1920
Staatsoberhaupt ist Reichspräsident Friedrich Ebert. Reichskanzler ist bis März Gustav Bauer, danach Hermann Müller.
SPD-Vorsitzende sind Hermann Müller und Otto Wels. "Provisorischer" Vorsitzender des Bezirksverbandes Schleswig-Holstein ist Rudolf Hackelberg. Dieser übergibt zu einem noch ungeklärten Zeitpunkt vermutlich in diesem Jahr die Geschäfte an Willy Verdieck.
In Bremen rufen KPD und USPD im Januar eine sozialistische Republik aus; sie wird im Februar niedergeschlagen. Am 15. Januar werden Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht für ihre führende Rolle in der Novemberrevolution in Berlin von Freikorps-Angehörigen ermordet.
Im März beendet der bislang größte Generalstreik der arbeitenden Bevölkerung in Deutschland den Kapp-Lüttwitz-Putsch gegen die Weimarer Republik innerhalb von vier Tagen. 12 Millionen Menschen folgen den Aufrufen der Gewerkschaften sowie verschiedener Organisationen und Parteien. Als Reaktion auf den Putsch bricht der kommunistische Ruhraufstand aus, den Einheiten der Reichswehr Anfang April niederschlagen.
Die Verfassunggebende Nationalversammlung löst sich nach Erfüllung ihres Auftrages am 21. Mai auf.
Im Oktober finden innerhalb weniger Tage Parteitage der MSPD und der USPD statt, die für das Schicksal der Sozialdemokratie in der Weimarer Republik entscheidend werden. Ein großer Teil der USPD schließt sich der KPD an.
Januar
- In den ersten Monaten des Jahres gründen Toni Jensen, die den Vorsitz übernimmt, Sophie Lützen und andere einen Ortsausschuss der Arbeiterwohlfahrt in Kiel.
- 1. Januar - Gründung der Kieler Jungsozialisten, später Juso 22.
- 5. Januar - Kurt Semprich kommt in Stolp/Pommern (heute Słupsk/Polen) zur Welt.
- 20. Januar - Peter Empen wird auf Nordstrand geboren.
- 22. Januar - Günter Widulle kommt in Breslau zur Welt.
Februar
- 4. Februar - Die Nationalversammlung verabschiedet das Betriebsrätegesetz. Erstmals in Deutschland gibt es für Betriebe ab einer Größe von zwanzig Beschäftigten die Verpflichtung, Betriebsräte wählen zu lassen.
- 10. Februar - Volksabstimmung in Nordschleswig, nach deren Ergebnis der Verlauf der heutigen deutsch-dänischen Staatsgrenze festgelegt wird. Die Organisation auf deutscher Seite liegt maßgeblich in der Hand von Eduard Adler und seiner Mitarbeiter Karl Meitmann, August Rathmann und Hermann Brennecke.
- 15. Februar - Die Arbeitsgemeinschaft der sozialdemokratischen Ortsvereine des Kreises Stormarn wird auf Betreiben von Louis Biester gegründet, der vermutlich auch den Vorsitz übernimmt. Sie ist der Vorgänger des Kreisverbands Stormarn.
- 28. Februar - Lotti Krabbenhöft kommt zur Welt.
März
- 1. März - In Schacht-Audorf gründet sich ein Ortsausschuss der Arbeiterwohlfahrt.
- 13. März - Auch in Schleswig-Holstein und im Landesteil Lübeck führt der Kapp-Lüttwitz-Putsch zu Chaos und Blutvergießen, zieht sich sogar noch etwas länger hin als im übrigen Reich, weil er hier von der Reichswehr aktiv unterstützt wird. Die Stadt Lübeck - um diese Zeit noch selbstständiger Bundesstaat - wird dagegen kaum von den Unruhen berührt. In Rostock organisiert Albert Schulz die Arbeiterwehr. An der deutschen Ostgrenze führt Julius Leber seine Einheit auf die Seite der rechtmäßigen Regierung; dafür wird er später von der Reichswehr entlassen.
- 14. März - Volksabstimmung: In der Zone 2 des Landesteils Schleswig stimmen die Menschen über die Zugehörigkeit zu Deutschland oder Dänemark ab und entscheiden sich für das Deutsche Reich. Die Abstimmung kann trotz der Unruhen durch den Kapp-Lüttwitz-Putsch durchgeführt werden.
- 18. März - Unter Führung von Mitgliedern des SPD-Ortsvereins gründet die Büdelsdorfer Gemeindevertretung eine 200 Mann starke Bürgerwehr zur Abwehr des Kapp-Lüttwitz-Putsches.
- 18. März - In Schleswig kommt es zu Gefechten zwischen rechtsgerichteten Soldaten der Garnison im Schloss Gottorf, die den Putsch unterstützen, und bewaffneten republiktreuen Anhängern der Schleswiger Arbeiterparteien. Dabei sterben mehrere Soldaten und der Lederarbeiter Heinrich Fabian. Hermann Clausen und 'Jack' Meitmann sind maßgeblich an der Niederschlagung des Kapp-Putsches in der Provinzhauptstadt beteiligt.
