Sozialdemokratische Arbeiterpartei

Aus SPD Geschichtswerkstatt
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Der 'Goldene Löwe' in Eisenach, einer der beiden Tagungsorte des Gründungsparteitages der SDAP, heute eine nationale Gedenkstätte

Die Sozialdemokratische Arbeiterpartei (SDAP) wurde am 8. August 1869 in Eisenach gegründet. August Bebel, Wilhelm Liebknecht und andere Sozialisten, die nicht Ferdinand Lassalle gefolgt waren, gehörten zu den Initiatoren. Theodor Yorck wechselte einige Jahre später aus dem ADAV zu ihr.

Nach dem Tod Ferdinand Lassalles 1864 mehrte sich die Kritik an dessen ADAV. Es gebe zu wenig innerparteiliche Demokratie und zu wenig Nähe zu den Gewerkschaften, hieß es von Seiten der Kritiker*innen. Zudem monierten sie, dass der ADAV eine kleindeutsche Lösung zur Gründung eines deutschen Staates unterstütze.[1]

"[...] die SDAP ist die Gegenorganisation zum autokratisch geführten Allgemeinen Deutschen Arbeiter Verein (ADAV), den Ferdinand Lassalle 1863 gegründet hatte. Seit seinem frühen Tod wird der Arbeiterführer dort kultisch verehrt, was viele Sozialdemokraten aus dem ADAV treibt. Hinzu kommt die starke Stellung des Vorsitzenden, und die mangelnde innerparteiliche Demokratie."[2]

Im Eisenacher Programm der SDAP wurden die Abschaffung der Klassenherrschaft und die Errichtung des "freien Volksstaates" gefordert. Die Partei war demokratisch von unten nach oben aufgebaut und verurteilte die autoritäre Organisation des ADAV. Sie hatte es aber schwer, sich gegen den ADAV durchzusetzen, der den Menschen "dritter Klasse" die Möglichkeit der Identifikation mit der politischen Arbeit vermittelte. Der Stimmzettel war für diese Menschen, die täglich 12-16 Stunden arbeiteten und bei geringen Löhnen mit mangelhaftem Arbeitsschutz in unwürdigen Wohnverhältnissen lebten, eine Hoffnung.

Erinnerungstafel am Goldenen Löwen

"Die "Eisenacher", wie man sie nannte, gewannen in Schleswig-Holstein keine Bedeutung. Nur in Schleswig, Wesselburen und Kiel brachte der Drechsler Schmidt aus Nassau, ihr wichtigster Agitator, kleine Gruppen zustande. Rauhbeinige Auseinandersetzungen zwischen Lassalleanern und Eisenachern gingen bis zur Versammlungssprengung."[3]

Mit einer Gerichtsentscheidung vom 25. Juni 1874 setzte die Verfolgungswelle der "Ära Tessendorf" ein. Der Berliner Staatsanwalt Hermann Tessendorf erwirkte einen Gerichtsbeschluss, der in Preußen alle ADAV-Gemeinden verbot. Auch die SDAP war betroffen.[4]

1875 vereinigte sich die SDAP mit dem ADAV zur Sozialistischen Arbeiterpartei Deutschlands (SAP), die sich nach der Aufhebung des Sozialistengesetzes 1890 schließlich in SPD umbenannte.

Siehe auch

Links

Einzelnachweise

  1. Jordan, Jonas: Warum SPD-Gründer Ferdinand Lassalle mit nur 39 Jahren stirbt, vorwaerts.de, 17.4.2023
  2. Horsmann, Thomas: Gründung der SDAP: Warum vor 150 Jahren eine zweite Arbeiterpartei entstand, vorwaerts.de, 8.8.2019
  3. Osterroth, Franz: 100 Jahre Sozialdemokratie in Schleswig-Holstein. Ein geschichtlicher Überblick (Kiel o. J. [1963]), S. 11
  4. Herzig, Arno / Baukloh, Sonja: Sozialdemokratie und Sozialistengesetz in Westfalen. In: Herzig, Arno / Linde, Erdmann (Hrsg.): Vor hundert Jahren - Die Arbeiterbewegung in Westfalen und an der Ruhr unter dem Sozialistengesetz. Darstellung und Dokumentation (Selbstverlag des SPD-Parteibezirks Westliches Westfalen, Dortmund 1978)