Doppelspitze: Unterschied zwischen den Versionen

Aus SPD Geschichtswerkstatt
Keine Bearbeitungszusammenfassung
Keine Bearbeitungszusammenfassung
Zeile 1: Zeile 1:
Unter einer '''Doppelspitze''' versteht die SPD einen Vorstand mit zwei Vorsitzenden.
Unter einer '''Doppelspitze''' versteht die SPD einen Vorstand mit zwei Vorsitzenden.


== Die Anfänge ==
Erstmals hatte die SPD [[1875]] eine Doppelspitze als Ergebnis der Zusammenlegung von [[ADAV]] und [[SDAP]] zur [[SAP]]. [[Wilhelm Hasenclever]], der Präsident des [[ADAV]], und [[Georg Wilhelm Hartmann]] von der [[SDAP]] wurden auf dem Vereinigungsparteitag in Gotha als gleichberechtigte Vorsitzende gewählt. In dieser Tradition behielt die SPD zwei Vorsitzende bis zum Verbot durch die Nazis [[1933]]. In der Weimarer Republik gab es zwischenzeitlich sogar drei Vorsitzende.
Erstmals hatte die SPD [[1875]] eine Doppelspitze als Ergebnis der Zusammenlegung von [[ADAV]] und [[SDAP]] zur [[SAP]]. [[Wilhelm Hasenclever]], der Präsident des [[ADAV]], und [[Georg Wilhelm Hartmann]] von der [[SDAP]] wurden auf dem Vereinigungsparteitag in Gotha als gleichberechtigte Vorsitzende gewählt. In dieser Tradition behielt die SPD zwei Vorsitzende bis zum Verbot durch die Nazis [[1933]]. In der Weimarer Republik gab es zwischenzeitlich sogar drei Vorsitzende.


== Männer-Troikas ==
Nach der Wiedergründung [[1945]] gab es immer nur einen Vorsitzenden, dafür aber einen, später drei stellvertretende Vorsitzende. "Troikas", die in einem Artikel zum Thema<ref>Fried, Nico: ''Bis dass der Streit euch scheidet'', ''Süddeutsche Zeitung'', 25.6.2019</ref> dazugerechnet werden, beruhten jedoch nicht auf parteiinternen Wahlen, sondern auf der informellen Zusammenarbeit jeweils dreier Spitzenpolitiker der Partei. Bekanntestes Beispiel ist das Dreiergespann aus [[Willy Brandt]], [[Herbert Wehner]] und [[Helmut Schmidt]]; die früheste "Troika" bildeten ab [[1957]] [[Fritz Erler]], [[Herbert Wehner]] und [[Carlo Schmid]].<ref>Weber, Petra: ''Carlo Schmid'' (München 1996), S. 575 und weitere</ref>
Nach der Wiedergründung [[1945]] gab es immer nur einen Vorsitzenden, dafür aber einen, später drei stellvertretende Vorsitzende. "Troikas", die in einem Artikel zum Thema<ref>Fried, Nico: ''Bis dass der Streit euch scheidet'', ''Süddeutsche Zeitung'', 25.6.2019</ref> dazugerechnet werden, beruhten jedoch nicht auf parteiinternen Wahlen, sondern auf der informellen Zusammenarbeit jeweils dreier Spitzenpolitiker der Partei. Bekanntestes Beispiel ist das Dreiergespann aus [[Willy Brandt]], [[Herbert Wehner]] und [[Helmut Schmidt]]; die früheste "Troika" bildeten ab [[1957]] [[Fritz Erler]], [[Herbert Wehner]] und [[Carlo Schmid]].<ref>Weber, Petra: ''Carlo Schmid'' (München 1996), S. 575 und weitere</ref>


Eine weitere Stellvertretung wurde eingeführt für [[Frauen- und Gleichstellungspolitik|die Frauen]], eine für die Ostdeutschen und zuletzt eine sechste für [[Ralf Stegner]]. Der sollte eigentlich Generalsekretär werden, konnte das aber nicht, weil dieser Posten mit [[Yasmin Fahimi]] mit einer Frau besetzt werden sollte.
Eine weitere Stellvertretung wurde eingeführt für [[Frauen- und Gleichstellungspolitik|die Frauen]], eine für die Ostdeutschen und zuletzt eine sechste für [[Ralf Stegner]]. Der sollte eigentlich Generalsekretär werden, konnte das aber nicht, weil dieser Posten mit [[Yasmin Fahimi]] mit einer Frau besetzt werden sollte.


