Heinrich Wellenbrink

Aus SPD Geschichtswerkstatt
Version vom 7. Dezember 2025, 15:38 Uhr von Skw (Diskussion | Beiträge)
(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied)
Heinrich Wellenbrink
Heinrich Wellenbrink
Heinrich Wellenbrink
Geboren: 23. Januar 1896
Gestorben: 18. Mai 1974

Heinrich Karl Wellenbrink, * 23. Januar 1896 in Oldendorf bei Halle/Westfalen (heute Halle), † 18. Mai 1974 in Bremen; Verwaltungsbeamter, Bürgermeister. Mitglied der SPD ab 1920.

Leben & Beruf

Heinrich Wellenbrink wurde als Sohn des Landwirts und Zimmermanns Wilhelm Wellenbrink und seiner Frau Katharina (geb. Vossmeier) geboren.[1] Nach der Volksschule in Oldendorf machte er von 1910 bis 1913 in Halle eine Verwaltungsausbildung, arbeitete danach in verschiedenen westfälischen Verwaltungen. Am Ersten Weltkrieg nahm er ab Juli 1915 als Kriegsfreiwilliger teil; er war an der Westfront eingesetzt. Nach der Entlassung aus der Armee im Dezember 1918 kehrte er auf seine letzte Arbeitsstelle in Wanne/Westfalen zurück.[2]

Am 1. November 1922 nahm er eine Tätigkeit als Obersekretär in der Stadtverwaltung Uetersen auf.

Am 27. Juli 1923 heirateten er und Olga, geb. Stanke. Ihre Tochter Olga Ingeborg Erna wurde am 1. April 1927 geboren. Die Familie wohnte an der Lohe 19 in Uetersen.

Nach seiner Entlassung als Bürgermeister verließ er Uetersen und wurde Kaufmann in Bremen. 1938 trat er den beiden größten NS-Massenorganisationen "Nationalsozialistische Volkswohlfahrt" und "Deutsche Arbeitsfront" bei - "ein Zugeständnis an die Machthaber, um seinen Beruf ausüben zu können".[3] Aktivitäten im Sinne dieser Organisationen sind nicht ermittelt.

1945/46 wurde er zunächst als kommissarischer Landrat, dann als Oberkreisdirektor im Kreis Halle/Westfalen, wo er geboren war, eingesetzt. Seinen Lebensmittelpunkt behielt er aber offenbar in Bremen, denn 1947 war er Vertreter des Landes Bremen im Ernährungs- und Landwirtschaftsrat in Stuttgart.[4]

Partei & Politik

Heinrich Wellenbrink trat im September 1920 in die SPD ein.

Mit der Kommunalwahl 1924 wurde er Stadtverordneter in Uetersen[5], nach der Kommunalwahl wurde er am 3. Dezember 1929[6] zum Stadtrat und stellvertretenden Bürgermeister gewählt.[7]

Bürgermeister

Am 16. März 1930 wurde er in direkter Wahl mit 2336 von 2578 gültigen Stimmen[8] (90,6 %) auf 12 Jahre zum Bürgermeister von Uetersen gewählt; die Wahlbeteiligung lag bei 56,6 %. Er trat sein Amt am 30. April 1930 an.[9] Zügig brachte den Bau der Friedrich-Ebert-Schule auf den Weg, sorgte dafür, dass die Gasversorgung der Stadt modernisiert wurde, und richtete städtische Speisungen für die Kinder der Arbeitslosen ein.

Ab 18. Februar 1931 lief ein Disziplinarverfahren gegen Heinrich Wellenbrink. Ihm wurde vorgeworfen, "amtswidrig und pflichtvergessen" gehandelt zu haben. Die­ses Ver­fah­ren wur­de von einem Uetersener NS-Stadt­ver­ord­ne­ten bei der Al­tona­er Staats­an­walt­schaft an­ge­strengt.

"Wäh­rend der vier­jäh­ri­gen Dau­er des Ver­fah­rens än­der­te sich des­sen Ziel: zu Be­ginn ging es um die Sus­pen­die­rung des Bür­ger­meis­ters, später dann dar­um, ihm keine Pension zahlen zu müssen."[10]

Am 30. September 1935 wurde das Verfahren eingestellt.[11] Von den sie­ben erhobenen Be­schul­di­gun­gen bestätigte die Dienst­straf­kam­mer nur eine, sah sie jedoch "als nicht so schwer­wie­gend" an. Heinrich Wellenbrink wurde daher nicht ver­ur­teilt.[12]

In diesen vier Jahren war viel passiert: Schon am 25. März 1933, kurz nach der Machtübergabe an die Nazis, wurde Heinrich Wellenbrink beurlaubt, auf Grund des Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums vom 7. April 1933 dann endgültig seines Amtes enthoben.