- 29. März - Hermann Lüdemann wird preußischer Finanzminister.
April
- 1. April - Der Bezirksverband Schleswig-Holstein hat laut Tätigkeitsbericht an diesem Tag 86.287 Mitglieder.
- 19. April - Der "Fahnenfonds" des Ortsvereins Neumühlen-Dietrichsdorf enthält fast 500 Mark.
- 21. April - Richard Bünemann kommt in Hamburg zur Welt.
Mai
- 1. Mai - In Büdelsdorf nimmt die von der Gemeindevertretung beschlossene Gemeindesparkasse ihren Betrieb auf.
Juni
- 6. Juni - Reichstagswahl und Wahl zum Oldenburgischen Landtag und damit im Landesteil Lübeck. In der Landtagswahl verliert die SPD 3 Sitze, bleibt aber mit 25,87 % stärkste Kraft.
- 15. Juni - Abtretung Nordschleswigs an Dänemark infolge des Ergebnisses der Volksabstimmung vom 10. und 14. Februar.
- 24. Juni - Heinrich Kürbis legt sein Reichstagsmandat nieder, um sich voll seinem Amt als Oberpräsident von Schleswig-Holstein zu widmen.
Juli
- 1. Juli - Eduard Adler wird - zunächst kommissarisch - als Landrat des Kreises Eckernförde eingesetzt.
- 16. Juli - Die Freie Volksbühne Kiel wird unter dem Vorsitz von Edmund Söhnker wiederbegründet.
- 26. Juli - Ernst Fleischner kommt in Neuteich/Danzig zur Welt.
August
- 29. August - Friedrich Noll wird in Bad Segeberg geboren.
September
- Bruno Verdieck tritt in die SPD ein.
- In Schacht-Audorf gründet sich eine Freie Turnerschaft.
- 24. September - Erwin Lingk kommt in Lehntal/Ostpr. zur Welt.
- 26. September - Albin Strobel wird als erster Sozialdemokrat zum hauptamtlichen Bürgermeister von Kellinghusen gewählt; die Wahlzeit beträgt 12 Jahre.
Oktober
- 10.-16. Oktober - SPD-Parteitag in Kassel. Die Jungsozialisten, deren Wurzeln auch in Kiel liegen, werden als Gliederung für junge Erwachsene nach der Sozialistischen Arbeiterjugend anerkannt.
- 12.-17. Oktober - Außerordentlicher Reichsparteitag der USPD in Halle/Saale. Wilhelm Schweizer und Luise Zietz gehören zu der Minderheit der Delegierten, die gegen den Beitritt zur KPD stimmen.
- 16. Oktober - Otto Balzersen wird in Flensburg geboren.
- 29. Oktober - Im Gefolge des reichsweiten Auseinanderbrechens der USPD spaltet sich auch deren Ortsverein in Neumühlen-Dietrichsdorf. Zunächst besteht dort die geschrumpfte Partei unter dem ehemaligen SPD-Mitglied Karl Suhling weiter.
November
- "Ende des Jahres", vielleicht also auch im Dezember, übernimmt Sophie Lützen die Leitung des Kieler Ortsausschusses der Arbeiterwohlfahrt von Toni Jensen.
- 7.-8. November: Bezirksparteitag in Kiel.
Dezember
- 21. Dezember - Leo Langmann kommt in Kiel zur Welt.
- 26. Dezember - Carl Legien stirbt mit 59 Jahren in Berlin.
Nicht datiert
- Anna Schröder und Anni Leffler schließen sich der Sozialistischen Arbeiterjugend an.
- Paul Dölz ist von der USPD zur SPD zurückgekehrt und wird Parteisekretär im Unterbezirk I.
- Emma Drewanz und Nanny Kurfürst übernehmen die Leitung der Frauengruppe des Sozialdemokratischen Vereins Groß-Kiel.
- Karl Feldmann wird Bezirksvorsitzender Schleswig-Holstein des Arbeiterturn- und -sportbundes.
- Selma Flick, Erich Hagenah, Paul Nevermann, Ludwig Preller, Fritz Sänger, Gustav Schatz, Richard Schenck und Bruno Verdieck treten in die SPD ein, möglicherweise auch Wilhelm Käber und Otto Voss.
- Christian Heuck verlässt die von ihm mitgegründete SPD Wesselburen und wechselt zur KPD.
- Heinrich Reimers übernimmt von W. Troost erneut den Vorsitz des Distrikts Neumühlen-Dietrichsdorf.
- Louise Schroeder wird zur Stadtverordneten in Altona (Holstein) gewählt.
- Claudius Wriedt übernimmt den Vorsitz der SPD Nortorf vom Genossen Schönbeck.
- Die SPD Neustadt-Land gründet sich.