== Die echte Doppelspitze ==
[[2019]] wurde erstmals wieder eine Doppelspitze für die Parteiführung gewählt - diesmal nicht, um die verschiedenen Partei-Flügel zu vertreten, sondern um mit einem Mann und einer Frau die Partei zu führen. In einem längeren Beteiligungsprozess mit einem abschließenden Mitgliedervotum wurden [[Saskia Esken]] und [[Norbert Walter-Borjans]] zu den neuen SPD-Vorsitzenden gewählt.  
[[2019]] wurde erstmals wieder eine Doppelspitze für die Parteiführung gewählt - diesmal nicht, um die verschiedenen Partei-Flügel zu vertreten, sondern um mit einem Mann und einer Frau die Partei zu führen. In einem längeren Beteiligungsprozess mit einem abschließenden Mitgliedervotum wurden [[Saskia Esken]] und [[Norbert Walter-Borjans]] zu den neuen SPD-Vorsitzenden gewählt.  



Version vom 17. Dezember 2021, 18:49 Uhr

Unter einer Doppelspitze versteht die SPD einen Vorstand mit zwei Vorsitzenden.

Die Anfänge

Erstmals hatte die SPD 1875 eine Doppelspitze als Ergebnis der Zusammenlegung von ADAV und SDAP zur SAP. Wilhelm Hasenclever, der Präsident des ADAV, und Georg Wilhelm Hartmann von der SDAP wurden auf dem Vereinigungsparteitag in Gotha als gleichberechtigte Vorsitzende gewählt. In dieser Tradition behielt die SPD zwei Vorsitzende bis zum Verbot durch die Nazis 1933. In der Weimarer Republik gab es zwischenzeitlich sogar drei Vorsitzende.

Männer-Troikas

Nach der Wiedergründung 1945 gab es immer nur einen Vorsitzenden, dafür aber einen, später drei stellvertretende Vorsitzende. "Troikas", die in einem Artikel zum Thema[1] dazugerechnet werden, beruhten jedoch nicht auf parteiinternen Wahlen, sondern auf der informellen Zusammenarbeit jeweils dreier Spitzenpolitiker der Partei. Bekanntestes Beispiel ist das Dreiergespann aus Willy Brandt, Herbert Wehner und Helmut Schmidt; die früheste "Troika" bildeten ab 1957 Fritz Erler, Herbert Wehner und Carlo Schmid.[2]

Eine weitere Stellvertretung wurde eingeführt für die Frauen, eine für die Ostdeutschen und zuletzt eine sechste für Ralf Stegner. Der sollte eigentlich Generalsekretär werden, konnte das aber nicht, weil dieser Posten mit Yasmin Fahimi mit einer Frau besetzt werden sollte.

Die echte Doppelspitze

2019 wurde erstmals wieder eine Doppelspitze für die Parteiführung gewählt - diesmal nicht, um die verschiedenen Partei-Flügel zu vertreten, sondern um mit einem Mann und einer Frau die Partei zu führen. In einem längeren Beteiligungsprozess mit einem abschließenden Mitgliedervotum wurden Saskia Esken und Norbert Walter-Borjans zu den neuen SPD-Vorsitzenden gewählt.

Unterhalb der Landesebene konnten schon ein paar Jahre länger Doppelspitzen gewählt werden. Der erste Ortsverein in Schleswig-Holstein ist seit 2018 der Ortsverein Kiel-West/Altstadt. Wirklich verbreitet hat sich das aber erst, als es im Statut der SPD auf allen Ebenen ermöglicht wurde. In Schleswig-Holstein war der erste Kreisverband mit einer Doppelspitze der Kreisverband Lübeck.

Literatur

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Fried, Nico: Bis dass der Streit euch scheidet, Süddeutsche Zeitung, 25.6.2019
  2. Weber, Petra: Carlo Schmid (München 1996), S. 575 und weitere