Björn Engholm: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Björn Engholm''', * [[9. November]] [[1939]] in [[Lübeck|Lübeck-Moisling]], war Landtags- und Bundestagsabgeordneter, SPD-Parteivorsitzender und schaffte es 1988 nach 38 Jahren CDU-Regierung Ministerpräsident von Schleswig-Holstein zu werden.  
'''Björn Engholm''', * [[9. November]] [[1939]] in [[Lübeck|Lübeck-Moisling]], war Landtags- und Bundestagsabgeordneter, Parteivorsitzender, und wurde [[1988]], nach 38 Jahren CDU-Regierung, zum Ministerpräsidenten von Schleswig-Holstein gewählt.  


== Leben und Beruf ==
== Leben und Beruf ==


Nach der Mittleren Reife lernte er Schriftsetzer, erlangte die Hochschulreife nach dem Besuch der Akademie für Wirtschaft und Politik in Hamburg als graduierter Sozialwirt und schloss das Studium von Politik, Volkswirtschaft und Soziologie an der Universität Hamburg als Diplom-Politologe ab.  
Nach der Mittleren Reife lernte er Schriftsetzer, erlangte auf dem 2. Bildungsweg die Hochschulreife und schloss den Besuch der Akademie für Wirtschaft und Politik in Hamburg als graduierter Sozialwirt ab. Sein Studium von Politik, Volkswirtschaft und Soziologie an der Universität Hamburg beendete er als als Diplom-Politologe.  


== Politischer Werdegang ==
== Politischer Werdegang ==
Schon seit 1958 Mitglied der Industriegewerkschaft Druck und Papier, trat Engholm 1962 in die SPD ein und war 1965-1968 Vorsitzender der Lübecker Jungsozialisten.
Schon seit 1958 Mitglied der Industriegewerkschaft Druck und Papier, trat Engholm 1962 in die SPD ein und war 1965-1968 Vorsitzender der Lübecker [[Jusos|Jungsozialisten]].


=== Bundestag ===
Am [[29. Mai]] [[1991]] wählte ihn die SPD als Nachfolger von [[Hans-Jochen Vogel]] zum Vorsitzenden der Gesamtpartei. Damit war er gleichzeitig als Kanzlerkandidat für die [[Bundestagswahl 1994]] gesetzt.


Am [[2. Dezember]] [[1968]] melden die Kieler Nachrichten:
=== Bundestag/Bundesregierung ===
 
Am [[2. Dezember]] [[1968]] meldeten die Kieler Nachrichten:


: "'''SPD: Student kandidiert''' - Auf ihrem außerordentlichen Kreisparteitag nominierte am Sonntag die Lübecker SPD als Bundestagskandidaten für den Wahlkreis 11 (Lübeck) bei den [[Bundestagswahl 1969|Bundestagswahlen 1969]]" den 29jährigen Studenten Björn Engholm. Engholm erhielt 108 von 160 Stimmen, der bisherige Bundestagsabgeordnete [[Karl Regling]] nur 49 Stimmen. [...]"<ref>Kieler Nachrichten ''SPD: Student kandidiert'', 2. Dezember 1968</ref>
: "'''SPD: Student kandidiert''' - Auf ihrem außerordentlichen Kreisparteitag nominierte am Sonntag die Lübecker SPD als Bundestagskandidaten für den Wahlkreis 11 (Lübeck) bei den [[Bundestagswahl 1969|Bundestagswahlen 1969]]" den 29jährigen Studenten Björn Engholm. Engholm erhielt 108 von 160 Stimmen, der bisherige Bundestagsabgeordnete [[Karl Regling]] nur 49 Stimmen. [...]"<ref>Kieler Nachrichten ''SPD: Student kandidiert'', 2. Dezember 1968</ref>


Von 1969 bis zu seinem Wechsel in den Kieler Landtag [[1983]] blieb Björn Engholm Bundestagsabgeordneter - stets direkt gewählt im Wahlkreis Lübeck.
Von [[1969]] bis zu seinem Wechsel in den Schleswig-Holsteinischen Landtag [[1983]] blieb Björn Engholm Bundestagsabgeordneter - stets direkt gewählt im Wahlkreis Lübeck.


