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'''1914-1919''' Im Ersten Weltkrieg herrscht auch in Oldenburg der '''1914''' von Kaiser Wilhelm II. ausgerufene, sogenannte „Burgfrieden“: Bei den Landtagswahlen '''1916''' haben die bisherigen Abgeordneten keine Gegenkandidaten. Heinrich Fick und Johann Bull bleiben bis zur Auflösung des Parlaments am '''18. Februar 1919''' Abgeordnete und sind dabei, als der Landtag das demokratische reine Verhältniswahlrecht einführt.<ref name=":0" />
'''1914-1919''' Im Ersten Weltkrieg herrscht auch in Oldenburg der '''1914''' von Kaiser Wilhelm II. ausgerufene, sogenannte „Burgfrieden“: Bei den Landtagswahlen '''1916''' haben die bisherigen Abgeordneten keine Gegenkandidaten. Heinrich Fick und Johann Bull bleiben bis zur Auflösung des Parlaments am '''18. Februar 1919''' Abgeordnete und sind dabei, als der Landtag das demokratische reine Verhältniswahlrecht einführt.<ref name=":0" />


'''6. November 1918''' In [[Ortsverein Eutin|Eutin]], der Hauptstadt des Fürstentums Lübeck, besetzen revolutionäre Soldaten und Matrosen aus Lübeck Kasernen und das Rathaus, wo sie den Bürgermeister [[Albert Mahlstedt]] (1861-1943) für abgesetzt erklären und inhaftieren. Zum so etablierten Soldatenrat gesellt sich einen Tag später ein Arbeiterrat. In diesem engagieren sich als schwer verwundeter Kriegsveteran auch der sozialdemokratische Zimmermann [[Karl Fick]] (1881-1945) aus Stockelsdorf, ein Bruder von Heinrich Fick, sowie der sozialdemokratische Schlosser [[Johannes Ketelhohn]] aus Bad Schwartau. Zusammen mit dem Eutiner [[Otto Hildebrandt]] fungieren sie als „Beigeordnete“ des wieder eingesetzten Bürgermeisters Mahlstedt. Politischen Gestaltungsspielraum gibt es für den Arbeiter- und Soldatenrat kaum, er hat angesichts des bevorstehenden Winters hauptsächlich damit zu tun, die Versorgung mit Lebensmitteln sicherzustellen.<ref name=":7">Prühs, Ernst-Günther: ''[https://lb-eutin.kreis-oh.de/index.php?id=263 Geschichte der Stadt Eutin. 2. Auflage., Eutin 1994]'', S.274-277</ref>
'''6. November 1918''' In [[Ortsverein Eutin|Eutin]], der Hauptstadt des Fürstentums Lübeck, besetzen revolutionäre Soldaten und Matrosen aus Lübeck Kasernen und das Rathaus, wo sie den Bürgermeister Albert Mahlstedt (1861-1943) für abgesetzt erklären und inhaftieren. Zum so etablierten Soldatenrat gesellt sich einen Tag später ein Arbeiterrat. In diesem engagieren sich als schwer verwundeter Kriegsveteran auch der sozialdemokratische Zimmermann [[Karl Fick]] (1881-1945) aus Stockelsdorf, ein Bruder von Heinrich Fick, sowie der sozialdemokratische Schlosser [[Johannes Ketelhohn]] aus Bad Schwartau. Zusammen mit dem Eutiner [[Otto Hildebrandt]] fungieren sie als „Beigeordnete“ des wieder eingesetzten Bürgermeisters Mahlstedt. Politischen Gestaltungsspielraum gibt es für den Arbeiter- und Soldatenrat kaum, er hat angesichts des bevorstehenden Winters hauptsächlich damit zu tun, die Versorgung mit Lebensmitteln sicherzustellen.<ref name=":7">Prühs, Ernst-Günther: ''[https://lb-eutin.kreis-oh.de/index.php?id=263 Geschichte der Stadt Eutin. 2. Auflage., Eutin 1994]'', S.274-277</ref>


