Doppelspitze

Aus SPD Geschichtswerkstatt
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Unter einer Doppelspitze versteht die SPD einen Vorstand mit zwei Vorsitzenden.

Die Anfänge

Erstmals hatte die SPD 1875 eine Doppelspitze als Ergebnis der Zusammenlegung von ADAV und SDAP zur SAP. Wilhelm Hasenclever, der Präsident des ADAV, und Georg Wilhelm Hartmann von der SDAP wurden auf dem Vereinigungsparteitag in Gotha als gleichberechtigte Vorsitzende gewählt. In dieser Tradition behielt die SPD zwei Vorsitzende bis zum Verbot durch die Nazis 1933. In der Weimarer Republik gab es zwischenzeitlich sogar drei Vorsitzende.

Männer-Troikas

Nach der Wiedergründung 1945 gab es immer nur einen Vorsitzenden, dafür aber einen, später drei stellvertretende Vorsitzende. "Troikas", die in einem Artikel zum Thema[1] dazugerechnet werden, beruhten jedoch nicht auf parteiinternen Wahlen, sondern auf der informellen Zusammenarbeit jeweils dreier Spitzenpolitiker der Partei. Bekanntestes Beispiel ist das Dreiergespann aus Willy Brandt, Herbert Wehner und Helmut Schmidt; die früheste "Troika" bildeten ab 1957 Fritz Erler, Herbert Wehner und Carlo Schmid.[2]

Eine weitere Stellvertretung wurde eingeführt für die Frauen, eine für die Ostdeutschen und zuletzt eine sechste für Ralf Stegner. Der sollte eigentlich Generalsekretär werden, konnte das aber nicht, weil dieser Posten mit Yasmin Fahimi mit einer Frau besetzt werden sollte.

Die echte Doppelspitze

2019 wurde erstmals wieder eine Doppelspitze für die Parteiführung gewählt - diesmal nicht, um die verschiedenen Partei-Flügel zu vertreten, sondern um mit einem Mann und einer Frau die Partei zu führen. In einem längeren Beteiligungsprozess mit einem abschließenden Mitgliedervotum wurden Saskia Esken und Norbert Walter-Borjans zu den neuen SPD-Vorsitzenden gewählt. 2021 trat "NoWaBo" nicht wieder an; für ihn wählte die Partei Lars Klingbeil.

Unterhalb der Landesebene konnten schon ein paar Jahre länger Doppelspitzen gewählt werden. Der erste Ortsverein in Schleswig-Holstein ist seit 2018 der Ortsverein Kiel-West/Altstadt. Wirklich verbreitet hat sich das aber erst, als es im Statut der SPD auf allen Ebenen ermöglicht wurde. In Schleswig-Holstein war der erste Kreisverband mit einer Doppelspitze der Kreisverband Lübeck.

Literatur

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Fried, Nico: Bis dass der Streit euch scheidet, Süddeutsche Zeitung, 25.6.2019
  2. Weber, Petra: Carlo Schmid (München 1996), S. 575 und weitere