Kommunalwahlen im oldenburgischen Landesteil Lübeck 1919-1933

Aus SPD Geschichtswerkstatt

Die Kommunalwahlen im oldenburgischen Landesteil Lübeck 1919-1933 waren Wahlen zu Gemeindevertretungen und zum Landesausschuss (ähnlich einem Kreistag). In einigen Teilen großer Gemeinden scheinen auch Ortsausschüsse gewählt worden zu sein[1], dazu liegen aber keine weiteren Informationen vor.

Die SPD erzielte durchgängig hohe Ergebnisse, konnte jedoch meist nur in wenigen Gemeinden eine eigene Mehrheit erzielen.

Kommunalwahlen 1919

Die erste freie Kommunalwahl fand am 6. April 1919 statt. Das Ergebnis fiel für die SPD sehr gemischt aus: Mehrheiten in den Gemeinden Rensefeld, Stockelsdorf und der Landgemeinde Eutin standen u.a. Niederlagen in Bad Schwartau, Eutin, Ost-Ratekau, Ahrensbök und Obernwohlde sowie ein Patt mit bürgerlichen Kräften in West-Ratekau gegenüber.[2] Insgesamt bekam die SPD 86 Sitze gegenüber 96 Bürgerlichen und 2 der USPD.[3] Bei den vorhergehenden Wahlen zur Nationalversammlung und zur Landesversammlung hatte die Partei noch jeweils den ersten Platz im Gebiet erreicht.

Ergebnisse in den Gemeinden nach den Wahlen vom 17. August und 16. November

Die Landesausschusswahl fand erst am 17. August und dann, aus noch unbekannten Gründen[4], erneut am 16. November statt. Zum Zeitpunkt der Generalversammlung der SPD im Gebiet, am 1. Juni des Jahres, stand noch nicht einmal das zukünftige Wahlsystem fest. Die SPD forderte eine allgemeine Verhältniswahl, während im Landtag wohl auch über eine indirekte Wahl durch die Gemeinderäte diskutiert wurde.[5]

Im August holte die SPD 6802 Stimmen von 16.104. Sie landete damit klar auf dem ersten Platz und errang 11 Mandate. Bei der Neuwahl bekam die SPD 7409 Stimmen von insgesamt 17.593 abgegebenen und daher 11 von 26 Sitzen. Ein Sitz fiel zudem an die USPD. Die Wahlbeteiligung war um rund 10% gestiegen, dabei gewann die SPD rund 600 Stimmen dazu. Die im November gewählten SPD-Kandidaten sind oberhalb der Tabelle aufgelistet. In beiden Wahlen jedoch gab es Mehrheiten der drei bürgerlichen Parteien. Die SPD gab an, dass ihre Erwartungen höher waren. Ein Grund wurde im schlechten Wetter gesehen, bei dem ihre Wähler zu Fuß den Weg gescheut hätten wohingegen die Bauern Fuhrwerke gehabt hätten. In den meisten Orten gab es Wahlbündnisse mit den Unabhängigen, aber in Stockelsdorf harte Auseinandersetzungen.[6]

Kommunalwahlen 1921

Am 4. Dezember 1921 fanden gleichzeitig die Gemeinderats- und Landesausschusswahlen statt. In den Gemeinden gewann die SPD insgesamt 80 Mandate. In drei Gemeinden erhielt sie die Mehrheit der Mandate, in sechs gab es ein Patt.

Für die Liste zum Landesausschuss stimmten 8508 Personen, für die Bürgerlichen rund 800 mehr. Die SPD bekam 12 Sitze, ihre Gegner 14.[7] Damit änderte sich nichts an der bisherigen Verteilung.

Kommunalwahl 1924

Sitzverteilung in den 19 Gemeinden nach den Wahlen 1924 und 1921

Die Gemeinderatswahlen fanden statt am 14. Dezember 1924. Die Wahl zum Landesausschuss fand bereits eine Woche zuvor, am 7. Dezember, zeitgleich mit der Reichstagswahl statt.

Bei den Gemeindewahlen errang die SPD 77 von 189 zu vergebenden Sitzen, allerdings nur in zwei Gemeinden eine eigene Mehrheit. In einer Gemeinde konnte sie einen Sitz dazugewinnen, in fünf Gemeinden verlor sie Sitze. In der Gemeinde Obernwohlde wurde noch nach Ständen (Bauern, Kätner, Arbeiter) gewählt!

