1944

Aus SPD Geschichtswerkstatt

Zwei Ereignisse bestimmen - zumindest in der Rückschau - das vorletzte Kriegsjahr: die Landung der Westalliierten in der Normandie am 6. Juni, mit der die zweite Front in Europa eröffnet wird, und das gescheiterte Attentat von Wehrmachtsoffizieren um Claus Graf Schenk von Stauffenberg, das zu umfangreichen Verhaftungen führt, weil die Gruppe mit Widerständlern aus unterschiedlichsten Bevölkerungsgruppen vernetzt ist. U.a. sind Julius Leber und Hermann Lüdemann Funktionen in der geplanten neuen Regierung zugedacht.

Am 1. August erheben sich in Warschau Polen gegen die deutsche Besatzung. Der Aufstand wird - unter führender Beteiligung von Nazis aus Schleswig-Holstein wie dem SS-Führer Heinz Reinefarth - blutig niedergeschlagen. Die Rote Armee steht vor Warschau.

Ende des Jahres sind große Teile der von Deutschland eroberten Gebiete befreit; die Alliierten haben die Reichsgrenzen von 1937 überschritten.

Januar

Februar

März

April

Mai

  • 18. Mai - Nach Genehmigung durch das Reichssicherheitshauptamt beginnen die Nazis in Kiel mit dem Bau des "Arbeitserziehungslagers" Nordmark, besser bekannt als "KZ am Russee".

Juni

Juli

  • 5. Juli - Julius Leber wird von den Nazis erneut verhaftet.
  • 14. Juli - Das 274. Infanterie-Regiment der Deutschen Wehrmacht verübt in San Polo, Toskana ein Massaker als "Vergeltung" für Partisanenangriffe, in dessen Verlauf mindestens 54 Dorfbewohner bestialisch ermordet werden, darunter nur wenige Partisanen. Zu den drei Stabsoffizieren vor Ort gehört Klaus Konrad.
  • 18. Juli - Die Genossenschaftswohnung der Familie Sakmirda am Hohenstaufenring wird durch einen Bombentreffer zerstört. Theodor Sakmirda kann nach fünf Stunden verletzt aus den Trümmern geborgen werden.
  • 18. Juli - Margarete Haller kommt in Villingen-Schwenningen zur Welt.
  • 20. Juli - Gescheitertes Attentat auf Hitler in seinem Hauptquartier "Wolfsschanze", das zahlreiche Verhaftungen auch in Schleswig-Holstein auslöst.

August

  • Karl Jahr entzieht sich der anlaufenden Verhaftungswelle Aktion Gewitter in Löbau (Westpreußen), wird jedoch kurz darauf zum Volkssturm eingezogen und desertiert; bis Kriegsende versteckt er sich zunächst in Danzig, dann bei seiner Familie in Nortorf.
  • 22./23. August - Der Verhaftungswelle Aktion Gewitter fallen auch in Schleswig-Holstein zahlreiche Gegnerinnen und Gegner der NS-Diktatur zum Opfer. Die verhafteten Männer werden zunächst ins KZ Neuengamme verschleppt, die Frauen innerhalb der nächsten zwei Monate entlassen. Auch Kurt Schumacher wird erneut verhaftet und nach Neuengamme gebracht, aber schon im September wieder entlassen.
  • 30. August - Fritz Weber stirbt mit 49 Jahren im KZ Neuengamme, nach offizieller Mitteilung durch Selbstmord.

September

Oktober

  • Albert Schulz wird nach seiner Verhaftung im Rahmen der Aktion Gewitter freigelassen, da ihm keine antifaschistische Tätigkeit nachgewiesen werden kann.
  • Auguste Ebeling wird schwerkrank aus der Haft in ihren Heimatort Heide entlassen.
  • 4. Oktober - Heinrich Boschen stirbt mit 60 Jahren in Pinneberg an zuvor im KZ Neuengamme erlittenen Misshandlungen.
  • 31. Oktober - Carl Ullrich stirbt unter ungeklärten Umständen mit 55 Jahren im KZ Neuengamme. Vermutet wird, dass er ein Opfer eines Aufsehers wurde, der Hunderte Häftlinge durch Spritzen von Benzin ermordete.

November

Dezember

Nicht datiert

  • Meinhard Albrecht aus Husum kommt, möglicherweise im Zusammenhang mit der Aktion Gewitter, ins KZ.
  • Georg Appel aus Glückstadt wird wegen "defätistischer" Äußerungen zum Tode verurteilt und erschossen.
  • Egon Bahr wird "unehrenhaft" aus der Deutschen Wehrmacht entlassen: Unter seinen Vorfahren haben die Nazis eine jüdische Großmutter gefunden.
  • Anni Krahnstöver verliert in Königsberg ihre Wohnung durch einen Bombentreffer und kehrt mit ihrer Familie nach Oppeln/Oberschlesien zurück.
  • Otto Passarge wird zum Kriegsdienst eingezogen.
  • Christine Petersen aus Husum wird verhaftet; sie entkommt dem Transport ins KZ nur, weil der Zug wegen Tieffliegerbeschuß zurück nach Kiel fährt.
  • Johann Vorbrook wird für vier Monate inhaftiert, möglicherweise im Zusammenhang mit der Aktion Gewitter.