August Biskupek
August Biskupek |
August Robert Biskupek, * 4. Juli 1869 in Gleiwitz/Oberschlesien (heute Gliwice/Polen), † 14. Juli 1925 in Kiel. Former, Kontrolleur. In die SPD eingetreten um 1889.
Leben & Beruf
Über die Kindheit und Jugend von August Biskupek ist bisher wenig ermittelt. Als Beruf seines Vaters ist "Maschinenwärter" angegeben. Er besuchte eine Schule, vermutlich die Volksschule, bis zur Klasse I und schloss sie mit der Beurteilung "Gut" ab. Zu seinen "Militärverhältnissen" heißt es in der Rubrik "Ob zum Militärdienst untauglich": "Landsturm m. Waffe".[1]
1889 kam er mit etwa 20 Jahren nach Kiel. Vermutlich versprach er sich von der wirtschaftlichen Entwicklung des Reichskriegshafens, wo Metallarbeiter benötigt wurden, sichere und besser bezahlte Arbeit. Er arbeitete viele Jahre als Former auf der Kaiserlichen Werft[2]; später war er als "Kontrolleur" tätig[3] - was genau das umfasste, ist nicht ermittelt.
Seit dem 22. Oktober 1891 war er verheiratet, seine Frau war am 29. Februar 1871 geboren[1]. Ihr Name ist dort nicht vermerkt; es handelte sich wohl um Friederike Auguste Wilhelmine, geborene Jürgensen, gestorben 6. April 1954 in Kiel.[4] Das Ehepaar hatte einen Sohn, Johannes August (18.9.1891-9.12.1978, Kiel)[5]. Zur Religion gab er "konfessionslos" an.[1] 1914 wohnte die Familie in der Ahlmannstraße 6.[3]
August Biskupek starb am 14. Juli 1925[6] an einem Herzinfarkt infolge einer Operation, die eine Blinddarmentzündung und ein alter Leistenbruch notwendig gemacht hatten.[2] Die VZ rief ihm mit zeittypischem Pathos nach:
"Ein treuer Parteigenosse, ein ausgezeichneter, stets hilfsbereiter Mensch hat sein arbeitsreiches Leben beendet. In der Kieler Arbeiterschaft wird sein Wirken und Schaffen nicht vergessen werden."[7]
Partei & Politik
Vermutlich erst in Kiel trat August Biskupek in die SPD ein.
"In der gewerkschaftlichen und sozialdemokratischen Parteiorganisation arbeitete er rastlos mit, wenn es ihm auch nicht gegeben war, durch öffentliches Auftreten die Augen auf sich zu lenken. Um so eifriger und erfolgreicher war sein Wirken in der praktischen Arbeit. [In der Kommunalpolitik] fand er für seine Veranlagung und seine menschlichen und geistigen Eigenschaften ein geeignetes Wirkungsfeld."[2]
Von 1912 bis 1919 war er Stadtverordneter.
Ab dem 11. November 1918 war er Beigeordneter beim Kieler Oberbürgermeister, bis er diese Funktion krankheitsbedingt im Februar 1919 aufgeben musste.[8]
Am 11. November 1919 wurde er - zusammen mit den "alten Hasen" Wilhelm Brecour und Wilhelm Poller sowie dem ebenfalls zum ersten Mal gewählten Hermann Adam - in sein Amt als unbesoldeter Stadtrat eingeführt.[1][9] Er gehörte dem Magistrat bis zum 3. November 1924 an. Er und Wilhelm Poller waren beide nicht mehr angetreten; sie schieden am selben Tag aus der Kommunalpolitik aus.[10]
Polizeipräsident
Zum 30. August 1921 ernannte der preußische Innenminister August Biskupek als Nachfolger des in den Ruhestand versetzten Wilhelm Poller zum kommissarischen Polizeipräsidenten von Kiel[11]. Am 25. November des Jahres wurde er endgültig mit der Aufgabe betraut, die er bis zu seinem Tod ausübte.
Er habe in diesem mit "Widerwärtigkeiten und Unannehmlichkeiten aller Art" versehenen Amt erreicht, dass Kiel von weniger gewalttätigen Auseinandersetzungen heimgesucht wurde als andere Städte. Dabei sei er "mit dem ganzen Ernst und der großen Gewissenhaftigkeit, die unserem Genossen eigen waren, [...] der ihm eigenen Klugheit und großem Takt" vorgegangen.[2] Welche "Widerwärtigkeiten" gemeint waren, lässt sich etwa anhand von Verleumdungen in der kommunistischen Hamburger Volkszeitung (Der Aufmarsch des Jungproletariats in Kiel und Osnabrück, 11.7.1925) nachvollziehen. Seine Beamten hätten ihn dagegen sehr geschätzt.
"Nichts zeichnet das klarer und eindrucksvoller als der Nachruf der Beamten des Kieler Polizeipräsidiums, in dem die Billigkeit und Redlichkeit, das Wohlwollen und die Güte des Genossen Biskupek in warmen Worten gepriesen wird."[12]
Einzelnachweise
- ↑ 1,0 1,1 1,2 1,3 Alle Angaben aus dem Personalbogen in seiner Personalakte, Stadtarchiv Kiel, Sig. 25033
- ↑ 2,0 2,1 2,2 2,3 Schleswig-Holstein - Kiel: Polizeipräsident Genosse August Biskupek tot, Lübecker Volksbote, 17.7.1925, Beilage 2, Seite 1
- ↑ 3,0 3,1 Adressbuch Kiel 1914: Aug. R. Biskupek, Kontrolleur
- ↑ Sterbeurkunde im Sterberegister Standesamt III, Signatur 36, Urkunde 395 (Stadtarchiv Kiel).
- ↑ Sterbeurkunde im Sterberegister Standesamt Mitte, Signatur 15.2, Urkunde 3739 (Stadtarchiv Kiel). - Laut Personalbogen des Vaters war er 1892 geboren, was besser zum Heiratsdatum passen würde.
- ↑ Sterbeurkunde im Sterberegister Standesamt Kiel I, Signatur 16, Urkunde 584 (Stadtarchiv Kiel)
- ↑ Zitiert in August Biskupek=Kiel †, Hamburger Echo, 17.7.1925
- ↑ Rackwitz, Martin: Kiel 1918 (Wachholtz, Hamburg/Kiel 2018) ISBN 978-3-529-05174-6, S. 280: Anmerkung 137
- ↑ Schleswig-Holstein - Kiel: Stadtratswahl, Hamburger Echo, 30.10.1919, Seite 3
- ↑ Vermerk der Stadtverwaltung vom 18.11.1924 in der Personalakte von Wilhelm Poller, Stadtarchiv Kiel, Sig. 24779, unnummeriert
- ↑ Von August Biskupek unterzeichneter Vermerk in der Personalakte von Wilhelm Poller, Stadtarchiv Kiel, Sig. 24779, Blatt 144
- ↑ August Biskupek=Kiel †, Hamburger Echo, 17.7.1925