Gerhard Strack

Aus SPD Geschichtswerkstatt
Gerhard Strack
Gerhard Strack
Gerhard Strack
Geboren: 10. September 1911
Gestorben: 23. Januar 1977

Gerhard Strack, * 10. September 1911 in Deutmannsdorf/Schlesien (heute Zbylutów/Polen); † 23. Januar 1977 in Kiel; Schlosser, Ingenieur, Landesgeschäftsführer. Mitglied der SPD seit 1930.

Leben & Beruf

Nach der Volksschule besuchte Gerhard Strack eine technische Abendschule, lernte Schlosser und arbeitete sich hoch zum Kontrollingenieur, zum Betriebsingenieur, später zum Werkleiter. Über seine Geschichte während der NS-Herrschaft ist bisher nichts ermittelt; es ist wohl anzunehmen, dass er der Wehrmacht angehörte. Die Studie von Danker/Lehmann-Himmel bezeichnet ihn aufgrund der Quellenlage als "unzuordnbar"; es wurden in den für die Studie recherchierten Beständen keine Unterlagen über ihn gefunden.[1]. Er war Inhaber des Flüchtlingsausweises B, wie er dem Landtag angab.

Seine Ehefrau Gerda (1925-2021) war seit 1946 ebenfalls Mitglied der SPD. Das Ehepaar hatte zwei Kinder. Es wohnte zuletzt im Pellwormer Weg in Kiel-Suchsdorf. Gerda Strack starb im August 2021.

Partei & Politik

Gerhard Strack war bereits ab 1930 Mitglied der SPD, also mit 19 Jahren eingetreten. Von 1962 bis 1972 führte er als Nachfolger von Albert Schulz die Geschäfte des Landesverbandes.

Von 1954 bis 1971 vertrat er den Wahlkreis 26 (später 27, Kiel-West) im Landtag. Mit Ausnahme der Landtagswahl 1958, als er über die Liste einzog, wurde er jeweils direkt gewählt. Er war aktiv in den Ausschüssen für Arbeit und Aufbau, für Heimatvertriebene, für Inneres, für Wahlprüfung, für Verfassung und Geschäftsordnung, für Finanzen, für die Wahrung der Rechte der Volksvertretung, im Sonderausschuss "Gebietsreform", im Landeswahlausschuss, im G-10-Gremium des Landtages, in der Musterungs- und Prüfungskammer und gehörte für den Landtag dem Rundfunkrat des NDR und dem Ständigen Beirat beim Bundesausgleichsamt an.

Er war Mitglied der beiden Untersuchungsausschüsse "Heyde/Sawade", die von 1959 bis 1961 bestanden, und des auf Antrag der SPD eingerichteten und von 1963 bis 1966 arbeitenden Untersuchungsausschusses (UA) zur Aufklärung der Situation im Polizeiwesen. Hinter dieser Formulierung verbarg sich "die Frage danach, ob und in welchem Maße das Führungspersonal der Landespolizei in strafrechtliche (Vor-)Ermittlungen in Sachen NS-Gewaltverbrechen verwickelt sei"[2]. Er beteiligte sich sehr aktiv und kenntnisreich an den Ermittlungen des Ausschusses[3], denen Danker/Lehmann-Himmel eine "Erkenntnistiefe zum zeithistorischen Geschehen in der NS-Zeit" bescheinigte, die "beeindruckend" gewesen sei.[4] In der Abschlussdiskussion ging er als einziger darauf ein, dass die Ergebnisse des UA für verschiedene Mitglieder des Landtages Unterschiedliches bedeuteten:

"Sie, meine Damen und Herren, haben alle diese Zeit miterlebt. Die Einstellung zu dem, was wir wollen [...], wird sicherlich unterschiedlich sein. Sie wird sicherlich davon beeinflußt, inwieweit der einzelne Mitwirkender oder Stütze dieses Regimes gewesen ist. Sicherlich wird der politische Emigrant dieser Zeit oder werden die Kinder derjenigen Väter, die dem politischen Mord in dieser Zeit zum Opfer fielen, oder diejenigen, die aufgrund ihrer politischen Überzeugung oder ihrer religiösen Einstellung in Gefängnissen, Zuchthäusern und KZs gesessen haben, eine andere Einstellung zu diesen Fragen haben als diejenigen, die als Bannerträger oder Spitzenfunktionäre diesem System gehuldigt oder es gar getragen haben."[5]

Ab 1958 war er Mitglied des Fraktionsvorstands, während der 5. Wahlperiode 1962-1967 Stellvertreter des Fraktionsvorsitzenden Wilhelm Käber. Für die 6. Wahlperiode 1967-1971 wurde er zum Ersten Landtagsvizepräsidenten gewählt.

Zur Landtagswahl 1971 trat er nicht wieder an, da mittlerweile das von den Jusos durchgesetzte Prinzip der Unvereinbarkeit von Hauptamt in der Partei und öffentlichem Mandat auf Landes- bzw. Bundesebene galt.[6]

Ehrungen

Auf Orden und Ehrungen verzichtete Gerhard Strack laut Landtagsinformationssystem.

Links

Einzelnachweise

  1. Vgl. Danker/Lehmann-Himmel, S. 279, Anhang "Quellennachweise", S. 62
  2. Vgl. Danker/Lehmann-Himmel, S. 363
  3. Vgl. Danker/Lehmann-Himmel, S. 367 ff.
  4. Vgl. Danker/Lehmann-Himmel, S. 378.
  5. Stenographischer Bericht des Schleswig-Holsteinischen Landtages, 5. Wahlperiode, 37. Tagung, 63. Sitzung, 14. Juni 1966, S. 2308, zit. in Danker/Lehmann-Himmel, S. 377 f.
  6. Vgl. Kuhlwein, Eckart: Juso-Zeiten nach 1967, unveröffentlicht