Helene Grünig: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Helene Grünig''', geb. ??? (* 1870 vermutlich in Kiel, † 13. Mai 1965 in Kiel)
'''Helene Grünig''' (geb. Piefke), * 10. Januar 1871 in Neusalz/Schlesien, † 13. Mai 1965 in Kiel. Verheiratet mit dem Sozialdemokraten Rudolf Grünig, mit dem sie auf der Suche nach besseren Arbeits-und Lebensbedingungen in den 1890er Jahren nach Kiel kam; sie hatten 6 Kinder.


Helene Grünig gehörte der SPD in Kiel bereits in der Illegalität vor 1890 an, trat ihr offiziell 1908 bei, gehörte später dem [[Sozialdemokratischer Verein Groß-Kiel|Sozialdemokratischen Verein Groß-Kiel]] und zuletzt dem [[Kreisverband Kiel]] an.
Helene Grünig gehörte der SPD bereits in der Illegalität vor 1890 an und nahm an illegalen Treffen im damals noch politisch selbstständigen Gaarden teil. 1905 wurde sie zur ersten Vertrauensperson der [[Gaardener Frauenversammlung]] gewählt und berief alle vier bis sechs Wochen eine öffentliche Versammlung ein. Diese Versammlungen mussten zwei Tage vorher bei der Polizei angemeldet werden; ihr Ablauf wurde durch Beamte überwacht. Die Vertrauensfrau hielt den Kontakt zur inzwischen wieder zugelassenen SPD und nahm an reichsweiten Treffen der Vertrauensfrauen in Berlin teil.
 
Eine herausragende Veranstaltung ist belegt für 1905. [[Luise Zietz]], Vertrauensfrau aus Hamburg und eine der führenden Sozialdemokratinnen, warb in einem Vortrag für [[Clara Zetkin|Clara Zetkins]] Zeitschrift ''Die Gleichheit''. 180 Frauen sollen daraufhin die Zeitschrift abonniert und sich als Verkäuferinnen zur Verfügung gestellt haben.
 
Eine andere bedeutende Frau der Arbeiterbewegung, damals noch Sozialdemokratin, konnte Helene Grünig im Winter 1907 begrüßen. Die von ihr sehr geschätzte [[Rosa Luxemburg]] referierte auf Frauenversammlungen in Kiel und in Gaarden.
 
Helene Grünig engagierte sich auch im [[Kieler Frauen-Bildungsverein]], dessen Vorstand sie angehörte.
 
Offiziell trat sie am 1. Oktober 1908, als das Verbot der politischen Betätigung für Frauen fiel, dem Ortsverein Kiel des ''Sozialdemokratischen Zentralvereins für den 7. Schleswig-Holsteinischen Reichstagswahlkreis'' bei - wie berichtet wird, gemeinsam mit etwa 300 weiteren Frauen aus Gaarden. Durch Veränderung der Organisation gehörte sie ab 1911 zum [[Sozialdemokratischer Verein Groß-Kiel|Sozialdemokratischen Verein Groß-Kiel]], nach dem 2. Weltkrieg zum [[Kreisverband Kiel]].
 
1910 stimmte sie als Teilnehmerin des 2. Internationalen Frauenkongresses der Sozialistinnen in Kopenhagen für Clara Zetkins Antrag, künftig jedes Jahr einen Sozialistischen Frauentag zu feiern, um auf die Benachteiligung von Frauen in Politik, Arbeitswelt und Bildung aufmerksam zu machen. Ziel war die soziale und politische Gleichstellung der Frauen mit den Männern. Der Internationale Frauentag wird bis heute in vielen Ländern der Erde begangen, seit 1922 immer am 8. März. Helene Grünig erwarb durch die Teilnahme an diesem historischen Kongress 1910 eine herausragende Stellung. In den ersten Jahren war sie an den Frauentagskongressen, die parallel zum Internationalen Frauentag stattfanden, als Referentin beteiligt.
 
Über die politische Betätigung Helene Grünigs nach dem 1. Weltkrieg gibt es keine gesicherten Informationen.