"Im März machten die Nazis ernst: Unter dramatischen Umständen wurden die Vertreter der "marxistischen Landesverratspartei" aus dem Rathaus "entfernt". Verhöre, Festnahmen und Konzentrationslager drohten. Alfred Hornig, damals Polizeihauptwachtmeister in Uetersen, stellte sich den Nazis mit gezogener Pistole in den Weg, als Bürgermeister Wellenbrink von den "Volkserneuerern" verschleppt werden sollte."[13]

Dieser Eintrag erklärt wohl auch, weshalb eine von Heinrich Wellenbrinks Personalentscheidungen von seinen Gegnern besonders, auch öffentlich, angeprangert wurde, nämlich die "Ver­kür­zung der Pro­be­zeit von A. Hor­nig 1932".[14] Dieser war vermutlich ebenfalls als Sozialdemokrat bekannt, man wollte korruptes Verhalten des Bürgermeisters belegen. Alfred Hornig überstand die NS-Zeit und wurde um 1960 Uetersens Bürgervorsteher.[13]

Ehrungen

Im Dezember 2010 erhielt eine Straße in Uetersen den Namen "Heinrich-Wellenbrink-Weg".[15]

Literatur & Links

  • Mirow, Robin: Wellenbrink, Heinrich. In: Sönke Zankel, Doris Schmidt, Lars Koesterke (Hrsg.): Das Uetersen-Lexikon (Kiel 2012) ISBN 978-388312-421-6, S. 168–170
  • Mosler, Lothar: Erinnerungen an Persönlichkeiten unserer Stadt. Wer war Heinrich Wellenbrink? In: Heimatmuseum Uetersen
  • Schubert, Christina: Heinrich Wellenbrink – Der letzte demokratische Bürgermeister Uetersens vor 1933, in: Zankel, Sönke (Hrsg.): Uetersen und die Nationalsozialisten – Von Weimar bis in die Bundesrepublik. Neue Forschungsergebnisse von Schülern des Ludwig-Meyn-Gymnasiums (Kiel 2010) ISBN 978-388312-4179, S. 35–66
  • Spurensuche im Kreis Pinneberg

Einzelnachweise

  1. Wikipedia: Heinrich Wellenbrink, abgerufen 7.12.2025
  2. Schubert, S. 38
  3. Entschädigungsantrag von Heinrich Wellenbrink vom 27.12.1946, zit. bei Schubert, S. 61
  4. Voss-Louis, Angelika: Neuanfang auf Trümmern. Die Tagebücher des Bremer Bürgermeisters Theodor Spitta 1945–1947 (Biographische Quellen zur deutschen Geschichte nach 1945 Bd. 13, Oldenbourg Verlag, München 1992), ISBN 3-486-55938-9, S. 484, Anm. 281
  5. Die Vor­schrift, wo­nach ein städ­ti­scher Be­diens­te­ter nicht gleich­zei­tig Stadt­ver­ord­ne­ter sein konn­te, war be­reits 1919 auf­ge­ho­ben wor­den. Vgl. Spurensuche im Kreis Pinneberg - Heinrich Wellenbrink, Anm. 8, abgerufen 7.12.2025
  6. Stadtarchiv Uetersen, Akte A II 26. Vgl. Spurensuche im Kreis Pinneberg - Heinrich Wellenbrink, Anm. 9, abgerufen 7.12.2025
  7. Bekanntmachung des Magistrats der Stadt Uetersen, Uetersener Nachrichten, 18.11.1929
  8. Uetersener Nachrichten, 17.3.1930
  9. Schubert, S. 43
  10. Schubert, S. 51
  11. Mirow, S. 169 f.
  12. Schubert, S. 58
  13. 13,0 13,1 SPD Uetersen: Geschichte des Ortsvereins Uetersen, abgerufen 30.12.2024
  14. Spurensuche im Kreis Pinneberg - Heinrich Wellenbrink, abgerufen 7.12.2025
  15. Mirow, S. 170