Karl Korn

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Karl Korn
Karl Korn
Karl Korn
Geboren: 31. Oktober 1865
Gestorben: 31. Oktober 1942

Karl Korn, * 1865 in Neustadt/Harz (heute Gemeinde Harztor, Thür.)[1], † 1942 in Bad Tabarz/Thür.[1]; Journalist. Mitglied der SPD seit mindestens 1896.

Leben & Beruf

Karl Korn war Bildungspolitiker, Redakteur verschiedener Zeitschriften und Geschichtsschreiber der Arbeiterbewegung. Weitere Lebensdaten sind bisher nicht ermittelt. Sein Nachlass oder Teile davon liegen bei der Friedrich-Ebert-Stiftung.[2]

Partei & Politik

Nach "philologischen Studien"[3] gehörte Karl Korn von 1896 bis mindestens 1908 zur Redaktion der VZ in Kiel.[4] Offenbar beeinflusste schon die dortige Parteijugend seine Haltung zur Frage bürgerlicher Bildung.

"Als Mitbegründer der proletarischen Jugendbewegung erkannte Korn früh, dass die Arbeiterschaft im Rahmen der von bürgerlichen Universitätsdozenten getragenen Volkshochschulbildung reaktionären Vorstellungen ausgesetzt war. Die Kieler Arbeiter forderten die verpönte sozialistische 'Tendenz' ein, 'so lief den Kieler organisierten Arbeitern vor einigen Jahren das Maß der Geduld über, als ihnen die Universitätsprofessoren in ihren Volkshochschulkursen von Geschichte nichts Wichtigeres vorzusetzen wussten als die Anekdoten vom alten Hammurabi.'"[5]

Allerdings wurde die Kieler Volkshochschule erst 1919 gegründet - und zwar von Sozialisten wie dem Juristen Gustav Radbruch - als vermutlich Karl Korn nicht mehr in Kiel lebte. Worauf er sich hier bezieht, ist nicht ermittelt.

Redakteure sozialdemokratischer Zeitungen lebten nicht ungefährlich. Allein im Jahr 1900/01 erhielt Karl Korn wegen "Preßvergehen" eine Gefängnisstrafe von sechs Monaten und drei Tagen.[6]

1905-1907 gehörte er dem Vorstand des Sozialdemokratischen Vereins Kiel und Umgegend an.

Am 7. November 1906 wurde er in den neu geschaffenen zentralen Bildungsausschuss der SPD gewählt, dessen Aufgabe eine kontinuierliche Bildungsarbeit in der Partei und die Organisation von Schulungsprogrammen war.[7]

Am 30. Januar 1909 erschien unter seiner Redaktion die erste Nummer von Arbeiter-Jugend. Organ der Zentralstelle für die arbeitende Jugend Deutschlands.[8] Er schrieb außerdem für die bis 1923 wichtigste Theoriezeitschrift der SPD, Die Neue Zeit.

Der Parteitag in Weimar im Juni 1919 beschloss die Auflösung der Zentralstelle für die arbeitende Jugend Deutschlands. Er ersetzte sie durch den Hauptvorstand des neu gegründeten Verbandes der Arbeiterjugendvereine Deutschlands[9], aus dem später die SAJ erwuchs. Karl Korn gehörte diesem Hauptvorstand nicht an, blieb jedoch Mitglied des Bildungsausschusses, der in Zukunft mit dem Publikationsorgan Arbeiter-Bildung den "Mittelpunkt zur Förderung der jungsozialistischen Bestrebungen"[10] bilden sollte. Er war auch Redakteur der Arbeiter-Bildung, von der zwischen 1923 und 1929 insgesamt 14 Bände erschienen.

Die Arbeiter-Jugend erschien offenbar noch bis zum Februar 1933 als Monatsschrift.[11]

Positionen

Karl Korn vertrat die Forderung nach "proletarischer Bildung"; er sah die Vermittlung des bürgerlichen Bildungsideals und entsprechender Inhalte als verdeckte Fortsetzung der wirtschaftlichen Unterdrückung der Arbeiter auf ideologisch kultureller Ebene.

"Der ökonomischen und politischen Unterdrückung entspricht die ideologische Vergewaltigung der Unterklasse. Als solche ist, nebenbei bemerkt, hier natürlich nicht die mechanische Bevormundung und Knebelung der Beherrschten verstanden, wie sie beispielsweise in der Volksschulpolitik der preußischen Regierung sich manifestiert, sondern jene Beeinflussung in Sitte, Rechtsanschauungen, Ethik usw., vermöge deren die beherrschte Klasse im Bereich der idealen Werte unbewusst dieselben Normen anerkennt und anwendet, wie die herrschende Klasse. Im Bewusstsein der Unterdrückten ist noch stets jede Gewaltherrschaft am tiefsten verankert gewesen. [...]

