Carl Jessen

Aus SPD Geschichtswerkstatt
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Carl Jessen
Geboren: 28. November 1882
Gestorben: 3. Mai 1945

Carl Christian Jessen * 28. November 1882 in Morsum; † 3. Mai 1945 entweder im KZ Neuengamme oder auf der CAP ARCONA in der Neustädter Bucht; Schmied, Unternehmer. Mitglied der SPD seit 1918.[1]

Leben & Beruf

Carl Jessen wurde als zweites von acht Kindern der Eheleute August Friedrich Jessen und Anna geb. Volquartzen in Morsum auf der Insel Sylt geboren. Er erlernte das Schmiedehandwerk und arbeitete ab 1907 zunächst als Lokomotivführer zwischen Kappeln und Schleswig, bevor er eine Anstellung bei der Sylter Inselbahn annahm. 1908 heiratete er die Tinnumerin Germine Engeline Möller, mit der er einen Sohn und zwei Töchter bekam.

Ab 1922 wandte er sich dem Gastgewerbe zu und wurde ein erfolgreicher Unternehmer. Er kaufte das 100-Betten-Hotel "Skandinavia" (später "Haus Nordmark"), dann das Gästehaus "Nordwacht" und ein weiteres in unmittelbarer Nachbarschaft. Die "Nordwacht" diente auch als Sitz der Freimaurerloge Frisia zur Nordwacht, der Jessen angehörte.

Partei & Politik

1918 trat Carl Jessen in die SPD ein und war bis 1933 Stadtverordneter in Westerland. Während der nationalsozialistischen Herrschaft war er ein offener Kritiker der Machthaber und bekannt dafür, den britischen "Feindsender" zu hören.[2] Während des Zweiten Weltkriegs wurde er zur Arbeit bei der Inselbahn dienstverpflichtet und blieb dort für seine politischen Ansichten bekannt. So erinnert sich Willi Witte, ein ehemaliger Lehrling bei der Inselbahn, an ihn als eine Respektsperson unter den Kollegen, der sich trotz der politischen Spannungen nicht scheute, seine Meinung offen zu äußern.[3]

Am 22. August 1944 wurde er im Rahmen der nationalsozialistischen Verhaftungswelle "Aktion Gewitter" nach dem Attentat auf Hitler zusammen mit anderen Westerländern verhaftet und in das KZ Neuengamme gebracht. Anders als einige seiner Mitgefangenen wurde er nicht freigelassen. Trotz der Bitten seiner Ehefrau blieb er bis zur Auflösung des Lagers im Frühjahr 1945 inhaftiert. Die geschwächten Häftlinge wurden auf einen Todesmarsch nach Lübeck geschickt. Carl Jessens Schicksal ist ungeklärt; er starb entweder auf diesem Marsch oder kam bei der Bombardierung der CAP ARCONA am 3. Mai 1945 ums Leben.

Ehrungen

Der Künstler Gunter Demnig verlegte einen Stolperstein für Carl Jessen vor der Johann-Möller-Straße 20 in Westerland/Sylt.

Einzelnachweise

  1. Dieser Artikel basiert auf den Recherchen für den Stolperstein.
  2. Zarp, Frank: Als das NS-Gewitter Sylt erreichte, Sylter Rundschau, 2.5.1998
  3. LEMO: Willi Witte: Verhaftung 1944, 2001