'''8. Dezember 1918''' Der Eutiner Arbeiter- und Soldatenrat veröffentlicht eine Bilanz seiner bisherigen Arbeit sowie ein umfassendes Programm seiner politischen Ziele. Dazu gehören der Ausbau der Sozialversicherungen, Reformen im Gesundheits- und Bildungswesen, Demokratisierung des Militärs und die schrittweise Vergesellschaftung der Produktionsmittel. Eindeutig ist die Haltung des Rates in der umstrittenen Frage der zukünftigen Staatsform: Er vesteht sich ausdrücklich als „vorübergehende, für die Zeit der Umwälzung geschaffene Organisation“, und kündigt an, zurückzutreten, sobald die allgemeine deutsche Nationalversammlung gewählt ist und „diese den Staat aufbauen wird“ auf der Grundlage der „Gleichheit alles dessen, was Menschenantlitz trägt!“ Zu den sechs Unterzeichnern des Aufrufs gehören auch Johannes Ketelhohn und Karl Fick.<ref name=":8">Aufruf im [https://lb-eutin.kreis-oh.de/index.php?id=263 Anzeiger für das Fürstentum Lübeck, Sonntag, den 8. Dezember 1918], S.4</ref>
'''8. Dezember 1918''' Der Eutiner Arbeiter- und Soldatenrat veröffentlicht eine Bilanz seiner bisherigen Arbeit sowie ein umfassendes Programm seiner politischen Ziele. Dazu gehören der Ausbau der Sozialversicherungen, Reformen im Gesundheits- und Bildungswesen, Demokratisierung des Militärs und die schrittweise Vergesellschaftung der Produktionsmittel. Eindeutig ist die Haltung des Rates in der umstrittenen Frage der zukünftigen Staatsform: Er vesteht sich ausdrücklich als „vorübergehende, für die Zeit der Umwälzung geschaffene Organisation“, und kündigt an, zurückzutreten, sobald die allgemeine deutsche Nationalversammlung gewählt ist und „diese den Staat aufbauen wird“ auf der Grundlage der „Gleichheit alles dessen, was Menschenantlitz trägt!“ Zu den sechs Unterzeichnern des Aufrufs gehören auch Johannes Ketelhohn und Karl Fick.<ref name=":8">Aufruf im [https://lb-eutin.kreis-oh.de/index.php?id=263 Anzeiger für das Fürstentum Lübeck, Sonntag, den 8. Dezember 1918], S.4</ref>

Version vom 5. Dezember 2021, 09:03 Uhr

Der Ortsverein Bad Schwartau ist eine Gliederung im Kreisverband Ostholstein.

Geschichte

vor 1890 Schon „unter dem Socialistengesetze“ gibt es in Schwartau Menschen, die sich für die sozialdemokratischen Ideale von Freiheit, Gerechtigkeit und Solidarität starkmachen und die Not der Arbeiterklasse zur Sprache bringen. Ihre Versammlungen halten sie in „Lindner's Hotel“ ab.[1]

zwischen 1890 und 1894 Der Kriegerverein und der Turnverein, die ebenfalls in Lindners Hotel tagen, bewegen den Wirt dazu, den Sozialdemokraten das Lokal zu verweigern. Die finden Ersatz in den Lokalen des „Gastwirthes Harder am Riesebusch“ und „des Gastwirthes Sternberg in Rensefeld“ und gründen gleich darauf den „Socialdemokratischen Verein“. Doch obwohl das mittlerweile wieder legal ist, werden die Sozialdemokraten weiter behindert und schikaniert. „Man denuncirte uns bei unseren Arbeitgebern“, heißt es in einem zeitgenössischen Bericht. Ebenfalls gegründet wird in Schwartau ein „Verein zur Bekämpfung der ‚Socialdemokratie‘“.[1]

18. Februar 1894 Bei einer von den Schwartauer Sozialdemokraten organisierten Volksversammlung in Offendorf am Hemmelsdorfer See spricht der Genosse Theodor Bartels aus Lübeck über „die politische Lage und die Socialdemokratie“. Auf Störversuche reagiert der Redner so geschickt, dass er am Ende „großen Beifall“ vom Publikum erhält, das vorwiegend aus Landarbeitern und Bauern besteht.[1]

