Hermann Clausen: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Hermann Asmuss Clausen''', * [[24. Juli]] [[1885]] in Eggebek, † [[12. April]] [[1962]] in Schleswig; Bahnbeamter. Mitglied der SPD, später des SSW.
'''Hermann Asmuss Clausen''', * [[24. Juli]] [[1885]] in Eggebek, † [[12. April]] [[1962]] in Schleswig; Bahnbeamter, Bürgemeister. Mitglied der SPD seit [[1919]], später des SSW.


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Nach dem Besuch der Volksschule trat Hermann Clausen in den Dienst der Deutschen Reichsbahn ein, wo er zuletzt im Range ein Reichsbahnobersekretärs tätig war. Von [[1920]] bis [[1929]] war er sozialdemokratischer Stadtverordneter in Schleswig und hier auch bis zur Machtübergabe an die Nazis Stadtrat und Mitglied des Magistrats. Von [[1929]] bis [1933]] war Hermann Clausen Vorsitzender der [[Ortsverein Schleswig|SPD Schleswig]].
Er vertrat den SSW im ersten Deutschen Bundestag.


Nach dem Besuch der Volksschule trat Clausen in den Dienst der Deutschen Reichsbahn ein, wo er zuletzt im Range ein Reichsbahnobersekretärs tätig war. Von 1920 bis 1929 war er sozialdemokratischer Stadtverordneter in Schleswig und hier auch bis 1933 Stadtrat und Mitglied des Magistrats.
Aufgrund seiner politischen Betätigung in der Weimarer Republik stand Hermann Clausen nach [[1933]] unter Beobachtung der nationalsozialistischen Sicherheitsbehörden. Im Zuge der [[Aktion Gewitter]] wurde er im August [[1944]] verhaftet. Er war zunächst in Kiel inhaftiert, später im Konzentrationslager Neuengamme. Dort traf er auf andere Sozialdemokraten. Zum Beispiel den Eckernförder [[Richard Vosgerau]]:


Von 1945 bis 1948 war Clausen zunächst ernannter, ab 1946 gewählter Bürgermeister von Schleswig. Ab 1945 gehörte Clausen dem Kreistag des Kreises Schleswig und ab 1948 auch wieder dem Schleswiger Stadtrat an. Wegen des nationalen, antidänischen Kurses der Schumacher-SPD verließ er im Juli 1946 die SPD und trat nach dem erfolglosen Versuch, eine Sozialdemokratische Partei Südschleswig zu gründen, 1948 dem SSW bei, dessen Vorsitzender er von 1950 bis 1955 war. Am 2. Dezember 1946 wurde Clausen Mitglied des zweiten ernannten Landtags in Schleswig-Holstein und nach der Landtagswahl in Schleswig-Holstein 1947 bis 1950 des Landtages von Schleswig-Holstein. Im Landtag war er als Stellvertreter des ersten Schriftführers Mitglied im Präsidium.
: "Wie Clausen in seinen Erinnerungen berichtet, schliefen beide zeitweilig auf derselben Pritsche, hatten trotz unmenschlicher Lebensumstände ihren Humor nicht ganz verloren und begrüßten einander morgens in der Hoffnung auf eine Zukunft mit den Ämtern, die sie eines Tages bekleiden würden. Vosgerau sagte zu Clausen: 'Guten Morgen, wie haben Herr Bürgermeister geschlafen?' Clausen antwortete: 'Danke, Herr Landrat, für die gütige Frage, sehr gut!' Die beiden sprachen auch über die Aussichten eines Neubeginns. Clausen schimpfte, wie er dazu komme, den Misthaufen der Nazis, den sie in 12 Jahren zusammengetragen hätten, abzuräumen. Und sagte: 'Wenn ich in der Diskussion dann so in Brass war, sah Richard mich an und lächelte: 'Als Bürgermeister von Schleswig brauchst Du gar nicht zu arbeiten, Du brauchst gar nicht mal einen juristischen Berater, keinen Syndikus, Du brauchst nur einen vernünftigen Menschenverstand und einige tüchtige Beamte. Deine Aufgabe ist es, den richtigen Mann an den richtigen Platz zu setzen, nur organisieren, und das kannst du, lieber Freund! Die Arbeit muss gemacht werden für unsere Landsleute, für unser Volk, denn wenn die Nazis abgewirtschaftet haben, müssen wir eine neue Demokratie gründen. Dazu brauchen wir jeden Mann, denn viele von uns sind tot.'"<ref>Green, Ulrich: ''[http://www.beirat-fuer-geschichte.de/fileadmin/pdf/band_22/Demokratische_Geschichte_Band_22_Essay_5.pdf Richard Vosgerau 1933-1945. Von Borby über Neuengamme bis zum Tod in der Neustädter Bucht]'', in: ''Demokratische Geschichte'' 22(2011), S. 143-166</ref>


