Ortsverein Kiel-Pries/Friedrichsort

Aus SPD Geschichtswerkstatt

Der Ortsverein Kiel-Pries/Friedrichsort ist eine Gliederung im Kreisverband Kiel. Zu Vorsitzenden wurden am 30. Mai 2021 als Doppelspitze Ingrid Havemann und Fabian Reichardt gewählt; seit 10. November 2021 ist Ingrid Havemann alleinige Vorsitzende. Sie lösten Uli Paproth ab, der dem Ortsverein seit 2009 vorgestanden hatte. Seine Vorgänger waren u.a. Volkhard Hanns, Mathias Stein, Karsten Langfeldt und Jürgen Röpstorff. Mit Stand vom 31. Dezember 2020 hatte der Ortsverein 42 Mitglieder.

"Historischer Infostand" zum Parteijubiläum

Zum "Tag der Ortsvereine" am 4. Mai 2013 zum 150jährigen Bestehen der SPD präsentierte der Ortsverein einen "historischen Infostand" in historischen Kostümen. Es wirkten mit von rechts Waltraud Bischoff, Birgit Wellendorf, Antje Möller-Neustock und als Moritatensänger Klaus Keil. Nicht im Bild sind Volkhard Hanns und Uli Paproth.


Bereits 1893 gab es in Pries und Friedrichsort SPD-Mitglieder, darunter den Schumacher Hoffmann, denen von der Polizei die Schuld an mehreren Brandstiftungen zugeschoben werden sollte.[1] Auch 1894 sind sozialdemokratische Aktivitäten in Friedrichsort belegt, es soll eine „öffentliche Versammlung für Frauen und Männer“ mit dem Genossen Klüß [vermutlich VZ-Redakteur Joachim Klüß] als Redner stattgefunden haben.[2]

Im Juni 1900 muss der Ortsverein schon eine stattliche Größe erreicht haben, denn es wurden 60 Mark Parteibeiträge an den Parteivorstand abgeführt.[3] Falls diese Summe nur aus Mitgliedsbeiträgen des Monats bestand, dürfte der Verein wohl um die 200 Mitglieder gehabt haben.

Bei der Reichstagswahl 1912 gab es in Pries mit 99% die wohl höchste Wahlbeteiligung im Reich. Dabei wählten 546 Personen die SPD (1907 noch 315). Im gesamten dritten Reichstagswahlkreis (Schleswig-Eckernförde) gab es zu dieser Zeit 1349 Mitglieder.[4]

1913 gelang es der SPD, 6 von 12 Gemeinderatssitzen in Pries zu besetzen. Der Vorwärts wies darauf hin, dass dies ein bemerkenswertes Ergebnis sei, da die Wahl öffentlich gewesen wäre und die meisten Arbeiter dort in der Marine-Torpedoanstalt beschäftigt wären, wo ihnen bei sozialdemokratischer Betätigung die Entlassung angedroht sei.[5]

Friedrichsort könnte zum Sozialdemokratischen Verein Holtenau und Umgegend gehört haben, denn im Rahmen der Abspaltung zur USPD ist stets von den „Genossen von Friedrichsort-Holtenau“ die Rede.[6] Allerdings wurde Holtenau erst 1903 gegründet, sie müssten also fusioniert haben.

Auch die Gewerkschaften waren im Ort vertreten, so existierte eine Abteilung des Deutschen Werftarbeiterverbands, deren Vorsitzender 1902 Bade hieß.[7]


Der Arbeitersport wurde ausgeübt in der Freien Turnerschaft Friedrichsort und Umgebung, die 1945 mit den beiden anderen Sportvereinen im Ort fusionierte.


1918 kam es in Friedrichsort zu organisierten Plünderungen, als der Soldatenrat tausende Flaschen Alkohol und Zigaretten in den Wohnungen von Offizieren und Wohlhabenden sowie bei Geschäftsleuten beschlagnahmte.[8]

1920 trat der Friedrichsorter Genosse Panitzki für die USPD auf Platz 10 der Landesliste für den Reichstag an.[9]

Links


  1. Hamburger Echo 11.1.1893, S. 3
  2. Die Gleichheit 30.5.1894
  3. Vorwärts 10.7.1900
  4. Vorwärts 21.8.1912
  5. Vorwärts 12.6.1913
  6. Mitteilungsblatt des Verbandes der Sozialdemokratischen Wahlvereine Berlins und Umgegend : Organ des Bezirksverbandes Berlin-Brandenburg der USPD. 18.2.1917 und 18.3.1917
  7. Vorwärts 3.4.1902
  8. Freiheit 19.12.1818
  9. Freiheit 26.5.1920