23. Februar 1894 Für eine Volksversammlung in Rensefeld, die von „nahe 300 Personen“ besucht wird, ist Clara Zetkin aus Stuttgart angekündigt. Da die prominente Sozialdemokratin aber aus unbekannten Gründen kurzfristig ausfällt, springt als „Retter in der Noth“ „Freund Bartels“ aus Lübeck ein und hält einen „sehr beifälligen Vortrag“ über „die Frauen des Mittelalters“. Seine Schwartauer Gastgeber sind begeistert von dem Ersatzmann: „Da er es gut versteht, den Landleuten es so auseinanderzusetzen, daß sie es leicht fassen können, so findet er in unserm Kreis stets freundliche Aufnahme.“ Zu kritisieren haben die Schwartauer Genossen aber, „daß oft die Landleute auf's Glatteis geführt werden, wie jetzt wieder durch Frau Zetkin; denn solche Referentinnen, sowie auch Referenten (Reichstagsabgeordnete) wollen nur in großen Städten sprechen und wäre es wünschenswerth, daß bald eine andere Handhabung geschaffen würde.“[1]

28. September 1902 Über 1000 Besucher nehmen an der Einweihungsfeier der Bismarcksäule auf dem Pariner Berg teil. Besonders seit 1898, dem Todesjahr Bismarcks, entstanden überall in Deutschland solche Türme. In Schwartau hatte sich seit 1900 ein deutschnationaler Herrenklub um den Rechtsanwalt Hans Christoph Böhmcker (1870-1956) dafür eingesetzt.[2]Der bis heute hartnäckig kolportierten Legende, der Bau des Turmes sei restlos aus den Spenden[3]einer ungeteilt dankbaren und begeisterten Bevölkerung bestritten worden[4], hält die SPD damals entgegen, dass „die Bismarckianer“ zur Deckung einer Finanzierungslücke um die Genehmigung einer Lotterie ersuchen müssen. Die Erlaubnis zur Ausgabe von „5000 Loosen á 1 Mark“ erteilt die Regierung im Oktober 1902. Bismarck, so der Kommentar des sozialdemokratischen „Lübecker Volksboten“, „würde sich noch im Grabe umdrehen,“ wenn er sähe, „wie einer lumpigen Säule wegen der Bettelsack geschwungen werden muß.“[5]

21. Juli 1905 Im Fürstentum Lübeck, einem Landesteil des Großherzogtums Oldenburg, gibt es „571 organisierte Genossen“, in fünf Orten sind Sozialdemokraten im Gemeinderat vertreten. Eine sozialdemokratische Mehrheit gibt es im Gemeinderat von Schwartau.[6]Die Rechte des Kommunalparlaments sind allerdings derart begrenzt, dass zum Beispiel der Schwartauer Gemeindevorsteher noch im Sommer 1905 die Aufforderung der SPD-Fraktion ignorieren kann, den vorgeschriebenen Kassenbericht für das Jahr 1903 vorzulegen.[7]

September 1905 Bei den Wahlen zum Oldenburger Landtag gewinnt die SPD alle Wahlmänner in Stockelsdorf, Schwartau und – damals noch eine selbständige Landgemeinde – Rensefeld. Vom Wahlmännergremium in den Landtag gewählt wird dann als erster sozialdemokratischer Abgeordneter für den Landesteil Lübeck der Dreher Emil Zeidler aus Schwartau.[6]

Herbst 1908 Bei einer erneuten Landtagswahl geht das „Schwartauer“ Mandat der SPD wieder verloren.[6]

1911 Bei der ersten Direktwahl (ohne Wahlmänner) zum Oldenburger Landtag gewinnt die SPD drei der vier Sitze im Fürstentum Lübeck. Für den Südbezirk, zu dem auch Schwartau und Rensefeld gehören, ziehen zwei Stockelsdorfer Genossen in den Landtag ein: der Maurer Heinrich Fick (1874–1953) und der Gärtner Johann Bull.[6]

1914-1919 Im Ersten Weltkrieg herrscht auch in Oldenburg der 1914 von Kaiser Wilhelm II. ausgerufene, sogenannte „Burgfrieden“: Bei den Landtagswahlen 1916 haben die bisherigen Abgeordneten keine Gegenkandidaten. Heinrich Fick und Johann Bull bleiben bis zur Auflösung des Parlaments am 18. Februar 1919 Abgeordnete und sind dabei, als der Landtag das demokratische reine Verhältniswahlrecht einführt.[6]

