Rechenschaftsbericht 1965-1966 stimmten damals die Abgrenzungen der Unterbezirke, von zwei Ausnahmen abgesehen, mit den Bundestagswahlkreisen überein. Dabei wurden kleinere Kreisvereine gelegentlich anderen Unterbezirken zugeordnet. Der Kreisverein Segeberg war 1971 der Geschäftsstelle in Neumünster angeschlossen.[11] Seit dem 1. Januar 1972 gehörte er jedoch organisatorisch dem Unterbezirk XI Pinneberg an.

1968 hieß es:

"Der Landesverband unterhält gegenwärtig 11 Unterbezirksgeschäftsstellen. Eine der Geschäftsstellen (Eckernförde) ist durch den SPD-Kreisvorsitzenden und stellvertretenden Landesvorsitzenden Kurt Schulz, MdL, ehrenamtlich besetzt. Alle anderen Geschäftsstellen haben einen hauptamtlichen Geschäftsführer. Die anfallenden Routinearbeiten (Vorbereitung von Veranstaltungen, Herstellen von Einladungen, Sprechstunden in den Büros, Besuche in den Ortsvereinen, Einsatz als Referent und ähnliches) sind in allen Geschäftsstellen im wesentlichen gleich.[12]

Mit der Kreisgebietsreform wurden Kreise und in der Folge auch SPD-Kreisvereine zusammengelegt: So wurde etwa aus den Kreisvereinen Rendsburg und Eckernförde der Kreisverband Rendsburg-Eckernförde gebildet. Am 11. April 1970 schlossen sich auf einem gemeinsamen Parteitag in Büsum die beiden Kreisvereine Norder- und Süderdithmarschen zum Kreisverband Dithmarschen zusammen.[14] Die Kreisvereine wurden offenbar während dieser Organisationsreform in Kreisverbände umbenannt. In den Rechenschaftsberichten gehen die Bezeichnungen durcheinander. Der Begriff Kreisverein verschwindet aber Anfang der 1970er Jahre.

Auch die Unterbezirke wurden mit den größeren Kreisverbänden als Ebene überflüssig. Seither entsprechen in Schleswig-Holstein die Kreisverbände den Unterbezirken. Die meisten der neuen Kreisverbände übernahmen die Unterbezirksbüros als Kreisgeschäftsstellen. In seiner Sitzung am 8. Januar 1973 beschloss der Landesvorstand, grundsätzlich in jeder Kreisstadt ein Parteibüro mit Halbtagsbesetzung einzurichten.[15] Neu eingerichtet wurden daraufhin Büros in Bad Segeberg, Heide und Eutin.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Rechenschaftsbericht 1971-1973
  2. Rainer Paetau: Konfrontation oder Kooperation, S. 507/Tab. 10
  3. Zahlen nach Paetau, S. 496/ Tab. 2
  4. Schartl, Matthias: Landräte und Kapp-Putsch 1920 im nördlichen Schleswig-Holstein, S. 202
  5. Martens, Holger: SPD in Schleswig-Holstein 1945-1959 (Malente 1998), Bd. 1, S. 61
  6. Martens, Holger: SPD in Schleswig-Holstein 1945-1959 (Malente 1998), Bd. 1, S. 62
  7. Martens, Holger: SPD in Schleswig-Holstein 1945-1959 (Malente 1998), Bd. 1, S. 62
  8. Martens, Holger: SPD in Schleswig-Holstein 1945-1959 (Malente 1998), Bd. 1, S. 191
  9. Martens, Holger: SPD in Schleswig-Holstein 1945-1959 (Malente 1998), Bd. 1, S. 191
  10. Martens, Holger: SPD in Schleswig-Holstein 1945-1959 (Malente 1998), Bd 1, S. 197
  11. Rechenschaftsbericht 1971-1973
  12. Rechenschaftsbericht 1967-1968
  13. Möglicherweise gab es einen frühen Unterbezirk, der mit einem anderen zusammengelegt wurde. Dies würde erklären, warum im Rechenschaftsbericht 1971-1973 von 12 Unterbezirksgeschäftsstellen die Rede ist.
  14. Rechenschaftsbericht 1969-1971
  15. Rechenschaftsbericht 1971-1973