Für den Landesausschuss bekam die SPD 9136 Stimmen und lag damit um 55 Stimmen auf Platz zwei hinter der „Wirtschaftsliste“. Sie erhielten je 8 Sitze zugeteilt von insgesamt 18. Die Demokratische Partei und das Zentrum hatten sich zusammengetan und bekamen die restlichen beiden Sitze. Die Kommmunisten bekamen nicht einmal 1/10 so viele Stimmen wie die Sozialdemokratie.[8]

Kommunalwahlen 1927

Sitzverteilung in 15 von 19 Gemeinden nach den Wahlen 1927 und 1924

Die Gemeinderatswahlen fanden am 6. November 1927 statt, die für die SPD insgesamt zufriedenstellend gelaufen sein dürfte, sie errang 85 von 195 Mandaten und gewann damit insgesamt drei dazu. Sozialdemokraten wurden in allen 19 Gemeinden gewählt, auch wenn die Tabelle am Tag nach der Wahl noch keine Ergebnisse für Curau, Gnissau, Neukirchen und Oberwohlde ausweist, welche erst am 8.11. veröffentlicht wurden. In sechs Gemeinden konnte die Partei Sitze dazugewinnen und verlor nur in zweien. Allerdings konnte die SPD nur in drei Gemeinden die Mehrheit erzielen und es gab große Unterschiede zwischen den einzelnen Gemeinden.

Am 20. November fand die Landesausschusswahl statt. Die SPD erreichte mit 150 Stimmen Vorsprung vor der bürgerlichen „Einheitsliste“ bei insgesamt 8948 Stimmen knapp den ersten Platz und stellte 9 Sitze im Landesausschuss.

Kommunalwahlen 1930

Ergebnisse in 15 einzelnen Gemeinden 1930

Die wohl letzte Kommunalwahl fand am 23. November 1930 statt:

"Die gestrige Wahl im Landesteil Lübeck ergab ein gegenüber den letzten Wahlen [gemeint ist die Reichstagswahl im September] vollkommen verändertes Bild. Die Nazis konnten nur in ganz beschränkten Bezirken […] Erfolge ausweisen. […] Die Sozialdemokratie konnte im südlichen, an Lübeck grenzenden Landesteil ihre Stärke von 1927 restlos erhalten; im rein agrarischen Norden verlor sie einige Sitze; sie geht mit insgesamt 77 Mandaten (1927: 85) [Anmerkung: von insgesamt 195] aus der Wahl hervor."

Aufgeführt sind die Ergebnisse aus 15 Gemeinden, in den übrigen vier (Landgemeinde Ahrensbök, Siblin, Obernwohlde, Redingsdorf) traf die SPD vermutlich aber auch wieder an.[9] Insgesamt erhielt die SPD in den Gemeinden 7933 Stimmen, fast 2000 weniger als bei den Reichstagswahlen zwei Monate zuvor, was für eine auch damals niedrigere Wahlbeteiligung spricht.[10]

Die Artikelüberschrift "Gut geschlagen" mutet allerdings stark euphemistisch an, da die SPD nur in 3 von 15 aufgeführten Gemeinden die Mehrheit erringen konnte; in immerhin drei weiteren bestand die Mehrheit der Wähler aus Arbeitern, die teils jedoch KPD gewählt hatten.

Die Wahl zum Landesausschuss fand am folgenden Sonntag, dem 30. November, statt. Die SPD erzielte mit insgesamt 8610 Stimmen zwar etwa 800 Stimmen mehr als in der Vorwoche bei einer Wahlbeteiligung von rund 85% und wurde damit die stärkste Partei, verlor jedoch zwei Sitze im Landesausschuss (7 statt vorher 9). Die Mitglieder der Fraktion sind unter der Tabelle aufgeführt. [11]

Ergebnisse der Landesausschusswahlen 1927 und 1930

Zum rasanten Aufstieg der NSDAP analysierte der Volksbote: "Die verängstigten Kleinbürger fielen auf die nationalsozialistischen Phrasen rein und die hochtrabenden Agrarier waren ihnen von vornherein ergeben. Die alte Reaktion ersteht unter dem augenblicklich modernen Zeichen des Hakenkreuzes."[12]

Einzelnachweise

  1. Lübecker Volksbote 3.12.1921, S. 6
  2. Lübecker Volksbote, Montag, den 7. April 1919, S. 3.
  3. Bericht auf dem Parteitag im Lübecker Volksboten 2.6.1919
  4. Leider sind die Ausgaben des Volksboten Juli bis September 1919 verloren bzw. zumindest nicht im Archiv der sozialen Demokratie überliefert
  5. Lübecker Volksbote 2.6.1919
  6. Lübecker Volksbote 17.11.1919
  7. Lübecker Volksbote am 5.12.1921
  8. [1] Lübecker Volksbote 8.12.1924, S. 6
  9. Lübecker Volksbote vom 24.11.1930 Für Mittwoch, den 19. November, hatte die SPD noch zu einer Wahlkampfveranstaltung in Bad Schwartau eingeladen, siehe Lübecker Volksbote vom 17.11.1930
  10. Volksbote 25.11.30
  11. Volksbote 2.12.30
  12. Volksbote 1.12.1930