1977 wurde Engholm Parlamentarischer Staatssekretär im Bildungsministerium, 1981-1982 war er Bundesminister für Bildung und Wissenschaft.
[[1977]] wurde er zum Parlamentarischen Staatssekretär im Bildungsministerium berufen, vom [[28. Januar]] [[1981]] bis [[1. Oktober]] [[1982]] war er Bundesminister für Bildung und Wissenschaft. Seine Nachfolge als Parlamentarischer Staatssekretär übernahm [[Eckart Kuhlwein]].
 
[[17. September]] [[1982]] - [[1. Oktober]] [[1982]] Nach dem Rücktritt der liberalen Minister und Parlamentarischen Staatssekretäre übernahm Björn Engholm in der sozialdemokratischen Minderheitsregierung zusätzlich das Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten.


=== Landtag ===
=== Landtag ===


1983 holte er als Spitzenkandidat bei den schleswig-holsteinischen Landtagswahlen das bis dahin beste Ergebnis der SPD und blieb als Oppositionsführer im Landtag.  
[[1983]] holte Björn Engholm als Spitzenkandidat bei den schleswig-holsteinischen Landtagswahlen mit der SPD ihr bis dahin bestes Ergebnis und wurde Oppositionsführer im Landtag.  


=== Ministerpräsident ===
=== Ministerpräsident ===
1987 erreichte die Landes-SPD unter Engholm trotz der später aufgedeckten Machenschaften des CDU-Ministerpräsidenten Barschel<ref>Der Spiegel, 7. Juni 1993: ''Björn und die Detektive. Der Sozialdemokrat Engholm im Visier der Geheimdienste'' [http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-13682591.html Link]</ref> ein noch besseres Ergebnis, ohne eine parlamentarische Mehrheit zustande bringen zu können. Nach den Neuwahlen des Landtags 1988 nach Rücktritt und Tod Barschels wurde Engholm Ministerpräsident von Schleswig-Holstein.  
[[1987]] erreichte die Landes-SPD unter Björn Engholm trotz der später aufgedeckten Machenschaften des CDU-Ministerpräsidenten Barschel<ref>Der Spiegel, 7. Juni 1993: ''Björn und die Detektive. Der Sozialdemokrat Engholm im Visier der Geheimdienste'' [http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-13682591.html Link]</ref> ein noch besseres Ergebnis, konnte allerdings nicht die parlamentarische Mehrheit erreichen. Nach der Neuwahl des Landtags auf Grund von Barschels Rücktritt wurde Engholm am [[8. Mai]] [[1988]] Ministerpräsident von Schleswig-Holstein.  


Am [[29. Mai]] [[1991]] wählte ihn die SPD als Nachfolger von Hans-Jochen Vogel zum Vorsitzenden der Gesamtpartei. Als solcher fungierte er auch als Kanzlerkandidat.
Am [[3. Mai]] [[1993]] trat er wegen Erschütterung seiner Glaubwürdigkeit in der "Barschel-Pfeiffer/Schubladen-Affäre" von seinen Ämtern als Ministerpräsident Schleswig-Holsteins und SPD-Bundesvorsitzender zurück und blieb bis [[7. November]] [[1994]] einfacher Landtagsabgeordneter. Seit Auslaufen seiner politischen Ämter ist er als freier Publizist tätig, insbesondere im Bereich der Kunst, und nimmt Ehrenämter vor allem im Kulturbereich wahr.
 
Am [[3. Mai]] [[1993]] trat Engholm wegen Erschütterung seiner Glaubwürdigkeit in der "Barschel-Pfeiffer/Schubladen-Affäre" von seinen Ämtern zurück und blieb bis [[7. November]] [[1994]] einfacher Landtagsabgeordneter. Seit Auslaufen seiner politischen Ämter ist Engholm als freier Publizist tätig, insbesondere im Bereich der Kunst, und nimmt Ehrenämter vor allem im Kulturbereich wahr.
 
* ? - [[28. Januar]] [[1981]] '''Parlamentarischer Staatssekretär''' im Bundesministerium für Bildung und Wissenschaft. Als Björn Engholm zum Bundesminister für Bildung und Wissenschaft ernannt wurde, wurde [[Eckart Kuhlwein]] sein Nachfolger.
* [[28. Januar]] [[1981]] - [[1. Oktober]] [[1982]] '''Bundesminister für Bildung und Wissenschaft'''
* [[17. September]] [[1982]] - [[1. Oktober]] [[1982]] Nach dem Rücktritt der liberalen Minister und Parlamentarischen Staatssekretäre übernahm Björn Engholm in der sozialdemokratischen Minderheitsregierung zusätzlich das '''Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten'''
* 1983 - ? Fraktionsvorsitzender der SPD Landtagsfraktion Schleswig-Holstein
* [[8. Mai]] [[1988]] - [[3. Mai]] [[1993]] '''Ministerpräsident des Landes Schleswig-Holstein'''
* [[29. Mai]] [[1991]] - [[3. Mai]] [[1993]] '''Bundesvorsitz der SPD'''