Von 1949 bis 1953 war er auch Mitglied des Deutschen Bundestages. Er wurde über die SSW-Landesliste Schleswig-Holstein gewählt und gehörte als einziger Vertreter seiner Partei dem Bundestag zunächst als fraktionsloser Abgeordneter an. Am 23. Januar 1952 schloss er sich dann der Fraktion der Föderalistischen Union (FU) an.
Hermann Clausen wurde am [[19. September]] [[1944]] nach vielfältigen Interventionen seines als Marineoffizier tätigen Sohnes aus Neuengamme entlassen. Er entging damit dem Schicksal vieler Inhaftierter wie [[Richard Vosgerau]], die zu Kriegsende auf das Gefängnisschiff [[Cap Arcona]] gebracht wurden und dort am [[3. Mai]] [[1945]] bei einem britischen Luftangriff ums Leben kamen. An diesem Tag, wenige Tage vor der endgültigen Kapitulation des Nazi-Regimes, gründete Hermann Clausen den [[Ortsverein Schleswig]] neu.  


Clausen war verheiratet.
Von [[1945]] bis [[1948]] war Hermann Clausen zunächst ernannter, ab [[1946]] gewählter Bürgermeister von Schleswig. Ab [[1945]] gehörte Hermann Clausen dem Kreistag des Kreises Schleswig und ab [[1948]] auch wieder dem Schleswiger Stadtrat an. Wegen des nationalen, [[Sozialdemokratische Partei Flensburgs (SPF)|antidänischen Kurses der Schumacher-SPD]] verließ er im Juli [[1946]] die SPD und trat nach dem erfolglosen Versuch, eine Sozialdemokratische Partei Südschleswig zu gründen, 1948 dem SSW bei, dessen Vorsitzender er von [[1950]] bis [[1955]] war.
 
Am [[2. Dezember]] [[1946]] wurde Hermann Clausen Mitglied des zweiten ernannten Landtags in Schleswig-Holstein und nach der Landtagswahl in Schleswig-Holstein [[1947]] bis [[1950]] des Landtages von Schleswig-Holstein. Im Landtag war er als Stellvertreter des ersten Schriftführers Mitglied im Präsidium.
 
Von [[1949]] bis [[1953]] war er auch Mitglied des Deutschen Bundestages. Er wurde über die SSW-Landesliste Schleswig-Holstein gewählt und gehörte als einziger Vertreter seiner Partei dem Bundestag zunächst als fraktionsloser Abgeordneter an. Am [[23. Januar]] [[1952]] schloss er sich dann der Fraktion der Föderalistischen Union (FU) an.
 
Hermann Clausen war verheiratet.


== Ehrungen ==
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*{{Wikipedia}}
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== Quellen ==
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[[Kategorie:Kreisverband Schleswig-Flensburg|Clausen, Hermann]]
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[[Kategorie:Vervollständigen|Clausen, Hermann]]
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Version vom 25. Juli 2019, 12:08 Uhr

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Hermann Clausen
Geboren: 24. Juli 1885
Gestorben: 12. April 1962

Hermann Asmuss Clausen, * 24. Juli 1885 in Eggebek, † 12. April 1962 in Schleswig; Bahnbeamter, Bürgemeister. Mitglied der SPD seit 1919, später des SSW.

Nach dem Besuch der Volksschule trat Hermann Clausen in den Dienst der Deutschen Reichsbahn ein, wo er zuletzt im Range ein Reichsbahnobersekretärs tätig war. Von 1920 bis 1929 war er sozialdemokratischer Stadtverordneter in Schleswig und hier auch bis zur Machtübergabe an die Nazis Stadtrat und Mitglied des Magistrats. Von 1929 bis [1933]] war Hermann Clausen Vorsitzender der SPD Schleswig.

