Kommunalwahlen im oldenburgischen Landesteil Lübeck 1919-1933: Unterschied zwischen den Versionen

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Im Landesteil Lübeck des Freistaats Oldenburg fanden von 1919 bis 1933 Wahlen zu Gemeindevertretungen und zum Landesausschuss (ähnlich einem Kreistag) statt. Die SPD erzielte durchgängig hohe Ergebnisse, konnte jedoch meist nur in wenigen Gemeinden eine eigene Mehrheit erzielen.


Kommunalwahl 1919

Die erste freie Kommunalwahl fand am 6. April 1919 statt. Das Ergebnis fiel für die SPD sehr gemischt aus: Mehrheiten in den Gemeinden Rensefeld, Stockelsdorf und der Landgemeinde Eutin stehen Niederlagen in Bad Schwartau, Eutin, Ost-Ratekau, Ahrensbök und Oberwohlde sowie ein Patt mit bürgerlichen Kräften in West-Ratekau gegenüber.[1]

Das Datum der Landesausschusswahl ist noch nicht ermittelt.

Kommunalwahl 1921

Am 4. Dezember 1921 fanden gleichzeitig die Gemeinderats- und Landesausschusswahlen statt. In den Gemeinden gewann die SPD insgesamt 80 Mandate. Für die Liste zum Landesausschuss stimmten 8508 Personen, für die Bürgerlichen rund 800 mehr. Die SPD bekam 12 Sitze, ihre Gegner 14.[2] Damit änderte sich nichts an der bisherigen Verteilung.

Kommunalwahl 1924

Die Gemeinderatswahlen fanden statt am 14. Dezember 1924. Die Wahl zum Landesausschuss fand bereits eine Woche zuvor, am 7. Dezember, zeitgleich mit der Reichstagswahl statt.

Bei den Gemeindewahlen errang die SPD 77 von 189 zu vergebenden Sitzen, allerdings nur in zwei Gemeinden eine eigene Mehrheit. In einer Gemeinde konnte sie einen Sitz dazugewinnen, in fünf Gemeinden verlor sie Sitze. In der Gemeinde Obernwohlde wurde noch nach Ständen gewählt!

Sitzverteilung in den 19 Gemeinden nach den Wahlen 1924 und 1921

Für den Landesausschuss bekam die SPD 9136 Stimmen und lag damit um 55 Stimmen auf Platz zwei hinter der „Wirtschaftsliste“. Sie erhielten je 8 Sitze zugeteilt von insgesamt 18. Die Demokratische Partei und das Zentrum hatten sich zusammengetan und bekamen die restlichen beiden Sitze. Die Kommmunisten bekamen nicht einmal 1/10 so viele Stimmen wie die Sozialdemokratie.[3]

Kommunalwahl 1927

Die Gemeinderatswahlen fanden am 6. November 1927 statt, die für die SPD insgesamt zufriedenstellend gelaufen sein dürfte, sie errang 85 von 195 Mandaten und gewann damit insgesamt drei dazu. Sozialdemokraten wurden in allen 19 Gemeinden gewählt, auch wenn die Tabelle am Tag nach der Wahl noch keine Ergebnisse für Curau, Gnissau, Neukirchen und Obernwohlde ausweist, welche erst am 8.11. veröffentlicht wurden. In sechs Gemeinden konnte die Partei Sitze dazugewinnen und verlor nur in zweien. Allerdings konnte die SPD nur in drei Gemeinden die Mehrheit erzielen und es gab große Unterschiede zwischen den einzelnen Gemeinden.

Sitzverteilung in 15 von 19 Gemeinden nach den Wahlen 1927 und 1924

Am 20. November fand die Landesausschusswahl statt. Die SPD erreichte mit 150 Stimmen Vorsprung vor der bürgerlichen „Einheitsliste“ bei insgesamt 8948 Stimmen knapp den ersten Platz und stellte 9 Sitze im Landesausschuss.

Kommunalwahl 1930

Ergebnisse in 15 einzelnen Gemeinden 1930

Die womöglich letzte Kommunalwahl fand am 23. November 1930 statt: „Die gestrige Wahl im Landesteil Lübeck ergab ein gegenüber den letzten Wahlen [gemeint ist die Reichstagswahl im September] vollkommen verändertes Bild. Die Nazis konnten nur in ganz beschränkten Bezirken […] Erfolge ausweisen. […] Die Sozialdemokratie konnte im südlichen, an Lübeck grenzenden Landesteil ihre Stärke von 1927 restlos erhalten; im rein agrarischen Norden verlor sie einige Sitze; sie geht mit insgesamt 77 Mandaten (1927: 85) [Anmerkung: von insgesamt 195] aus der Wahl hervor.“ Aufgeführt sind die Ergebnisse aus 15 Gemeinden, in den übrigen vier (Landgemeinde Ahrensbök, Siblin, Obernwohlde, Redingsdorf) traf die SPD vermutlich aber auch wieder an.[4] Insgesamt erhielt die SPD in den Gemeinden 7933 Stimmen, fast 2000 weniger als bei den Reichstagswahlen zwei Monate zuvor, was für eine auch damals niedrigere Wahlbeteiligung spricht.[5] Die Artikelüberschrift „Gut geschlagen“ mutet allerdings stark euphemistisch an, da die SPD nur in 3 von 15 aufgeführten Gemeinden die Mehrheit erringen konnte; in immerhin drei weiteren bestand die Mehrheit der Wähler aus Arbeitern, die teils jedoch KPD gewählt hatten.

Die Wahl zum Landesausschuss fand am folgenden Sonntag, dem 30. November, statt. Die SPD erzielte mit insgesamt 8610 Stimmen zwar etwa 800 Stimmen mehr als in der Vorwoche bei einer Wahlbeteiligung von rund 85% und wurde damit die stärkste Partei, verlor jedoch zwei Sitze im Landesausschuss (7 statt vorher 9). Die Mitglieder der Fraktion sind unter der Tabelle aufgeführt. [6]

Ergebnisse der Landesausschusswahlen 1927 und 1930

Zum rasanten Aufstieg der NSDAP analysierte der Volksbote: „Die verängstigten Kleinbürger fielen auf die nationalsozialistischen Phrasen rein und die hochtrabenden Agrarier waren ihnen von vornherein ergeben. Die alte Reaktion ersteht unter dem augenblicklich modernen Zeichen des Hakenkreuzes.“[7]

Einzelnachweise

  1. Lübecker Volksbote, Montag, den 7. April 1919, S. 3.
  2. Lübecker Volksbote am 5.12.1921
  3. [1] Lübecker Volksbote 8.12.1924, S. 6
  4. Lübecker Volksbote vom 24.11.1930 Für Mittwoch, den 19. November, hatte die SPD noch zu einer Wahlkampfveranstaltung in Bad Schwartau eingeladen, siehe Lübecker Volksbote vom 17.11.1930
  5. Volksbote 25.11.30
  6. Volksbote 2.12.30
  7. Volksbote 1.12.1930