Fürstentum Lübeck

Aus SPD Geschichtswerkstatt
Karte des Fürstentums Lübeck mit Exklaven der Hansestadt Lübeck
Das Fürstentum Lübeck mit Exklaven der Hansestadt Lübeck

Das Fürstentum Lübeck (auch: "Landesteil Lübeck" und "Landesteil Eutin") war bis 1937 Teil des Großherzogtums Oldenburg und nicht von Schleswig-Holstein.

Das Fürstentum Lübeck bestand aus neun Gemeinden[1]: Malente, Eutin, Bosau, Süsel, Ahrensbök, Stockelsdorf, Schwartau, Gleschendorf und Ratekau. Diese umfassten auch die heutigen Ostseebäder Haffkrug, Scharbeutz, Timmendorfer Strand und Niendorf. Die Stadt Lübeck selbst war niemals Teil des Fürstentums. Sie war ein eigenständiger Gliedstaat innerhalb des Deutschen Reiches.

Der Großherzog von Oldenburg hatte schon 1855 die Gründung von Arbeitervereinen verboten. Auch wenn sich dann in den 1860er Jahren der ADAV gründen durfte - es herrschte in der Region eine Tradition der Unterdrückung der Arbeiterbewegung.

1878 trat im ganzen Deutschen Reich das Sozialistengesetz in Kraft, mit dem Otto von Bismarck die Sozialdemokratie in Deutschland zerschlagen wollte. Die Arbeit der Sozialdemokraten auch im Fürstentum Lübeck stand unter Strafe.

Seit dem 1. April 1888 erschien in Bant (heute Teil von Wilhelmshaven) im Großherzogtum Oldenburg die sozialdemokratische Zeitung Nordwacht. Herausgeber war Paul Hug. Da Oldenburg nicht zu Preußen gehörte, wurde das Sozialistengesetz dort laxer verfolgt. Die Nordwacht hatte allein in Kiel 1500 Abonnenten.[2]

1890 lief das Sozialistengesetz aus. Danach versuchte die Obrigkeit, sich bei der Verfolgung der Sozialdemokratie wieder auf das alte Oldenburger Verbot zu berufen, und machte ihr auch weiterhin das Leben schwer.

Ab 1899 dürfen sich politische Vereine auch überörtlich zusammschließen - das "Verbindungsverbot" wurde aufgehoben. Die Sozialdemokraten im Fürstentum Lübeck schlossen sich der Einfachheit halber dem Bezirk Schleswig-Holstein an - auch aus Kostengründen. Die SPD Oldenburg schloss sich dem Bezirk Weser-Ems an. Das schwächte die sozialdemokratischen Kontakte im Großherzogtum Oldenburg.[3]

Fraktion der SPD im oldenburgischen Landtag 1916.
Fraktion der SPD im oldenburgischen Landtag 1916.

1905 gibt es im Fürstentum Lübeck „571 organisierte Genossen“, in fünf Orten sind Sozialdemokraten im Gemeinderat vertreten. Eine sozialdemokratische Mehrheit gibt es im Gemeinderat von Schwartau.[4]

"Nach der Novemberrevolution 1918 begann dann die Diskussion darüber, ob das zersplitterte Oldenburg insgesamt als Freistaat erhalten oder nun eine Neuordnung der Landesteile angestrebt werden sollte. Weil sich die Sozialdemokraten aber nicht darauf einigen konnten, wem das ehemalige Fürstentum Lübeck zugeordnet werden sollte (der Norden war für einen Anschluss an die preußische Provinz Schleswig-Holstein, während der Süden für ein Zusammengehen mit der Freien und Hansestadt Lübeck war) und man den Landesteil auf keinen Fall teilen wollte, setzten sich die bürgerlichen Kräfte mit Hilfe der SPD im Oldenburger Kernland durch. Das zersplitterte Oldenburg-Lübeck-Birkenfeld blieb ein eigenständiges Land der Weimarer Republik."[3]

Das Fürstentum Lübeck gehörte zum Reichstagswahlkreis Großherzogtum Oldenburg 1 (Oldenburg–Eutin–Birkenfeld). Noch während der Sozialistengesetze hatte hier der Lübecker Theodor Schwartz für den Reichstag kandidiert, danach waren es Paul Hug, der Parteivorsitzende aus Ostfriesland und schließlich (1907) Wilhelm Stelling, der spätere Ministerpräsident von Mecklenburg. Trotz sehr guter Ergebnisse für die SPD im Landesteil Lübeck (teilweise über 50%) wurde jedoch keiner von ihnen gewählt. Zu groß war die liberal-konservative Mehrheit in Ostfriesland.[3]

Mit dem Groß-Hamburg-Gesetz wurde der Landesteil Lübeck 1937 als Kreis Eutin vom Freistaat Oldenburg in die preußische Provinz Schleswig-Holstein umgegliedert. Das Gebiet ist heute Teil des Kreises Ostholstein.

Literatur

Siehe auch

Links

Einzelnachweise

  1. Anmerkung: Neun Gemeinden waren es ab 1934. Vorher hießen die Untergliederungen anders und waren verwaltungsmäßig anders zugeordnet. Auch hat sich das Gebiet mehrfach leicht geändert. Genauer ist das in der Wikipedia nachzulesen.
  2. Vgl. Osterroth, Franz: 100 Jahre Sozialdemokratie in Schleswig-Holstein. Ein geschichtlicher Überblick (Kiel o. J. [1963]), Seite 25
  3. 3,0 3,1 3,2 Meyenborg, Ulrich: "125 Jahre Sozialdemokratische Partei Deutschlands Ortsverein Stockelsdorf" (2017)
  4. Vahlenkamp, Werner: "Die sozialdemokratischen Landtagsabgeordneten aus dem oldenburgischen Landesteil Lübeck", Fn. 6, in: Demokratische Geschichte, Band 6, 1991