Distrikt

Aus SPD Geschichtswerkstatt
Traditionsfahne des SPD Distrikts Ellerbek

Distrikt war eine in der SPD übliche Bezeichnung für die Gliederungen auf örtlicher Ebene, insbesondere in großen Städten.

Die Bezeichnung "Distrikt" wurde bis etwa 1959 auch in Schleswig-Holstein verwendet, wo die heutigen Ortsvereine in den kreisfreien Städten nach dem Neubeginn zunächst weiterhin Distrikte genannt wurden.

"Die Parteiorganisationen in den kreisfreien Städten wurden in Distrikte untergliedert. Durch die Neuaufteilung der Kreisgebiete erhöhte sich 1951 in Lübeck die Zahl der Distrikte von 8 auf 23. Zur gleichen Zeit gabe es in Kiel 15, in Neumünster 9 und in Flensburg 4 Distrikte. Bis zum Ende des Jahrzehntes wurde die Distrikteinteilung weitgehend beibehalten, nur in Neumünster erhöhte sich die Anzahl auf 14."[1]

Der Begriff war aber noch lange präsent: noch im Rechenschaftsbericht 1967-1968 für den Landesparteitag hielt es der Kieler Geschäftsführer offensichtlich für angebracht, hinter die Zahl der Ortsvereine in Klammern „früher Distrikte“ zu setzen[2] und für Neumünster wurde immer noch von einem Kreisverein mit 10 Distrikten geschrieben.[3]

Heute ist Distrikt laut Organisationsstatut der Partei die Bezeichnung für eine unselbstständige Untergliederung eines Ortsvereins, im Landesverband Schleswig-Holstein wird dieser Begriff aber zur Zeit nicht aktiv verwendet, lediglich in der nur von den Parteibeschäftigten genutzten, parteiweiten digitalen Mitgliederverwaltung (Mavis) werden die unselbstständigen Stützpunkte als Distrikte ausgewiesen.

Entstehungsgeschichte

Die Distrikte entstanden vermutlich aus praktischen Gründen der Mitgliederbetreuung (u.a. fußläufig erreichbare Versammlungen in durchführbarer Größe), die in großen Städten nicht vom Ortsverein aus organisiert werden konnten. In Hamburg ist für die Jahre 1903 und 1904 belegt, dass die drei Wahlkreisvereine, die dort die Rolle von Ortsvereinen hatten, in (wohl insgesamt, nicht je) 20 „Zahlstellen“ aufgeteilt waren.[4] Damit hätte eine Zahlstelle rund 800 Mitglieder betreut.

Die ursprünglich vor allem organisatorisch Bedeutung der Distrikte, die nur über eine geringe selbstständige Bedeutung verfügten, lässt sich, trotz der Zugehörigkeit zu einem anderen Agitationsbezirk bzw. Bezirksverband, gut am Lübecker Beispiel nachvollziehen, da oftmals mehrere Distrikte gemeinsame Versammlungen abhielten, und teils sogar ein Distrikt zwei zeitgleiche Versammlungen in unterschiedlichen Lokalen abhielt.[5] Dieses Verständnis wurde auch ausgedrückt: „Gerade diese Versammlungen sollen für unsere Kleinarbeit von großem Nutzen sein, weil die Genossen durch aufklärende Vorträge über wichtige in der Agitation besonders häufig vorkommende Thematas eingehend informiert werden.“[6]

Allerdings hatten die Distrikte des Sozialdemokratischen Vereins Groß-Kiel eine hohe Bedeutung, denn nur wer einem ihrer Vorstände angehörte, konnte auch zur Kieler Parteiführung gehören. Zudem stellten die Distrikte auch selbst Anträge zu überörtlichen Parteitagen.

Frauen

In Lübeck gab es 1911 getrennte Männer- und Frauendistrikte, nämlich (wohl schon länger) zwölf für die Genossen und (neu) sechs für die Genossinnen, zudem außerhalb des traditionellen Stadtgebiets fünf Ortsgruppen, diese ohne Geschlechtertrennung (und vermutlich mit größerer Eigenständigkeit). Die Frauen-Distrikte wurden von Agitationsleiterinnen betreut, „die eine Liste der tätigen Genossinnen in ihrem Distrikt zu führen haben und bei Austrittsmeldungen eines weiblichen Mitglieds versuchen sollen, dieses der Organisation zu erhalten.“[7] Über die Vorzüge dieser Organisation hieß es weiter: „Die Distriktsorganisation ist der Agitation wiederholt zugute gekommen […]. Dank ihr konnte eine große Anzahl Flugblattverbreiterinnen aufgeboten werden.“

Bezirke

Die Distrikte waren oft wiederum in Bezirke untergliedert, welche womöglich für das Kassieren der Beiträge zuständig waren.[8] Aus dieser Tradition heraus heißen die Untergliederungen der Hamburger Distrikte (die dortigen Ortsvereine) auch heute noch Wohnbezirke.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Martens, Holger: SPD in Schleswig-Holstein 1945-1959 (Malente 1998), Bd. 1, S. 190
  2. Rechenschaftsbericht 1967-1968, S. 102
  3. Rechenschaftsbericht 1967-1968, S. 104
  4. Lübecker Volksbote 3.9.1904
  5. Einladung zu parallelen Versammlungen aller 12 Distrikte am 22.9.1911 im Lübecker Volksboten vom 18.9.1911, S. 4
  6. Lübecker Volksbote 22.9.1911
  7. Die Gleichheit 31.7.1911, S. 8
  8. Wahl von Bezirksführern und -kassierern in Wandsbek 1904 (Hamburger Echo 6.9.1904); Hüxtertorbezirke und Mühlentorbezirk im 5. Lübecker Distrikt (Lübecker Volksbote 18.9.1911