== Politik ==
== Politik ==
Nach der Wahl Engholms zum Ministerpräsidenten wurde im Landtag im Juni 1988 eine [[Enquete-Kommission für die Verfassungs- und Parlamentsreform, 1988|Enquete-Kommission]] und danach einen Sonderausschuss ins Leben gerufen. Durch deren Ergebnisse wurde eine substantielle Parlaments- und Verfassungsreform eingeleitet:
Nach der Wahl Engholms zum Ministerpräsidenten wurde im Landtag im Juni [[1988]] eine [[Enquete-Kommission für die Verfassungs- und Parlamentsreform, 1988|Enquete-Kommission]] und danach einen Sonderausschuss ins Leben gerufen. Durch deren Ergebnisse wurde eine substantielle Parlaments- und Verfassungsreform eingeleitet. Die Ergebnisse:
* Das Parlament verfügt danach über weitreichende Initiativ-, Kontroll-, Frage- und Auskunftsrechte
* Das Parlament verfügt über weitreichende Initiativ-, Kontroll-, Frage- und Auskunftsrechte.
* die Ausschüsse verfügen über ein Selbstbefassungsrecht und tagen öffentlich
* Die Ausschüsse verfügen über ein Selbstbefassungsrecht und tagen öffentlich.
* Untersuchungsausschüsse und Eingabenausschuss erhalten starke neue Rechte
* Untersuchungsausschüsse und der Eingabenausschuss erhalten starke neue Rechte.
* die Unabhängigkeit der Justiz ist durch ein transparentes Richterwahlverfahren gesichert
* Die Unabhängigkeit der Justiz ist durch ein transparentes Richterwahlverfahren gesichert.
* Elemente direkter Demokratie eröffnen dem Volk neue Einflussmöglichkeiten
* Elemente direkter Demokratie eröffnen dem Volk neue Einflussmöglichkeiten.
* neue Staatszielbestimmungen (natürliche Lebensgrundlagen, Gleichstellung, Minderheiten) kommen hinzu.
* Neue Staatszielbestimmungen (natürliche Lebensgrundlagen, Gleichstellung, Minderheiten) werden aufgenommen.


In dieser Zeit wird auch eine [[Landesverfasssung]] erarbeitet, die alte, provisorische [[Landessatzung]] ablöst.
In dieser Zeit wurde auch eine [[Landesverfassung]] erarbeitet, die die alte - provisorische - [[Landesverfassung|Landessatzung]] ablöste.


Weitere Initiativen:
* Frischer Wind in der Verwaltung<ref>DER SPIEGEL 22/1989 ''Die Erben des Dr. Barschel'' [http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-13496147.html Link]</ref>
* Frischer Wind in der Verwaltung<ref>DER SPIEGEL 22/1989 ''Die Erben des Dr. Barschel'' [http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-13496147.html Link]</ref>
* Öffnung der Hochschulen für Nicht-Abiturienten.<ref>DIE ZEIT, 20.3.1992 Nr. 13 ''Nach vier Jahren: Was hat sich in Schleswig-Holstein geändert? Die Millimeter nach dem Erdrutsch'' [http://www.zeit.de/1992/13/die-millimeter-nach-dem-erdrutsch/komplettansicht Link]</ref>
* Öffnung der Hochschulen für Menschen ohne Abitur<ref>DIE ZEIT, 20.3.1992 Nr. 13 ''Nach vier Jahren: Was hat sich in Schleswig-Holstein geändert? Die Millimeter nach dem Erdrutsch'' [http://www.zeit.de/1992/13/die-millimeter-nach-dem-erdrutsch/komplettansicht Link]</ref>
 