6. November 1918 In Eutin, der Hauptstadt des Fürstentums Lübeck, besetzen revolutionäre Soldaten und Matrosen aus Lübeck Kasernen und das Rathaus, wo sie den Bürgermeister Albert Mahlstedt (1861-1943) für abgesetzt erklären und inhaftieren. Zum so etablierten Soldatenrat gesellt sich einen Tag später ein Arbeiterrat. In diesem engagieren sich als schwer verwundeter Kriegsveteran auch der sozialdemokratische Zimmermann Karl Fick (1881-1945) aus Stockelsdorf, ein Bruder von Heinrich Fick, sowie der sozialdemokratische Schlosser Johannes Ketelhohn aus Bad Schwartau. Zusammen mit dem Eutiner Otto Hildebrandt fungieren sie als „Beigeordnete“ des wieder eingesetzten Bürgermeisters Mahlstedt. Politischen Gestaltungsspielraum gibt es für den Arbeiter- und Soldatenrat kaum, er hat angesichts des bevorstehenden Winters hauptsächlich damit zu tun, die Versorgung mit Lebensmitteln sicherzustellen.[8]

8. Dezember 1918 Der Eutiner Arbeiter- und Soldatenrat veröffentlicht eine Bilanz seiner bisherigen Arbeit sowie ein umfassendes Programm seiner politischen Ziele. Dazu gehören der Ausbau der Sozialversicherungen, Reformen im Gesundheits- und Bildungswesen, Demokratisierung des Militärs und die schrittweise Vergesellschaftung der Produktionsmittel. Eindeutig ist die Haltung des Rates in der umstrittenen Frage der zukünftigen Staatsform: Er vesteht sich ausdrücklich als „vorübergehende, für die Zeit der Umwälzung geschaffene Organisation“, und kündigt an, zurückzutreten, sobald die allgemeine deutsche Nationalversammlung gewählt ist und „diese den Staat aufbauen wird“ auf der Grundlage der „Gleichheit alles dessen, was Menschenantlitz trägt!“ Zu den sechs Unterzeichnern des Aufrufs gehören auch Johannes Ketelhohn und Karl Fick.[9]

In der Kommunalwahl 1990 wurde Sandra Redmann in die Stadtvertretung gewählt.

Zum "Tag der Ortsvereine" am 4. Mai 2013 im Rahmen des 150. Jahrestages der SPD war Bad Schwartau Ziel einer Sternfahrt von Ortsvereinen aus dem Kreisverband Ostholstein, der "roten Karawane", in der unter anderem rote Trecker mitfuhren.

Vorstände

Jusos

Örtlicher Juso-Vorsitzender ist seit ? Jesper Kolk.

Links

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 1,3 Lübecker Volksbote, Erste Probenummer, 1. Jahrgang, Sonntag, den 18. März 1894, S.9
  2. Bielefeld, Jörg: Bismarckturm aus Granitfindlingen o.J.
  3. Gedenktafel an der Bismarksäule, 1977 gestiftet vom „Gemeinnützigen Bürgerverein Bad Schwartau“
  4. Bremse, Uwe und Christiansen, Jens: Bad Schwartau, Meine Stadt, Bad Schwartau 2012, S.33
  5. NN: Eine Bismarksäule von Spielteufels Gnaden, in: Lübecker Volksbote, Donnerstag, den 23. Oktober 1902, S.3
  6. 6,0 6,1 6,2 6,3 6,4 Vahlenkamp, Werner: Die sozialdemokratischen Landtagsabgeordneten aus dem oldenburgischen Landesteil Lübeck, S. 147f., in: Demokratische Geschichte, Band 6, 1991
  7. Bericht „Aus dem Lande“, in: Norddeutsches Volksblatt, Freitag, den 21. Juli 1905
  8. Prühs, Ernst-Günther: Geschichte der Stadt Eutin. 2. Auflage., Eutin 1994, S.274-277
  9. Aufruf im Anzeiger für das Fürstentum Lübeck, Sonntag, den 8. Dezember 1918, S.4
  10. Vgl. Meldung zum Neujahrsempfang am 25.1.2014 auf der Homepage.