Aufgrund seiner politischen Betätigung in der Weimarer Republik stand Hermann Clausen nach 1933 unter Beobachtung der nationalsozialistischen Sicherheitsbehörden. Im Zuge der Aktion Gewitter wurde er im August 1944 verhaftet. Er war zunächst in Kiel inhaftiert, später im Konzentrationslager Neuengamme. Dort traf er auf andere Sozialdemokraten. Zum Beispiel den Eckernförder Richard Vosgerau:

"Wie Clausen in seinen Erinnerungen berichtet, schliefen beide zeitweilig auf derselben Pritsche, hatten trotz unmenschlicher Lebensumstände ihren Humor nicht ganz verloren und begrüßten einander morgens in der Hoffnung auf eine Zukunft mit den Ämtern, die sie eines Tages bekleiden würden. Vosgerau sagte zu Clausen: 'Guten Morgen, wie haben Herr Bürgermeister geschlafen?' Clausen antwortete: 'Danke, Herr Landrat, für die gütige Frage, sehr gut!' Die beiden sprachen auch über die Aussichten eines Neubeginns. Clausen schimpfte, wie er dazu komme, den Misthaufen der Nazis, den sie in 12 Jahren zusammengetragen hätten, abzuräumen. Und sagte: 'Wenn ich in der Diskussion dann so in Brass war, sah Richard mich an und lächelte: 'Als Bürgermeister von Schleswig brauchst Du gar nicht zu arbeiten, Du brauchst gar nicht mal einen juristischen Berater, keinen Syndikus, Du brauchst nur einen vernünftigen Menschenverstand und einige tüchtige Beamte. Deine Aufgabe ist es, den richtigen Mann an den richtigen Platz zu setzen, nur organisieren, und das kannst du, lieber Freund! Die Arbeit muss gemacht werden für unsere Landsleute, für unser Volk, denn wenn die Nazis abgewirtschaftet haben, müssen wir eine neue Demokratie gründen. Dazu brauchen wir jeden Mann, denn viele von uns sind tot.'"[1]

Hermann Clausen wurde am 19. September 1944 nach vielfältigen Interventionen seines als Marineoffizier tätigen Sohnes aus Neuengamme entlassen. Er entging damit dem Schicksal vieler Inhaftierter wie Richard Vosgerau, die zu Kriegsende auf das Gefängnisschiff Cap Arcona gebracht wurden und dort am 3. Mai 1945 bei einem britischen Luftangriff ums Leben kamen. An diesem Tag, wenige Tage vor der endgültigen Kapitulation des Nazi-Regimes, gründete Hermann Clausen den Ortsverein Schleswig neu.

Von 1945 bis 1948 war Hermann Clausen zunächst ernannter, ab 1946 gewählter Bürgermeister von Schleswig. Ab 1945 gehörte Hermann Clausen dem Kreistag des Kreises Schleswig und ab 1948 auch wieder dem Schleswiger Stadtrat an. Wegen des nationalen, antidänischen Kurses der Schumacher-SPD verließ er im Juli 1946 die SPD und trat nach dem erfolglosen Versuch, eine Sozialdemokratische Partei Südschleswig zu gründen, 1948 dem SSW bei, dessen Vorsitzender er von 1950 bis 1955 war.

Am 2. Dezember 1946 wurde Hermann Clausen Mitglied des zweiten ernannten Landtags in Schleswig-Holstein und nach der Landtagswahl in Schleswig-Holstein 1947 bis 1950 des Landtages von Schleswig-Holstein. Im Landtag war er als Stellvertreter des ersten Schriftführers Mitglied im Präsidium.

Von 1949 bis 1953 war er auch Mitglied des Deutschen Bundestages. Er wurde über die SSW-Landesliste Schleswig-Holstein gewählt und gehörte als einziger Vertreter seiner Partei dem Bundestag zunächst als fraktionsloser Abgeordneter an. Am 23. Januar 1952 schloss er sich dann der Fraktion der Föderalistischen Union (FU) an.

Hermann Clausen war verheiratet.

Ehrungen

Nach ihm ist die Hermann-Clausen-Straße in Schleswig benannt.

Weblinks

Quellen

  1. Green, Ulrich: Richard Vosgerau 1933-1945. Von Borby über Neuengamme bis zum Tod in der Neustädter Bucht, in: Demokratische Geschichte 22(2011), S. 143-166