* Gleichberechtigung von Männern und Frauen - Schleswig-Holstein war das erste Bundesland, das ein eigenes Ministerium für Frauenpolitik und für die praktische Umsetzung von Art. 3 Abs. 2 des Grundgesetzes<ref>"Männer und Frauen sind gleichberechtigt. Der Staat fördert die tatsächliche Durchsetzung der Gleichberechtigung von Frauen und Männern und wirkt auf die Beseitigung bestehender Nachteile hin."</ref> schuf. Erste Frauenministerin in der Bundesrepublik Deutschland wurde [[Gisela Böhrk]].
== Literatur ==
* Alfred J. Gertler (1991) ''Björn Engholm im Gespräch'', ISBN 3-416-02352-8
* Ludger Fertmann (1993) ''Björn Engholm. Ein Portrait.'' ISBN 3-453-05206-4
* Rainer Burchardt / Werner Knobbe (1993) ''Björn Engholm, die Geschichte einer gescheiterten Hoffnung'' ISBN 3-421-06643-4
* [http://library.fes.de/cgi-bin/populo/fespac.pl?f_PER=engholm,%20bj%F6rn&t_dirlink=x Literatur im Archiv der Friedrich-Ebert-Stiftung]


== Videos ==
== Videos ==
=== NDR Talk Show (1992) ===
=== NDR Talk Show (1992) ===
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== Literatur ==
* Alfred J. Gertler: ''Björn Engholm im Gespräch. Perspektiven sozialdemokratischer Politik'' (Bonn 1991) ISBN 3-416-02352-8
* Ludger Fertmann: ''Björn Engholm. Ein Portrait'' (München 1991) ISBN 3-453-05206-4
* Rainer Burchardt/Werner Knobbe: ''Björn Engholm, die Geschichte einer gescheiterten Hoffnung'' (Stuttgart 1993) ISBN 3-421-06643-4
== Links ==
*[http://lissh.lvn.parlanet.de/cgi-bin/starfinder/0?path=samtflmore.txt&id=fastlink&pass=&search=ID%3D1365&format=WEBVOLLLANG Landtagsinformationssystem]
*[http://library.fes.de/opac/search.do?methodToCall=switchSearchPage&SearchType=1 Literatur von und über Björn Engholm im Archiv der Friedrich-Ebert-Stiftung]


== Quellen ==
== Quellen ==
<references />
<references />

Version vom 21. Juni 2014, 14:12 Uhr

Björn Engholm
Björn Engholm
Björn Engholm
Geboren: 9. November 1939

Björn Engholm, * 9. November 1939 in Lübeck-Moisling, war Landtags- und Bundestagsabgeordneter, Parteivorsitzender, und wurde 1988, nach 38 Jahren CDU-Regierung, zum Ministerpräsidenten von Schleswig-Holstein gewählt.

Leben und Beruf

Nach der Mittleren Reife lernte er Schriftsetzer, erlangte auf dem 2. Bildungsweg die Hochschulreife und schloss den Besuch der Akademie für Wirtschaft und Politik in Hamburg als graduierter Sozialwirt ab. Sein Studium von Politik, Volkswirtschaft und Soziologie an der Universität Hamburg beendete er als als Diplom-Politologe.

Politischer Werdegang

Schon seit 1958 Mitglied der Industriegewerkschaft Druck und Papier, trat Engholm 1962 in die SPD ein und war 1965-1968 Vorsitzender der Lübecker Jungsozialisten.

Am 29. Mai 1991 wählte ihn die SPD als Nachfolger von Hans-Jochen Vogel zum Vorsitzenden der Gesamtpartei. Damit war er gleichzeitig als Kanzlerkandidat für die Bundestagswahl 1994 gesetzt.

Bundestag/Bundesregierung

Am 2. Dezember 1968 meldeten die Kieler Nachrichten:

"SPD: Student kandidiert - Auf ihrem außerordentlichen Kreisparteitag nominierte am Sonntag die Lübecker SPD als Bundestagskandidaten für den Wahlkreis 11 (Lübeck) bei den Bundestagswahlen 1969" den 29jährigen Studenten Björn Engholm. Engholm erhielt 108 von 160 Stimmen, der bisherige Bundestagsabgeordnete Karl Regling nur 49 Stimmen. [...]"[1]

Von 1969 bis zu seinem Wechsel in den Schleswig-Holsteinischen Landtag 1983 blieb Björn Engholm Bundestagsabgeordneter - stets direkt gewählt im Wahlkreis Lübeck.

1977 wurde er zum Parlamentarischen Staatssekretär im Bildungsministerium berufen, vom 28. Januar 1981 bis 1. Oktober 1982 war er Bundesminister für Bildung und Wissenschaft. Seine Nachfolge als Parlamentarischer Staatssekretär übernahm Eckart Kuhlwein.