== Literatur ==
== Literatur ==
*Nicole Schultheiß, ''Geht nicht gibt's nicht - 24 Portraits herausragender Frauen aus der Kieler Stadtgeschichte'', Kiel 2007
*Nicole Schultheiß: ''Geht nicht gibt's nicht - 24 Portraits herausragender Frauen aus der Kieler Stadtgeschichte'' (Kiel 2007)
*Gertrud Völcker: ''Frauen als Mitkämpfer für eine bessere Welt''  (Unveröffentlicht, Stadtarchiv Kiel o. J)


== Links ==
== Links ==

Version vom 9. Dezember 2012, 16:53 Uhr

Helene Grünig (geb. Piefke), * 10. Januar 1871 in Neusalz/Schlesien, † 13. Mai 1965 in Kiel. Verheiratet mit dem Sozialdemokraten Rudolf Grünig, mit dem sie auf der Suche nach besseren Arbeits-und Lebensbedingungen in den 1890er Jahren nach Kiel kam; sie hatten 6 Kinder.

Helene Grünig gehörte der SPD bereits in der Illegalität vor 1890 an und nahm an illegalen Treffen im damals noch politisch selbstständigen Gaarden teil. 1905 wurde sie zur ersten Vertrauensperson der Gaardener Frauenversammlung gewählt und berief alle vier bis sechs Wochen eine öffentliche Versammlung ein. Diese Versammlungen mussten zwei Tage vorher bei der Polizei angemeldet werden; ihr Ablauf wurde durch Beamte überwacht. Die Vertrauensfrau hielt den Kontakt zur inzwischen wieder zugelassenen SPD und nahm an reichsweiten Treffen der Vertrauensfrauen in Berlin teil.

Eine herausragende Veranstaltung ist belegt für 1905. Luise Zietz, Vertrauensfrau aus Hamburg und eine der führenden Sozialdemokratinnen, warb in einem Vortrag für Clara Zetkins Zeitschrift Die Gleichheit. 180 Frauen sollen daraufhin die Zeitschrift abonniert und sich als Verkäuferinnen zur Verfügung gestellt haben.

Eine andere bedeutende Frau der Arbeiterbewegung, damals noch Sozialdemokratin, konnte Helene Grünig im Winter 1907 begrüßen. Die von ihr sehr geschätzte Rosa Luxemburg referierte auf Frauenversammlungen in Kiel und in Gaarden.

Helene Grünig engagierte sich auch im Kieler Frauen-Bildungsverein, dessen Vorstand sie angehörte.

Offiziell trat sie am 1. Oktober 1908, als das Verbot der politischen Betätigung für Frauen fiel, dem Ortsverein Kiel des Sozialdemokratischen Zentralvereins für den 7. Schleswig-Holsteinischen Reichstagswahlkreis bei - wie berichtet wird, gemeinsam mit etwa 300 weiteren Frauen aus Gaarden. Durch Veränderung der Organisation gehörte sie ab 1911 zum Sozialdemokratischen Verein Groß-Kiel, nach dem 2. Weltkrieg zum Kreisverband Kiel.

1910 stimmte sie als Teilnehmerin des 2. Internationalen Frauenkongresses der Sozialistinnen in Kopenhagen für Clara Zetkins Antrag, künftig jedes Jahr einen Sozialistischen Frauentag zu feiern, um auf die Benachteiligung von Frauen in Politik, Arbeitswelt und Bildung aufmerksam zu machen. Ziel war die soziale und politische Gleichstellung der Frauen mit den Männern. Der Internationale Frauentag wird bis heute in vielen Ländern der Erde begangen, seit 1922 immer am 8. März. Helene Grünig erwarb durch die Teilnahme an diesem historischen Kongress 1910 eine herausragende Stellung. In den ersten Jahren war sie an den Frauentagskongressen, die parallel zum Internationalen Frauentag stattfanden, als Referentin beteiligt.

Über die politische Betätigung Helene Grünigs nach dem 1. Weltkrieg gibt es keine gesicherten Informationen.

Literatur

  • Nicole Schultheiß: Geht nicht gibt's nicht - 24 Portraits herausragender Frauen aus der Kieler Stadtgeschichte (Kiel 2007)
  • Gertrud Völcker: Frauen als Mitkämpfer für eine bessere Welt (Unveröffentlicht, Stadtarchiv Kiel o. J)

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