Zwischen Schillers Jubelruf 'Diesen Kuss der ganzen Welt!' und der modernen Mobilmachungsparole 'Proletarier aller Länder, vereinigt Euch!' liegt ein gesellschaftlicher Entwicklungsprozess und, diesem entsprechend, ein Entwicklungsprozess des gesellschaftlichen Bewusstseins, der der Idee der Humanität, ohne scheinbar ihren Wortlaut zu verändern, eine ganz veränderte Bedeutung gegeben hat. [...] Und was Marx und Engels über die Geschichtsideologie Hegels gesagt haben, gilt natürlich auch im vollen Umfang für deren Vorläufer, gilt für Lessings 'Erziehung' und für Herders 'Ideen', gilt für alle klassischen Genealogien der Humanitätsidee, gilt für die ideologische Methode der Klassik noch mehr als für die Resultate dieser Methode. In der proletarischen Internationalen ist das Humanitätsideal der Klassik, ist die Menschheit selber aus dem Wolkenkuckucksheim der Begriffe heruntergeholt und auf die 'wohlgegründete' Erde gestellt worden. Und aus der Humanität erstand die Solidarität. Gewiss, das Proletariat hat das Erbe der Klassik angetreten, aber sehr cum beneficio inventarii, unter starkem historischem Vorbehalt."[12]

Damit stellte er sich gegen die Revisionisten, die das Ideal "reiner", angeblich klassenneutraler Bildung z. B. in den 'Sozialistischen Monatsheften' vertraten.[13]

Veröffentlichungen

In der Dt. Nationalbibliothek liegen drei Veröffentlichungen von Karl Korn in verschiedenen Ausgaben vor:

  • Die bürgerliche Jugendbewegung (Berlin 1910)
  • Die Arbeiterjugendbewegung (zuerst Berlin 1922, Nachdruck Münster 1982)
  • Die Weltanschauung des Sozialismus (Berlin 1927)

Für den Gedichtband Flug in die Welt von Hermann Thurow-Nievergelt schrieb er 1927 eine Einführung.

Literatur & Links

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 Dt. Nationalbibliothek: Datensatz Karl Korn, abgerufen 20.12.2023
  2. Vgl. Nachlassdatenbank im Bundesarchiv, dort die Bemerkung "s. im Nachlaß Schröder, Karl in o.a. Archiv". Den Nachlass Schröder bilden offenbar "Briefe von Franz Mehring, Wilhelm Pieck u. a. 1913-1923; angereichert durch Briefe von S. an Karl Korn 1902-1923"
  3. Goller, Peter: Walter Benjamins Studium der Geschichte des Sozialismus und der Arbeiterbewegung (1933–1940). In: Mitteilungen der Alfred-Klahr-Gesellschaft 1 (2012), S. 23
  4. Osterroth, Franz: 100 Jahre Sozialdemokratie in Schleswig-Holstein. Ein geschichtlicher Überblick (Kiel o. J. [1963]), Seite 51
  5. Goller, Peter: Walter Benjamins Studium der Geschichte des Sozialismus und der Arbeiterbewegung (1933–1940). In: Mitteilungen der Alfred-Klahr-Gesellschaft 1 (2012), S. 23
  6. Sozialdemokratischer Parteitag, Hamburger Echo, 15.10.1901, Seite 5
  7. Osterroth, Franz / Schuster, Dieter: Chronik der deutschen Sozialdemokratie Band I. Bis zum Ende des Ersten Weltkrieges (2., neu bearb. und erw. Aufl., Berlin [u.a.] 1975), S. 124
  8. Osterroth, Franz / Schuster, Dieter: Chronik der deutschen Sozialdemokratie Band I. Bis zum Ende des Ersten Weltkrieges (2., neu bearb. und erw. Aufl., Berlin [u.a.] 1975), S. 135
  9. Osterroth, Franz / Schuster, Dieter: Chronik der deutschen Sozialdemokratie Band II. Vom Beginn der Weimarer Republik bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges. (3., unveränd. Aufl. Berlin [u.a.] 1980), S. 40
  10. Osterroth, Franz / Schuster, Dieter: Chronik der deutschen Sozialdemokratie Band II. Vom Beginn der Weimarer Republik bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges. (3., unveränd. Aufl. Berlin [u.a.] 1980), S. 40
  11. Bibliothekssuche der FES (Mediennummer 1194921); wer sie redigierte, ist dort nicht vermerkt.
  12. Zit. in Goller, Peter: Walter Benjamins Studium der Geschichte des Sozialismus und der Arbeiterbewegung (1933–1940). In: Mitteilungen der Alfred-Klahr-Gesellschaft 1 (2012), S. 23
  13. Goller, Peter: Walter Benjamins Studium der Geschichte des Sozialismus und der Arbeiterbewegung (1933–1940). In: Mitteilungen der Alfred-Klahr-Gesellschaft 1 (2012), S. 23