17. September 1982 - 1. Oktober 1982 Nach dem Rücktritt der liberalen Minister und Parlamentarischen Staatssekretäre übernahm Björn Engholm in der sozialdemokratischen Minderheitsregierung zusätzlich das Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten.

Landtag

1983 holte Björn Engholm als Spitzenkandidat bei den schleswig-holsteinischen Landtagswahlen mit der SPD ihr bis dahin bestes Ergebnis und wurde Oppositionsführer im Landtag.

Ministerpräsident

1987 erreichte die Landes-SPD unter Björn Engholm trotz der später aufgedeckten Machenschaften des CDU-Ministerpräsidenten Barschel[2] ein noch besseres Ergebnis, konnte allerdings nicht die parlamentarische Mehrheit erreichen. Nach der Neuwahl des Landtags auf Grund von Barschels Rücktritt wurde Engholm am 8. Mai 1988 Ministerpräsident von Schleswig-Holstein.

Am 3. Mai 1993 trat er wegen Erschütterung seiner Glaubwürdigkeit in der "Barschel-Pfeiffer/Schubladen-Affäre" von seinen Ämtern als Ministerpräsident Schleswig-Holsteins und SPD-Bundesvorsitzender zurück und blieb bis 7. November 1994 einfacher Landtagsabgeordneter. Seit Auslaufen seiner politischen Ämter ist er als freier Publizist tätig, insbesondere im Bereich der Kunst, und nimmt Ehrenämter vor allem im Kulturbereich wahr.

Politik

Nach der Wahl Engholms zum Ministerpräsidenten wurde im Landtag im Juni 1988 eine Enquete-Kommission und danach einen Sonderausschuss ins Leben gerufen. Durch deren Ergebnisse wurde eine substantielle Parlaments- und Verfassungsreform eingeleitet. Die Ergebnisse:

  • Das Parlament verfügt über weitreichende Initiativ-, Kontroll-, Frage- und Auskunftsrechte.
  • Die Ausschüsse verfügen über ein Selbstbefassungsrecht und tagen öffentlich.
  • Untersuchungsausschüsse und der Eingabenausschuss erhalten starke neue Rechte.
  • Die Unabhängigkeit der Justiz ist durch ein transparentes Richterwahlverfahren gesichert.
  • Elemente direkter Demokratie eröffnen dem Volk neue Einflussmöglichkeiten.
  • Neue Staatszielbestimmungen (natürliche Lebensgrundlagen, Gleichstellung, Minderheiten) werden aufgenommen.

In dieser Zeit wurde auch eine Landesverfassung erarbeitet, die die alte - provisorische - Landessatzung ablöste.

Weitere Initiativen:

  • Frischer Wind in der Verwaltung[3]
  • Öffnung der Hochschulen für Menschen ohne Abitur[4]
  • Gleichberechtigung von Männern und Frauen - Schleswig-Holstein war das erste Bundesland, das ein eigenes Ministerium für Frauenpolitik und für die praktische Umsetzung von Art. 3 Abs. 2 des Grundgesetzes[5] schuf. Erste Frauenministerin in der Bundesrepublik Deutschland wurde Gisela Böhrk.

Videos

NDR Talk Show (1992)

Literatur

  • Alfred J. Gertler: Björn Engholm im Gespräch. Perspektiven sozialdemokratischer Politik (Bonn 1991) ISBN 3-416-02352-8
  • Ludger Fertmann: Björn Engholm. Ein Portrait (München 1991) ISBN 3-453-05206-4
  • Rainer Burchardt/Werner Knobbe: Björn Engholm, die Geschichte einer gescheiterten Hoffnung (Stuttgart 1993) ISBN 3-421-06643-4

Links

Quellen

  1. Kieler Nachrichten SPD: Student kandidiert, 2. Dezember 1968
  2. Der Spiegel, 7. Juni 1993: Björn und die Detektive. Der Sozialdemokrat Engholm im Visier der Geheimdienste Link
  3. DER SPIEGEL 22/1989 Die Erben des Dr. Barschel Link
  4. DIE ZEIT, 20.3.1992 Nr. 13 Nach vier Jahren: Was hat sich in Schleswig-Holstein geändert? Die Millimeter nach dem Erdrutsch Link
  5. "Männer und Frauen sind gleichberechtigt. Der Staat fördert die tatsächliche Durchsetzung der Gleichberechtigung von Frauen und Männern und wirkt auf die Beseitigung bestehender Nachteile hin."